Besonnenheit statt Hysterie
Die Klimadebatte sollte mit kühlerem Kopf geführt werden als bisher. Die Hitzigkeit, mit der über die Ursachen und Konsequenzen der Erderwärmung gesprochen wird, führt zu radikalen Ideen. In einem Umfeld der Hysterie haben nur die extremsten Lösungen eine Chance auf Akzeptanz. Gerade weil die Klimaveränderung ein wichtiges Thema ist, sollten rationale, nüchterne Gedanken zugelassen werden. Der Generalverdacht, wonach von der Mehrheitsmeinung abweichende Ideen nur mit Lobbytätigkeit zu begründen seien, ist unsinnig. Weil die Datenlage im Klimastreit so komplex wie unsicher ist, sollte jeder sich seine Meinung auf der Basis der verfügbaren verlässlichen Informationen bilden. Die Ressourcen der Menschheit sind begrenzt und möglichst wirksam so einzusetzen, dass das Wohl der Erdbewohner gesteigert und das Problem der Klimaveränderung langfristig gelöst wird.
Die Mär vom aussterbenden Eisbär
Die Ansicht, dass uns eine Klimakatastrophe bevorsteht, ist weit verbreitet. Sie wird genährt von Politikern wie Al Gore, die den Klimawandel als wichtigstes Problem unserer Zeit bezeichnen. Die Prophezeiung fällt apokalyptisch aus: Ändern wir nicht drastisch unsere Lebensgewohnheiten, droht uns ein Rückfall ins Mittelalter. Als Symbol dieser Apokalypse dient der Eisbär, dessen Lebensraum – die Eisschollen – wegschmilzt. Al Gore zitiert eine Studie, wonach Eisbären neuerdings häufiger ertrinken, und der World Wide Fund for Nature (WWF) erwartet, dass die Tiere bald aussterben werden. Das mag plausibel klingen – aber es stimmt nicht. Die Studie, die den Aussagen zugrunde liegen, hat nur bei ein oder zwei der 20 Unterpopulationen von Eisbären Rückgänge verzeichnet, und das ausgerechnet in den Gebieten, in denen es kälter – nicht wärmer – geworden ist. Insgesamt hat die Eisbärenpopulation dagegen sogar zugelegt, vor allem weil die Jagd eingeschränkt wurde. Gab es in den 60er Jahren rund 5000 Eisbären, sind es heute rund 25 000. Jedes Jahr werden 300–500 Tiere abgeschossen. Ertrunken sind lediglich vier Eisbären aufgefunden worden, und das nach einem Sturm. Aus all dem lassen sich Schlüsse ziehen, die die Klimadebatte insgesamt kennzeichnen:
- Allgegenwärtig sind Übertreibungen und emotional aufgeladene Argumente, die durch die bestehenden Daten nicht zu rechtfertigen sind. Die meisten Orakelsprüche von einer unheilvollen Zukunft sind schlicht zu pessimistisch.
- Die Konzentration auf eine Spezies – z. B. die Eisbären – verhüllt, dass es viele andere gibt, die vom Klimawandel profitieren. Selbst wenn die Eisbären aussterben würden (wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie ihre Lebensweise an die der Braunbären anpassen), nähme insgesamt die Artenvielfalt in den bislang lebensfeindlichen Polregionen durch die Klimaerwärmung zu statt ab.
- Die Alarmstimmung verführt zu falschen Lösungen. Statt bedrohten Arten dadurch zu helfen, dass man die Jagd verbietet, dienen die Tiere als symbolische Begründung enormer Antitreibhausgasprogramme.
- Die durch die Menschen verursachte Klimaerwärmung ist nicht das wichtigste Problem der Menschheit. Armut, Hunger und Krankheiten ließen sich mit den Billionen Dollar, die für eine künftige Klimapolitik vorgesehen sind, wirksam bekämpfen. Das Ziel besserer Lebensbedingungen wäre mit anderen Maßnahmen leichter, effizienter und für mehr Menschen zu erreichen.
Hohe Temperaturen sind kein Weltuntergang
Der Kohlendioxidanteil in der Luft liegt heute um 36 % über dem Gehalt in der vorindustriellen Ära der Menschheit. Das liegt an der Verbrennung fossiler Rohstoffe, die wahrscheinlich fortgesetzt werden wird – schon weil China und Indien zulegen werden. Der vom UN-Gremium IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) vorausgesagte Anstieg der globalen Durchschnittstemperatur um 2,6 Grad bis ins Jahr 2100 sagt für sich allein nicht viel aus. Wussten Sie, dass dieser Anstieg vor allem die Nacht- und die Wintertemperaturen betrifft, weniger die Sommer- und Tagestemperaturen? Und dass der Anstieg in kalten und gemäßigten Klimazonen höher ausfällt als in den ohnehin schon warmen Tropen? Schon im 20. Jahrhundert beschränkten sich drei Viertel der winterlichen Temperaturzunahme auf Sibirien und das nordwestliche Nordamerika. All das klingt deutlich weniger dramatisch als die Behauptungen, die mit jeder sommerlichen Hitzewelle durch die Medien geistern. Von Zehntausenden Todesopfern ist dann die Rede oder von künftig unbewohnbaren Kontinenten. Die Prognose von mehr Hitzewellen hat aber eine angenehme Kehrseite: Es wird weniger Kältewellen geben – und damit weniger Kältetote. In Europa fallen der Hitze jährlich rund 200 000 Menschen zum Opfer, der Kälte dagegen 1,5 Millionen. Selbst in der warmen Stadt Athen sterben fast sechsmal mehr Menschen an Kälte als an Hitze. Durch den Klimawandel ist daher mit sinkenden Todesraten zu rechnen. In den Großstädten ist die Temperatur auch wegen der wärmespeichernden Bebauung stark angestiegen. Eine wirksame Gegenmaßnahme wäre das Anlegen von Parks und Wasserflächen und ein weißer Anstrich von Häusern und Straßen. Damit ließe sich die Temperatur vor Ort mindestens um so viele Grad Celsius senken, wie als Anstieg vorhergesagt werden.
Das Kyoto-Protokoll ist keine Lösung
Würden die Staaten alle Verpflichtungen, die sie mit dem Kyoto-Protokoll eingegangen sind, tatsächlich erfüllen, wäre für das Klima kaum etwas gewonnen. Die Temperatur wäre im Jahr 2100 nur um 0,18 Grad niedriger als ohne Kyoto-Protokoll. Anders gesagt: Der Temperaturanstieg würde sich lediglich um fünf Jahre verschieben. Angesichts dieses dürftigen Nutzens stellt sich die Frage, ob die für den Klimaschutz aufzuwendenden Mittel nicht effizienter eingesetzt werden könnten. Kyoto kostet jährlich bis zu 180 Milliarden Dollar, im Verlauf dieses Jahrhunderts wären das mehr als fünf Billionen Dollar. Allerdings ergibt sich nur ein Nutzen von 34 Cent je ausgegebenem Dollar. Ein schlechtes Geschäft. Sinnvoll wäre dagegen eine lediglich leichte Reduzierung der Emissionen: Die ersten Maßnahmen sind am einfachsten umzusetzen und bringen am meisten.
Hungerbekämpfung hilft den Menschen mehr
Laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) sterben bereits heute in den Entwicklungsländern Jahr für Jahr rund 150 000 Menschen an den Folgen des Klimawandels. Bei dieser Rechnung wurde allerdings die sinkende Zahl der Kältetoten unterschlagen. Und der Klimawandel ist nicht das drängendste Problem der Menschheit: In der Dritten Welt sterben jährlich vier Millionen Menschen an Unterernährung, drei Millionen an Aids, zweieinhalb Millionen an Luftverschmutzung und je zwei Millionen an unsauberem Trinkwasser und Mangel an Spurenelementen. Ökonomen haben im „Kopenhagener Konsens“ beziffert, welche Kosten und welchen Nutzen die Lösung der wichtigen Menschheitsprobleme jeweils bringen würde. Die Rangliste der effektivsten Maßnahmen führt die Bekämpfung von Aids an: Jeder für Kondome und Aufklärung investierte Dollar stiftet einen Nutzen von 40 $. Das ist der monetäre Gegenwert der sinkenden Todesrate und der geringeren sozialen Probleme. Auf der Maßnahmenliste folgen der Kampf gegen den Spurenelementemangel und gegen Malaria, die Liberalisierung der Agrarmärkte sowie die Erforschung landwirtschaftlicher Technologien. Immer bringen die Investitionen ein Mehrfaches dessen ein, was sich als Nutzen aus dem Kampf gegen den Klimawandel einstellen würde.
„Die globale Erwärmung ist eine Tatsache; ihre Konsequenzen sind weitreichend und größtenteils negativ.“
Nicht alle Klimafolgen sind verheerend
- Schmelzende Gletscher: Die Eismassen in den Bergen haben sich immer wieder ausgedehnt und wieder zurückgezogen. Doch selbst wenn das derzeitige Abschmelzen vieler Gletscher auf die von Menschen gemachte Erwärmung zurückzuführen ist, so hat dies den Vorteil, dass die größere zur Verfügung stehende Wassermenge zur landwirtschaftlichen Produktion verwendet und Wasserrückhaltesysteme für den Regen errichtet werden können. Das wäre besser als die Aufrechterhaltung der Illusion, Schnee auf dem Kilimandscharo sei lebensnotwendig. Al Gore spricht von einem Anstieg des Meeresspiegels um sechs Meter, verursacht durch die Eisschmelze. Das ist unrealistisch. Das IPCC erwartet rund 30 Zentimeter – so viel wie seit 1860. Auch ohne Erwärmung wird es mehr Opfer von Flutkatastrophen geben, da immer Menschen an Küsten wohnen – es sei denn, wir investieren verstärkt in Dämme. Mikronesien, ein flacher Inselstaat, würde bei einem höheren Meeresspiegel dank Küstenschutz nur 0,18 % seiner Landfläche einbüßen.
- Wetterextreme: Es gibt keinen wissenschaftlichen Konsens darüber, ob die Wirbelstürme mit der Erderwärmung tatsächlich schlimmer werden. Höhere Opferzahlen und Schadenswerte rühren bei Hurrikanen vielmehr aus der Tatsache einer dichteren Besiedlung der Küstenstreifen. Geeignete Gegenmaßnahmen sind die Abschaffung subventionierter Versicherungen fürs Wohnen in Gefahrengebieten, bessere Bebauungspläne, einfache Sturmbefestigungen und Notfallpläne.
- Überflutungen: Mit der Klimaerwärmung werden die Niederschläge weiter zunehmen. Schon an einigen Flüssen ist es in der jüngeren Vergangenheit zu Überflutungen gekommen, aber längst nicht an allen: Bei einigen sanken die Pegel, die meisten weisen keine Veränderungen auf. Vernünftig wäre es, auf die Bebauung in Überflutungsgebieten zu verzichten und weniger Deiche zu errichten.
- Neue Eiszeit: Der Golfstrom hat sich bislang nicht abgeschwächt, daher gibt es auch keine neue Eiszeit in Europa. Horrorszenarien, wie sie in Hollywoodfilmen dargestellt werden, sind äußerst unwahrscheinlich.
Mehr Malaria, aber auch mehr Niederschlag
Die Malaria, so wird befürchtet, könnte wegen der Klimaerwärmung weiter nach Norden vorrücken. Doch die Krankheit war bereits früher in den USA und Europa weit verbreitet und konnte dank verschiedener Faktoren – Verstädterung, bessere Ernährung und Krankenversorgung – zurückgedrängt werden, auch trotz steigender Temperaturen. Für Afrika wären Entwässerungen, Pestizide und die Beseitigung des Hungers die besten Maßnahmen. Für die Lebensmittelversorgung wird der Klimawandel nicht so katastrophal sein wie häufig dargestellt. Außerdem wird es für mehr Menschen als heute eine ausreichende Wasserversorgung geben, denn vielerorts wird mehr Niederschlag fallen. Die Herausforderung liegt vor allem in der Speicherung und Kanalisierung des Wassers.
Prioritäten setzen
Die Finanzmittel gegen die weitere Klimaerwärmung sollten am besten in Forschung und Entwicklung CO2-freier Energietechnik fließen. Aus ökonomischer Sicht ist lediglich die maßvolle CO2-Reduktion sinnvoll. Das Problem der derzeitigen Diskussion: Außer der Senkung des CO2-Ausstoßes werden keine anderen Konzepte diskutiert. Vorschläge wie z. B. solche zur Steigerung der Lichtreflexion in der Atmosphäre werden ignoriert oder mit Häme bedacht. Die Chancen auf eine drastische Reduktion des CO2-Ausstoßes im Sinne des Kyoto-Protokolls sind unrealistisch – und das liegt nicht nur an der starren Haltung der USA. Dort blieben die Emissionen in den letzten zehn Jahren immerhin stabil, im klimabewegten Europa legten sie um 4 % zu. Besser als Reduktionsversprechen wären eine moderate CO2-Steuer und die Forschung an Öko-Energiequellen. Die Staaten sollten je 0,05 % ihres Bruttoinlandsprodukts für diese Forschung ausgeben. Das wäre ein Siebtel der Kyoto-Kosten. Zudem müssen für jedes einzelne Problem – Überflutungsgefahr, Malaria, Hungersnot etc. – die effizientesten Gegenmaßnahmen getroffen werden.