Produktionsoptimierung mit KVP

Buch Produktionsoptimierung mit KVP

Der kontinuierliche Verbesserungsprozess für gesteigerte Konkurrenzfähigkeit

mi-Wirtschaftsbuch,


Rezension

Drei Buchstaben können viel verändern. KVP steht für „kon­tinuier­licher Verbesserung­sprozess“. Wer bisher noch nichts über diese Methode wusste, die in Japan als Kaizen bekannt ist, dem liefert dieses Buch die wichtigsten In­for­ma­tio­nen und Hinweise, wie der Prozess im eigenen Unternehmen im­ple­men­tiert werden kann. Das alles in bester KVP-Manier, also einfach und verständlich erklärt. Etliche Beispielfälle aus dem wirtschaftlichen Alltag verdeut­lichen, welche konkreten Ergebnisse sich mit KVP erzielen lassen , Checklisten und In­fo­grafiken helfen weiter, wo der Stoff unübersichtlich zu werden droht. Etwas seltsam mutet die wiederholte Behauptung an, dass Ra­tio­nal­isierun­gen keineswegs zu den Zielen des KVP zählen sollen. Sicher sind Mitarbeiter, die um ihren Job bangen, nicht besonders auf Ef­fizien­zsteigerun­gen erpicht, aber ihnen vorzumachen, dass verbesserte Produktivität und Mi­tar­beit­erzahl völlig unabhängig voneinander seien, scheint auch etwas blauäugig. BooksInShort empfiehlt die Lektüre Un­ternehmern und Managern, die ahnen, dass bei ihnen viele Prozesse verbessert werden können, aber nicht wissen, wo sie anfangen sollen.

Take-aways

  • KVP (kon­tinuier­licher Verbesserung­sprozess) ist ein Werkzeug, um Un­ternehmens­abläufe und deren Qualität zu verbessern.
  • Ziel ist es, die Prozesse möglichst zeit- und geld­scho­nend zu gestalten.
  • Mit KVP sparen Sie Kosten, ohne zu ra­tio­nal­isieren oder zu kündigen.
  • KVP kann heißen, dass Mitarbeiter Verbesserungsvorschläge per Formular machen oder dass in regelmäßigen Sitzungen nach Op­ti­mierungsmöglichkeiten gesucht wird.
  • Die dafür nötige Eigenini­tia­tive entwickeln Mitarbeiter, wenn Sie tatsächlich angehört werden und nicht um ihren Job bangen müssen.
  • Geben Sie Ihre Ziele möglichst präzise vor.
  • Kom­mu­nizieren Sie Erfolge regelmäßig.
  • Wichtig: Wer Verbesserun­gen in Angriff nimmt, kann auch Fehler machen. Verstehen Sie diese als Chance.
  • Sie brauchen im Unternehmen einen KVP-Ve­r­ant­wortlichen, der sich um die Or­gan­i­sa­tion kümmert.
  • Richten Sie einen KVP-Raum ein und drängen Sie auf regelmäßige Treffen.
 

Zusammenfassung

Wer rastet, rostet

So un­vol­lkom­men wie der Mensch ist auch sein Ar­beit­splatz. Das bedeutet, dass wir uns ständig verbessern können – theoretisch. Allerdings gibt es eine Vielzahl von Gründen, die uns davon abhalten, aus eigenem Antrieb nach Vol­lkom­men­heit zu streben. Manche kommen schlicht nicht dazu, weil ihnen die All­t­agsar­beit die Zeit wegfrisst. Andere sind unmotiviert – wenn die anderen nichts tun, warum sollte man dann selbst? Einige arbeiten in zu hi­er­ar­chis­chen Systemen, als dass sie sich trauen würden, und wieder andere bräuchten Unterstützung, fürchten aber dumme Antworten, wenn sie darum bitten. Der Ausweg liegt auf der Hand: Es ist Aufgabe des oberen Managements, einen kon­tinuier­lichen Verbesserung­sprozess (KVP) im Unternehmen anzustoßen.

„Sobald man sich mit dem Erreichten zufrieden­gibt, rudert man nicht mehr nach vorn, sondern treibt zurück.“

Das japanische Pendant zu KVP heißt Kaizen und bedeutet „Veränderung zum Besseren“. KVP ist also in­ter­na­tional bekannt. Kein Wunder: Schließlich wollen alle Firmen zufriedene Kunden. Doch die hat nur, wer gute Arbeit zu fairen Preisen leistet und dabei auch noch besser als die Konkurrenz ist. Der Weg dazu führt über die Ar­beit­sprozesse selbst. Die Mitarbeiter spielen dabei eine her­aus­ra­gende Rolle, denn niemand kennt die Prozesse so gut wie sie und keiner weiß besser, wo Fehler lauern. Darum funk­tion­iert KVP im Grunde so, dass die Mitarbeiter die Probleme benennen, die ihnen im Ar­beit­sall­tag begegnen, und dass dann nach einer Lösung gesucht wird. Im Idealfall haben die Angestell­ten gleich selbst einen Verbesserungsvorschlag parat.

KVP-Spielarten

In der Praxis werden ver­schiedene KVP-Arten un­ter­schieden:

  • Mi­tar­beiter-Ba­sis-KVP: Es wird auch Blitz-KVP oder Gemba-Kaizen genannt. Gemba ist wieder japanisch und steht für den Ort des Geschehens, in diesem Fall also für den Ar­beit­splatz. Bei dieser KVP-Form macht der Mitarbeiter, wenn er eine Verbesserungsmöglichkeit sieht, sofort per Formular einen Verbesserungsvorschlag. Die Umsetzung kann direkt vor Ort erfolgen.
  • Ex­perten-KVP: Dabei setzen sich die Meister und Leiter eines Betriebs regelmäßig zusammen und entwickeln Projekte mit fest­ge­set­zter Laufzeit, um die Situation zu verbessern. Die betroffenen Mitarbeiter werden hinzuge­zo­gen.
  • Meth­o­den-KVP: Hierbei wird mit einer fest­gelegten Methode (z. B. Rüstzeitop­ti­mierung oder autonome In­stand­hal­tung) gezielt nach einer Verbesserungsmöglichkeit gesucht.

So funk­tion­iert KVP

KVP ist wie das be­triebliche Vorschlagswe­sen oder Kaizen ein Beispiel für Ideen­man­age­ment. Bestehende Strukturen sollen von allen Mi­tar­beit­ern verbessert werden. Im Fokus sind ver­schwen­derische Prozesse in der Produktion oder in der Ad­min­is­tra­tion. Es kann z. B. darum gehen, dass hohe Bestände Kosten und Aufwand mit sich bringen oder dass die Qualität darunter leidet, wenn Maschinen nicht regelmäßig gewartet werden. Wer sie instand hält und pflegt, kann prob­lem­loser arbeiten. Auch Ordnung und Sauberkeit spielen eine Rolle, denn sie machen den Ar­beit­splatz übersichtlicher und sparen Zeit. Aufgabe der Mitarbeiter ist es, im so genannten „Muda-Check“ ihren Ar­beitsablauf auf Ver­schwen­dung zu überprüfen.

„Ein Fehler wird erst dann negativ beurteilt, wenn man sich nicht um ihn kümmert und er somit wieder auftreten kann.“

Wichtig zu wissen: KVP will nicht ra­tio­nal­isieren, denn kein Mitarbeiter würde Verbesserungsvorschläge machen, wenn er damit seinen eigenen Ar­beit­splatz oder den eines Kollegen in Gefahr brächte . Obwohl die Mitarbeiter die Pro­tag­o­nis­ten sind, spielt auch das Management bei KVP eine Rolle: Alle Verbesserungsmöglichkeiten, die durch KVP angegangen werden, müssen das Gesamtziel der Geschäftsführung unterstützen. Grundsätzlich und abstrakt gesprochen, geht es um die Erhöhung der Wertschöpfung. Die Faktoren, die dazu beitragen, können ganz un­ter­schiedlich sein, von der Eli­m­inierung von Störfaktoren bis hin zur gesünderen Mi­tar­beit­ern.

Führung im KVP

Bevor Sie und Ihre Mitarbeiter nun loslegen, muss allen eines klar sein: Lösungsvorschläge aus der Ferne helfen selten weiter. Darum sollten alle gut zuhören, wenn jemand sein Problem schildert und sich ggf. vor Ort ein Bild machen. Sinnvoll ist, wenn alle Kollegen beteiligt sind – wer nicht täglich mit dem Problem kon­fron­tiert ist, sieht vielleicht leichter einen Ausweg, als wer seinem Ar­beitsablauf schon seit Jahren auf die gleiche Art und Weise nachgeht. Als Führungskraft sind Sie besonders aufgerufen, sich einzubrin­gen, denn Sie haben Vor­bild­funk­tion und werden ständig von Ihrem Team beobachtet. Überdenken Sie außerdem Ihren Führungsstil. Es geht nicht darum, dass Sie Ihre Mitarbeiter im KVP kon­trol­lieren; vielmehr sollen Sie sie führen. Durch Kontrolle verhindern Sie die Eigenini­tia­tive, die Sie benötigen, um zu positiven KVP-Ergeb­nis­sen zu gelangen. Loben Sie, wenn sich jemand einbringt; das erhöht die Motivation.

„Grundsätzlich stellt eine KVP-Prämie keinen Ersatz für den inneren Antrieb eines Mi­tar­beit­ers dar und sollte auch nicht als fi­nanzieller Leis­tungsan­reiz verstanden werden.“

Sie sollten jederzeit im Kopf behalten, dass Fehler passieren können – ins­beson­dere, wenn man Neues ausprobiert. Versuchen Sie, in diesem Punkt „weniger deutsch“ zu sein. Während bei uns Fehler etwas Negatives sind und man auf keinen Fall der Schuldige dafür sein möchte, wird beispiel­sweise in Japan der Fehler als Chance zur Verbesserung gesehen. Wer einen Fehler macht, sollte also nicht getadelt oder gar aus der Gruppe aus­geschlossen werden. Rechnen Sie außerdem damit, dass Veränderungen keine Jubelschreie auslösen werden. Im Gegenteil: Es braucht immer Zeit, bis sich Mitarbeiter an Neuerungen gewöhnt haben und sie akzeptieren.

Die KVP-Zielset­zung

Wie immer gilt auch bei KVP: Um ein Ziel zu erreichen, muss es zunächst definiert werden, und zwar möglichst präzise. Formulieren Sie konkret, z. B.: „Wir wollen mithilfe von KVP unsere Umlaufbestände innerhalb des nächsten Jahres um 15 % reduzieren.“ Die Aussage „Wir wollen unsere Umlaufbestände mit KVP verbessern“ wäre dagegen zu vage. Eine positive Wortwahl wirkt motivierend. Sie wollen beispiel­sweise eine „Quote steigern“, einen „Prozess beschle­u­ni­gen“, die „Qualität verbessern“. Aber bleiben Sie auf dem Teppich: Ihr Ziel muss erreichbar sein, und zwar innerhalb eines fest­gelegten Zeitrahmens . Betrachten Sie Ihr Ziel immer von allen Seiten, damit Sie im Nachhinein keine negativen Überraschun­gen erleben.

Die Akteure im KVP

Je größer das Unternehmen und je unübersichtlicher die Strukturen, desto wichtiger ist es, dass jemand für den KVP ve­r­ant­wortlich ist. Sonst gerät der Verbesserung­sprozess ins Stocken oder es gibt Missstim­mungen zwischen Beteiligten. Ein KVP-Ko­or­di­na­tor sorgt zunächst dafür, dass der KVP im Unternehmen im­ple­men­tiert wird, und baut diesen dann weiter aus. Der Mitarbeiter, der diese Stelle erfolgreich ausfüllen kann, muss selbstständig arbeiten können und sich mit Pro­jek­t­man­age­ment auskennen. Er braucht jedoch auch pädagogische Kompetenz, denn er soll schließlich Menschen anleiten.

„Nur wenn die Führungskräfte als ‚Promoter‘ überzeugt und eigen­ver­ant­wortlich den KVP-Prozess vo­rantreiben, wird er im Unternehmen erfolgreich sein.“

Zusätzlich benötigen Sie einen KVP-Mod­er­a­tor, der sich darum kümmert, dass Workshops und Sitzungen vorbereitet werden. Auch hat er dafür zu sorgen, dass die eingehenden Vorschläge methodisch bearbeitet werden. Der KVP-Mod­er­a­tor ist eine Art Kom­mu­nika­tion­sstelle zwischen dem Koordinator und den Mi­tar­beit­ern. Wichtig ist, dass der Betriebsrat von Anfang an in den KVP eingebunden wird und eine entsprechende Be­trieb­svere­in­barung aufsetzt. Außerdem sollte fest­ge­hal­ten werden, dass KVP nicht mit Ra­tio­nal­isierung und Kündigungen einhergeht.

„Das Recht auf Zugehörigkeit besteht auch bei Mis­ser­fol­gen oder beim Scheitern einzelner Personen oder ganzer Prozesse fort.“

Natürlich können Sie den KVP auch mit einem externen Berater durchführen. Der wählt dann den Moderator und den Koordinator aus, bringt seine Erfahrungen und Ideen ein, schult und coacht die Mitarbeiter, die im KVP eine Rolle spielen sollen, und spricht Probleme an. Der externe Berater hat Vor- und Nachteile:

  • Vorteile: Wenn ein Fremder im Haus ist, wird alles verbindlicher. Das Unternehmen zeigt sich dem Besucher von seiner Schoko­laden­seite, notwendige In­for­ma­tio­nen werden so schnell wie möglich zusam­menge­tra­gen. Zeit für den Besuch wird im Voraus geblockt und es gibt eine klare Auf­gaben­teilung.
  • Nachteile: Das Team ist passiver und wartet auf den Berater und seinen Input. Beratung kostet viel Geld, die Konzepte sind selten in­di­vid­u­al­isiert, und eine Firma begibt sich mit einem externen Berater in eine gewisse Abhängigkeit.

Für KVP motivieren

Die durch den KVP erzielten Ergebnisse sollten mindestens monatlich kom­mu­niziert werden. Das kann z. B. in Form eines Newsletters geschehen, als Artikel in der Mi­tar­beit­erzeitschrift, über In­tranet­mel­dun­gen oder an einem KVP-Stammtisch. Damit motivieren Sie Ihre Mitarbeiter, dabeizubleiben. Als Ergebnis zählt übrigens, was messbar ist: etwa die Zahl der einge­sandten Vorschläge oder die Höhe der Mi­tar­beit­er­beteili­gung.

„Wenn man das Tempo der Schritte selber bestimmen kann, gibt es keinen Grund, sich vor Veränderungen zu fürchten.“

Sie können durch Prämien dafür sorgen, dass sich die Mitarbeiter engagieren. Allerdings müssen Sie dann immer höhere Prämien versprechen, um die Motivation auf gleich hohem Niveau zu halten. Statt Geldprämien können Sie Essens- oder Tankgutscheine herausgeben oder das Team zum Frühstück oder zum Kegeln einladen. Wichtiger als Prämien sind jedoch einige Grund­satzfra­gen, die geklärt werden müssen: Zum Beispiel muss der KVP einfach, transparent und fair durchgeführt werden, damit sich auch diejenigen Mitarbeiter beteiligen, die sich nicht so gut ausdrücken können oder die Probleme beim Schreiben haben. Erläutern Sie Fremdwörter und Abkürzungen, bevor Sie sie benutzen. Außerdem ist es wichtig, dass jeder Ar­beit­nehmer, der einen Vorschlag einreicht, schnellstmöglich eine Antwort bekommt. So erhalten Sie die Motivation aufrecht.

KVP im Unternehmen einführen

Bevor es losgeht mit dem KVP in Ihrem Unternehmen, sollten Sie eine Kick-off-Ve­r­anstal­tung durchführen. Dazu laden Sie die Mitarbeiter ein und erklären, was es mit KVP auf sich hat. Am besten halten Sie diese Ve­r­anstal­tung in einem eigens geschaf­fe­nen KVP-Raum ab. Dort sollten Stühle und Tische stehen, ein Computer mit Drucker, Mod­er­a­tionsuten­silien wie Flipchart, Stifte, Karten, Papier und eine Pinnwand. Auch eine Videokamera mit Projektor kann sinnvoll sein. In diesem Raum finden regelmäßig Treffen statt, beispiel­sweise zweimal im Monat. Diese Treffen werden vom KVP-Mod­er­a­tor geleitet. Im Regelfall versammeln sich hier fünf bis zwölf Teilnehmer und bearbeiten Probleme, die sich nicht sofort lösen lassen. Die Problemlösung folgt immer dem Schema: Planen – Durchführen – Checken – Anpassen, PDCA-Zyklus genannt.

„Das Bedrohliche ist nicht die Veränderung, sondern der Stillstand.“

Bei KVP-Treffen gibt es Regeln, die eingehalten werden müssen: Die Teilnehmer sind immer pünktlich, oder sie sagen ab. Das Handy wird aus­geschal­tet. Man lässt sich gegenseitig ausreden und bringt sich ein. Vorschläge werden ausprobiert und nicht von Anfang an schlecht geredet. Im Vordergrund der Überlegungen stehen immer die Faktoren Nutzen, Aufwand und Zeit.

Über den Autor

Frank Menzel hat Arbeits- und Or­gan­i­sa­tion­spsy­cholo­gie studiert und arbeitet seit 1999 als selbstständiger sys­temis­cher Un­ternehmens­ber­ater. 2007 gründete er mit Kollegen die elements and constructs GmbH in Leipzig, die Methoden für die Beratung entwickelt.