Spielmacher im Management

Buch Spielmacher im Management

Unternehmerisches Gespür entwickeln und strategisch handeln

Wiley-VCH,


Rezension

Er­fol­gre­iche Unternehmer werden nicht in ihre Rolle hineinge­boren, sie sind auch keine Glücksritter, die sich von den Launen des Schicksals abhängig machen. Er­fol­gre­iche Unternehmer sind Persönlichkeiten, die ihre Fähigkeiten – Gespür für geschäftliche Chancen, an­a­lytis­ches und visionäres Denken – immer weiter ausbauen, um so ihre Ziele zu erreichen. Die Autoren Klaus M. Kohlöffel und Jan-Dirk Rosche gehen den un­ter­schiedlichen un­ternehmerischen Qualitäten auf den Grund und zeigen Möglichkeiten auf, wie man sie trainieren und weit­er­en­twick­eln kann. Ihr Buch bietet eine de­tail­lierte, gut struk­turi­erte Übersicht über die vielfältigen Beziehungen zwischen „Spielthe­o­rie“ (wie sie die Autoren verstehen) und Un­ternehmer­tum. Die Fußball­meta­phern in den Geschäftsalltag zu übersetzen, lohnt sich allerdings längst nicht immer – viele davon können ihre banalen Inhalte kaum kaschieren. Aber hier und da finden sich doch auch In­spi­ra­tionsquellen, um die eigenen un­ternehmerischen Fähigkeiten planmäßig zu entwickeln, meint BooksInShort.

Take-aways

  • Das Zentrum des un­ternehmerischen Handelns ist der Drive, den Sie entwickeln, um Ihre Ideen und Strategien zum Erfolg zu führen.
  • Un­ternehmerisches Denken besteht aus den Fähigkeiten, vernetzt, in Szenarien, vo­rauss­chauend und in Optionen zu denken.
  • Per­spek­tivis­ches Zoomen ermöglicht Ihnen, eine Sache aus der Nähe zu betrachten und gle­ichzeitig den Überblick zu behalten.
  • Schaffen Sie sich ein Bild von der Zukunft, indem Sie un­ter­schiedliche Szenarien entwickeln.
  • Präzise festgelegte Spielfelder und -regeln erhöhen Ihre Er­fol­gschan­cen.
  • Lernen Sie die ver­schiede­nen Spieler und ihre Beziehungen un­tere­inan­der verstehen.
  • Behutsamer Umgang mit den eigenen Ressourcen sorgt für einen permanenten Zustrom an Spie­len­ergie.
  • Entwickeln Sie sich und Ihre Spiel­part­ner permanent weiter, indem Sie andere Spieler als Maßstab nehmen.
  • Erinnern Sie sich immer wieder an gelungene Spielzüge. Daraus schöpfen Sie Kraft.
  • Spielfreude ist ansteckend. Sorgen Sie dafür, dass sie langfristig erhalten bleibt.
 

Zusammenfassung

Un­ternehmerischer Drive und seine Komponenten

Maßgeblicher Er­fol­gs­garant eines Un­ternehmers oder einer Führungskraft ist der Drive, den er oder sie mitbringt, um sich auf den un­ter­schiedlichen geschäftlichen Spielfeldern zu engagieren. Dieser Drive ist Vo­raus­set­zung für den Willen, sich einem Spiel voll und ganz zu widmen und dabei mit äußerstem Einsatz zu kämpfen. Un­ternehmerischer Drive zu haben, bedeutet:

  • un­ternehmerisches Gespür zu entwickeln,
  • un­ternehmerisches Denken zu trainieren,
  • un­ternehmerische Positionen zu klären,
  • un­ternehmerisches Verhalten zu entwickeln und
  • un­ternehmerisches Verhalten zu zeigen.

Un­ternehmerisches Gespür entwickeln

„Sei wach und wecke die Neugier in dir“, lautet eine wichtige Devise für Unternehmer. Es geht darum, Offenheit zu entwickeln. Dabei un­ter­schei­det man zwischen gerichteter und un­gerichteter Offenheit. Zur gerichteten Offenheit gehören beispiel­sweise Umfragen, mit denen Sie sich an Ihre Mitarbeiter wenden; sie wird also gezielt gesteuert. Un­gerichtete Offenheit hingegen ist ganzheitlich aus­gerichtet und liegt in der gesamten Erfahrung und Intuition einer Person begründet. Aus dieser Offenheit heraus entsteht unmittelbar die Freude, die jemand daran hat, zu ex­per­i­men­tieren und Neues auszupro­bieren.

„Der Drive, mit dem wir in einem Spiel im wahrsten Sinne ‚ganz dabei‘ sind, ist ein wesentlicher Faktor für unseren Spielerfolg.“

Neben der Offenheit macht die Fähigkeit, per­spek­tivisch zu zoomen, einen wesentlichen Teil des un­ternehmerischen Gespürs aus. Damit ist das Pendeln zwischen Maulwurf- und Adler­per­spek­tive gemeint, also der Wechsel zwischen einem nahen und einem dis­tanzierten Blickwinkel. Die mul­ti­per­spek­tivis­che Durch­dringung eines Gegenstands oder einer Situation versetzt Sie in die Lage, Er­fol­gspoten­ziale auszumachen und diese im Kampf mit der Konkurrenz in einen Wet­tbe­werb­svorteil umzumünzen. Schafft es ein Unternehmen, diesen Vorteil als Bestandteil seiner Kernkom­pe­ten­zen zu zementieren, so kann es sich möglicher­weise über Jahre hinweg einen Vorsprung vor den Mit­be­wer­bern sichern. Ein gutes Beispiel für den Aufbau und die gezielte Nutzung solcher Kernkom­pe­ten­zen ist Apple. Dem amerikanis­chen Unternehmen ist es gelungen, die Kernkom­pe­tenz „Be­nutzer­fre­undlichkeit“ auf- und auszubauen und sie vom Computer auf Musikplayer und Mo­bil­tele­fone zu übertragen.

Un­ternehmerisches Denken trainieren

Un­ternehmerisches Denken besteht im Wesentlichen aus den Fähigkeiten, vernetzt, in ausgeprägten Szenarien, vo­rauss­chauend und in Optionen zu denken. Das Motto des vernetzten Denkens lautet: „Erkenne das Wirkungsgefüge im Spiel!“ Die Fähigkeit, in Szenarien zu denken, ist gle­ichbe­deu­tend mit der Fähigkeit, sich ein vollständiges und stimmiges Bild von der Zukunft zu machen. Vo­rauss­chauend zu denken, heißt, frühzeitig zu überlegen, welchen Pfad man einschlagen will. Dieses in die Zukunft gerichtete Denken hat nur dann eine starke Dynamik, wenn es un­ternehmerische Visionen und strate­gis­che Ziele miteinander verbindet. Nur mit einem hohen Maß an Wollen, durch einen starken visionären Impuls, lassen sich strate­gis­che Ziele auch über einen längeren Zeitraum hinweg durchsetzen. In Optionen zu denken, bezeichnet die Fähigkeit, im Anschluss an die eigene Po­si­tion­ierung ver­schiedene Möglichkeiten er­fol­gver­sprechen­der Spielzüge auszuloten.

Un­ternehmerische Positionen klären

Um die eigene un­ternehmerische Position zu klären, sollten Sie zuallererst:

  1. die Spielidee abklären,
  2. das Spielfeld abstecken,
  3. die Spielregeln erfassen,
  4. die Spieler verstehen,
  5. die Beziehungen zwischen den einzelnen Spielern berücksichtigen.
„Für den strategisch aus­gerichteten Spielmacher geht es ins­beson­dere darum, eine sensible, aufmerksame wie achtsame Offenheit zu entwickeln.“

Das Abklären der Spielidee besteht nicht nur darin, eben diese Idee zu definieren, sondern auch darin, sich rückhaltlos dafür begeistern zu können. Die Spielfelder, die abgesteckt werden können, lassen sich in bespielte, beobachtete und denkbare Areale unterteilen. Als guter Spieler werden Sie versuchen, in jedem dieser Felder präsent zu sein, wobei das bespielte Feld natürlich den höchsten Grad an Aufmerk­samkeit verdient. „Kläre deinen Hand­lungsrah­men“ ist das Motto, wenn es darum geht, die Regeln eines Spiels zu erfassen. Es gibt eine ganze Reihe von geschriebe­nen und ungeschriebe­nen Regeln, die Sie erkennen und einhalten müssen, wenn Sie erfolgreich am Spiel teilnehmen will. Dazu gehören beispiel­sweise Gesetze und soziale Normen, aber auch bestimmte Ver­hal­tensregeln und Rituale.

„Die Basis jeglicher guter Zusam­me­nar­beit sind Vertrauen und Verlässlichkeit.“

Um Ihre Konkur­renten in einem Spiel zu verstehen, müssen Sie sich ein Bild von den einzelnen Spielern machen können. Dies kann jedoch nur gelingen, wenn Sie die un­ter­schiedlichen Kulturen der Spieler verstehen, wenn Sie ihre Ziele und die Richtung, in der sich ihre Energien bewegen, erkennen. Berücksichtigen Sie dabei immer die Erfahrungen der Spieler und die Rolle, die sie in einem Spiel innehaben. Es gibt eine ganze Reihe un­ter­schiedlicher Spielfig­uren mit jeweils un­ter­schiedlichen, direkten oder indirekten Funktionen innerhalb und außerhalb des Spielfelds: Spielmacher, Impulsgeber, Außenspieler, Spielführer, Mitspieler, Rebellen, Spielverder­ber, Trit­tbret­tfahrer, Stars, Er­satzspieler, Schied­srichter, Coaches, Scouts, Zuschauer, Fans, Sponsoren, Entscheider, Mei­n­ungs­macher und Me­di­en­vertreter. Einzelne Spieler oder Teams können auch ver­schiedene Rollen ausfüllen. Es gibt eine Reihe von Ko­or­di­naten­sys­te­men, mit deren Hilfe Sie Ihre Mitspieler relativ präzise einordnen und einschätzen können. Wie stark ist etwa ihr Interesse an den eigenen Ergebnissen (Egoismus), wie stark ihr Interesse an den Ergebnissen der anderen (Altruismus)? Sind sie eher kooperative Typen oder Persönlichkeiten, die den Konkur­ren­zkampf lieben? Es gibt Spieler, die einerseits gern Ko­op­er­a­tio­nen eingehen, an­der­er­seits aber auch keiner ernsthaften Au­seinan­der­set­zung aus dem Weg gehen. Diese Haltung wird als „Coopetition“ bezeichnet. Und es gibt Still­stand­pakte, die nach dem Motto „Leben und leben lassen“ in der Regel in eine friedliche Koexistenz münden.

Un­ternehmerisches Verhalten entwickeln

Als Unternehmer ist man ständig gezwungen, nach neuen Strategien zu suchen, um einen Wet­tbe­werb­svorteil zu erringen, zu erhalten oder auszubauen. Um eine vielseitig funk­tion­ierende Strategie zu entwickeln, sollten Sie:

  • neue Spielideen entwickeln: Setzen Sie sich un­ternehmerische Ziele und begreifen Sie sich als Verwalter men­schlichen Kapitals. Nutzen Sie das Potenzial der Kreativität und werden Sie zum Leben­sun­ternehmer, der Ökonomie als die Kunst begreift, das Beste aus dem Leben zu machen. Ein echter Spielmacher hat die Fähigkeit, seine gesamte Energie auf das Wesentliche zu konzen­tri­eren und den Weg zu finden, der zu ihm und zu den angestrebten Zielen passt.
  • die Spielfelder verändern: Spieler müssen sich entscheiden, welches Spielfeld für sie das passende ist. Sie müssen klären, welche ver­schiede­nen Möglichkeiten ein Spielfeld bietet. Bietet es beispiel­sweise die Chance, un­ternehmerisch zu wachsen und später auch zu expandieren? Können Sie Spielzeit­punkt und Spieldauer Ihren Bedürfnissen anpassen?
  • Spielregeln bee­in­flussen: Es gibt grundsätzlich drei un­ter­schiedliche Wege des Umgangs mit Regeln: sich anpassen, sich einmischen bzw. mitwirken oder sich emanzip­ieren, d. h. sich von der Umk­lam­merung der Regel zu befreien. Jede Variante hat Vor- und Nachteile. Wer sich anpasst und im Ar­beit­sleben nur funk­tion­iert, macht sich dadurch leicht entbehrlich. Wer sich einmischt und mitwirkt, geht immer gewisse Risiken ein, verstärkt aber dadurch seine Ein­flussnahme auf das Spielfeld. Die Befreiung von Regeln birgt Chancen und Gefahren: Tabubrüche können in her­aus­ra­gende Leistungen münden, aber auch eine Un­ternehmen­skul­tur nachhaltig beschädigen.
  • Spieler entwickeln: Der wichtigste Spieler sind zuerst einmal Sie selbst. Es gilt deshalb, die eigene un­ternehmerische Leistungsfähigkeit zu stärken. Das geschieht vor allem dadurch, dass Sie aus vergangenen Spielzügen lernen, indem Sie Ihre eigenen Züge mit denen anderer vergleichen, beispiel­sweise durch externes und internes Bench­mark­ing. Nach derselben Methode können Sie andere trainieren. Vielleicht ist es auch sinnvoll, einen Coach oder einen Mentor zu engagieren, der das un­ternehmerische Lernen fördert.
  • Spieler­beziehun­gen verändern: Um Ihre Beziehungen zu Ihren Mitspielern in Ihrem Sinne zu verändern, müssen Sie ein ausgeprägtes und umfassendes Wahrnehmungsvermögen besitzen. Jeder Spieler hat die Wahl zwischen offensiven und defensiven Spielzügen. Durch offensive Spielzüge – z. B. Pro­voka­tio­nen, Sig­nal­isierun­gen, Versprechen oder Abkommen – setzt er selbst eine Aktion in Gang, auf die andere erst einmal eine Erwiderung finden müssen. Mit defensiven Zügen hingegen reagiert er auf Spielzüge konkur­ri­eren­der Spieler, z. B. in Form von Kontern, Vergel­tungsak­tio­nen oder Rückzügen.

Un­ternehmerisches Verhalten zeigen

Um die Er­fol­gswahrschein­lichkeit in einem Spiel zu maximieren, müssen sich die Spieler daran gewöhnen, jeden ihrer Züge genauestens zu kon­trol­lieren. Spieler neigen dazu, immer jene Strategie auszuwählen, die möglichst leicht, möglichst schnell oder möglichst umfassend zum Ziel führt. Und mit dem „Kon­sis­ten­zcheck“ lässt sich überprüfen, ob eine Strategie auch auf Dauer haltbar ist. Mit der Überprüfung des Ressourcenein­satzes testen Sie, ob Sie tatsächlich in der Lage sind, die zur Ziel­er­re­ichung notwendigen Mittel bere­itzustellen.

„Wer als Spielmacher virtuos mit anderen zusam­men­spie­len und un­ternehmerisch erfolgreich sein will, tut gut daran, sich poten­ziellen Partnern und Netzwerken sehr achtsam zu nähern und zu öffnen.“

Es gibt drei Bausteine un­ternehmerischen Verhaltens. Versuchen Sie:

  1. Ihre Spie­len­ergie einzusetzen,
  2. die Spiel­ge­mein­schaft zu leben und
  3. Spielfreude zu zeigen.

Erste Maxime für den richtigen Einsatz Ihrer Spie­len­ergie ist der sorgsame Umgang mit den eigenen Ressourcen. Dazu gehört vor allem die sorgfältige Pflege der En­ergiequellen, z. B. der inneren Ruhe, der treibenden Kraft einer Vision oder auch einer har­monis­chen privaten Umgebung. Sich für eine Idee oder eine Un­ternehmung begeistern zu können, ist wichtig. Noch wichtiger ist es jedoch, den eigenen En­thu­si­as­mus über eine längere Wegstrecke aufrechtzuer­hal­ten. Die Qualität einer Spiel­ge­mein­schaft ergibt sich aus der Spannung zwischen der eigenen In­di­vid­u­alität und der Vernetzung mit dem Kollektiv. Nur wer in der Lage ist, Vertrauen und Verlässlichkeit in eine Kooperation einzubrin­gen, kann sich auf Dauer auch als Führungsspieler in einer Gemein­schaft etablieren. Spielmacher tun gut daran, sich möglichen Partnern und Netzwerken mit großer Be­hut­samkeit zu nähern. Nur so können sie das Beste aus sich und den Mit­stre­it­ern herausholen und sich zu Virtuosen ihres Fachs entwickeln. Spielfreude schaffen Sie beispiel­sweise, indem Sie sich an vergangene, besonders gut gelungene Spielzüge erinnern. Ziel solcher Techniken ist es, aus dem kurzfristi­gen Ausdruck von Spiellaune eine lang anhaltende Spielfreude erwachsen zu lassen und diese Spielfreude in ein Mehr an Ar­beits­dy­namik zu übertragen. Nur so schaffen Sie es auch, andere mit Ihrer Spielfreude anzustecken.

Über die Autoren

Klaus M. Kohlöffel und Jan-Dirk Rosche sind Professoren an der Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung in Konstanz. Ihre Schw­er­punkte liegen auf den Gebieten Strate­gis­ches Management, Führung, Or­gan­i­sa­tion und Pro­jek­t­man­age­ment.