99 Tipps für erfolgreiche Auslandsgeschäfte

Buch 99 Tipps für erfolgreiche Auslandsgeschäfte

Auf internationalen Märkten agieren: Von der strategischen Planung zur operativen Umsetzung

Cornelsen Scriptor,


Rezension

Unternehmen, deren Produkte oder Di­en­stleis­tun­gen bereits auf dem heimischen Markt erfolgreich sind, werden früher oder später einen schmach­t­en­den Blick über die Grenzen werfen: Dort locken neue Märkte und höhere Renditen. Die sind aber in aller Regel auch mit höheren Risiken verbunden. Die Ex­port­spezial­is­ten Kathriner und Schuler zeigen, wie man sich auf die Vielzahl möglicher Risiken und Gefahren beim Aufbau eines Aus­lands­geschäfts vorbereitet, oder sie, wenn möglich, ganz umschifft. Die simple numerische Aneinan­der­rei­hung von Ratschlägen von eins bis ne­u­nund­ne­un­zig stört den in­haltlichen Aufbau des Buches eher, aber gle­ichzeitig kann man es dadurch als eine Art Checkliste verwenden. Wer alle 99 Punkte abgehakt hat, dürfte fit sein fürs in­ter­na­tionale Parkett. BooksInShort empfiehlt den prax­is­tauglichen Ratgeber allen Mi­tar­beit­ern mittelständischer Unternehmen, die ihre Produkte bereits exportieren oder diese Möglichkeit ins Auge fassen.

Take-aways

  • Wer mit seinen Produkten ins Ausland geht, sollte darauf vorbereitet sein, mehrere Jahre lang Geld nur zu investieren.
  • Rechnen Sie mit zweieinhalb bis drei Jahren für den Aufbau Ihres Aus­lands­geschäfts.
  • Gehen Sie bei der Länderauswahl selektiv vor. Größere Märkte sind nicht immer lukrativer.
  • Informieren Sie sich gründlich über Ihren Zielmarkt im Ausland und studieren Sie Ihre Konkurrenz, die diesen schon kennt.
  • Vorsicht bei den Importzöllen! Diese können für einzelne Pro­duk­t­seg­mente beträchtlich schwanken.
  • Persönlich vor Ort zu sein, ist unerlässlich. Nur so erhält man ein re­al­is­tis­ches Bild der regionalen Gegeben­heiten.
  • Kalkulieren Sie Ihre Preise für den Aus­lands­markt neu.
  • Mit Lizen­zver­gaben können Sie sich über bestehende Han­delss­chranken hin­wegset­zen.
  • Orientieren Sie sich beim Auftritt Ihrer Produkte am Machbaren, nicht an den Möglichkeiten weltweit operieren­der Konzerne.
  • Werden Sie Opfer von Patentver­let­zun­gen, dann weisen Sie die Importeure der verdächtigen Produkte darauf hin. Sie werden sie aus dem Sortiment nehmen.
 

Zusammenfassung

Den Aus­lands­markt ken­nen­ler­nen

Firmen, die einen Teil ihrer Geschäftsaktivitäten ins Ausland verlagern wollen, sollten diese Absicht als Bestandteil der Un­ternehmensstrate­gie definieren. So schaffen Sie das notwendige Fundament für die folgende Planung und die Vor­bere­itung Ihrer Geschäfte. Checklisten helfen Ihnen, alle wesentlichen Aufgaben abzuar­beiten und bereits in der Vor­bere­itung mögliche Fehlerquellen auszuschließen. Sie verschaffen sich damit einen Überblick über mögliche Kon­se­quen­zen, die mit der Wahl eines Standorts verbunden sind. Wann immer Sie auf neue In­for­ma­tio­nen und Erken­nt­nisse stoßen, lassen Sie sie in ihre Produkt-, Preis und Ver­trieb­spoli­tik einfließen. Holen Sie In­for­ma­tio­nen zu Ihrer Zielgruppe, den spez­i­fis­chen Mark­t­fak­toren und den Ver­trieb­swe­gen ein. Und befassen Sie sich ausführlich mit Ihrer Konkurrenz auf dem entsprechen­den Aus­lands­markt. Die verfügt nämlich in den meisten Fällen über den Vorteil, dass sie den Markt aus langjähriger Erfahrung kennt. Vergleichen Sie In­for­ma­tio­nen aus ver­schiede­nen Quellen, nur so erhalten Sie ein präzises Bild.

Wohin wollen Sie exportieren? Bei der Länderauswahl lohnt es sich, selektiv zu sein. Versuchen Sie, die Mark­t­poten­ziale einzelner Länder genau abzuschätzen, und entscheiden Sie dann auf dieser Basis. Der größte Markt muss nicht immer der lukrativste sein. Haben Sie sich entschieden, kann Ihnen eine Exportförderung­sor­gan­i­sa­tion vielleicht weit­er­helfen – oder ein Vertreter einer be­fre­un­de­ten Firma, die bereits im be­tr­e­f­fenden Markt tätig ist.

Woran könnten Sie scheitern?

Im Rahmen der Strategieüberprüfung sollten Sie testen, wie Ihre Produkte auf dem fremden Markt angenommen werden, und welche Hindernisse einem gelungenen Mark­tein­tritt im Wege stehen könnten. Ein Beispiel: Eine Firma stellt große Karaffen aus Kunststoff her und möchte diese auf dem Heimatmarkt sehr er­fol­gre­ichen Produkte in Japan verkaufen. Trotz der Tatsache, dass europäisches Design dort angesagt ist, kommt der Absatz nicht in Schwung. Der Grund: Die japanischen Kühlschränke sind deutlich kleiner als die europäischen; die Karaffen passen dort nicht hinein. Neben solch pro­duk­t­spez­i­fis­chen Problemen gibt es weitere Hürden für einen er­fol­gre­ichen Mark­tein­tritt. Diese können im Unternehmen selbst liegen, dessen Know-how für Aus­lands­geschäfte noch nicht ausreicht (z. B. Sprach­prob­leme). Oder es sind lokalspez­i­fis­che Bes­tim­mungen und Regularien, die Ihnen den Mark­tein­tritt erschweren.

Wenn Sie im Ausland neue Geschäftskontakte knüpfen, dann prüfen Sie Ihre poten­ziellen Partner genau. Es besteht die Gefahr, dass Ihr Know-how abwandert. Wer weiß, wie lange Sie mit dem neuen Partner zusam­me­nar­beiten werden? Es kann deshalb sinnvoll sein, eine Geheimhal­tungsvere­in­barung un­ter­schreiben zu lassen, und zwar bevor Sie konkret über Ihr Projekt informieren. Außerdem sollten Sie die anvisierten Märkte kon­tinuier­lich beobachten, um auf kurzfristige Veränderungen vorbereitet zu sein und Ihre Maßnahmen entsprechend anpassen zu können.

Genug Zeit einplanen

Zeitpläne, egal wofür, haben vor allem eines gemeinsam: Sie fallen allzu op­ti­mistisch aus. Wer ein Exportgeschäft aufbauen möchte, sollte dafür zunächst einmal einen Zeitraum von zweieinhalb bis drei Jahren ve­r­an­schla­gen. Das klingt nach viel, aber es gibt eine Vielzahl von „Störfeuern“, die einen Geschäftsaufbau in die Länge ziehen können, darunter solche, deren zeitlichen Ablauf man selbst gar nicht oder nur phasenweise in der Hand hat. Das Spektrum reicht von lästigen Behördengängen bis hin zur notwendigen Anpassung an Pro­duk­t­stan­dards, von denen Sie vorher nichts gewusst haben. Je un­durch­sichtiger der jeweilige Aus­lands­markt, desto schwieriger ist es, seine Meilen­steine zum geplanten Zeitpunkt zu erreichen.

Import: Vorsicht vor scheinbar günstigen Preisen

Der Import von neuen Produkten auf den Heimatmarkt kann genauso er­fol­gver­sprechend und lukrativ sein wie die Expansion des eigenen Geschäfts ins Ausland. Vo­raus­set­zung aber ist auch hier eine gute Vor­bere­itung. Vorsicht ist bei besonders günstigen Preisen geboten. Importierte Waren scheinen im Vergleich zu den Produkten des heimischen Markts häufig überaus günstig. Fasst man jedoch alle Faktoren zusammen (Trans­portkosten, Qualitätskontrolle, Reisekosten usw.), schrumpft der Preisvorteil deutlich – oder verkehrt sich sogar in sein Gegenteil. Zudem sind mit einem Import von Waren immer auch bestimmte Risiken wie Know-how-Ver­lust, Abhängigkeit von Fremdmärkten etc. verbunden. Beschränken Sie sich beim Importieren also auf das wirklich Wesentliche.

Welches Sortiment für welchen Markt?

Ob Import oder Export: Ohne die den Produkten entsprechen­den Zoll­tar­ifnum­mern kommt heutzutage niemand mehr aus. Die Zoll­tar­ifnum­mer ist der einzige in­ter­na­tional gebräuchliche Code, der Ihre Ware eindeutig bestimmt. Sie wird u. a. im Zol­lver­fahren, aber auch zur Beschrei­bung und für die Außen­han­delssta­tis­tik verwendet. Nebst möglichen Ein­fuhrbeschränkungen gilt es, die besonderen Bes­tim­mungen für die Pro­duk­thaftpflicht (wichtig vor allem für den US-Markt) und die stark dif­ferieren­den Importzölle zu beachten. Innerhalb der EU werden praktisch keine Zölle mehr erhoben. Anders sieht es in einem Land wie Indonesien aus: Hier schwanken die Importzölle für ver­schiedene Produkte zwischen 0 und 100 % – je nachdem, was genau importiert wird. Wie hoch die Zölle sind, können Sie anhand der genannten Zoll­tar­ifnum­mern eruieren.

Marken und Patente schützen

Der Schutz der eigenen Marke spielt bei der Ankurbelung der Aus­lands­geschäfte eine wichtige Rolle. Melden Sie Ihre Marke in der richtigen Schutzk­lasse und im richtigen Ho­heits­ge­biet an! Wer sich bei solchen Formalitäten am Anfang Fehler leistet, richtet möglicher­weise immense Schäden an – auch wenn die erst später eintreten. Gleiches gilt für die Anmeldung von Patenten. Zwar herrscht vielerorts die Meinung vor, heute werde sowieso alles kopiert. Es gibt aber immer noch eine ganze Reihe brauchbarer Methoden, um Konkur­renten daran zu hindern, die eigenen Pro­duk­tin­no­va­tio­nen auszuschlachten. Etwa, indem man Importeure oder Anbieter der kopierten Produkte auf die Verletzung des Urhe­ber­schutzes hinweist. Das funk­tion­iert meist wunderbar: Keine Han­dels­kette will Produkte anbieten, die Patente verletzen.

Preise und Dis­tri­b­u­tion­swege prüfen

Ver­trieb­spart­ner und Kom­mu­nika­tionsver­hal­ten

Die Kalkulation der Preise im Aus­lands­geschäft ist ein komplexer Prozess. Ver­schiedene Faktoren (Zölle, Gewin­n­mar­gen für die Geschäftspartner, Steuern, etc.) müssen in die Berechnung einfließen, und außerdem müssen Sie den De­visen­markt im Auge behalten. Wenn es um den Vertrieb geht, sollten Sie die Vor- und Nachteile von direkten bzw. indirekten Verkauf­swe­gen abwägen. Um schließlich die richtigen Ver­trieb­skanäle auszuwählen, ist es immer von Vorteil, sich vor Ort ein Bild zu machen. Ähnlich gründlich sollte man bei der Suche nach Ver­trieb­spart­nern vorgehen. Wichtig ist, dass das Pro­duk­t­sor­ti­ment, welches der mögliche Partner anbietet, gut zum eigenen Produkt passt. Lohnenswert kann der Einsatz eines Han­delsvertreters sein – vor allem, wenn die Zahl der Abnehmer klein ist und das Unternehmen selbst mit festen Preisen arbeitet. Ansonsten ist es vorteil­hafter, mit Allein­ver­triebshändlern (Dis­trib­u­toren) zu arbeiten. Damit geben Sie zwar die Preis­poli­tik ein Stück weit aus der Hand, aber Sie teilen das Risiko mit Ihrem Wiederverkäufer. Interessant kann die Vergabe von Lizenzen sein. Damit können Sie u. U. sogar Konkur­renten an sich binden. Und schließlich sollten Sie sich überlegen, ob Franchising für Sie in Frage kommt. Der Fran­chisenehmer kann seine kulturellen Erken­nt­nisse einbringen, und Sie profitieren von einem in­ter­na­tional homogenen Auftritt. Geben Sie Ihren Ver­trieb­spart­nern Leitlinien an die Hand zu, damit diese wissen, was genau sie von Ihnen zu erwarten haben. Ermuntern Sie Ihre Partner ruhig, ihre Wünsche an das Unternehmen, das Sie vertreten, zu formulieren. Was die Bewerbung Ihrer Marke und Ihrer Produkte betrifft, sollten Sie sich vor allem am Machbaren orientieren, nicht an den Aktivitäten der großen Konzerne. In anderen Ländern wird anders kom­mu­niziert; es gilt die richtigen Kanäle und die richtigen Maßnahmen zu bestimmen. Wer beispiel­sweise in Italien ein Produkt für den Massenmarkt bewerben will, kann auf Fernse­hwer­bung nicht verzichten. Will eine Firma dagegen hochwertige Unterwäsche nach Malaysia exportieren, sollte sie wissen, dass es verboten ist, Fotos zu veröffentlichen, auf denen ein nackter weiblicher Bauch zu sehen ist. Aus diesen und ähnlichen Gründen ist es häufig ratsam, den Einsatz der Werbemittel und -kanäle seinen Han­delspart­nern zu überlassen. Besonders wichtig für einen er­fol­gre­ichen Aus­land­sauftritt sind Messeauftritte. Am Anfang jeder Messe sollte ein klar aus­for­muliertes und de­tail­liertes Konzept stehen.

Logistik

Die Bedeutung der Logistik ist in den vergangenen Jahren enorm gestiegen. Gle­ichzeitig sind die Kosten dafür (Energie!) fast schon explodiert. Ein sorgfältiges Lo­gis­tikkonzept ist deshalb nötiger denn je. Wenn Sie bei hohem Volumen die Kosten gering halten wollen, sollten Sie auf die Nutzung von Land- und Seewegen setzen. Der Vorteil hier ist, dass die Container im Straßen- und Seegüter­trans­port in­ter­na­tional genormt sind. Dies ermöglicht rei­bungslosen Transport überall auf dem Globus. Wer dagegen geringe Pro­duk­t­men­gen mit hoher Geschwindigkeit trans­portieren lassen will, wird kaum auf den Luftweg verzichten können. So oder so – eine gute Ver­sicherung für Ihre Waren ist zwingend. Die in­ter­na­tionalen Lieferbe­din­gun­gen – wer trägt welche Risiken – sind in den sogenannten Incoterms (In­ter­na­tional commercial terms) geregelt. Verweisen Sie in Ihren Verträgen darauf.

Fi­nanzierung und Risiken

Wie viel Geld kann ein Unternehmen in seine Aus­land­sun­ternehmungen stecken? Der Kostenum­fang hängt immer von den Dis­tri­b­u­tion­skanälen ab: Natürlich ist ein direkter Vertrieb zunächst deutlich teurer als ein indirekter. Dafür fallen die Margen bei letzterem niedriger aus. Überhaupt fällt die Um­satzen­twick­lung auf einem neuen Markt in der Regel niedriger aus als erwartet. Besser also ist es, sich von vornherein darauf einzustellen. Die Anzahl möglicher Risiken bei Aus­lands­geschäften ist so hoch, dass sie kaum aufzulisten sind. Sie reichen von man­gel­hafter Qualitätskontrolle über Lagerungs- und Ver­pack­ung­sprob­leme bis hin zu unvollständig wahrgenomme­nen Wartungs- und Ser­viceauf­gaben. Ein Teil dieser Risiken lässt sich durch Ver­sicherun­gen abdecken, andere können Sie durch genaue Prüfung der jeweiligen geset­zlichen Bes­tim­mungen in Schach halten. Weitere Risiken lauern in der ver­schiedenar­ti­gen Aus­gestal­tung von Verträgen. Vere­in­fachung bieten hier die AGB (Allgemeine Geschäfts­be­din­gun­gen), mit deren Hilfe sich Verträge stan­dar­d­isieren lassen.

„Die ganze Un­ternehmung muss hinter der Absicht stehen, ausländische Märkte zu bearbeiten. Deshalb soll sie auch explizit in der Un­ternehmensstrate­gie formuliert werden.“

Nichts geht über persönliche Kontakte, um im Exportgeschäft vo­ranzukom­men. Die gründliche Vor­bere­itung der Aus­land­sreisen ist ebenso wichtig wie eine for­mvol­len­dete, den Traditionen und der Kultur des jeweiligen Landes angepasste Behandlung der Geschäftspartner. Nur wenn Sie sich über kulturelle Un­ter­schiede zwischen dem Heimat- und dem Aus­lands­markt wirklich im Klaren sind, werden Sie bei Ihren Zielgruppen ankommen. Die Episode von WalMart, der in Mexico Eis­lauf­schuhe ins Sortiment nehmen wollte, mag Ihnen als ab­schreck­endes Beispiel dienen.

Über die Autoren

Peter Kathriner ist als Verkauf­sleiter im Export tätig. Als Dozent an ver­schiede­nen Schweizer Lehrin­sti­tuten hat er den Diplom­lehrgang „Sach­bear­beiter/-in Export“ entwickelt. Betriebsökonom und Mar­ket­ingleiter Roland Schuler betreut ex­portierende In­dus­trie­un­ternehmen beim Aufbau von Märkten und Ver­trieb­snet­zen.