Zuckerbrot statt Peitsche

Buch Zuckerbrot statt Peitsche

Wie man mit einer täglichen Dosis Anerkennung sein Unternehmen nach vorne bringt

FinanzBuch,
Auch erhältlich auf: Englisch


Rezension

Wie sieht der Alltag heutiger Unternehmen aus? Müssen die Angestell­ten tatsächlich unter ständigem Druck und Stress Höchstleis­tun­gen erbringen? Und wenn ja, werden diese Leistungen wenigstens gebührend geschätzt und gewürdigt? Die beiden amerikanis­chen Berater Adrian Gostick und Chester Elton sprechen mit ihrem Buch ein Thema an, das vielen unter den Nägeln brennt. Sie versuchen anhand zahlreicher Umfragen und Prax­is­beispiele nachzuweisen, dass tägliches Lob und regelmäßige Anerkennung die Be­trieb­sergeb­nisse positiv beeinflusst. Das gelingt ihnen ziemlich überzeugend. Schade ist nur, dass sie damit ihr Pulver eigentlich schon verschossen haben. Viel mehr als die Motivation, zukünftig intensiver auf die Mitarbeiter einzugehen, können Führungskräfte diesem Buch nicht entnehmen. BooksInShort empfiehlt es trotzdem allen Un­ternehmern und Managern, die wissen wollen, wie sie ihre Leute durch Lob motivieren und zu besseren Leistungen bringen.

Take-aways

  • Lob als Führungsmeth­ode ist er­fol­gsentschei­dend.
  • Gemäß diversen Studien steigert regelmäßige Anerkennung das Un­ternehmensergeb­nis.
  • Es gibt wirksamere Mittel, um Leistungen zu honorieren, als Geld.
  • Die vier Grund­prinzip­ien guter Führung lauten: klare Ziele setzen, offen kom­mu­nizieren, Vertrauen schenken und bereit sein, Ve­r­ant­wor­tung abzugeben.
  • Loben Sie Ihre Mitarbeiter gezielt: Unehrliche, diffuse Lob­hudeleien sind wertlos.
  • In puncto Lob teilt sich die Man­agerkaste in „Erwarter“ und „Altruisten“. Erwarter loben nur, um eine Gegen­leis­tung zu erhalten, Altruisten hingegen aus echtem Engagement.
  • Richtige Anerkennung erfolgt immer persönlich und orientiert sich an den Bedürfnissen des jeweiligen Mi­tar­beit­ers.
  • Nur 40 % aller Ar­beit­nehmer sind sowohl zufrieden als auch engagiert. In einer An­erken­nungskul­tur werden beide Eigen­schaften gefördert.
  • Etablieren Sie eine An­erken­nungskul­tur, indem Sie konkret loben, außeror­dentliche Leistungen her­ausstre­ichen, Erfolge feiern und abtretende Kollegen würdigen.
  • Messen Sie Zufrieden­heit und Engagement mit regelmäßigen Umfragen.
 

Zusammenfassung

Lob ist ein Leis­tung­sop­ti­mierer

Wer mit seinem Geschäft Erfolg haben will, braucht sowohl eine vielver­sprechende Vision als auch Neugier und Offenheit, um Zufälle zu erkennen, die helfen, Visionen in die Realität umzusetzen. Ein her­vor­ra­gen­des Beispiel dafür ist Charles Goodyear, der Erfinder des Gummis. Der amerikanis­che Unternehmer arbeitete jahrelang daran, aus Kautschuk ein stabiles Material zu formen. Und weil er offen für jedes Ergebnis, jede Veränderung war, gelang ihm 1839 schließlich der Durchbruch: Dem blanken Zufall verdankte er die Erkenntnis, dass die Kombination aus Schwefel und heißem Dampf Kautschuk in festen Gummi verwandelt.

„Für den Mitarbeiter gibt es keinen Beschle­u­ni­gungs­fak­tor mit einer größeren Wirkung als ziel­gerichtete Anerkennung.“

Visionen möglichst schnell in die Tat umzusetzen, ist eine der dringlich­sten Her­aus­forderun­gen der Unternehmen. Es gibt ein allgemein verfügbares Mittel, das Firmenchefs ihrem Ziel mit Sieben­meilen­stiefeln näher bringen kann: die ziel­gerichtete Anerkennung der Mitarbeiter. Zahlreiche Studien belegen, dass Lob das Ar­beit­sklima deutlich positiv beeinflusst und die Leistung steigert. Firmen, in denen die Mitarbeiter regelmäßig gelobt werden, erzielen rund dreimal mehr Eigenkap­i­tal­ren­dite als Unternehmen, die Erfolge nicht würdigen. Zudem erreichen diese Firmen höhere Werte bei der Kun­den­zufrieden­heit, der Mi­tar­beit­er­loy­alität und der Beurteilung des Managements. Umgekehrt geben rund 80 % der Ar­beit­nehmer in Umfragen an, dass fehlende Anerkennung der Hauptgrund für ihren Ausstieg ist.

„Einfach gesagt, wenn die Mitarbeiter wissen, dass ihre Stärken und ihr Potenzial gelobt und anerkannt werden, werden sie wesentlich eher Werte schaffen.“

Das so genannte Zuckerbrot soll die Mitarbeiter zu mehr Engagement motivieren und ihre Kreativität aktivieren. Es ist aber nicht so, dass Anerkennung per se die Leistung steigert. Dies gelingt nur, wenn Lob richtig, d. h. gezielt eingesetzt wird. Es ist falsch zu glauben, Geld sei die ideale Motivation. Durch Prämien wie Restau­rantbe­suche oder Reisen lässt sich Anerkennung oft viel nach­haltiger zeigen. Für Sie als Führungskraft bedeutet das, dass Sie die in­di­vidu­ellen Charakterzüge und die Vorlieben Ihrer Leute genau kennen müssen. Diese Eigen­schaften stärken auch Ihr Führungsver­hal­ten.

Das Geheimnis guter Führung

Lob ist ein Motor für Leis­tungssteigerun­gen. Um auf Touren zu kommen, brauchen Motoren den richtigen Treibstoff. In Unternehmen sind es die folgenden vier Grund­prinzip­ien, die Sie und Ihre Mitarbeiter vo­ran­brin­gen:

  • Ziele setzen: Dank klarer Vorgaben wissen die Mitarbeiter, wohin die gemeinsame Reise gehen soll, in welchem Zusam­men­hang ihre Tätigkeit steht und welchen Sinn sie hat. Sie wiederum wissen, wofür sie Ihre Leute auszeichnen sollen und motivieren können. Erste Aufgabe der Führung muss also sein, die gemeinsamen Ziele, den Weg dorthin und die Un­ternehmenswerte leicht verständlich zu definieren.
  • Offen kom­mu­nizieren: Klare Vorgaben allein garantieren noch keine Erfolg. Vo­raus­set­zung ist, dass alle Mitarbeiter die Ziele nicht nur kennen, sondern sie genau verstehen. Das heißt für Sie, den ständigen Austausch mit Ihren Leuten zu pflegen. Probleme, Krisen und Gerüchte sollten genauso offen zur Sprache kommen wie wichtige Entschei­dun­gen oder Erfolge. Nehmen Sie sich Zeit, auf die in­di­vidu­ellen Sorgen Ihrer Leute einzugehen. Ebenso wichtig ist es, alle Mitarbeiter über die entschei­den­den Daten sowie die En­twick­lun­gen der Firma ausführlich zu informieren. Auf diese Weise können Sie Ihre Leute emotional am Unternehmen beteiligen und sie in die Ve­r­ant­wor­tung nehmen.
  • Vertrauen stärken: Häufig wird die Fähigkeit, eine Ver­trauen­skul­tur aufzubauen, unterschätzt. Dennoch gehört sie zu einer guten Un­ternehmensführung. Sie bedeutet, dass Sie Ihr Umfeld re­spek­tieren, Fairness prak­tizieren und die Leistung des Teams in den Vordergrund rücken. Dazu gehört in erster Linie die Au­seinan­der­set­zung mit sich selbst. Geben Sie Fehler zu, halten Sie Ihre Versprechen, stärken Sie den Ruf der Firma, seien Sie zu jederzeit ansprechbar und verhalten Sie sich ethisch korrekt.
  • Ve­r­ant­wor­tung abgeben: Anerkennung steigert Leistungen nur dann, wenn gle­ichzeitig eine vor­bildliche Fehlerkul­tur gepflegt wird. Den Erfolgen voran gehen Fehlentschei­dun­gen und Versäumnisse. Wirkliche Ve­r­ant­wor­tung bedeutet: Lassen Sie Fehler zu, gestehen Sie sie ein und beheben Sie die Missstände schnell. Das sollte auch Ihre Mannschaft beherzigen. Wer mit Fehlern offen umgeht, erkennt nicht nur die Stärken und Vorzüge seiner Leute schneller, sondern er wird alle Erfolge, auch das Ausbügeln von Fehlern, gerne mit ihnen feiern.
„Tatsächlich ist Geld kein so mächtiger Anreiz wie viele glauben.“

Neben den Führungskri­te­rien gibt es einen weiteren wesentlichen Aspekt, der die Wirkung von Anerkennung entschei­dend beeinflusst: die innere Einstellung der Führungskräfte. In Forschungen haben sich zwei grundle­gende Gruppen von Managern her­auskristallisiert: Zum einen die „Erwarter“, die von ihren Mi­tar­beit­ern immer eine Gegen­leis­tung erwarten, wenn sie sie loben, zum anderen die „Altruisten“. Diese äußern Anerkennung aus men­schlichen Motiven heraus wie dem Bedürfnis nach Wertschätzung und der persönlichen Ve­r­ant­wor­tung für ihre Leute. Altruisten ermutigen ihre Leute dazu, ihre Potenziale zu entfalten. Das bedeutet, sie kennen die Stärken und die Schwächen der Menschen, mit denen sie arbeiten, und sie legen den Fokus nicht so sehr auf die sichtbaren Ergebnisse. Vielmehr schätzen sie, was jeder einzelne Mitarbeiter insgesamt zum Un­ternehmenser­folg beiträgt.

Der Weg zur An­erken­nungskul­tur

Was ist richtiges Lob? Diese Frage können Führungskräfte nur aus der Sicht der Mitarbeiter beantworten. Gute Anerkennung richtet sich immer nach den in­di­vidu­ellen Bedürfnissen. Geld ist dabei nur eine unter vielen Möglichkeiten, Wertschätzung auszudrücken. Wirkungsvollere An­erken­nun­gen sind in vielen Fällen z. B. nützliche Gegenstände wie Uhren oder aus­ge­fal­l­ene Ideen wie der Besuch einer firmeneige­nen Loge bei einem Fußballspiel. Entschei­dend für den Erfolg von Lob ist, dass Sie es persönlich aussprechen. Das stärkt sowohl die Beziehung zwischen Führung und Mitarbeiter als es auch Ihr Standing als Manager steigert.

„Die Mi­tar­beit­er­fluk­tu­a­tion ist wie ein schwarzes Loch im Weltraum: Fi­nanzmit­tel in er­staunlicher Höhe ver­schwinden darin.“

Um eine er­fol­gre­iche An­erken­nungskul­tur aufzubauen, müssen zwei wesentliche Aspekte erfasst werden: Zufrieden­heit und Engagement. Lob stärkt beide Aspekte in den Mi­tar­beit­ern gle­ichzeitig – denn weder Zufrieden­heit noch Engagement bewirkt für sich allein her­aus­ra­gende Leistungen. Treten aber beide gle­ichzeitig auf, sind die Ar­beit­nehmer innovativer, übernehmen Ve­r­ant­wor­tung, wollen den Erfolg des Teams vo­rantreiben und fühlen sich dem Unternehmen emotional verbunden.

Zufrieden­heit und Engagement

Zufriedene und engagierte Mitarbeiter erbringen Spitzen­leis­tun­gen und tun alles, um die gemeinsamen Ziele der Firma zu erreichen. Forschungen zeigen allerdings, dass im Schnitt nur rund 40 % aller Ar­beit­nehmer sowohl zufrieden als auch engagiert sind. Genauere, un­ternehmensspez­i­fis­che Zahlen lassen sich über regelmäßige Umfragen erheben. Diese können alle Mitarbeiter einbeziehen oder nur Stichproben umfassen. Eine Gesamter­he­bung ist zwar genauer, dennoch können beiden Um­frage­for­men aussagefähige Werte liefern – jedoch nur, wenn auch die Stichprobe alle Abteilungen abdeckt. Wichtig für die Qualität der Um­frageergeb­nisse sind ein ver­trauensvoller Umgang mit den Daten und eine hohe Antwortquote.

„Vertrauen wird häufig eher für eine zwis­chen­men­schliche Fähigkeit als für eine Führung­seigen­schaft gehalten.“

Nachdem klar ist, wie zufrieden und engagiert die Mitarbeiter eines Un­ternehmens sind, wird Anerkennung gefördert und zur Selbstverständlichkeit. Eine solche Fir­menkul­tur steigert die Leistungen automatisch. Allerdings müssen Sie diese Kultur pflegen und die Mitarbeiter immer wieder auf sie einschwören. Feiern sind dafür ein probates Mittel. Sie stärken das Zusammengehörigkeitsgefühl der Gruppe und das Selb­stver­trauen der Einzelnen. Um den Mi­tar­beit­ern Ihre Wertschätzung zu zeigen, stehen Ihnen außerdem drei weitere etablierte Methoden zur Verfügung: Die alltägliche Anerkennung, das Her­ausstellen von besonderen Leistungen und das Würdigen abtretender Kollegen.

Zeitnah und konkret loben

Das alltägliche Lob zeichnet sich durch seine Häufigkeit, seinen konkreten Grund und seine zeitliche Nähe zum Anlass aus. Die amerikanis­che Un­ternehmens­ber­atung Gallup hat ermittelt, dass Anerkennung nur dann eine Wirkung erzielt, wenn die Mitarbeiter mindestens einmal pro Woche gelobt werden. Zudem darf sich die Würdigung nicht in Allgemeinplätzen verlieren, und sie sollte nicht später als zwei Tage nach dem Anlass erfolgen. Ähnliches gilt auch für das Herausheben guter Leistungen. Achten Sie darauf, dass die Ausze­ich­nung nicht den Charakter der Be­liebigkeit hat. Das heißt: Es sollten nur die Leistungen her­vorge­hoben werden, die für das Unternehmen von großem Wert sind, wie etwa eine Um­satzsteigerung, eine Kostensenkung oder die Entwicklung neuer Produkte oder Di­en­stleis­tun­gen.

„In einer Kultur der Anerkennung streben die Menschen schon nach der nächsten Stufe: Selb­stver­wirk­lichung.“

Die Würdigung langjähriger Kollegen, die sich in den Ruhestand ve­r­ab­schieden, stellt für den Abtretenden ein Dankeschön für seinen Beitrag am Un­ternehmenser­folg dar. Für die anderen Mitarbeiter zeigt es in erster Linie, dass sich das Unternehmen um seine Leute kümmert und deren Leistung wertschätzt. Das gilt genauso für das Feiern von gemeis­terten Projekten oder innovativen Ideen.

Was kostet Lob?

Ist die An­erken­nungskul­tur etabliert, muss sie im Alltag aufrechter­hal­ten werden. Dabei müssen Sie sich als Führungskraft mit drei Fragen au­seinan­der­set­zen: Wie sollen einzelne Ver­hal­tensweisen gewürdigt werden? Welches Budget ist dafür einzuplanen? Und wie lässt sich die Anerkennung kreativ gestalten? Man un­ter­schei­det vier Ausze­ich­nungsstufen. Die erste sind kleine Schritte der Ar­beit­nehmer, die zur Erreichung des Firmenziels beitragen. Dann werden Aus­nah­meleis­tun­gen her­vorge­hoben. Darauf folgt die Ausze­ich­nung von dauerhaften Spitzen­leis­tun­gen. Die höchste An­erken­nungsstufe erfahren Projekte oder Ver­hal­tensweisen, die den Gewinn des Un­ternehmens steigern.

„Klar kann Anerkennung auf viele ver­schiedene Arten ausgedrückt werden. Doch wie sie auch immer aussieht, die beste Belohnung ist immer persönlich, auf die Interessen und den Lebensstil des jeweiligen Mi­tar­beit­ers zugeschnit­ten und wird von einem Manager übergeben, der sich für seine Mitarbeiter die Mühe macht, her­auszufinden, wodurch jeder einzelne motiviert wird.“

Auch für die Ausgaben haben sich gewisse Faustregeln her­auskristallisiert. Alltägliche Anerkennung ist gratis: Sie erfolgt im persönlichen Gespräch, per E-Mail oder per Notiz. Es empfiehlt sich, mehrmals im Jahr auch Sachgeschenke im Wert bis zu 200 Dollar zu verteilen. Für außergewöhnliche Leistungen können die Ausgaben bis auf 500 Dollar pro Jahr und Mitarbeiter steigen. Für Jubiläen sollten Sie 200 Dollar pro Mitarbeiter kalkulieren; das Budget für Ve­r­anstal­tun­gen oder Ausflüge beläuft sich auf rund 100 Dollar pro Person.

„Das Beste, was Sie als Manager tun können, um ein An­erken­nung­spro­gramm zu starten, ist einfach damit anzufangen.“

Lassen Sie Ihrer Kreativität freien Raum und erfinden Sie neue Ausze­ich­nun­gen. Am einfachsten finden Sie die, wenn Sie sich im Team oder mit anderen Un­ternehmern austauschen. Egal was und wie Sie loben: Wenn Sie mit Ihrem Lob Leistungen steigern wollen, ist es entschei­dend, dass die Anerkennung ernst gemeint ist. Halbherzige Lobversuche irritieren eher, als dass sie motivieren.

Über die Autoren

Adrian Gostick ist Geschäftsführer der Carrot Culture Group, einem Tochterun­ternehmen der Be­ratungs­firma O. C. Tanner. Dort ist er für den Aufbau wirksamer An­erken­nung­spro­gramme für Mitarbeiter ve­r­ant­wortlich. Er ist Gastdozent an der Seton Hall University. Chester Elton arbeitet bei O. C. Tanner. Er berät For­tune-500-Un­ternehmen wie Johnson & Johnson, AOL/Time Warner, DHL, Avis und KPMG. Die beiden haben zusammen mehrere Bücher verfasst.