Der Hobbit

Buch Der Hobbit

oder Hin und zurück

London, 1937
Diese Ausgabe: Klett-Cotta,


Worum es geht

Kleiner Hobbit, große Abenteuer

Im Hobbit liegt der Keim für das gewaltige Tolkien’sche Fan­tasy-Uni­ver­sum. Zwar hatte der englische Sprach­pro­fes­sor schon vorher an seiner Mit­tel­erde-Mytholo­gie gearbeitet, doch kamen diese Ideen im Hobbit zum ersten Mal an die Öffentlichkeit. Man braucht nur wenige Seiten zu lesen, um festzustellen, dass der Vater der Hobbits ein Humorist war: Seine Geschichte kommt so leichtfüßig und ideenreich daher, dass es schwerfällt, die Lektüre zu un­ter­brechen. Die liebevolle Darstellung von Typen, Fan­tasierassen wie Elben oder Orks und erfundenen Land­schaften sucht ihres­gle­ichen. 1937 schlug der Roman in der Bücherwelt ein wie eine Bombe. Tolkien war selbst überrascht, wie gut sich die kleine Gute­nachtlektüre für seine Kinder im Handel verkaufte. Mit per­fek­tion­is­tis­chem Eifer feilte und schrieb er weiter, und der Hob­bit-Ro­man wurde gleichermaßen zur Vorgeschichte und zum Ankerpunkt für Tolkiens Epos Der Herr der Ringe.

Take-aways

  • Im Hobbit erzählt Tolkien die Vorgeschichte zu seinem Fan­tasy-Epos Der Herr der Ringe.
  • Inhalt: Der Hobbit Bilbo Beutlin wird von dem Zauberer Gandalf aus seinem idyllischen Leben gerissen und besteht zusammen mit 13 Zwergen sagenhafte Abenteuer unter Trollen, Elben und Orks. Am Ende wird der Drache Smaug besiegt und der Schatz der Zwerge zurückerobert.
  • Die Geschichte ist episo­den­haft komponiert und nach dem Muster einer Heldenreise aufgebaut.
  • Je weiter sich der Hobbit aus seiner idyllischen Heimat entfernt, umso mehr weicht der Humor der Ern­sthaftigkeit, und die Kindergeschichte wird zum Märchen für Erwachsene.
  • Die ver­schiede­nen Rassen Mittelerdes un­ter­schei­den sich vor allem durch ihre Liebe zur Natur bzw. ihren Hass auf sie.
  • Tolkien stattete sein Werk nicht nur mit es­kapis­tis­chen Träumereien, sondern auch mit einer guten Portion Zivil­i­sa­tion­skri­tik aus.
  • Er erdachte die Geschichte vermutlich Ende der 1920er Jahre, aber erst 1937 konnte sein Er­stlingswerk veröffentlicht werden.
  • Die Erzählung war vor allem als Märchen für Tolkiens Kinder gedacht, und der Autor war vom großen Erfolg selbst überrascht.
  • Tolkien gab zu, dass die beschauliche Welt der Hobbits eine Allegorie auf die englische Mit­telk­lasse sei – und er sich selbst als Hobbit betrachte.
  • Zitat: „In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit.“
 

Zusammenfassung

Überraschungs­be­such in Beutelsend

In einer Höhle lebt ein Hobbit namens Bilbo Beutlin. Die Höhle im Örtchen Beutelsend im Auenland ist eine behagliche Behausung mit allen An­nehm­lichkeiten, die man sich denken kann: Sie ist mit kreisrunden Türen, mehreren Zimmern und Speisekam­mern aus­ges­tat­tet. Hobbits sind kleine Leute, sogar noch kleiner als Zwerge. Sie lieben es gemütlich und beschaulich, essen und trinken gern, neigen zur Dick­lichkeit und tragen keine Schuhe. Stattdessen besitzen sie Ledersohlen an ihren behaarten Füßen. Bilbo ist ein typischer Vertreter seines Geschlechts: Er liebt es, vor dem Haus zu sitzen und seine Pfeife zu rauchen.

„In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit.“ (S. 11)

Abenteuer sind nichts für Hobbits, und so hält auch Bilbo wenig davon. Darum fertigt er den Zauberer Gandalf recht schnell ab, als dieser ihn an einem schönen Morgen aufsucht und ihn fragt, ob er Lust auf ein Abenteuer habe. Aus reiner Höflichkeit lädt Bilbo den Zauberer mit seinem mächtigen Stab, seinem langen weißen Bart und seinem grauen Mantel auf eine Tasse Tee ein – vielleicht morgen, aber bloß nicht heute. Am nächsten Nachmittag läutet es erneut an Bilbos Tür. Er ist verblüfft und vermutet, dass Gandalf seine Einladung wohl wörtlich genommen habe. Als er die Tür öffnet, steht da aber kein Zauberer, sondern nach und nach trudeln zwölf Zwerge mit den Namen Dwalin, Balin, Kili, Fili, Dori, Nori, Ori, Oin, Gloin, Bifur, Bofur und Bombur ein, die sich flugs ins Wohnzimmer des Hobbits zwängen und sich über seine Vorräte hermachen. Schließlich erscheint auch Gandalf mit einem 13. Zwerg, dem Anführer Thorin Eichen­schild.

Der Lockruf des Abenteuers

Bald bekommt Bilbo heraus, warum sich die Zwerge bei ihm eingenistet haben: Sie planen ein Abenteuer, bei dem er die Rolle des „Meis­ter­diebs“ spielen soll. Bilbo ist hin- und hergerissen zwischen anges­tachel­tem Ehrgeiz und der Furcht, seine Be­quem­lichkeit in Beutelsend aufgeben zu müssen. Er will erst einmal mehr Fakten. Thorin zeigt Bilbo daraufhin eine Schatzkarte und erzählt von seinem Großvater Thror. Dieser hat einst mit seiner Sippschaft Stollen und Gänge durch den Einsamen Berg getrieben, der auf der Karte verzeichnet ist. Sie fanden Edelsteine, Gold und manche andere Schätze. Thror wurde zum „König unter dem Berg“. Die Zwerge wurden uner­messlich reich, und die Menschen, die sich in der Stadt Thal am Fuß des Berges ansiedelten, machten mit ihnen gerne Geschäfte. Dann jedoch raubte der Drache Smaug den Berg, tötete die Zwerge und bewacht seitdem eifersüchtig den Schatz. Nun wollen Thrors Nachkommen den Schatz zurückerobern und dabei einen geheimen Seit­enein­gang in den Berg benutzen, für den Thorin den Schlüssel besitzt. Bilbo schläft nach dieser Geschichte unruhig und ist am nächsten Morgen erleichtert, als er sieht, dass die Zwerge schon das Weite gesucht haben. Da steht plötzlich Gandalf in der Tür, der ihn zur Eile mahnt: Die Zwerge warten bereits auf ihn!

Im Suppentopf der Trolle und beim Festmahl der Elben

Ohne Geld, Mantel und Hut macht sich der Hobbit zum Treffpunkt auf. Dort angekommen, bricht er mit den Zwergen auf den Rücken von Ponys ins Abenteuer auf. Gandalf stößt zu der Truppe und begleitet sie, als sie das Land der Hobbits verlässt und in unwirtliche, düstere Gegenden vordringt. Als es schon dunkel wird und wie aus Eimern regnet, ist der Zauberer aber plötzlich ver­schwun­den. Am Abend erkennen die Reisenden ein Feuer in der Ferne. Doch leider handelt es sich dabei um das Gelage von drei stre­itlusti­gen Trollen. Es kommt, wie es kommen muss: Bilbo und die Zwerge werden von den Trollen geschnappt. Aber kurz bevor sie gekocht werden sollen, erscheint Gandalf und sorgt dafür, dass die Trolle einen neuen Streit austragen, bis die ersten Son­nen­strahlen sie in Stein verwandeln.

„In ihm steckt mehr, als ihr erraten könnt, und sogar noch einiges mehr, als er selber ahnt.“ (Gandalf über Bilbo, S. 29 f.)

Im Haus des Elbenfürsten Elrond machen die Gefährten Rast und erhalten neue Vorräte. Auf Thorins Karte erkennt Elrond Mond­buch­staben, die eine geheime Botschaft enthalten, mit deren Hilfe die Zwerge die geheime Tür des Einsamen Berges öffnen können. Tags darauf leitet Gandalf Bilbo und die Zwerge auf einem Pass über das Nebel­ge­birge. Auf halber Strecke müssen sie in einer Höhle vor einem furchtbaren Unwetter Schutz suchen. Mitten in der Nacht erwacht Bilbo und kann gerade noch sehen, wie die Ponys von Orks, hässlichen, mon­ster­haften Gestalten, durch einen Spalt in der Höhlenwand entführt werden. Die Zwerge werden gefangen genommen und vor den Großork gebracht, der sie verhört. Als er sie töten will, verlöschen plötzlich alle Fackeln. Gandalf erscheint mit einem blau schim­mern­den Schwert, womit er dem Großork den Garaus macht. Auf der Flucht durch die un­terirdis­chen Gänge verirrt sich Bilbo und wird ohnmächtig.

Rätselspiele im Dunkeln

Als Bilbo wieder zu sich kommt, ist er allein. Er tastet sich durch die Dunkelheit und findet dabei einen Ring, den er arglos in die Tasche steckt. Später gelangt er an einen un­terirdis­chen See. Auf einer Insel hockt Gollum, ein glupschäugiges Geschöpf, das rohen Fisch frisst und hin und wieder auch Orks tötet und verspeist, die ihm zu nahe kommen. Gollum schlägt Bilbo ein Spiel vor: Sie sollen sich gegenseitig Rätsel aufgeben. Wenn Gollum verliert, will er den Hobbit aus der Höhle führen, wenn Bilbo verliert, wird Gollum ihn fressen. Also beginnt die Rätselraterei. Die Kon­tra­hen­ten sind ungefähr gleich gut, sodass ein abstruses Rätsel auf das nächste folgt. Schließlich fällt Bilbo keines mehr ein. Er fragt keck, den Ring in seiner Tasche ertastend: „Was habe ich hier in meiner Tasche?“ Das ist eine harte Nuss für Gollum. Er wird wütend und will seinen Zauberring zu holen – doch das ist genau der, den Bilbo gefunden hat. Der Ring hat die Macht, seinen Träger unsichtbar zu machen. Da das Schmuckstück nicht mehr an seinem Platz ist, stimmt Gollum ein Wehgeschrei an und stürmt voller Wut auf Bilbo zu, der, mehr aus Versehen, den Ring überstreift und verdutzt feststellt, dass Gollum an ihm vor­beibraust. Bilbo folgt ihm und gelangt auf diese Weise ins Freie. Bald trifft er auch wieder auf Gandalf und die Zwerge, denen er jedoch nichts von seinem fan­tastis­chen Fund erzählt.

Im Düsterwald

Mit knapper Not entkommen die Reisenden erneut den Orks und ihren Wargen, wolfsähnlichen Bestien. Von Gandalf her­beigerufene Adler bringen sie durch die Lüfte in Sicherheit. Gandalf erklärt, dass er die Gemein­schaft verlassen muss. Vorher jedoch führt er sie zu Beorn, einem Hautwech­sler, der sich in einen gewaltigen Bären verwandeln kann. Beorn rät den Reisenden, den Weg durch den Düsterwald zu nehmen, aber auf keinen Fall vom Pfad abzukommen. Außerdem stellt er ihnen Ponys und Proviant zur Verfügung. Der Düsterwald macht seinem Namen alle Ehre. Unheimliche Geräusche und leuchtende Augen im Dunkel erschrecken Bilbo und die Zwerge. Als sie schon ganz in gedrückter Stimmung und krank vor Hunger sind, erspähen sie ein lustiges Gelage von Waldelben, die um ein Feuer sitzen. Entgegen der Warnung Beorns verlassen sie den Pfad, um Nahrung zu erbetteln. Kaum aber haben sie die Feuerstelle erreicht, sind die Elben ver­schwun­den und alle Lichter erloschen. Das Gleiche passiert noch zweimal. Schließlich geraten sie alle in Verwirrung und verlieren sich im Wald.

Net­zschlitzer und Fassreiter

Bilbo schläft unter einem Baum ein und erwacht gerade noch rechtzeitig, um zu verhindern, dass ihn eine große, schwarze Spinne in ein handliches Paket verschnürt. Mit seinem El­ben­schw­ert „Stich“ zertrennt er die klebrigen Fäden und tötet die Spinne. Mithilfe seines Rings gelingt es ihm, auch die Zwerge aus den Kokons der Spinnen zu befreien. Jetzt offenbart Bilbo seinen Gefährten, dass er einen Zauberring besitzt. Einer der Zwerge aber fehlt: Thorin. Er ist von den Waldelben verschleppt und befragt worden. Da er keine Auskünfte über das Ziel der Reise geben wollte, sperrte man ihn in einen Kerker. Auch die anderen Zwerge werden von den Elben geschnappt und eingesperrt. Einzig Bilbo entkommt und schafft es, unsichtbar das Gefängnis betreten. Er sieht sich um und bemerkt Falltüren, die sich zu einem un­terirdis­chen Fluss hin öffnen. Daraufhin stiehlt er die Kerkerschlüssel, befreit die Zwerge, verfrachtet sie in leere Fässer und schubst sie durch die Falltür in den Fluss. Die Fässer schwimmen in Richtung Seestadt. Dort angekommen, tritt Thorin sehr selb­st­be­wusst auf und stellt sich als rechtmäßiger Erbe des Königs unter dem Berge vor. Als sich die Nachricht von seiner Ankunft verbreitet, bricht überall Jubel aus.

Die große Stunde des Meis­ter­diebs

Nach zwei Wochen machen sich Bilbo und die Zwerge auf den Weg, um den Drachen Smaug am Einsamen Berg aufzusuchen. An der Westseite des Berges finden sie die verborgene Seitentür, es gelingt ihnen aber erst nach einer Weile, diese zu öffnen. Da er der offizielle Meisterdieb ist, wird Bilbo zum Erkunden der Höhle vo­raus­geschickt. Alsbald trifft er auf einen gewaltigen Drachenhort voller Edelsteine, goldener Pokale und kostbarer Rüstungen. Mitten in den glitzernden Schätzen schläft Smaug. Der Anblick des gewaltigen Drachens raubt Bilbo den Atem. Nachdem er den Zwergen einen goldenen Pokal gebracht hat, wagt er es erneut, den Drachen zu besuchen. Smaug kann ihn trotz seiner Un­sicht­barkeit wittern. Der Drache grüßt den Meisterdieb höhnisch, und zwischen den beiden entspinnt sich ein neckisches Gespräch, bei dem Bilbo sehr darauf bedacht ist, nur in Rätseln zu sprechen. Das amüsiert Smaug. Bilbo gelingt es, Smaugs Schwach­stelle zu entdecken: ein kahler, panzerloser Fleck auf dessen linker Brustseite. Als er den Zwergen später davon berichtet, hört auch eine neugierige Drossel zu.

Smaugs letzter Kampf

Von der Geheimtür aus gehen die Gefährten ein Stück weit in den Berg hinein. Plötzlich erschüttert eine unge­heuer­liche Eruption den Berg. Draußen wütet Smaug, dem es nicht gelingt, seine Widersacher aufzuspüren. Doch er hat bemerkt, dass Bilbo von der Seestadt her gekommen sein muss, und will sich jetzt an den Stadt­be­wohn­ern für ihren Verrat rächen. Bilbo schleicht sich mit den Zwergen in die nun verlassene Drachenhöhle. Alle stecken so viel ein, wie sie tragen können. Bilbo findet den Arkenstein, einen gewaltigen Edelstein, und nimmt ihn heimlich an sich. Schließlich führt Thorin die Gefährten durch die un­terirdis­chen Gänge, die er noch gut kennt, bis zu einem alten Wacht­poste­nun­ter­stand, der in den Felsen gehauen wurde. Dort erholen sie sich zunächst von den Strapazen der vergangenen Tage. Eine Frage beschäftigt sie allerdings: Wo ist Smaug?

„Es war die Stimme des Zauberers gewesen, die das Gezänk der Trolle so lange immer wieder anges­tachelt hatte, bis das Licht ihm ein Ende machte.“ (S. 53)

Der Drache ist zur Seestadt geflogen und hat dort alles niederge­brannt. Die Drossel, die Bilbo belauscht hatte, überbrachte Bard, einem der Bogenschützen, die Information über Smaugs verwundbare Stelle. Mit seinem letzten Pfeil konnte Bard den Drachen zu Fall bringen. Die Menschen, die den Angriff überlebt haben, erinnern sich nun an den of­fen­sichtlich unbewachten Schatz im Berg. Gemeinsam mit einer Armee der Elben brechen sie zum Einsamen Berg auf. Auch Bilbo und die Zwerge haben inzwischen erfahren, dass Smaug getötet wurde und dass die Menschen und Elben auf dem Weg zu ihnen sind. Thorin denkt aber gar nicht daran, sein Erbe mit ihnen zu teilen. Die ankommende Armee brüskiert er mit harschen Worten, sodass sie den Berg belagert.

Die Schlacht der fünf Heere

Da sich Thorin starrköpfig zeigt, nimmt Bilbo die Sache selbst in die Hand. Er bietet den Belagerern den Arkenstein, von dem er weiß, dass Thorin ihn über alles liebt, als Druckmittel an, weil er einen Krieg verhindern will. Auf dem Weg zurück in den Berg trifft Bilbo auf Gandalf, der zu ihnen gekommen ist, um sich den Ausgang des Abenteuers anzusehen. Verkleidet als Botschafter der Menschen tritt der Zauberer mit Bard vor Thorin und bietet ihm den Arkenstein an, um im Gegenzug einen Teil des übrigen Schatzes zu erhalten. Als Thorin erfährt, dass Bilbo dieses Geschäft eingefädelt hat, wird er wütend. Zähneknirschend stimmt er zu, hofft aber, den Arkenstein mit Gewalt zurückzuerobern. Dafür will er sich der Armee seines Verwandten Dain bedienen, die er be­nachrichti­gen ließ und die just zu dieser Zeit am Berg eintrifft. Innerhalb kürzester Zeit rüsten sich beide Seiten zum Kampf. Doch Gandalf bittet sie, nicht gegeneinan­der zu kämpfen, sondern sich zu verbünden, denn eine Armee von Orks und Wargen rolle auf sie zu.

„Doch dank Elronds Ratschlägen und Gandalfs kundiger Führung fanden die Zwerge und der Hobbit den richtigen Weg zum richtigen Pass.“ (S. 65)

Schließlich beginnt ein Kampf, der als Schlacht der fünf Heere in die Geschichte eingehen wird. Zunächst sieht es so aus, als wären die Orks und Warge die Stärkeren, schließlich jedoch schlagen die vereinten Armeen der Elben, Menschen und Zwerge sie vernichtend. Das gelingt ihnen vor allem, weil auch Beorn in Gestalt eines Bären und die Adler überraschend in den Kampf eingreifen. Thorin wird tödlich verwundet, und Dain wird neuer König unter dem Berg. Bilbo wird von Bard mit einer stattlichen Summe aus dessen Anteil am Drachen­schatz beschenkt. Mit Beorn und Gandalf macht er sich auf den langen Weg zurück nach Beutelsend. Dort angekommen, kann er gerade noch verhindern, dass seine Hobbithöhle versteigert wird. Die Hobbits betrachten ihn, den Abenteurer, Elben- und Zw­er­gen­fre­und, nun mis­strauisch. Aber das kann Bilbo nach all den über­stande­nen Strapazen ganz egal sein.

Zum Text

Aufbau und Stil

Tolkiens Roman ist weitgehend episo­den­haft aufgebaut und folgt dem Muster einer klassischen Heldenreise. Die Haup­tauf­gabe des Helden und seiner Zw­er­gen­fre­unde ist die Vertreibung des Drachens und die Wieder­erlan­gung des Schatzes. Bis es dazu kommt, erleben Bilbo und Co. einige Abenteuer, die sie durch die Land­schaften Mittelerdes führen und mit den un­ter­schiedlich­sten Kreaturen und Völkern in Berührung bringen: mit Elben, Zauberern, Orks, Trollen, Wargen, Hautwech­slern, Adlern, Menschen usw. Die zahlreichen An­spielun­gen auf die Mythologie Mittelerdes geben der Handlung Tiefe, Vo­raus­deu­tun­gen halten den Span­nungs­bo­gen straff. Tolkien verändert den Ton seiner Erzählung, je weiter sich der Hobbit aus der Idylle des Auenlandes entfernt. Der verspielte Humor weicht einer Ern­sthaftigkeit, die schon auf den Nachfolger Der Herr der Ringe hindeutet und außerdem die Wandlung der Kindergeschichte zum Märchen für Erwachsene vollführt. Der Erzähler, der fast ausschließlich aus Bilbos Perspektive berichtet, kommentiert, spöttelt, scherzt und gibt der Geschichte damit einen leichten Erzählton.

In­ter­pre­ta­tion­sansätze

  • Der Hobbit enthält trotz seines fan­tastis­chen Schau­platzes einen guten Anteil Zivil­i­sa­tion­skri­tik. Tolkien verachtete die Fortschrittsgläubigkeit des 20. Jahrhun­derts geradezu und setzte den technischen Fortschritt mit Verderben und Krieg gleich.
  • Im Roman gibt es einen An­tag­o­nis­mus zwischen Natur und (Kriegs-)Industrie. Dieser zeigt sich vor allem im scharfen Konflikt zwischen den naturver­bun­de­nen Elben und den Orks, die Tolkien explizit als Schöpfer von Kriegs­maschi­nen beschreibt, die die Welt unsicher machen und „große Men­schen­massen auf einen Schlag“ töten können. Der Verweis auf den Ersten Weltkrieg ist deutlich.
  • Der Roman wurde oft unter dem Aspekt der Frem­den­feindlichkeit diskutiert. Tatsächlich haben so ziemlich alle Rassen in Mittelerde etwas gegen die jeweils anderen. Auch die zunächst positiv geze­ich­neten Zwerge entwickeln einen regel­rechten Hass auf die Elben und Menschen, und selbst die Hobbits hegen Misstrauen gegenüber ihren un­ter­schiedlichen Stämmen und Familien. Am Ende jedoch bilden die Armeen der Menschen, Zwerge und Elben eine Allianz, um gemeinsam gegen die Orks anzutreten.
  • Bilbo macht eine langsame Entwicklung zum Helden durch. Es ist vor allem sein unverschämtes Glück, das ihn immer wieder aus allen Gefahren rettet. Spätestens mit dem Bezwingen einer Riesen­spinne hat er jedoch seinen Ini­ti­a­tion­sri­tus bestanden und ist fortan ein aktiver Held, der seinen Freunden mehrmals das Leben rettet.
  • Tolkien sagte einmal, dass er al­le­gorische Darstel­lun­gen hasse. Dennoch gab er zu, dass die Welt der Hobbits eine Allegorie auf die englische Mit­telk­lasse sei – und er sich sogar selbst als Hobbit betrachte.
  • Viele Be­standteile des Hobbits verweisen auf die nordische Mythologie. So sind die Namen der Zwerge und Gandalfs dem Zw­er­genkat­a­log der Edda entnommen. Andere Elemente wie der Dieb, der einem schlafenden Drachen einen Kelch stiehlt, beziehen sich auf das al­tenglis­che Epos Beowulf. Darüber hinaus stammt die Figur des Drachentöters aus dem Ni­belun­gen­lied. Eine weitere Parallele zu diesem Heldenepos liegt in der ver­meintlichen Un­ver­wund­barkeit Smaugs, der jedoch wie Siegfried an einer einzigen Stelle seines Körpers verletzlich ist.

His­torischer Hintergrund

Großbritannien zwischen den Weltkriegen

Der Erste Weltkrieg stellte einen Einschnitt in der Geschichte der Kriege dar: Eine moderne, vorher nie eingesetzte Waf­fen­tech­nik verursachte in kürzester Zeit ein hohes Maß an Zerstörung: Ar­tilleriefeuer, Giftgas, Maschi­nengewehre, Kampf­flugzeuge und U-Boote rev­o­lu­tion­ierten das Kriegshandw­erk. Eine der gewaltig­sten Schlachten war der Zermürbungskampf zwischen den Kriegs­geg­n­ern an der Somme in Frankreich im Jahr 1916. Eine Million Menschen verloren dort ihr Leben, davon 400 000 Deutsche, 400 000 Briten und 200 000 Franzosen. Durch fer­n­ge­lenkte Waffen zerrann jede Form von ro­man­tisch-helden­hafter Verklärung des Krieges, er erschien nur noch als grausame Ma­te­ri­alschlacht.

Großbritannien ging außenpolitisch gestärkt aus dem Krieg hervor: Die deutsche Kriegs­ma­rine war geschlagen, deutsche Kolonien und Teile des Osmanischen Reichs weiteten das britische Kolo­nial­re­ich aus, und Russland war aufgrund der Revolution in innere Konflikte verstrickt. In­nen­poli­tisch erstarkte die Labour-Partei. Die Weltwirtschaft­skrise 1929 versuchte man mit der Beteiligung liberaler und kon­ser­v­a­tiver Minister und den Ideen des Wirtschaftswis­senschaftlers John Maynard Keynes zu lösen. Die Friedens­be­we­gung im Land war der Kern der späteren An­tikriegsstim­mung und der Ap­pease­ment-Poli­tik gegenüber Nazideutsch­land. 1935 kam es sogar zu einem deutsch-britis­chen Flot­ten­abkom­men, und auch der Einmarsch der Deutschen ins ent­mil­i­tarisierte Rheinland, die An­gliederung Österreichs ans Deutsche Reich und die Abtretung des Sude­ten­lan­des wurden von britischer Seite hingenommen. Erst als unter der Führung von Adolf Hitler 1939 Polen überfallen wurde, erklärte Großbritannien Deutschland den Krieg. Der Zweite Weltkrieg begann.

Entstehung

Es war vermutlich an einem Sommertag Ende der 1920er Jahre, als Tolkien die Idee für den Hobbit hatte. Zu diesem Zeitpunkt arbeitete er bereits an seiner großen Mit­tel­erde-Mytholo­gie und versuchte sich an anderen Fan­tasiegeschichten. An diesem Nachmittag musste er jedoch auch die Prüfungsar­beiten seiner Studenten durchsehen, was ihm keine Freude machte. Als er in einem Heft zwei leere Seiten fand, kritzelte er gedanken­ver­loren den ersten Satz seines neuen Werkes hin: „In einem Loch im Boden, da lebte ein Hobbit.“

Die eigentliche Arbeit an dem Roman begann wahrschein­lich 1930. Tolkiens Söhne erinnerten sich jedoch später daran, dass ihr Vater ihnen schon zuvor von Hobbits erzählt hatte. Denn ursprünglich war die Geschichte als Märchen für Tolkiens Kinder konzipiert und enthielt entsprechend viele Elemente einer typischen Kindergeschichte. Tolkien reichte die un­vol­len­dete Geschichte an seinen Freund und Schrift­stellerkol­le­gen C. S. Lewis weiter, der sofort Feuer und Flamme war. Dennoch lag das unfertige Werk lange Zeit in einer Schublade in Tolkiens Schreibtisch, bis eines Tages eine Lektorin des Verlags George Allen & Unwin bei Tolkien anklopfte. Eine frühere Studentin, der er das Manuskript geliehen hatte, hatte den Verlag auf den Text aufmerksam gemacht. Die Lektorin bat den Autor, die Geschichte zu beenden, denn nur so konnte sie sie ihrem Verleger anbieten. Tolkien nutzte die Som­mer­fe­rien 1936 dafür, das Buch endlich fertig zu schreiben. Verleger Stanley Unwin gefiel das Buch schließlich genauso gut wie seiner Lektorin.

Wirkungs­geschichte

Der Hobbit erschien im Spätherbst 1937, und die erste Auflage war bis Weihnachten vergriffen. Eine deutsche Ausgabe kam erst 1957 in den Handel. Tolkien befürchtete die Verachtung seiner Kollegen an der Universität, aber als die ersten Rezensionen erschienen, reagierten diese nur mit mehr oder weniger verstecktem Neid, nicht aber mit Hohn. C. S. Lewis rezensierte den Hobbit für The Times Literary Supplement und lobte das Buch überschwänglich: „Voraussagen sind riskant, aber Der Hobbit könnte sich durchaus als Klassiker erweisen.“ Lewis veröffentlichte weitere Rezensionen, was Tolkien schon fast peinlich war, ins­beson­dere weil er fürchtete, dass seine Fre­und­schaft zu Lewis ans Licht kommen könnte. Wegen der guten Verkauf­szahlen fragte Unwin schon bald nach einer Fortsetzung. Tolkien gefiel die Idee, ein gefeierter Schrift­steller zu sein. Er ließ sich Zeit, wollte er doch, dass seine kleine Geschichte sich zu etwas wahrhaft Epischem ausweitete. Das Resultat war Der Herr der Ringe. Bilbos Ringfund im Hobbit wurde zum Aufhänger der Ro­mantrilo­gie. Beim Verfassen der Ring-Trilo­gie bemerkte Tolkien, dass er das entsprechende Kapitel im Hobbit ergänzen und abändern musste, um dessen große Bedeutung her­auszustellen und die Kontinuität zwischen den Werken zu wahren. Daher revidierte er das fünfte Kapitel mehr als zehn Jahre nach der Erstveröffentlichung und brachte 1951 einen neuen Hobbit heraus.

Der Roman erschien auch als Au­dio­fas­sung und in Hörspielform. 1977 wurde im kanadischen Fernsehen eine Ze­ichen­trick­ver­fil­mung aus­ges­trahlt. Für 2011 ist eine zweiteilige Verfilmung mit dem Herr der Ringe-Regisseur Peter Jackson als Produzent geplant.

Über den Autor

John Ronald Reuel Tolkien wird am 3. Januar 1892 als Sohn englischer Eltern in der südafrikanis­chen Stadt Bloem­fontein geboren. 1895 zieht John mit seiner Mutter und seinem zwei Jahre jüngeren Bruder Hilary nach England, weil die Kinder das südafrikanis­che Klima nicht vertragen. Ein Jahr später stirbt der Vater an einem afrikanis­chen Fieber, und die Familie siedelt nach Searhole in der Nähe von Birmingham über. 1904 stirbt auch die Mutter. John und sein Bruder kommen in die Obhut von Pater Francis Morgan, der den mit­tler­weile zwölfjährigen John auf die King Edwards School schickt. Hier wird sein Interesse an Sprachen geweckt: Die Beschäftigung mit Alt- und Mit­te­lenglisch fasziniert den Teenager. Kon­se­quenter­weise beginnt er nach seinem Schu­la­b­schluss ein lin­guis­tis­ches Studium in Oxford, wo er sich mit Alt­wal­i­sisch, Finnisch, Englisch und Lit­er­atur­wis­senschaft beschäftigt. Ein Jahr nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs legt Tolkien ein Prädikat­sex­a­men ab. Es folgt seine Einberufung und die militärische Grun­daus­bil­dung. Nachdem er 1916 seine Ju­gend­fre­undin Edith Bratt geheiratet hat, wird er nach Frankreich zur Schlacht an der Somme beordert. Hier erlebt er die Gräuel der Ma­te­ri­alschlachten des Krieges und erkrankt an Schützen­graben­fieber, er wird für untauglich erklärt und nach England zurückgeschickt. Nach Jahren der Tätigkeit als Lektor und Pri­vat­dozent erhält er 1924 eine Stelle als Professor für Englisch in Leeds und kurz darauf in Oxford. Seine Liebe zu alten Sprachen bringt Tolkien dazu, die Sprache Elbisch zu erfinden, die er auch in seinen Werken verwendet. The Hobbit (Der Hobbit) wird ein großer Erfolg. Seine Leser verlangen nach einer Fortsetzung, die schließlich in Form seines Meis­ter­w­erks The Lord of the Rings (Der Herr der Ringe, 1954/55) erscheint. Trotz des nun ein­set­zen­den Ruhms versucht Tolkien eher unauffällig und zurückgezogen zu leben. Deswegen zieht er mit seiner Frau 1968 in das Seestädtchen Bournemouth. Nach ihrem Tod 1971 kehrt er nach Oxford zurück. An seinem letzten Roman The Sil­mar­il­lion (Das Sil­mar­il­lion, postum 1977) arbeitet er bis zu seinem Tod, den er am 2. September 1973 während eines Kurzurlaubs in Bournemouth erleidet.