Negative Empfindungen ins Positive wenden
Der Chef setzt Sie unter Druck oder die schlechte Auftragslage raubt Ihnen den Schlaf? Viele Berufstätige, gerade Führungskräfte, können sich dem Druck, der auf ihnen lastet, kaum entziehen. Ihn einfach zu ignorieren funktioniert nicht. Aber Sie können entscheiden, ob Sie alle an Sie gestellten Erwartungen erfüllen wollen oder nicht. Bevor Sie den Druck ungebremst nach unten weiterleiten, überlegen Sie lieber, wie Sie Ihre Mitarbeiter motivieren können, damit das Planziel auch ohne Überstunden erreicht wird. Suchen Sie nach der kreativen Quelle in Ihrem Inneren – oft wartet dort die Lösung für viele Ihrer Probleme.
„Vor dem Gott, der mich trägt mit meiner Angst, verliert die Angst das Bedrohliche.“
Selbst wenn Sie Ihren Job perfekt machen und das Unternehmen gut dasteht, gibt es keine Garantie dafür, dass morgen nicht schon alles ganz anders ist und Ihre Karriere einen unerwarteten Bruch erleidet. Das macht Angst, aber diese Angst ist normal und nichts Krankhaftes. Klug handelt, wer nach dem Gleichnis Jesu „sein Haus auf Fels baut“. Das bedeutet: Egal, welcher Sturm aufzieht, er bringt Ihr Haus nicht zum Einsturz. Werden Sie von anderen verletzt, ziehen Sie sich in den inneren Raum der Stille zurück, den jeder Mensch in sich trägt. Dort sind Sie frei, ohne Angst und Sorgen. Die Angst führt Sie zu Gott, und wenn Sie ihm vertrauen, verliert sie sich. Trotzdem werden Sorgen und Frust nicht ausbleiben – lassen Sie sich davon nicht den Schlaf rauben. Es geht im Leben nicht um persönlichen Erfolg und Prestige, es geht um Werte, um Gerechtigkeit und auch darum, sich seine eigenen Schwächen zu verzeihen. Dadurch wird Ihre Unzufriedenheit ganz schnell relativiert.
Die Not mit der Zeit
Das häufigste Problem von Führungskräften ist Zeitnot. Ein vollgestopfter Terminkalender verliert jedoch seinen Schrecken, wenn Sie die vorgegebene Zeit strukturieren. Im Kloster wird das so gemacht: Arbeit, Meditation, Lesen, Gottesdienst, Gespräche. Wichtig ist, ganz im Augenblick zu sein – Sie können ohnehin nicht alles gleichzeitig erledigen. Das gilt für die „schnelle Zeit“, in der Sie effektiv arbeiten, und die für „langsame Zeit“, in der Sie z. B. mit den Kindern spazieren gehen. Das Gefühl, dass alle an Ihnen zerren, sind Sie dadurch aber wohl noch nicht los. Gegen Fremdsteuerung helfen Rituale wie ein ruhiges Frühstück mit Zeitungslektüre, Joggen oder Meditieren. Im Unternehmen schaffen Rituale ein gutes Arbeitsklima; allerdings müssen sie stimmig sein und nicht durch Zwang erfolgen.
„Meine Erfahrung ist, dass auch ein Tag mit vielen Terminen nicht stressig abläuft, wenn man ganz im Augenblick lebt und sich jedem Termin gelassen zuwendet.“
Wer ständig im Hamsterrad steckt, dem droht der Selbstverlust. Dabei wissen Sie doch genau, was Ihnen guttut. Gönnen Sie sich das! Für andere da zu sein zeugt zwar von spiritueller Haltung, aber Sie brauchen sich nicht aufzuopfern. Lernen Sie, bei sich zu bleiben, beispielsweise indem Sie innehalten und sich auf Ihren Atem konzentrieren – egal, welches Chaos um Sie herum herrscht. Oder Sie legen die Hände ineinander und spüren sich selbst. All das beruhigt, befreit, lenkt nach innen. Auch eine Wanderung, ein Saunabesuch oder der tägliche Spaziergang mit dem Hund erlauben Ihnen, sich selber zu spüren.
Der richtige Umgang mit Schuldgefühlen
Wer Verantwortung trägt, dem bleiben Schuldgefühle nicht erspart. Vielleicht behandeln Sie Mitarbeiter ungerecht, ein Auftrag geht verloren oder die Firma gerät in eine Krise. Selbst wenn Sie persönlich gar keine Schuld trifft, fühlen Sie sich vielleicht verantwortlich, und die Frage nach dem Warum quält sie. Verdrängen Sie Schuldgefühle nicht, denn das würde Sie mit der Zeit unnahbar machen. Jeder macht sich irgendwann schuldig, alles andere ist eine Illusion. Mit dem Gleichnis vom ungerechten Verwalter zeigt uns Jesus, wie wir es richtig machen: Es geht darum, menschlich miteinander umzugehen. Es bringt nichts, sich gegenseitig die Fehler anzukreiden, besser ist es, einander zu stützen und die anderen mitsamt ihrer Fehler anzunehmen.
„Jesus lädt uns ein, unsere Schuld zum Anlass zu nehmen, Mensch unter Menschen zu sein und einander zu ermutigen.“
Der erste Schritt dorthin ist, sich selbst zu vergeben. Das gelingt mit der Überzeugung, dass Gott uns so annimmt, wie wir sind. Hören Sie auf, lebenslänglich fehlerloses Verhalten von sich zu erwarten. Sie werden nie alles richtig machen – trotzdem behalten Sie Ihre Würde. Mit dieser Einsicht können Sie auch den Fehlern Ihrer Mitarbeiter gnädig begegnen. In einer Gemeinschaft muss man einander vergeben können, statt sich ständig Fehler unter die Nase zu reiben. Aber nur wer sich selbst vergeben kann und Fehler nicht für ein Verbrechen hält, ist dazu fähig.
„Für mich ist es wichtig, morgens bevor ich zur Arbeit gehe, mit der klaren Quelle in mir in Berührung zu kommen.“
Versuchen Sie nicht, alle Erwartungen zu erfüllen, immer perfekt und bei allen beliebt zu sein. Irgendwann sind Sie dann völlig entkräftet, und das endet in einer Depression oder einem Burn-out. Schöpfen Sie aus „klaren Quellen“ wie Selbstvertrauen, Vertrauen in Ihre Mitarbeiter und Spaß an Ihrer Arbeit. Unter einem religiösen Gesichtspunkt ist das die Quelle des Heiligen Geistes, in der Psychologie sind es die eigenen Ressourcen. Wenn Sie allerdings an Erschöpfung leiden, wenn Sie leer, unzufrieden und gereizt sind und nicht schlafen können, dann haben Sie aus einer „trüben Quelle“ geschöpft, sich unter Druck gesetzt vor lauter Perfektionismus, Ehrgeiz und dem Drang, jedermanns Liebling sein zu wollen.
Verantwortung tragen und Entscheidungen treffen
Ein hohes ethisches Verantwortungsbewusstsein kann Ihnen im Beruf das Leben schwer machen: dann nämlich, wenn es bei der Firmenleitung oder den Mitarbeitern auf Widerspruch stößt. Verbreiten Sie zumindest in Ihrem Bereich ein menschliches Klima und hoffen Sie darauf, dass diese Einstellung mit der Zeit auch den Weg in die Köpfe der anderen findet. Sie können aber nichts erzwingen. Wenn Körper oder Psyche Sie auf Ihre Grenzen hinweisen, ist es Zeit, die Konsequenzen zu ziehen. Es macht keinen Sinn, sich verbiegen zu lassen, sonst können Sie irgendwann nicht mehr guten Gewissens in den Spiegel schauen.
„Nur aus der Position der Stärke heraus kann Vertrauen vermittelt werden, damit langsam eine Beziehung wächst.“
Manchmal versuchen Vorgesetzte direkt, einen Mitarbeiter zu verbiegen. Es handelt sich hier um Menschen mit Minderwertigkeitskomplexen, die andere kleinhalten. Vergegenwärtigen Sie sich, wie unreif das Verhalten der Person ist, und entziehen Sie sich so ihrer Macht. Ignorieren Sie verletzendes Benehmen und vermitteln Sie Ihrem Chef Vertrauen; vielleicht kann er seine Arroganz dann ablegen. Verschanzt er sich weiterhin hinter seiner Macht, nehmen Sie entweder den Hut oder vertrauen Sie darauf, dass sich das Gute irgendwann durchsetzen wird. Bis dahin halten Sie sich an die vernünftigen Menschen in der Firma.
„Konflikte sind immer eine Einladung, miteinander ins Gespräch zu kommen und nach gemeinsamen Lösungen zu suchen.“
Entscheidungen zu treffen, ist selten leicht. Nichts ist absolut richtig oder falsch. Perfektionisten haben damit ein Problem, weil sie sich vor lauter Informationen nicht entscheiden können. Es ist nun mal so: Hinterher sind alle schlauer und derjenige, der die Entscheidung getroffen hat, muss dafür geradestehen. Mit Kritik müssen Sie leben. Versuchen Sie aber, das richtige Maß zwischen Bauchentscheidungen und solchen, die langsam reifen, zu finden. Grübeln Sie nicht über eine getroffene Entscheidung nach, vertrauen Sie sie im Gebet Gott an und bitten Sie ihn, dass er das Beste daraus macht.
Umgang mit schwierigen Situationen
Den Erfolg in Reinform gibt es nicht, jeder muss auch mit Misserfolgen umgehen. Vor allem dürfen Sie sich nicht nur über Ihren Erfolg definieren und womöglich glauben, dass er ein Geschenk Gottes sei. Wie oft Erfolg auf Kosten anderer geht, wird nämlich übersehen. Wer Erfolg hat, sollte einfach dankbar sein und sich klarmachen, dass auch andere dazu beigetragen haben. Wälzen Sie Misserfolge nicht auf andere ab. Man muss für sein Scheitern die Verantwortung übernehmen – das heißt nicht, dass man die Selbstachtung verliert.
„Bei allem Ärger über das Fehlverhalten von Mitarbeitern braucht es immer auch die Achtung vor der Würde des anderen und den Glauben an den guten Kern im anderen.“
Manche Situationen können Sie in arge Gewissenskonflikte bringen. Unlautere Machenschaften in der Firma anzuprangern, kann Sie den Job kosten. Sie dürfen aber durchaus genau hinsehen, und in bestimmten Situationen kommen Sie um eine öffentliche Klage nicht herum. Nur den Moralapostel sollten Sie sich verkneifen. Loyalität und Kollegialität sind wichtig. Oft genügen schon zwei oder drei Mitarbeiter, die das vorleben, um die ganze Firma im positiven Sinn anzustecken.
So meistern Sie Konflikte
Gibt es Streit zwischen Mitarbeitern, müssen Sie als Führungskraft ein klärendes Dreiergespräch führen. Halten Sie sich aber aus dem Konflikt heraus und überlegen Sie sich nur Hilfestellungen, um die weitere Zusammenarbeit zu ermöglichen. Wenn Sie selbst in einen Konflikt verstrickt sind, besteht die Kunst darin zu erkennen, ob jemand Sie als Projektionsfläche für seine Probleme benutzt, z. B. weil Sie ihn an jemand anderen erinnern. Eine gute Streitkultur in der Familie ist hilfreich: Wer sie erlebt hat, nimmt einen Konflikt als Herausforderung an und trennt ihn von Kindheitserlebnissen.
„Man muss sich klare Regeln auferlegen, sonst nimmt die Arbeit immer mehr Raum ein und macht ein gutes Privatleben unmöglich.“
Ein konstruktiver Konkurrenzkampf verletzt niemanden, weil er offen und ehrlich geführt wird. Wer sich allerdings mit fiesen Tricks einen Vorteil verschafft, kommt unweigerlich in Konflikte, und wo Intrigen entstehen, bleibt das ethische Bewusstsein auf der Strecke. So ist es auch bei Mobbing. Es ist oft die Folge schlechter Führung. Bisweilen kann es aber auch sein, dass Sie als Opfer die anderen durch Ihr Verhalten provoziert haben. Wenn nicht, reagieren Sie einfach nicht auf Mobbing, dann verliert es seine Macht. Suchen Mobbingopfer bei Ihnen Hilfe, sprechen Sie auch mit der Gegenseite, vielleicht können Sie vermitteln. Stellen Sie aber klar, dass Mobbing ein Armutszeugnis ist.
„Wenn die Mitarbeiter eine Kultur der Menschlichkeit ausstrahlen, sind sie auf Dauer motivierter bei ihrer Arbeit.“
Im Umgang mit kranken Mitarbeitern sind Konflikte vorprogrammiert. Der eine hat ein Alkoholproblem, der andere einen Bandscheibenvorfall, und ein Dritter ist regelmäßig am Montag krank. Als Führungskraft müssen Sie möglichst objektiv beurteilen, was im Einzelfall dahintersteckt. Ziehen Sie ruhig Fachleute zurate, um die Krankheit richtig einzuschätzen und dem Kranken eine faire Chance geben zu können. Noch schwieriger ist es, Mitarbeiter zu entlassen. Gehen Sie feinfühlig vor und wahren Sie immer die Würde des anderen. Zeigen Sie dem Mitarbeiter, dass Sie ihn nicht leichtfertig vor die Tür setzen. Sprechen Sie das Positive in ihm an und gestalten Sie die Trennung so, wie Sie es sich für sich selbst wünschen würden.
Spirituelle Aufgaben im Berufsalltag
Sie machen sich das Leben unnötig schwer, wenn Sie nicht ein gesundes Maß an Vertrauen in Ihre Mitarbeiter und in die Zukunft haben – das heißt nicht, dass Sie eine rosarote Brille aufsetzen und vor der Realität fliehen sollen. Es gilt, auf Gott zu vertrauen, um das Gute in einem schwierigen Mitarbeiter zu entdecken und bei Konflikten nach Lösungen zu suchen. Ihr gesamtes Handeln sollte von Achtsamkeit geprägt sein, egal, ob es um Produktentwicklungen geht, um Mitarbeiterführung oder um die eigenen Emotionen. Sie müssen den anderen achten, aber ebenso Ihre eigenen Gefühle. Beruf und Privatleben müssen im Gleichgewicht sein, denn die Familie ist eine Energiequelle für Ihre Arbeit.
„Wer sich ehrlich auf die Führungsaufgabe einlässt, dem vergeht das Moralisieren.“
Die vielleicht wichtigsten Kraftquellen für Ihr Leben sind Werte. Objektive Werte wie Gerechtigkeit, Wahrheit oder Treue ebenso wie subjektive Werte, die von Mensch zu Mensch variieren, geben Ihrem Leben Sinn. In Unternehmen stehen Werte manchmal nur auf dem Papier. Dabei zahlt sich auf Dauer eine Kultur des Miteinanders und der Humanisierung der Welt aus. Sehen Sie also Führung als eine spirituelle Aufgabe, die Sie im Sinne des heiligen Benedikt, nämlich als Dienst an den Menschen, für die Menschen und für Gott verrichten.