Unternehmen gründen ist nicht schwer ...

Buch Unternehmen gründen ist nicht schwer ...

Springer,


Rezension

Der 1941 geborene Wirtschaftswis­senschaftler Au­gust-Wil­helm Scheer ist Voll­blu­tun­ternehmer mit in­ter­na­tionaler Reputation. Schon in den frühen 80er Jahren gründete der er­fol­gre­iche Professor eine Soft­ware-Firma, deren Geschicke er noch heute entschei­dend mitver­ant­wortet. Der umtriebige Gelehrte liess es sich jedoch nicht nehmen, einige weitere Unternehmen auf dem Neuen Markt zu po­si­tion­ieren. Nebenbei wurde er als Auf­sicht­sratsmit­glied der SAP AG aktiv. Es folgten Hon­o­rarpro­fes­suren rund um den Globus sowie eine bis zum heutigen Tage aktive Beratertätigkeit. Seine einmaligen Erfahrungen hat Scheer nun in einem ebenso spannenden wie lehrreichen Buch zusam­menge­fasst. BooksInShort empfiehlt diese aus­ge­sprochen lebendig for­mulierten Re­flek­tio­nen v. a. jenen Lesern, die mehr über modernes Management und die Mechanismen der New Economy erfahren möchten.

Take-aways

  • Ohne eine vernünftige Geschäftsidee läuft gar nichts.
  • Un­ternehmensgründung ist immer auch eine An­gele­gen­heit des Herzens.
  • Die zunehmende Globalität von Unternehmen erfordert von Führungskräften auch innere Mobilität. Notwendig ist zudem eine gesunde Portion Men­schen­ver­stand.
  • Die personelle Besetzung von Positionen innerhalb eines Un­ternehmens erfordert ein äusserst feinfühliges Gespür für Menschen.
  • Einzelper­so­nen sind nie perfekt. Erst im Team lassen sich grosse Aufgaben souverän bewältigen.
  • Führungskräfte sollten sich durch Fehlschläge nicht entmutigen lassen. Krisen sind immer auch Chancen.
  • Wachstum verpflichtet zur In­ter­na­tion­al­isierung. Für Unternehmen aus dem deutschsprachi­gen Raum kann die Umstellung auf fernöstliche oder amerikanis­che Strukturen allerdings recht teuer werden.
  • Dereg­ulierung ist kein Schreck­ge­spenst. Das zeigen die Wirtschafts­daten in den USA. Dem gegenüber stehen die horrenden Ar­beit­slosen­zahlen in Europa.
  • Im Mittelpunkt allen wirtschaftlichen Handelns steht immer der Mensch.
  • Die sorgfältige Vor­bere­itung einer Un­ternehmensgründung ist der halbe Weg zum Erfolg.
 

Zusammenfassung

New Economy

Lange Zeit galt die Börse als Zentrum des men­schen­ver­ach­t­en­den Kap­i­tal­is­mus. Eine längst überholte Einschätzung. Denn immer mehr Menschen entdecken die Vitalität des Ak­tien­markts. Beispiel Deutschland: Inzwischen sind 13 % der ehemals an­lagescheuen Bürger der Bun­desre­pub­lik Ak­tienbe­sitzer. Der Handel mit Wert­pa­pieren generiert darüber hinaus Geschäfte, die ohne die Einlage von Fremd­kap­i­tal gar nicht erst möglich geworden wären. Zeitgemässe Volk­swirtschaften könnten ohne Börsen überhaupt nicht überleben. Die zunehmende Bedeutung der in­ter­na­tionalen Börsen hat sogar das Antlitz der Weltwirtschaft verändert. Kapitalströme überwinden einst un­passier­bare Grenzen. Rund um den Globus entwickelt sich ein mark­twirtschaftliches Gesamt­sys­tem, dessen wachsende Dynamik noch viele Chancen bereithält. Nicht umsonst spricht man weltweit immer öfter von der so genannten New Economy. Selten waren die Bedingungen für Un­ternehmensgründungen so günstig wie heute.

Warum überhaupt ein neues Unternehmen gründen?

Sobald es um Kreativität und Originalität geht, vergessen viele Menschen häufig alle Regeln - was durchaus in Ordnung ist. Die Entwicklung eigener Potenziale benötigt jedoch entsprechen­den Freiraum. Den finden In­di­vid­u­al­is­ten meist in einem selbst geschaf­fe­nen Umfeld, beispiel­sweise im eigenen Unternehmen. Neue Unternehmen basieren häufig auf einer Geschäftsidee, die das bereits vorhandene Angebot in irgendeiner Form ergänzt. Ins­beson­dere die pros­perierende High-Tech-Welt erlaubt In­no­va­tio­nen auf allerhöchstem Niveau. Nicht selten treten neue Unternehmen jedoch auch in direkte Konkurrenz zu etablierten Anbietern desselben Segments. Ein Gewinn für jeden Verbraucher.

„Hilf dir selbst, so hilft dir Gott!“

Die Gründung eines Un­ternehmens spiegelt also ganz natürliche Interessen wider. Doch neben den rein fi­nanziellen Aspekten bieten eigene Unternehmen die mitunter einzige Gelegenheit, aussergewöhnliche Fähigkeiten auszubauen und diese für das persönliche Fortkommen zu nutzen. Nirgendwo ist das Leben intensiver als in der Welt der Kämpfer, der Innovatoren, der Sieger und Verlierer.

Zu Wachstum verpflichtet

Man muss nicht unbedingt Bill Gates heissen, um rasantes Wachstum zu generieren. In­no­va­tio­nen im High-Tech-Bere­ich haben auch im kleinen Massstab das Zeug zum echten Erfolg. Unzählige Firmen im Hard- und Soft­ware­bere­ich haben dies hierzulande in den letzten Jahren bewiesen. Man denke an jene Unternehmen, deren Produkte sich über die Grenzen der Republik hinaus durchsetzen konnten. Sie alle verbindet die Tatsache, dass bereits in der Gründungsphase an eine mögliche In­ter­na­tion­al­isierung der Geschäftsaktivitäten gedacht wurde. Galt es doch, Kontakte zu knüpfen, um Busi­ness­in­fos und wirksame Wer­bekam­pag­nen folgen zu lassen. So war der Sprung ins Ausland nach er­fol­gre­icher Produkteinführung auf dem deutschen Markt meist gut vorbereitet. Einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg haben in diesem Zusam­men­hang die Geld gebenden Banken geleistet, denen es seit jeher gut gefallen hat, wenn Konzepte zur Un­ternehmensgründung auf eine optionale In­ter­na­tion­al­isierung ausgelegt waren.

„Trotz aller kalten Technik, das Spannendste an High Tech sind die Menschen. Oder besser gesagt, die Eigen­schaften, welche die High-Tech-Welt in Menschen her­vor­bringt.“

Bleibt darauf hinzuweisen, dass die Freimütigkeit der Kreditgeber in den letzten Jahren bis an die Grenzen ausgereizt wurde, manchmal sogar darüber hinaus. Von Goldgräberstimmung wird deshalb nur noch selten gesprochen. Doch Vorsicht vor falschen Schlüssen! Denn die Glob­al­isierung steckt noch immer in den Kinder­schuhen. Un­ternehmensgründer sollten sich also weder vom Tief vorübergehend un­ter­be­w­erteter Märkte noch vom Geschwätz anderer Leute abschrecken lassen. Un­ternehmerische Mobilität ist und bleibt eine leben­snotwendige Tugend. Und noch etwas: Die Welt wird immer anspruchsvoller. Zwei Drittel aller Menschen leben in Wirtschaft­szo­nen, die - wenn überhaupt - gerade mal am Anfang eines gi­gan­tis­chen Aufbruchs in die Moderne stehen. Vom Ende des Wachstums kann also keine Rede sein. Ausserdem werden innovative Angebote in der Fremde oft besser angenommen als im lieb gewordenen Umfeld. Der Spruch "Bleibe im Lande und nähre dich redlich" hat definitiv ausgedient.

Charisma des Un­ternehmers

Der Volksmund sagt: "Geld und Erfolg machen sexy." Nun, darüber lässt sich streiten. Fest steht jedoch, dass der Erfolg eines Un­ternehmens nicht un­wesentlich von der Art der Führung abhängt. Ein Un­ternehmensgründer sollte daher um eine ebenso glaubwürdige wie selb­st­be­wusste Ausstrahlung bemüht sein. Zugegeben, das fällt nicht jedem leicht, ist aber durchaus erlernbar. Ins­beson­dere grossen Unternehmen wird nachgesagt, sie seien bürokratisch und wenig effizient, weil sich Angestellte und Vorstände vielfach hinter ihren Pöstchen versteckten. Vermisst werden Ein­satzbere­itschaft und Entschei­dungskraft. Wahr ist: Das Fehlen mächtiger Galions­fig­uren entfacht vielfach Konflikte um Zuständigkeit und Einfluss. Charis­ma­tis­che Typen wie Ron Sommer und Jürgen Schrempp haben unterdessen öffentlich bewiesen, dass engagierte Führungspersönlichkeiten sogar die ganz grossen Konzerne wieder auf Kurs bringen können.

Krisen sind immer auch Chancen

Die Geschäftsidee scheint zu stimmen, der Umsatzmotor dreht auf vollen Touren, dem Unternehmen geht es gut. Aber was passiert, wenn das Schiff ins Wanken gerät? So, wie ein guter Kapitän erst bei rauer See zu wahrer Bestform aufläuft, sollte auch ein Unternehmer immer das Steuer in der Hand behalten und Ruhe bewahren. Probleme gehören zum Alltag der Selbstständigkeit. Schliesslich ist es die Aufgabe von Führungskräften, kritischen Situationen gegenüberzutreten, um sie zu lösen. Es sollte klar sein, dass die Probleme eines Un­ternehmens immer eine Ursache haben. Diese gilt es zunächst einmal zu lokalisieren. Ohne Diagnose keine wirksame Behandlung.

„Or­gan­isieren heisst immer struk­turi­eren, und struk­turi­eren heisst Komplexität reduzieren.“

Womit der positive Aspekt einer Krise auch schon erkannt wäre. Krisen weisen nämlich auf Fehler hin, die - sofern sie nicht bereits zum totalen Absturz eines Un­ternehmens geführt haben - ausgemerzt werden müssen. Und ob man es glauben mag oder nicht: jede Krise ist lösbar. Es kommt nur auf das richtige Management an. Ist eine Krise erst mal bewältigt, geht das Unternehmen umso stärker daraus hervor. Jede Krise hat zudem zur Folge, dass überholte Denkweisen und Ver­hal­tens­muster in Frage gestellt werden. Ohne Zerwürfnis keine For­ten­twick­lung, ohne Asche kein Phönix. Nur keine Angst. Tödlich wäre für ein Unternehmen nur, wenn die Ve­r­ant­wortlichen die meist früh erkennbaren Symptome einer nahenden Krise ignorieren würden. Auf diese Weise würden sie drohenden Katas­tro­phen Tür und Tor öffnen. In diesem Fall hätten selbst die tollsten Produkte und Di­en­stleis­tun­gen keine Chance mehr auf ihren berechtigten Markterfolg. Im Zweifels­fall gilt also: Auf ins Gefecht.

Die Psyche des Un­ternehmers

Selbsthilfe ist die beste Hilfe. Um den ständigen An­forderun­gen des Un­ternehmer­all­t­ags gewachsen zu sein, ist es absolut notwendig, sich immer wieder selbst aufzubauen. Emotionale Unterstützung durch eine Familie oder durch nahe stehende Personen ist dabei sehr hilfreich. Diskus­sio­nen um geschäftliche Abläufe sollten in diesem Umfeld jedoch weitgehend vermieden werden. Freunde, Partner und Verwandte sind keine Mitarbeiter, sie ergänzen vielmehr die privaten Facetten der Un­ternehmer­persönlichkeit.

„Glob­al­isierung ist im High-Tech-Markt kein Widerspruch, sondern harte Realität. Nur solche Unternehmen überleben, die diesen Schritt schaffen. Ansonsten kann man mit einer innovativen Idee lediglich lokale An­fangser­folge erreichen.“

Eine starke Psyche setzt physisches Wohlbefinden voraus. Dieses lässt sich beispiel­sweise durch angemessenes körperliches Training erzeugen. Wer keinen Sport mag, sollte es mal mit einem aus­gedehn­ten Spaziergang an frischer Luft versuchen. Bewegung löst Spannungen und weckt den Geist. Ein trainierter Körper hat aber noch weitere Vorteile: Er unterstützt die positive Wirkung einer Person. Während schlaffe Haltung von der Umgebung kaum wahrgenom­men wird, besitzt der aufrechte Gang eine geradezu magische Leuchtkraft. Erhobenen Hauptes lässt es sich in jeder Situation glaubwürdig ar­gu­men­tieren. Es ist halt wie im Tierreich: Attraktivität beeindruckt. Wichtig ist auch, seine eigenen Stärken zu kennen. Wer sich seiner Fähigkeiten bewusst ist, behält eher die Kontrolle über sein Tun. In diesem Zusam­men­hang helfen ablenkende Tätigkeiten, um die eigenen Qualitäten so oft es geht wahrzunehmen. Hobbys sollten daher ebenso gepflegt werden wie soziale Kontakte. Hin und wieder kann aber auch schon ein gutes Buch wahre Wunder bewirken.

Thema "Busi­ness-An­gels"

Jungen Unternehmen fehlt es allzu oft an Erfahrung. Besonders in Krisen­zeiten wird dies deutlich. Manchmal fällt es Start-ups allerdings auch schwer, in angemessener Weise auf unerwartet heftiges Wachstum zu reagieren. Die Geschicke einer Firma hängen also nicht unbedingt am Geld, sondern auch an der Qualität des Managements. Aus diesem Grunde bieten immer mehr Con­sult­ing­fir­men ihre Dienste an. Gerade in Sachen High Tech können die Branchen-Ex­perten vorherge­gan­gener Gen­er­a­tio­nen den Neulingen mit wertvollen Tipps aushelfen. Doch aufgepasst: Es gibt viele schwarze Schafe. Es sollten nur solche Con­sult­ing­fir­men um Rat gebeten werden, die ihr Engagement durch eigenes Risiko doku­men­tieren, z. B. indem sie den Erwerb von Anteilen als Bestandteil der Hon­o­rar-Vere­in­barung akzeptieren.

Human Resources

Eine gute Mannschaft ist fast ein Garantiev­er­sprechen. Deshalb darf gesagt werden, dass die Wahl zukünftiger Mitarbeiter zu den sen­si­bel­sten An­gele­gen­heiten zählt, nicht nur bei einer Un­ternehmensgründung, sondern während der gesamten Lebensdauer eines Un­ternehmens. Neben der Persönlichkeit von poten­ziellen Mi­tar­beit­ern zählt hier auf jeden Fall deren Qual­i­fika­tion. Dabei spielen der Abschluss und die entsprechen­den Noten eine entschei­dende Rolle. Wichtig ist jedoch auch, auf welcher Hochschule das Wissen vermittelt wurde. Aus­land­saufen­thalte, Praktika und eventuelle Ar­beit­ser­fahrun­gen von Absolventen sollten in jedem Fall berücksichtigt werden.

„Als Gründer eines Start-up-Un­ternehmens sofort den Zwang zur In­ter­na­tion­al­isierung zu sehen ist nicht einfach. Man ist schliesslich mit der Entwicklung der ersten Pro­duk­tver­sion ausreichend beschäftigt. Bei fort­geschrit­tener Un­ternehmensen­twick­lung macht sich diese enge Sicht sträflich bemerkbar.“

Klar, dass eine handlungsfähige Belegschaft auch erfahrene Mitarbeiter braucht. Deshalb sollte nicht an falscher Stelle gespart werden. Praktiker, die ihre Hörner bereits abgestossen haben, sind das Rückgrat einer funk­tion­ieren­den Mannschaft. Eine be­darf­s­gerechte Schulung dieser Profis darf jedoch auch nie vernachlässigt werden, da sich die Standards der High-Tech-Welt häufig und schnell verändern.

Kun­de­nori­en­tierung

Ohne zufriedene Kunden kein Un­ternehmenser­folg! Eine einfache Weisheit, die im High-Tech-Zeital­ter allerdings eine völlig neue Bedeutung gewonnen hat. Denn in Sachen Hard-, Software- und Net­zw­erken­twick­lung geht es schon lange nicht mehr darum, jeden vordergründigen Kun­den­wun­sch so präzise wie möglich umzusetzen. Vielmehr ist der moderne Unternehmer eine Art "Missionar", der seine Kunden von der Qualität der angebotenen Gesamtkonzepte überzeugen muss. Schliesslich verkauft man komplexe, innovative Leistungen, auf die ein Kunde geradezu angewiesen ist. Vo­raus­set­zung für eine entsprechende Ar­gu­men­ta­tion sind natürlich gute und verlässliche Produkte. Aber ohne die wäre eine Un­ternehmensgründung ja ohnehin überflüssig ...

Über den Autor

Prof. Dr. Dr. h. c. Au­gust-Wil­helm Scheer ist er­fol­gre­icher Un­ternehmensgründer und anerkannter Wirtschaftswis­senschaftler. Im Auftrag des saarländischen Min­is­teri­ums für Innovation, Technologie und Forschung ist er als offizieller Berater tätig. In Sachen Wirtschaftsin­for­matik kon­sul­tieren ihn zudem diverse in­ter­na­tionale In­sti­tu­tio­nen. Darüber hinaus gibt Prof. Scheer mehrere Fachzeitschriften und Buchreihen heraus. Einige seiner Veröffentlichun­gen wurden zur Stan­dard­lit­er­atur für Wirtschaftswis­senschaftler und Be­trieb­swirte in aller Welt.