Zwölf Tipps für Klimaschutz-Einsteiger
Entgegen der gängigen Meinung sind nicht der Stromverbrauch oder der Flugverkehr die Faktoren, die den Klimawandel vorantreiben, es sind Konsum (24 %), Heizung (19 %) und Ernährung (14 %). Auch das viel geschmähte Auto rangiert mit 13 % erst auf Platz vier; Strom (8 %) und Flugreisen (7 %) machen erstaunlich kleine Anteile der Emissionsmenge aus. Addiert man allerdings Auto-, Flug- und öffentlichen Verkehr, kommen stattliche 2,4 Tonnen pro Einwohner und Jahr heraus, das entspricht 22 % und damit Rang zwei. Wer ernsthaft das Klima schützen will, dem bieten sich die „effektiven Zwölf“: Thesen und Tipps als Basis für das Vorhaben, von der Klimasau zum Klimaengel zu mutieren:
- Zur Herstellung von Konsumgütern werden pro Einwohner und Jahr 2,7 Tonnen CO2 in die Atmosphäre gepustet. Wer weniger konsumiert – nach dem Prinzip Qualität vor Quantität –, schont also besonders nachhaltig das Klima und kann bis zu 1,2 Tonnen pro Jahr einsparen.
- Veraltete Heiz- und Warmwassersysteme gehören auf den Müll – damit spart man bis zu 1,6 Tonnen CO2.
- Vernünftige Raumtemperaturen, richtiges Lüften und keine Warmwasserverschwendung sind weitere Klimaschutz-Schritte.
- Fahren Sie mit dem Fahrrad zum Einkaufen (das hält auch noch fit) oder nutzen Sie öffentliche Verkehrsmittel statt den eigenen Pkw.
- Verkaufen Sie Ihren Geländewagen und legen Sie sich ein Modell der Kompaktklasse zu. Bei 12 000 Kilometern Fahrleistung pro Jahr können Sie so 1,7 Tonnen CO2 einsparen.
- Fahren Sie generell weniger, bilden Sie Fahrgemeinschaften und gewöhnen Sie sich eine niedertourige, weniger sportliche Fahrweise an.
- Vielflieger sollten sich mit der Bahn anfreunden: Der ICE belastet das Klima mit nur 20 % von dem, was ein Flugzeug ausspuckt.
- Auch wenn Sie nicht gleich Veganer werden möchten: Die Produktion von Fleisch- und Milchprodukten verursacht deutlich mehr CO2 als die pflanzlicher Lebensmittel. Weniger Fleisch- und Milchprodukte sind also nicht nur für den Menschen, sondern auch für das Klima gesund.
- Brauchen Sie wirklich eine Klimaanlage und einen pompösen Plasmabildschirm? Ein Ventilator und ein kleinerer LCD-Bildschirm fressen deutlich weniger Strom.
- Verabschieden Sie sich von alten Kühlschränken, Glühbirnen und dem Stand-by-Modus, und hängen Sie die Wäsche auf die Leine, statt den Wäschetrockner zu benutzen, das spart 0,43 Tonnen CO2.
- 0,85 Tonnen CO2 weniger braucht, wer seine Verbindung mit dem Stromgroßanbieter kappt und zum Ökostrom wechselt.
- Auch der öffentliche Konsum vergrößert den Treibhauseffekt. Also gehen Sie im Unternehmen mit gutem Beispiel voran und machen Sie auf Ihrem Wahlzettel dort ein Kreuzchen, wo der Klimaschutz die Politik bestimmt.
Wer ist schuld am Klimawandel?
Manche Skeptiker behaupten, der Klimawandel sei nichts als Panikmache und beruhe keineswegs auf von Menschen verursachten Einflüssen. Die Grundlage der Ungläubigen ist die Tatsache, dass es keine hundertprozentig sicheren Prognosen zum Klimawandel gibt. Die meisten Wissenschaftler und Klimaforscher sind sich ungeachtet der Zweifler aber einig, dass die Emission von Klimagasen (CO2, Methan, Lachgas) reduziert werden muss. Hauptübeltäter ist das CO2, das 75 % ausmacht. Jeder Einzelne von uns verursacht derzeit durchschnittlich 4,5 Tonnen CO2 jährlich; das Ziel der Wissenschaftler und mittlerweile auch vieler Politiker ist die Reduzierung dieses Wertes auf 2,5 Tonnen pro Kopf und Jahr bis zum Jahr 2050. Länder wie die USA, Kanada und Australien mit 23, 24 und 27 Tonnen je Einwohner und Jahr müssen sich da noch gewaltig anstrengen, wogegen Entwicklungsländer (z. B. Äthiopien mit 0,1 Tonnen) ihren CO2-Ausstoß noch ein wenig erhöhen dürfen, um den Anschluss an die Weltwirtschaft nicht zu verpassen.
„Vielleicht ist die drohende Klimakatastrophe ja der Impuls, den wir als Menschheit brauchen, um endlich friedlich und fair zusammen zu leben und zu arbeiten.“
Aber nicht nur global gesehen, auch innerhalb eines Landes erzeugen die Menschen je nach Lebensstil unterschiedlich viel CO2. In Deutschland (mit durchschnittlich elf Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr) reicht das Verbrauchsspektrum von 35 Tonnen CO2 bei den Konsumern bis zu vier Tonnen CO2 bei den Trendsettern in Sachen Klimaschutz.
Weniger Konsum ist mehr und besser
Konsum macht Spaß, kostet aber nicht nur Geld, sondern auch eine Menge Energie. Der dickste Posten ist die Wohnung oder das Haus, hier verursachen wir am meisten CO2 – können aber auch sehr viel einsparen, wenn wir mit kleinerem Wohnraum zufrieden sind und Holz bzw. nachwachsende Rohstoffe als Baumaterial verwenden. Holz ist außerdem schöner als Beton. Bei Möbeln machen Tropenhölzer zwar viel her, sie verursachen ökologisch gesehen aber auch enormen Schaden, sollten sie nicht mit dem FSC-Siegel für nachhaltige Produktion ausgestattet sein. Solche Gütesiegel gibt es auch für Kleidung, etwa „Naturtextil best“. Für ein Kilogramm Baumwollkleidung werden in ökologischer Produktionsweise nur fünf Kilogramm CO2 freigesetzt; nicht ökologisch produzierte Mode bringt es auf satte 40 Kilogramm CO2 pro Kilogramm Kleidung. Sie müssen nicht den totalen Konsumverzicht üben, aber wenn Sie erst denken und dann kaufen, können Sie viel für das Weltklima tun. Luxusartikel sind Klimasünden und ruinieren nebenbei Ihr Konto. Investieren Sie das Geld besser in energiesparende Haushaltsgeräte oder in ökologische Geldanlagen.
Heizung und Warmwasser
Einsparungen bei Heizung und Warmwasser schonen nicht nur die natürlichen Ressourcen und Ihren Geldbeutel, sie verringern vor allem die CO2-Emission, die derzeit mit 2,5 Tonnen pro Kopf und Jahr ganz ordentlich zu Buche schlägt. Bauherren und Vermieter können sich um eine bessere Wärmedämmung kümmern und effizientere Heizsysteme einbauen. Aufgabe von Bewohnern und Mietern ist es, kleine Undichtigkeiten zu beheben und vor allem ihr Verhalten zu ändern: also nicht die Fenster dauerhaft kippen, die Heizung voll aufdrehen und heiße Bäder nehmen statt zu duschen. Natürlich sollen Sie zu Hause nicht frieren, aber versuchen Sie es doch erst mal mit einem Pullover, bevor Sie am Thermostat drehen. Neue Häuser werden heute, wenn möglich, als Passivenergiehäuser gebaut, ältere Gebäude muss man etwa alle 25 Jahre grundlegend renovieren. Ein neuer Brennwertkessel verbraucht ungefähr 25 % weniger Energie als ein alter, und wenn Sie künftig mit Gas statt mit Öl heizen, bedeutet das 30 % weniger CO2 auf Ihrem Klimakonto. Bei Fernwärme sind es 60 % und bei Holz oder Pellets sogar 80 % weniger gegenüber der Ölheizung. Hängen Sie außerdem Vorhänge auf und schließen Sie nachts die Rollos oder Fensterläden, schrauben Sie einen Perlator zwischen Duschschlauch und Armatur, und drehen Sie beim Zähneputzen den Wasserhahn zu.
Verkehr und Ernährung
Mobilität ist der Traum des modernen Menschen – und der Albtraum der Klimaschützer. Ein typischer Konsumer, der sich pro Jahr zwei Fern- und vier Städtereisen sowie einen Geländewagen gönnt, verursacht jährlich bis zu 25 Tonnen CO2. Okay, auf die Seychellen kommen Sie nicht mit dem Fahrrad, aber viele andere Wege lassen sich mit dem Drahtesel oder auch zu Fuß erledigen; damit tun Sie dann gleich noch etwas für Ihre Gesundheit. Ökologische Trendsetter beteiligen sich darüber hinaus am Carsharing oder bilden Fahrgemeinschaften. Wer entspannt und niedertourig Auto fährt, spart jährlich 0,35 Tonnen CO2 und hat 210 € mehr im Geldbeutel.
„Eine weltweit verträgliche Klimagasemission liegt bei etwa zwei Tonnen pro Jahr und Erdenbürger.“
Die kann man dann z. B. im Bioladen ausgeben. Wer ausschließlich dort einkauft, spart rund 20 % an Treibhausgasen, weil die Biolandwirtschaft deutlich weniger Energie verbraucht als die herkömmliche. Wahre Umweltengel sind die konsequenten Veganer, aber so ganz ohne Schnitzel und Wurst, das ist nicht jedermanns Sache. Wenn Sie es jedoch zum Vegetarier schaffen, ersparen Sie der Umwelt immerhin 0,4 Tonnen Klimagase pro Jahr – als Veganer, also auch ohne Molkereiprodukte, wären es nochmal 0,8 Tonnen. Auf jeden Fall macht es Sinn, die Tiefkühlkost einzuschränken, die schon bei der Produktion jede Menge Energie verschlingt, und so bis zu drei Tonnen Klimagase zu vermeiden.
Stromfressern den Hahn zudrehen
Jeder Deutsche verbraucht jährlich im Durchschnitt 1350 Kilowattstunden Strom. Der Löwenanteil im Haushalt geht zulasten kühlender und gefrierender Geräte (33 %), gefolgt vom Bereich Kochen und Backen (15 %). Es lohnt sich, alte Geräte gegen neue, energieeffiziente A++-Geräte einzutauschen. Die Kühl-Gefrier-Kombination im US-Stil ist zwar total trendig, liegt aber bei 0,32 Tonnen Verbrauchsemission pro Jahr – ein Kühlschrank mit Eisfach der Klasse A++ bringt es auf deutlich schmalere 0,08 Tonnen. Kochen müssen wir natürlich alle, aber wer dabei die Töpfe mit dem passenden Deckel verschließt, den Schnellkoch- oder Dampfgartopf einsetzt und die passende Platte verwendet, hat schon viel für die Umwelt getan. Das gilt auch für den Einsatz von Energiesparlampen überall dort, wo das Licht lange brennt, z. B. in der Küche, am Ess- und Arbeitsplatz oder im Wohnzimmer. Außerdem sollten Geräte, die Sie nicht brauchen, ganz ausgeschaltet sein und nicht im Stand-by-Modus nächtelang Strom schlucken. Ziemlich unsinnig sind in unseren Breitengraden Klimaanlagen, selbst wenn „Klasse A“ oder „Öko-Top“ draufsteht. Wem es wirklich zu heiß wird, der sollte besser Sonnenschutzjalousien anbringen oder einen Ventilator aufstellen.
„Viel Geld kann man einsparen, indem man eine Kühl-Gefrier-Kombination durch einen Kühlschrank mit Tiefkühlfach ersetzt.“
Vielleicht hat Sie das alles nicht so ganz überzeugt, weil Sie mit Ihrem Fünf-Personen-Haushalt keineswegs auf Dinge wie Wäschetrockner oder Gefriertruhe verzichten möchten. Sie können trotzdem zum Klimatrendsetter werden, indem Sie zum Ökostromanbieter wechseln und damit nur noch ein Viertel Ihrer bisherigen CO2-Emission in die Atmosphäre schicken.
Auf jeden Einzelnen kommt es an
Selbst während Sie in der Hängematte aus dem Dritte-Welt-Laden liegen, tragen Sie zum Klimawandel bei, denn rund eine Tonne CO2 jährlich werden jedem von uns für die Infrastruktur angerechnet, die wir nutzen, also für die Klimagase, die der Staat, die Gemeinden und öffentliche Institutionen verbrauchen. Damit auch hier im Sinne des Klimaschutzes gehandelt wird, geben Sie demjenigen Politiker Ihre Stimme, der es mit dem Klimaschutz wirklich ernst meint und sich für die Verringerung der CO2-Emission einsetzt. Es geht um die Zukunft unseres Planeten, da zählt jede Stimme.
„,Besser leben‘ kann heißen, sich nicht länger als Verbraucher oder Konsument zu definieren, sondern zur Avantgarde oder Elite eines modernen und umweltkompetenten Lebensstils zu werden.“
Eigeninitiative ist auch am Arbeitsplatz gefragt. Gerne vergisst man seine Energiesparvorsätze, wenn Heizung, Strom und Papier nicht aus eigener Tasche bezahlt werden müssen. Arbeiten Sie auch im Büro daran, Treibhausgase zu vermeiden. Das bedeutet genau wie zu Hause auch: einen warmen Pullover tragen statt übermäßig heizen, Stoßlüften statt Fenster auf Kippe, Teewasser mit dem Heißwasserkocher statt auf der Platte zubereiten, Energiesparlampen einsetzen und Papier sparsam verwenden. Konsum mag ja für viele attraktiv sein, aber ein Zuviel tut keinem gut, weder dem Verbraucher noch der Umwelt. Denn das Zuviel bedeutet Übergewicht, vollgestopfte Kleiderschränke und Reizüberflutung. Ganz ehrlich: Das brauchen Sie alles nicht, oder? Mit weniger leben wir besser, gesünder und billiger, und wahrscheinlich überleben wir auf dieser Erde auch länger. Es zahlt sich also aus, wenn jeder den Klimaschutz zu seinem ganz persönlichen Anliegen macht – und noch heute damit anfängt.