Erfolg durch Innovationskraft

Buch Erfolg durch Innovationskraft

Ein Ratgeber für Unternehmen mit zahlreichen Beispielen aus der Praxis und konkreten Handlungsempfehlungen

BILANZ,


Rezension

In Hochlohnländern wie der Schweiz sind In­no­va­tio­nen überlebenswichtig für jedes Unternehmen – aber auch für die Wirtschaft als Ganzes. Wolf Zinkl erläutert, warum dies so ist und wie sys­tem­a­tis­ches In­no­va­tion­s­man­age­ment dabei helfen kann, dauerhaft im globalen Wettbewerb zu bestehen. Das Buch gibt einen hilfreichen und sehr gut struk­turi­erten sys­tem­a­tis­chen Überblick über das Zusam­men­spiel der ver­schiede­nen Aspekte (auch der sonst gern vernachlässigten wie z. B. der dauerhaften Fi­nanzierung) und verdeut­licht, welche Faktoren für ein gelungenes In­no­va­tion­s­man­age­ment zu beachten sind. Das Ganze ist dank her­vor­ra­gen­der grafischer Auf­bere­itung und zusam­men­fassender Hand­lungsempfehlun­gen am Schluss jedes Kapitels gut verständlich – auch wenn der Text bisweilen etwas spröd und theoretisch daherkommt. Weil sich das Buch in seinen spannenden Fall­beispie­len stark auf die Situation in der Schweiz bezieht, empfiehlt es BooksInShort besonders den dort ansässigen Un­ternehmern, aber auch allen Führungskräften, die den Innovatoren der Branche nicht mehr hin­ter­her­hecheln, sondern davonlaufen wollen.

Take-aways

  • In Hochlohnländern wie der Schweiz sind In­no­va­tio­nen ein zentraler Er­fol­gs­fak­tor.
  • Besonders wichtig sind sie in den so genannten Schlüssel­tech­nolo­gien: Hier können In­no­va­tio­nen der gesamten Wirtschaft einen Wach­s­tumss­chub verleihen.
  • Je nach Radikalität der Neuerung kann man zwischen Ba­sisin­no­va­tio­nen, Fol­gein­no­va­tio­nen und inkre­men­talen In­no­va­tio­nen un­ter­schei­den.
  • Innovation wird in der Schweiz durch ver­schiedene politische Maßnahmen sys­tem­a­tisch gefördert.
  • Jedes Unternehmen kann innovativ sein.
  • Um neue Ideen konsequent zu fördern und effizient zu vermarkten, braucht Ihr Unternehmen ein sys­tem­a­tis­ches In­no­va­tion­s­man­age­ment.
  • Starten Sie gezielte In­no­va­tion­spro­jekte und managen sie diese genauso wie andere Projekte.
  • Die besonderen Merkmale solcher In­no­va­tion­spro­jekte sind: Es wird Neuland betreten, der Fi­nanzbe­darf ist hoch, sie dauern lange und der Erfolg ist unsicher.
  • Wer Kosten senken will, sollte mit Mit­be­wer­bern und Hochschulen kooperieren und sich an Förder­pro­jek­ten beteiligen.
  • Achtung: Innovative Ideen müssen durch Patente usw. ausreichend geschützt werden, damit sie auch rentieren.
 

Zusammenfassung

Warum In­no­va­tio­nen so wichtig sind

Der Wettbewerb in der globalen Wis­sens­ge­sellschaft wird zunehmend härter. Um darin konkurrenzfähig zu bleiben, müssen Unternehmen mit immer neuen, noch besseren Produkten auf den Markt kommen. Im Erfolgsfall kommen sie so in eine positive Spirale: Das Unternehmen wächst und hat dadurch mehr Geld für Forschungszwecke, wird noch innovativer, gewinnt neue Kunden, wird dadurch wiederum größer usw. Gerade in Hochlohnländern wie der Schweiz ist der In­no­va­tionsvor­sprung die einzige Möglichkeit, zu überleben produzieren können andere billiger als die Eidgenossen.

„An der In­no­va­tion­skraft wird das Unternehmen der Zukunft gemessen.“

In­no­va­tio­nen sind nicht nur für das einzelne Unternehmen wichtig, sondern für die Wirtschaft als Ganzes. Wirtschaftliche Entwicklung findet nämlich in Wellen statt und grundle­gende (revolutionäre) Erfindungen führen nor­maler­weise zu wirtschaftlichen Wach­s­tumsschüben, die das ganze Land nach vorne bringen. Allerdings ist dabei nicht jede Neuerung gleich wichtig. Starke Effekte erhofft man sich mit­tel­fristig vor allem von den so genannten Schlüssel­tech­nolo­gien. Aktuell sind dies vier Branchen, nämlich In­for­ma­tions- und Kom­mu­nika­tion­stech­nolo­gie (IKT), Umwelt- und En­ergi­etech­nolo­gie, Nan­otech­nolo­gie und Biotech­nolo­gie. Diese vier Bereiche sind nicht unabhängig voneinander, im Gegenteil: Oft ist es erst der in­ter­diszi­plinäre Austausch, der zu entschei­den­den Durchbrüchen führt. So z. B. bei Motoren, die mit Treibstoff aus biotech­nol­o­gisch veränderten Pflanzen laufen.

In­no­va­tion­stypen

Doch was sind überhaupt In­no­va­tio­nen? Einerseits, das ist klar, neue Produkte, Ver­fahrensweisen und Prozesse. An­der­er­seits aber auch deren er­fol­gre­iche ökonomische Umsetzung schließlich nützt die tollste Idee nichts, wenn sie auf dem Markt floppt. In­no­va­tio­nen entstehen entweder intern, als neue Ideen aus der En­twick­lungsabteilung bzw. aus den Hochschulen, und werden dann in marktfähige Produkte umgesetzt („innovation push“). Oder aber umgekehrt: Die Kunden verlangen nach dem neuen Angebot („market pull“). Oft genug entsteht die Innovation auch aus einer Wech­sel­wirkung zwischen beiden Dynamiken. Je nach Auswirkung und Neuigkeits­grad kann man zwischen un­ter­schiedlich radikalen In­no­va­tio­nen un­ter­schei­den:

  • Ba­sisin­no­va­tio­nen: sind geniale Erfindungen großer Tragweite, wie die Glühbirne, das Rad oder das Internet – naturgemäß sehr selten.
  • Fol­gein­no­va­tio­nen: sind weniger bedeutend als Ba­sisin­no­va­tio­nen, aber immer noch grundlegend. Zu ihnen gehört beispiel­sweise der Chip als Weit­er­en­twick­lung des Transistors (Ba­sisin­no­va­tion). Fol­gein­no­va­tio­nen bergen große Chancen, aber auch hohes (fi­nanzielles) Risiko.
  • Inkre­men­tale In­no­va­tio­nen: sind Pro­duk­tverbesserun­gen in kleinen Schritten und mit rund 90 % aller Neuerungen die „Stan­dard­inno­va­tio­nen“ der Unternehmen – mit geringeren Chancen, aber auch reduziertem Risiko im Vergleich zu Fol­gein­no­va­tio­nen.
„Auslöser jeder Innovation ist eine Idee.“

Tra­di­tionell gehen In­no­va­tions­bemühungen in Richtung einer Pro­duk­t­di­ver­si­fizierung oder einer Pro­duk­t­neuen­twick­lung. Weniger beachtet, aber genauso er­fol­gver­sprechend sind dagegen Prozessin­no­va­tio­nen. Das sind entweder Veränderungen in der internen Or­gan­i­sa­tion (Struk­turin­no­va­tio­nen) oder in den Abläufen, die effizienter gestaltet werden (Ver­fahrensin­no­va­tio­nen), etwa bei der Einführung eines verbesserten Her­stel­lungsver­fahrens. In letzter Zeit werden außerdem Mar­ketingin­no­va­tio­nen immer wichtiger, die an der Schnittstelle von Produkt- und Prozessin­no­va­tio­nen stehen. Ein Beispiel für eine Mar­ketingin­no­va­tion ist das On­li­neshop­ping.

Bedingungen und Risiken

Grundsätzlich kann jedes Unternehmen innovativ sein. Besonders erneuerungs­freudige Firmen haben oft die folgenden Merkmale: Sie wurden in den letzten 15 Jahren gegründet, haben gut aus­ge­bildete, (innerlich) junge Mitarbeiter, einen engen Kontakt zum Kunden, eine in­ter­na­tionale Ausrichtung, eine in­no­va­tions­fre­undliche Un­ternehmen­skul­tur sowie ein gezieltes, sys­tem­a­tis­ches In­no­va­tion­s­man­age­ment. Je mehr dieser Faktoren gegeben sind, desto eher gelingt es einem Unternehmen, durch ständige In­no­va­tio­nen am Ball zu bleiben. Dabei ist die Entwicklung von Neuerungen eingebunden in das Gesamt­sys­tem aus Politik, Wirtschaft und Wis­senschaft. Auch die Schweizer Politik hat die Bedeutung der In­no­va­tio­nen erkannt und fördert sie durch gezielte Maßnahmen. Einerseits sorgt der Staat für wis­senschaftliche Forschung und Ausbildung auf in­ter­na­tional sehr hohem Niveau, an­der­er­seits schafft er die richtigen Rah­menbe­din­gun­gen für eine Kultur der In­no­va­tio­nen (z. B. Ar­beits­markt, Fi­nanzierungsförderung, Science Parks, Bürokratieab­bau).

„Aus Beobach­tun­gen im un­ternehmen­sex­ter­nen Umfeld holt sich eine Firma Impulse für Innovation.“

Natürlich gibt es, wie bei jeder un­ternehmerischen Entschei­dung, auch bei In­no­va­tio­nen Risiken: Man kann aufs falsche Pferd setzen, weil man die Bedeutung einer neuen Idee nicht richtig einschätzt das kann viel Geld für unnötige Forschung kosten (Strate­giefalle). Oder man macht bei der Markteinschätzung bzw. Vermarktung der an sich richtigen Idee Fehler (Marktfallen). Außerdem kann es sein, dass man wichtige En­twick­lun­gen schlicht verschläft und so den Anschluss auf dem Markt verliert (Wet­tbe­werb­s­fallen).

Sys­tem­a­tis­ches In­no­va­tion­s­man­age­ment

Um wirklich innovativ zu sein, reicht es nicht, ab und zu ein neues Produkt auf den Markt zu bringen. Vielmehr muss man durch ein sys­tem­a­tis­ches In­no­va­tion­s­man­age­ment dafür sorgen, dass neue Ideen konsequent gefördert und effizient vermarktet werden. Wichtig dafür ist zunächst einmal die In­no­va­tion­skul­tur im Unternehmen. Sie können sich nicht einfach auf die spontane Kreativität der Angestell­ten verlassen, sondern müssen ein Umfeld schaffen, in dem neue Ideen gedeihen können. Dazu gehören eine offene Kom­mu­nika­tion­sstruk­tur und eine Kultur, die Eigen­ver­ant­wor­tung erlaubt, Neugier belohnt, Risiken nicht scheut und aus Fehlern kein Drama macht sofern daraus gelernt wird.

„In­no­va­tion­skraft kann jedes Unternehmen entwickeln, egal wie gut oder wie schlecht die Vo­raus­set­zun­gen sind.“

Ständige Veränderungen fallen den Angestell­ten nicht immer leicht, weil der Mensch eine natürliche Scheu vor Neuem hat. Deshalb sind die Vor­bild­funk­tion und die Grun­de­in­stel­lung der Chefetage wichtig. Und noch etwas: In ständiger Hektik kommt kaum jemand auf geniale Geis­tes­blitze. Deshalb brauchen die Angestell­ten genügend Zeit, um kreative Ideen zu entwickeln so wie bei Google, wo die Mitarbeiter an einem Tag pro Woche an selbst gewählten Projekten arbeiten dürfen.

In­no­va­tion­sstrate­gien

Die schönste Un­ternehmen­skul­tur nützt wenig, wenn die neuen Ideen nicht planmäßig weit­er­en­twick­elt und vermarktet werden. Deshalb ist es sinnvoll, In­no­va­tion­spro­jekte zu starten, die genau wie andere Projekte sys­tem­a­tisch gemanagt werden können. Zwei un­ter­schiedliche Strategien kommen dafür infrage:

  1. Die offensive Strategie: Das Unternehmen sucht permanent aktiv nach In­no­va­tio­nen und versucht neue Produkte als Erster auf den Markt zu bringen.
  2. Die defensive Strategie: Das Unternehmen beobachtet den Markt und reagiert (als früher Nachahmer), wenn Neuerungen erste Mark­ter­folge feiern.
„Die im Alltag bewährte Un­ternehmensstruk­tur ist in der Regel ungeeignet für die Durchführung von In­no­va­tion­spro­jek­ten.“

Keineswegs ist die defensive Strategie schlechter als die offensive eher im Gegenteil: Da viele neue Produkte ja erst einmal mit Kinderkrankheiten auf den Markt kommen und auch die Kunden ihre Gewohn­heiten oft nur langsam ändern, gelingt es den defensiven Unternehmen häufig, sehr erfolgreich auf dem Markt zu agieren. Grundsätzlich sollten Sie sich bei In­no­va­tion­spro­jek­ten nicht nur auf die internen Ideen verlassen, sondern auch das externe Umfeld genau im Auge behalten: Die Mark­ten­twick­lung, die Wet­tbe­wer­ber und Lieferanten sowie die wirtschaftlichen, politischen und gesellschaftlichen Veränderungen geben wichtige Impulse für neue Ideen. Auch die tech­nol­o­gis­che Weit­er­en­twick­lung ist ein zentraler Faktor. Um hier nicht den Überblick zu verlieren, erstellen Sie eine Tech­nolo­gieland­karte, die zeigt, welche Bereiche, En­twick­lun­gen usw. mithilfe welcher Quellen beobachtet werden sollen.

In­no­va­tion­spro­jekte

In­no­va­tion­spro­jekte werden grundsätzlich genauso gemanagt wie andere Projekte auch, d. h. man bestimmt ein Ziel, eine Laufzeit und ein Budget, plant Termine, Liquidität, wirtschaftliche und technische Meilen­steine. Spezifisch an In­no­va­tion­spro­jek­ten ist, dass Sie hier Neuland betreten müssen darin liegt ja gerade ihr Sinn. Statt in den alltäglichen Strukturen und Routinen zu verharren, sollten Sie eine eigenständige Pro­jek­tor­gan­i­sa­tion aufbauen. Die Ve­r­ant­wor­tung dafür sollte in kleineren Unternehmen direkt bei der Geschäftsleitung liegen. Die Per­son­alauswahl, ins­beson­dere die Auswahl des Pro­jek­tleit­ers, ist auss­chlaggebend für den Erfolg oder Misserfolg des Projekts. Grundsätzlich sollten Sie Entschei­dungskom­pe­tenz und Ve­r­ant­wor­tung niemals trennen. Sinnvoll ist wie bei anderen Projekten auch die Erstellung von Las­ten­heften (Marktbedürfnisse, Pro­duk­tan­forderun­gen) und Pflicht­en­heften (konkrete technische und wirtschaftliche Kriterien). Aufgrund des innovativen Charakters des Projekts sind ein regelmäßiges Controlling sowie ggf. eine Anpassung der Planung an die neue Situation (rollierende Planung) ganz besonders wichtig. Und last but not least: Jedes In­no­va­tion­spro­jekt kann scheitern. Legen Sie bereits im Vorfeld fest, wann das Projekt abgebrochen werden soll, um den fi­nanziellen Schaden in Grenzen zu halten.

„Das Controlling ist aufgrund der vielen Un­sicher­heits­fak­toren bei In­no­va­tion­spro­jek­ten ein wichtiger Teil des Pro­jek­t­man­age­ments.“

Überhaupt, das liebe Geld: In­no­va­tion­spro­jekte sind teuer. Deshalb ist es wichtig, dass Sie eine Fi­nanzierungs­form finden, die den An­forderun­gen des Projektes gerecht wird und gle­ichzeitig das Unternehmen nicht überlastet. Denn In­no­va­tion­spro­jekte dauern oft relativ lang – und das bei höchst unsicherem Erfolg. Folglich sind solche Projekte ähnlich wie Anlagevermögen zu finanzieren. Es empfiehlt sich die Anwendung der so genannten „goldenen Fi­nanzierungsregel“, bei der man die Übere­in­stim­mung von Kapitalüberlas­sungs- und Kap­i­tal­bindungs­dauer beachtet. Nor­maler­weise wird kein Fremd­kap­i­tal aufgenommen, sondern das Eigenkap­i­tal erhöht, entweder durch die Ein­be­hal­tung von Gewinnen (The­saurierung) oder mittels Beteili­gungskap­i­tal. In der Praxis ist erstere die gängige Methode.

Forschungsal­lianzen und Schutzrechte

Die er­fol­gre­iche Entwicklung von In­no­va­tio­nen hängt eng mit einer umfassenden Forschungstätigkeit zusammen. Vor allem kleinen und mittleren Unternehmen fehlt hierfür oft das Geld. Hilfreich können Allianzen mit den Mit­be­wer­bern oder mit Hochschulen (Wissens- und Tech­nolo­gi­etrans­fer, WTT) sein oder aber die Einbindung in nationale oder in­ter­na­tionale öffentliche Förder­pro­jekte, die nor­maler­weise in Zusam­me­nar­beit mit den Hochschulen durchgeführt werden. In der Schweiz spielt von staatlicher Seite her die Förderagentur für In­no­va­tio­nen des Bundes (KTI) eine wichtige Rolle.

„Der Schutz des geistigen Eigentums ist immer nur so gut wie die Möglichkeit, diesen Schutz vor Gericht einzuklagen und durchzuset­zen.“

Innovative Ideen müssen ausreichend geschützt werden, um sie wirtschaftlich nutzen zu können. Die Bedingungen für den Erwerb entsprechen­der Schutzrechte (in der Regel Patente) sollten von Anfang an mit eingedacht werden. Wer dies verpasst, kann es später möglicher­weise nicht mehr nachholen. Aber Achtung: Prüfen Sie umgekehrt auch, ob sich der teure Erwerb von Schutzrechten wirklich lohnt wenn man diese faktisch nicht gegen unfaire Konkur­renten durchsetzen kann, ist die Investition unnütz.

Über den Autor

Wolf Zinkl studierte Betriebs- und Volk­swirtschaft in Basel. Er ist seit über 20 Jahren als Un­ternehmens­ber­ater selbstständig und Inhaber der Be­ratungs­firma COGIT AG. Das Unternehmen hat sich auf die Beratung zum Thema Innovation spezial­isiert.