2001 wird ein heisses Jahr - der Euro kommt! Das europäische Geld konnte seit seiner Einführung im Januar 1999 noch keine Erfolgsgeschichte schreiben. Verglichen mit seinem Ausgangswert Anfang 1999 ist es im Jahre 2000 auf den harten Boden der Realitäten zurückgeführt worden und verlor fast 25 Prozent seines Aussenwertes. Am 1. Januar 2002 wird in elf souveränen europäischen Ländern der Euro offiziell als Zahlungsmittel eingeführt. Der letzte Akt der Währungsumstellung ist damit vollzogen. Die Schwierigkeiten, die damit einhergehen, sind zurzeit noch nicht absehbar. Sicher scheint aber zu sein, dass mit der Einführung des Euro-Bargelds erneut eine Teilung Europas eingeleitet wird. Neben den Euro-Ländern bilden sich zwei weitere Gruppen: die Engländer und die Skandinavier, die sich nicht an der Währungsumstellung beteiligen, sowie die Gruppe der zwischen 2003 und 2005 neu aufzunehmenden Mitglieder. Im günstigsten Fall wird es der Europäischen Union gelingen, sich bis zum Jahre 2003 auf die Aufnahme von zwölf ost- und südeuropäischen Ländern vorzubereiten. Im ungünstigsten Fall sind die neuen Mitgliedsländer noch völlig unreif für die Währungsgemeinschaft - sofern die Stabilitätskriterien des Maastrichter Vertrages nicht völlig ausser Acht gelassen werden.
„Das Wachstum der Weltwirtschaft flacht sich ab, Vorreiter ist Amerika. Die höheren Energiepreise schlagen auf die Verbraucherpreise durch.“
Bereits zwei Jahre nach seiner Einführung ist das europäische Geld ins politische Fahrwasser geraten. Im Jahre 1999 wurden für den Euro-Raum die Schlüsselzahlen für die Umrechnung des nationalen Geldes in Euro festgelegt. Für die deutsche Währung bedeutet dies konkret, dass ein Euro genau 1,95583 Mark beim Tausch wert sein wird. Der Umrechnungs- und der Tauschwert sind allerdings zwei verschiedene Paar Schuhe. Der erste ist fixiert, der zweite aber ist dem Spiel der Devisenmärkte ausgesetzt. Sofort mit der Einführung des Euro begannen die Devisenkurse zu schwanken. Der Kurs des Euro ging steil bis auf 0,85 Dollar bergab und musste im September 2000 zum ersten Mal von Zentralbanken gestützt werden. Die Gründe für den schnellen Wertverfall des Euro liegen auf der Hand: Der feste Dollar ist eine Mischung aus Vertrauen und Zinsen, der Euro ein Mix zwischen Misstrauen und Zinsen. Die Geld- und Kapitalzinsen im Dollar-Raum liegen verglichen mit den Euro-Zinsen um ein bis zwei Prozent höher. Darum ist es kaum verwunderlich, dass sogar anfangs vom Euro Begeisterte ihre Euro-Guthaben in Dollar verwandelten.
„Das gemeinsame Geld in Europa bleibt krisenanfällig. Offen ist, in welchem Umfang die ausserhalb Deutschlands umlaufenden rund 60 Milliarden DM-Banknoten Anfang 2002 in Eurobargeld umgetauscht werden.“
Anfang 2002 beginnt das grosse Tauschabenteuer, das zu einer starken Verunsicherung der Menschen führen wird. Geplant sind Registrierungen bei einem Umtausch von mehr als 30 000 Mark. Die Ausgabe von Quittungen soll nur gegen Vorlage von Ausweispapieren erfolgen. Der Währungsumtausch wird insgesamt nach zwei bis drei Monaten abgeschlossen sein. Problematisch erweist sich heute bereits das Einsickern von Falschgeld in der Startphase der Euro-Ära. Es wurden bereits Druckplatten gestohlen.
Praktische Tauschhinweise
Wenn Sie grössere Beträge in Euro tauschen wollen, sollten Sie genau wissen, wie viel Sie aufgrund Ihrer letzten Steuererklärung an Bargeld haben dürfen, ohne aufzufallen. Es ist auch nicht verboten, Bargeld auf Auslandskonten einzuzahlen und sie nach dem 1. Januar 2002 in neuem Geld abzuheben. Bereits vor der grossen Tauschaktion können Sie fremde Banknoten erwerben (Dollar, Pfunde, Schweizer Franken). Dieses Geld können Sie dann später problemlos in Euro-Noten zurücktauschen. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, sich Travellerchecks zu kaufen und sie später im Ausland in Euro-Bargeld zu tauschen. Grössere Geldbeträge können auch zu Hause auf mehrere Banken verteilt werden. Achten Sie aber darauf, dass Sie die Obergrenze für nicht registrierpflichtige Beträge nicht überschreiten. Darüber hinaus sollten Sie rechtzeitig Kontakt mit Ihrem Steuerberater aufnehmen und eine geeignete Tauschtechnik absprechen, denn im Verlauf des Jahres 2001 könnten weitere Tauschbestimmungen erlassen werden.
Der Euroraum: ein Zins - eine Konjunktur - eine Börse
Nach dem starken Absturz der europäischen Märkte in den vergangenen Monaten werden die Experten zurzeit wieder etwas mutiger. Eine Vielzahl von Agenturen geht davon aus, dass 2001 das Jahr der europäischen Aktien wird: Der Euro-Stoxx-50-Index hat demnach in den kommenden zwölf Monaten ein Potenzial von bis zu 6500 Punkten. Dem Börsenbarometer für die 30 führenden Blue Chips, dem DAX, wird sogar das Erreichen der Marke 9 000 zugetraut. Die Werte, die in den vergangenen Monaten unter Druck geraten sind, haben - nach Ansicht der Experten - ein hohes Aufholpotenzial. Dazu zählen vorwiegend die Technologie- und Telekommunikations-Unternehmen. Insgesamt konnte sich der generell freundlichere Trend aber bisher nicht durchsetzen, denn viele Anleger müssen sich immer noch von den heftigen Kursabstürzen zum Ende des vergangenen Jahres erholen. Der Ölpreis wird für die diesjährige Börsenentwicklung eine der wichtigsten Rollen spielen. Im Jahresverlauf sollte sich die Petronotierung, nach dem rasanten Anstieg auf ein Zehnjahreshoch, wieder auf ein niedrigeres Niveau einpendeln. Die Inflationssorgen dürften sich danach abschwächen und positive Auswirkungen auf den Aktienmarkt haben. Die weiche Landung der Konjunktur in Amerika scheint gelungen zu sein, sodass die US-Notenbank ihre einschränkenden Zügel wieder lockern kann.
Die Entwicklung der europäischen Telekommunikation
Im Jahr 2000 erlebte diese Branche einen rasanten Höhenflug. Die Technologie-, Medien- und Telekommunikations-Aktien (TMT-Aktien) zählten zu den Lieblingen der Anleger. Die Kurse stiegen kometenhaft in den Himmel, die Hausse erreichte dabei euphorische Züge. Ab März 2000 begann die Talfahrt. Die Marktteilnehmer sprachen da noch von einem reinigenden Gewitter und zahlreiche Anleger investierten danach sofort wieder. Der wirkliche Ausverkauf stand jedoch noch bevor: Die Kurse stürzten im Herbst drastisch nach unten. Es kam zu Kurseinbrüchen von bis zu 50 Prozent. Bei dem derzeitig niedrigen Niveau und der Prognose für ein freundlicheres Börsenjahr 2001 lohnt sich der Kauf ausgewählter Telekommunikationsaktien.
„In den nächsten 10 Jahren werden mit grosser Wahrscheinlichkeit die Belastungen der deutschen Steuerzahler noch weiter wachsen, allen entgegengesetzten Versprechungen zum Trotz.“
Dem spanischen Telekommunikationskonzern Telefonica werden exzellente Chancen eingeräumt. Es ist das viertgrösste europäische Telekom-Unternehmen. Die Firma hat zahlreiche Übernahmen getätigt. Durch den Kauf von Lycos ist die Telefonica-Tochter Terra Networks zu einem der grössten Internet-Anbieter weltweit geworden. Auch wenn das Internet zur Zeit keinen Anleger begeistert, wird sich die Branche mittel- und langfristig erholen. Die niedrigen Notierungen bieten gute Einstiegschancen. Auch bei der Telecom Italia wird sich mittelfristig ein Aufwärtstrend entwickeln. Die Aktie zählte bis Anfang 2000 zu den herausragenden Anlagen. Auch hier führte der Ausverkauf der TMT-Aktien zu einem raschen Kursrückschlag. Ähnlich wie bei anderen Aktien dieser Branche birgt das zur Zeit niedrigere Kursniveau wenig Risiken nach unten, sodass ein Aufbau erster Positionen empfohlen werden kann.
Technologie im Abwärtstrend?
Auch die Handy-Hersteller sind vom Abwärtssog der Telekommunikations-Unternehmen betroffen, obwohl sie unverändert vom Mobilfunk profitieren. Die günstigen Tarife sowie die wachsende Bedeutung der Datenübertragung im mobilen Netz steigerten im ersten Halbjahr 2000 die Nachfrage. Zu den grössten Nutzniessern gehörten mit einem Marktanteil von insgesamt rund 53 %: Nokia (27,5 % Anteil), Motorola (15,6 %) und Ericsson (10,3 %). Experten rechnen für dieses Jahr mit einem weltweiten Absatz von über 430 Millionen Handys. Das wäre eine Steigerung von rund 76 % im Vergleich zum Vorjahr. Somit ist mit hohen Wachstumsraten am Markt für Mobiltelefone zu rechnen. Die etablierten Unternehmen werden damit voraussichtlich weiter zu den Gewinnern zählen. Auch der neue UMTS-Standard dürfte für einen neuen Boom sorgen.
„Der bis zum Jahre 2000 erreichte Wohlstand wird in Europa kaum gehalten werden können. Die Geldentwertung ist national kaum zu steuern.“
Die Aktie des niederländischen Unternehmens Philips ist seit Jahren eine herausragende Anlage. Im Jahr 2000 wird der Konzern wegen des boomenden Halbleitergeschäfts das beste Umsatzergebnis in der Unternehmensgeschichte erzielen. Allein im dritten Quartal 2000 kletterte der Umsatz um 21 % auf 9,4 Milliarden Euro. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 15 werden die Philips-Papiere moderat bewertet.
Die Deutsche Börse - Aktienanlage als Volkssport
Aktienkultur ist in Deutschland seit der Emission der Deutschen Telekom kein Fremdwort mehr. Deutschland ist ein Land der Aktionäre geworden. Seit Beginn 2000 suchen immer mehr Menschen ihr Anlageglück. Nicht nur Investmentfonds haben immensen Zulauf. Der Aktienverkauf über das Internet hat sich zudem etabliert. Die Onlinebroker konnten der Nachfrage kaum standhalten und der enorme Zulauf bescherte ihnen zunächst gigantische Geschäfte. Ernüchterung trat ab April vergangenen Jahres ein: Parallel zu den Kurseinbrüchen am Neuen Markt gingen auch die Kurse der Onlinebroker zurück. Analysten erwarten für dieses Jahr in dieser Branche durch den steigenden Wettbewerb und den erhöhten Margendruck keine herausragenden Wachstumsimpulse.
Gewinnchancen mit deutschen Auto-Aktien?
Daimler-Chrysler-Aktien haben im Jahr 2000 rund 33 % ihres Kurswertes verloren. Seit der Übernahme des amerikanischen Chrysler-Konzerns scheint das Unternehmen vom Glück verlassen. Diese Defizite sind u. a. auf die hohen Rabatte, die Chrysler gewähren muss, zurückzuführen. Die Prognosen bleiben auch für die Zukunft sehr skeptisch und sehen eine weitere Talfahrt für die Aktie voraus. Die hohen Benzinpreise und die Konjunkturabschwächung in den USA haben entsprechende Auswirkungen auf die künftigen Erträge. Die BMW-Aktie beurteilen die Analysten durchweg positiv. Der Kurs kletterte seit Jahresbeginn 2000 um nahezu 30 %. Der Konzern konnte seinen Marktanteil in Deutschland leicht steigern, die Auftragseingänge sind gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 10 % gewachsen. Das wird auch in den Kurs-Gewinn-Verhältnissen (KGV) sichtbar: BMW wird mit 16,8 bewertet, Daimler-Chrysler mit einem KGB von 9. Die BMW-Kurschancen werden allgemein aufgrund der höheren Bewertung nun vorsichtiger eingeschätzt. VW gilt als noch nicht ausgereizt.
Das Trauerspiel mit der Deutschen Telekom
Die Stimmung für Telekommunikationsaktien hat Ende vergangenen Jahres ihren Tiefpunkt erreicht. Die Aufwendungen für den Ausbau des Netzes, der zunehmende Wettbewerb und die horrenden Preise für die UMTS-Lizenzen haben die Börse verunsichert und werden auf Jahre das Ergebnis belasten. Die Deutsche-Telekom-Aktie war dabei eine der grössten Enttäuschungen der vergangenen Monate. Anfang 2000 zählte die Aktie noch zu den Lieblingen der Anleger. Die Mehrheit der Investoren versprach sich auch vom Börsengang der Töchter T-Mobil und T-Online satte Gewinne. Heute werden T-Online-Aktien fast 50 Prozent unter ihrem Topstand notiert. Der Börsengang von T-Mobil ist bis auf weiteres verschoben. Analysten bezweifeln die Internationalisierung des Unternehmens. Querelen zwischen der T-Online-Tochter und dem Mutterkonzern hatten weitere Vertrauensverluste der Anleger zur Folge. Inzwischen wurde fast der gesamte T-Online-Vorstand ausgetauscht. Ein weiteres Abrutschen des Kurses scheint unwahrscheinlich zu sein. Analysten wagen erste vorsichtige Prognosen. Die jüngsten Einschätzungen lauten nicht mehr "verkaufen", sondern "neutral" bis "übergewichtig".