Das Frustjobkillerbuch

Buch Das Frustjobkillerbuch

Warum es egal ist, für wen Sie arbeiten

Campus,


Rezension

Frustjobs gibt es überall. So einfach ist das Fazit, das man aus dem launigen Frustjobkiller­buch der beiden Berater Kitz und Tusch ziehen kann. Und deswegen, so ihre These, kann man den Job wechseln, sooft man will: Letztlich landet doch jeder wieder im Hamsterrad der täglichen Routine. Was also tun? Kitz und Tusch raten dazu, die eigene Einstellung zum Frustjob zu ändern. Damit wird er vielleicht nicht gerade zum Traumjob, aber der Umgang mit dem täglichen Einerlei wird endlich erträglich. Den zweiten Teil des Buches widmen die Autoren ganz konkreten Übungen, um mit der eigenen Persönlichkeit ins Reine zu kommen. Die schwarze Brille gegen die rosarote tauschen – das geht wohl nur auf dem Papier so einfach und locker-flockig. Trotzdem empfiehlt BooksInShort das Buch allen frus­tri­erten Ar­beit­nehmern, die einen Ausweg aus ihrer Misere suchen.

Take-aways

  • Es ist egal, wo Sie arbeiten: Frustjobs gibt es überall.
  • 80 % der Deutschen sind mit ihrem Gehalt unzufrieden – auch wenn sie ganz ordentlich verdienen.
  • Überall beschweren sich Ar­beit­nehmer über Chefs und mangelnde Anerkennung.
  • Höchst­wahrschein­lich werden Sie in jedem Job früher oder später mit den gleichen Problemen zu kämpfen haben.
  • Neben dem schriftlichen müssen Sie auch einen psy­chol­o­gis­chen Ar­beitsver­trag erfüllen, der die wech­sel­seit­i­gen Ansprüche von Chef und Ar­beit­nehmer enthält.
  • Un­zufrieden­heit und Neid auf andere sind tief verwurzelte Ver­hal­tensweisen, die uns meist seit der Kindheit begleiten.
  • Aktive Psy­chohy­giene hilft dabei, sich der eigenen negativen Gefühle bewusst zu werden und sie zu bewältigen.
  • Sobald Sie etwas erreicht haben, wissen Sie es nicht mehr zu schätzen, obwohl Sie gute Gründe hätten, auf sich stolz zu sein.
  • Setzen Sie auf Empathie und versuchen Sie, die Beweggründe Ihres Gegenübers zu verstehen.
  • Gehen Sie mit gutem Beispiel voran: Wenn Sie andere loben, werden auch Sie öfter Lob erhalten.
 

Zusammenfassung

Der ewige Jobfrust

Fast jeder Ar­beit­nehmer ist mit seinem Job unzufrieden. Bereits am Son­ntagabend packt so manchen bei dem Gedanken an die bevorste­hende Woche das nackte Grauen. Unaus­geschlafen sitzt man am nächsten Morgen in der U-Bahn und blickt in die mürrischen Gesichter der Mitmenschen, denen es auch nicht besser geht.

„Es ist egal, für wen und wo Sie arbeiten.“

Ohne Elan schleppt man sich durch den lang­weili­gen Arbeitstag, nur um am nächsten Tag das Gleiche durchzu­machen, die ganze Woche lang bis zum ersehnten Wochenende. Danach geht es dann wieder von vorne los. Das erinnert an das Leben eines Hamsters im Laufrad, und so mancher hat deshalb schon längst innerlich gekündigt. Sollen die doch ihren Mist alleine machen! Viele Jobs halten schon lange nicht mehr, was die Stel­lenanzeige einst blumig versprach. Und dabei gibt es einige Faktoren, die besonders nerven ...

Zu geringes Gehalt

Auch wenn Sie Ihren Beruf nicht unbedingt des Geldes wegen gewählt haben: Was Sie verdienen, ist wichtig. Ständig werden Sie daran erinnert. Ihr Lebens­stan­dard hängt entschei­dend von Ihrem Einkommen ab: wie häufig Sie in den Urlaub fahren, ob Sie sich teure Marken­pro­dukte leisten können, ob Sie Rücklagen für die Al­tersver­sicherung bilden und eine gute Kranken­ver­sicherung haben. Das alles kostet viel Geld. Kein Wunder, dass 80 % der deutschen Ar­beit­nehmer der Meinung sind, ihr Gehalt sei zu gering.

„Es ist ein Fakt: Anerkennung ist in der Arbeitswelt ein rares Gut.“

Interessant ist, dass sich diese Meinung quer durch alle Branchen und Hi­er­ar­chieebe­nen zieht. Doch dass sich so viele Leute derart unter Wert verkaufen, ist eher un­wahrschein­lich. Vielmehr entsteht das subjektive Gefühl, zu wenig zu verdienen, durch den direkten Vergleich mit anderen. Und weil die Ausgaben mit steigendem Gehalt immer weiter wachsen, nützt es nichts, sich einen Job mit besserer Bezahlung zu suchen. Das würde kaum zu größerer Zufrieden­heit führen.

Fehlende Wertschätzung

Wieder einmal haben Sie bis spätabends im Büro gesessen, um einen Bericht, den der Chef dringend benötigt, fertig zu schreiben, Mit einem knappen „Danke“ nimmt er ihn entgegen, ohne Sie auch nur eines Blickes zu würdigen. So was schmerzt. Wenn er nicht etwas zu meckern oder zu korrigieren hat, kümmert er sich überhaupt nicht um die Mitarbeiter. Und die Kollegen versuchen ebenfalls nur, ihre Arbeit auf Sie abzuwälzen. Auch wenn Sie es nicht wahrhaben wollen: Sie sind tatsächlich nur eine Nummer oder ein Namenskürzel. Zwar ist jeder ein Individuum, aber tatsächlich machen sich jeden Tag auf der Erde 6,6 Milliarden Menschen auf den Weg und erledigen immer die gleichen Rou­tin­ear­beiten.

„Ein probates Mittel gegen den Wahnsinn ist die Empathie: das Ein- und Mitfühlen, die Per­spek­tivenübernahme.“

Wenn Sie nach Feierabend schnell noch was einkaufen gehen, nehmen Sie dann die Kassiererin als Menschen wahr und erkennen Sie ihre Arbeit an? Eher nicht. Sie haben auch gar nicht die Zeit dazu. Genauso geht es Ihrem Chef. Er muss vielerlei Aufgaben ko­or­dinieren und kann sich nicht lange mit jedem Mitarbeiter besprechen. Darunter leiden einer Umfrage zufolge 61 % der Mitarbeiter. Diese Zahl macht deutlich, dass das Problem der mangelnden Wertschätzung fast überall besteht. Ein Jobwechsel brächte Sie also vom Regen in die Traufe.

Fehlender Freiraum

Obwohl in der Stel­lenanzeige ein großer Gestal­tungsspiel­raum versprochen war, bleibt schon nach kurzer Zeit nichts mehr davon übrig. Der eine Vorschlag, den Sie mit großem Elan aus­gear­beitet hatten, wurde stark verändert, der andere gar abgelehnt, weil er mit ir­gend­je­man­dem oder irgendetwas nicht vereinbar war. Übrig bleiben die ewig gleichen Routinetätigkeiten. Das frustriert, ist aber unabdingbar, denn unsere Freiheit endet dort, wo sie die Bereiche anderer berührt. Das gilt natürlich genauso für die anderen. Arbeit ist ein Zwang, denn jeder braucht sie, um seinen Leben­sun­ter­halt zu verdienen. Wie sehr Arbeit belastet, stellt so mancher besonders nach dem Urlaub fest. Viele Deutsche empfinden ihre Freizeit als viel zu knapp. Den Amerikanern geht es sogar noch schlechter: Während man in Deutschland 28 Urlaubstage hat, kennt man in den USA nur acht. Die Arbeit belastet uns dennoch stark. Rund 40 % der Ar­beit­nehmer in Europa empfinden ihren Job als zu anstrengend. Sie ahnen also: Ein Jobwechsel wird hier keine Abhilfe schaffen.

Chefs und Kollegen

Der Chef nervt, denn er schränkt Ihre Freiheit ein und halst Ihnen zu viel Arbeit auf. Er kritisiert Sie zu Unrecht und gibt Ihnen nie ein Feedback, geschweige denn ein Lob. Ihre mit Feuereifer entworfenen Verbesserungsvorschläge oder Präsentationen lehnt er ab oder verändert sie bis zur Un­ken­ntlichkeit. Bei Beförderungen werden Sie übergangen. Vermutlich halten Sie Ihren Chef auch für inkompetent und menschlich unangenehm. Damit sind Sie nicht allein: Einer Umfrage zufolge findet lediglich jeder vierte Mitarbeiter seinen Vorgesetzen qual­i­fiziert. Die Un­zufrieden­heit mit dem Chef liegt zum einen daran, dass er die Arbeitswelt schlechthin verkörpert, zum anderen ist auch er nur ein Mensch mit seinen Launen und Fehlern. Sie können davon ausgehen, dass der nächste Vorgesetzte nicht besser sein wird. Ähnlich verhält es sich mit den nervigen und heuch­lerischen Kollegen.

Der psy­chol­o­gis­che Ar­beitsver­trag

Nur wenn Ihre Probleme mit dem Vorgesetzen, den Kollegen, der Frust über das zu niedrige Gehalt oder den eingeengten Gestal­tungsspiel­raum wirklich die berühmte Ausnahme von der Regel darstellen, wird Ihnen ein Jobwechsel helfen. Das wäre z. B. der Fall, wenn Ihr Gehalt objektiv weit unter dem branchenüblichen Lohn liegt. Erkennen Sie Ihre Probleme im Job dagegen genau in den bisher geschilderten Beispielen wieder, dann ist die Wahrschein­lichkeit groß, dass Sie nach einem Wechsel früher oder später mit den gleichen Dingen zu kämpfen haben werden. Diese Schwierigkeiten existieren losgelöst von Ihrem derzeitigen Job. Sie entstehen aus den sozialen Strukturen des Er­werb­slebens und sind tief in der men­schlichen Psyche verankert. Wenn Sie nämlich eine Stelle angenommen haben, knüpfen Sie daran bestimmte Erwartungen. Sie wünschen sich Anerkennung, ein höfliches Miteinander und Gestal­tungs­freiräume. Ihr Vorge­set­zter wiederum wünscht sich von Ihnen gute Leistung, problemlose Eingliederung ins Unternehmen und Denken im Sinne der Firma. Diese Wünsche beider Seiten, die so nicht im Ar­beitsver­trag stehen, sind der psy­chol­o­gis­che Ar­beitsver­trag. Für mehr Zufrieden­heit im Job gilt es, diesen Vertrag zu erfüllen.

Fest­ge­fahrene Ver­hal­tensweisen

Das Leben erscheint einem manchmal als Qual, dauernd fühlt man sich unter Druck gesetzt. Wer den Ärger aus dem Job mit nach Hause nimmt, verdirbt sich mit schlimmen Gedanken über die Gemein­heiten und Un­gerechtigkeiten des Tages den Feierabend und fühlt sich dabei hilflos. Diese hässlichen Gedanken, die Sie vermutlich völlig zu Recht in Ihrem Kopf hin und her wälzen, machen alles nur noch schlimmer. Es entsteht ein schreck­licher Kreislauf: das Ham­ster­rad-Phänomen. Doch anders als ein Hamster können Sie sich wehren. Sagen Sie Stopp! Machen Sie sich an einem ruhigen Ort ein paar Notizen. Betrachten Sie Ihren derzeitigen Job und denken Sie an besonders unangenehme Situationen. Überlegen Sie, ob die eine oder andere Situation sich so ähnlich schon einmal abgespielt hat. Diese Fragen helfen Ihnen, her­auszufinden, ob bestimmte Probleme und Ver­hal­tens­muster schon häufiger aufgetreten sind oder sich gar durch Ihr ganzes Leben ziehen. Derart verfestigte Grundmuster können nicht so einfach abgeschüttelt werden. Sie haben sich tief in Ihre Psyche eingegraben.

Flucht vor sich selbst

Sie müssen diese Grundmuster aufbrechen und dürfen nicht mehr vor den unan­genehmen Seiten des Ar­beit­slebens fliehen. Sonst fliehen Sie auch vor sich selbst. Es gilt, das eigene Ich zu erkennen. Nur dann können Sie sich auch selbst re­spek­tieren. Dies bedarf eines inneren Wandels. Denn leider wollen Sie Ihr Problem gar nicht lösen! Ihr Un­ter­be­wusst­sein hält nämlich am Altbewährten fest. Daher muss es vorsichtig überzeugt werden. Schon im Kinder­gartenal­ter haben Sie gewiss bemerkt, dass andere besseres Spielzeug haben. Und heute grübeln Sie darüber nach, warum andere mehr verdienen, nettere Kollegen haben oder eine bessere Ehe führen. Der Neid frisst Sie auf. Das Grübeln ermüdet. Hören Sie sofort damit auf! Die Welt ist ungerecht, das ist Fakt. Wer einfach das annimmt, was kommt, lebt viel glücklicher. Die Inder beispiel­sweise sind einer Studie zufolge glücklicher als die Menschen im Westen, obwohl sie teilweise in bitterer Armut leben. Sie glauben an ein höheres Ziel und fühlen einen inneren Reichtum. Der Rat, die Dinge anzunehmen, bedeutet übrigens nicht, dass Sie ab jetzt alle negativen Gefühle verdrängen sollen. Denn das kann ernsthaft krank machen. Nein, Sie sollten vielmehr ab jetzt Psy­chohy­giene betreiben. Das heißt, Ihre Gefühle ernst nehmen und sie dann an eine höhere Instanz (Himmel, Gott, Schicksal) abgeben.

Was habe ich erreicht?

Im Fernsehen und in Hochglanzbroschüren wimmelt es von Reichen und Schönen. Sie haben tolle Villen, makellose, trainierte Körper oder besitzen sogar eigene Inseln. So ein Leben ist für Nor­mal­sterbliche un­err­e­ich­bar, und das macht viele unglücklich. Schuld sind ihre Gedanken, die unablässig darum kreisen, wie mies es ihnen geht und wie unfair der Chef heute wieder war. Halten Sie inne und machen Sie sich davon frei! Schaffen Sie Raum für kleine Glücksmomente. Akzeptieren Sie Zustände, die Sie sowieso nicht ändern können. Statt zu bedauern, was Sie alles nicht haben, schauen Sie, was Sie bis heute erreicht haben. Sie haben eine Beruf­saus­bil­dung gemacht und eine Stelle bekommen, um die Sie mit vielen anderen konkurriert haben. Das ist doch was. Oft ist es nämlich so, dass wir die Dinge nicht mehr zu schätzen wissen, sobald wir sie erreicht haben.

Die anderen haben es auch nicht besser

Wir alle sind erstaunlich gut darin, andere zu beurteilen und zu kritisieren. Man vergisst schnell, dass man selber gele­gentlich schlecht gelaunt oder müde zur Arbeit kommt, und ärgert sich stattdessen lieber über eine zickige Kollegin. Dieses Verhalten hat seinen Grund: Sie schützen Ihren Selbstwert, indem Sie das Verhalten, das Sie beim Kollegen aufs Schärfste kritisieren, bei sich selbst völlig in Ordnung finden. Man erkennt seine eigenen Fehler bei anderen wieder, und indem man sich über sie aufregt, schadet man sich letztlich selbst. Hören Sie damit auf und versuchen Sie, Ihre Kollegen und Vorge­set­zten so zu akzeptieren, wie sie sind! Natürlich ist das nicht einfach.

„Wenn Sie sich verändern, verändern sich die anderen automatisch auch – ähnlich wie bei einer Dominoreihe, deren erster Stein umfällt.“

Wenn Sie sich maßlos über jemanden ärgern, verlassen Sie den Ort des Geschehens, bis es Ihnen besser geht, oder stellen Sie sich zur Not vor, die betreffende Person wieder und wieder zu verprügeln, bis Sie Ihre Wut losgeworden sind. Erst dann ist gewaltfreie Kom­mu­nika­tion möglich. Statt zu streiten, können Sie nun versuchen, sich in Ihr Gegenüber hineinzu­ver­set­zen. Sie brauchen nicht alle Menschen zu lieben. Aber Ihr Einfühlungsvermögen hilft Ihnen, zu erkennen, dass es den anderen auch nicht immer rosig geht.

Wie ich dir, so du mir

Viele Leute werden den Eindruck nicht los, dass ihr Chef und die Kollegen sie nicht re­spek­tieren. Gle­ichzeitig sind sie unzufrieden mit ihrem Job, machen sich selbst Vorwürfe und fühlen sich schuldig. Eine solche Einstellung zeigt sich dann im Verhalten, und das merken die Mitmenschen. Wollen Sie also mehr Respekt, müssen Sie nicht die anderen, sondern sich selbst ändern. Dieser Prozess kann langwierig und schmerzhaft sein. Doch Sie können Ihr Un­ter­be­wusst­sein Schritt für Schritt kon­di­tion­ieren und sich einen größeren Selbstwert schaffen. Seien Sie behutsam und geben Sie sich und Ihren Mitmenschen Zeit, sich an die neue Situation zu gewöhnen. Geben Sie selbst all das, was Sie im Ar­beit­sleben vermissen: Seien Sie aufmerksam, loben Sie ruhig ab und zu die Kollegen und seien Sie unbedingt authentisch. Bieten Sie Ihrem Vorge­set­zten höflich ein Feedback an, wenn Sie Ihre Meinung zu einer Sache äußern wollen. Sie werden sehen, dass sich das Miteinander positiv verändert und der Job Ihnen wieder Spaß macht.

Über die Autoren

Volker Kitz hat Jura und Psychologie studiert. Er arbeitet heute als Anwalt, forscht am Max-Planck-In­sti­tut in München und ist Lehrbeauf­tragter an der Lud­wig-Max­i­m­il­ians-Uni­ver­sität in München. Manuel Tusch studierte Psychologie und Erwach­se­nen­bil­dung, war zunächst als Wis­senschaftler und Un­ternehmens­ber­ater tätig und leitet heute eine psy­chol­o­gis­che Praxis und ein Aus­bil­dungsin­sti­tut in Köln.