Die Magie der Sprache

Buch Die Magie der Sprache

Junfermann,


Rezension

Unsere Wahrnehmung, unsere Ein­stel­lun­gen, unser ganzes Weltbild wird von der Sprache beeinflusst. Robert Dilts offenbart uns die Magie und Macht der Sprache und zeigt, wie man sie dem Neu­rolin­guis­tis­chen Programm gemäss einsetzt. Mithilfe der vorgestell­ten Sleight-of-Mouth-Muster können wir unsere Überzeu­gun­gen stärken und fest­ge­fahrene Glaubenssätze überwinden. Beispiele, Diagramme und Arbeitsblätter ve­r­an­schaulichen das System und präsentieren Kontrollmöglichkeiten der eigenen Landkarte von der Welt – unserer Überzeu­gun­gen und Weltan­schau­un­gen. BooksInShort empfiehlt das Werk allen Menschen, die daran in­ter­essiert sind, ihre Glaubenssätze und ihr Weltbild zu erneuern und zu erweitern.

Take-aways

  • Wir verwenden Sprache, um unsere Gefühle und Gedanken auszudrücken und unsere Erfahrungen zu vermitteln.
  • Die Sprache ist unsere Landkarte der Welt.
  • Unsere Erfahrungen gewinnen wir aus unseren Reaktionen auf die äussere Welt und durch unsere Fantasien und Gefühle.
  • Indem wir Prob­lem­si­t­u­a­tio­nen neu ansehen, betrachten wir sie auf einer anderen Ebene und erweitern so unsere Sicht.
  • Definieren wir ein Problem um, kommt es zu einem neuen Ergebnis, mit dem wir besser umgehen können.
  • Nimmt man in einer Prob­lem­si­t­u­a­tion die Position seines Gegenübers ein, hilft dies, die eigene Sichtweise zu erweitern.
  • Überzeu­gun­gen entstehen in Tiefen­struk­turen und bee­in­flussen stark unser Un­ter­be­wusst­sein.
  • Positive Erwartungen fördern den Glauben an das eigene Können und führen zu positiven Ergebnissen.
  • Indem man offen wird für den Glauben an die eigenen Fähigkeiten, wird man offen für die Hoffnung darauf und schliesslich für das Vertrauen darin.
  • Um Gedanken­viren erfolgreich zu bekämpfen, muss man stets seine eigenen Überzeu­gun­gen nach ihrem Sinn und ihrer Wirkung hin­ter­fra­gen.
 

Zusammenfassung

Sprache und ihre Macht

Worte haben eine oft unterschätzte Macht. Mit einem falschen Wort kann man einen anderen Menschen furchtbar verletzen oder mit einem einzigen richtigen zu Höchstleis­tun­gen anspornen. Wir verwenden Sprache, um unsere Erfahrungen, Gefühle u. a. mitzuteilen. Dadurch schaffen wir ein Modell unserer persönlichen Welt, das allerdings durch die äussere Welt beeinflusst wird.

Erfahrung

Unsere Erfahrung beinhaltet das ganze „Wissen“, das wir im Laufe unseres Lebens angesammelt haben, und ist das Rohmaterial für unsere Landkarten oder Modelle der Welt. Unsere Sin­nesor­gane sind dabei die wichtigsten Verbindun­gen zur „Aussenwelt“. NLP (Neu­rolin­guis­tis­ches Programm) misst der Sin­neser­fahrung grossen Wert bei und trennt sie von Er­fahrungsarten wie Fantasien oder Hal­luz­i­na­tio­nen, die nur im Kopf des Menschen entstehen und nichts mit der Realität gemein haben. Unsere Sinne werden allerdings von unserem inneren Wissen beeinflusst. Um unsere sensorische Erfahrung zu maximieren, müssen wir den Zustand erreichen, in dem „unser gesamtes sen­sorisches Gewahrsein auf die äussere Umgebung im Hier und Jetzt fokussiert“. Dann sind wir in der Lage, die Welt und ihre vielen Möglichkeiten umfassend wahrzunehmen und zu geniessen. NLP un­ter­schei­det dabei zwischen primärer und sekundärer Erfahrung, also zwischen den In­for­ma­tio­nen, die wir über unsere Sin­nesor­gane erhalten, und unseren Landkarten, mit denen wir unsere primären Erfahrungen or­gan­isieren und repräsentieren. Die sekundären Erfahrungen sind gefiltert und manipuliert. Ziel ist jedoch, möglichst ungefiltert Erfahrungen zu sammeln.

Rahmen

„Rahmen“ im psy­chol­o­gis­chen Sinne bedeutet eine „Ausrichtung von Gedanken und Handlungen während einer Interaktion“. Rahmen bee­in­flussen die In­ter­pre­ta­tion einer bestimmten Situation. Ein Erlebnis erhält eine grosse oder kleine Dynamik, je nachdem, ob man es in einem engen oder weiten Rahmen (z. B. Zeitrahmen) sieht. Der Ergeb­nis­rah­men fokussiert die Situation auf ein bestimmtes Ziel, der Als-ob-Rah­men veranlasst, etwas so zu betrachten, als hätte man es bereits erreicht, und der Feed­back-ver­sus-Mis­ser­folg-Rah­men soll bewirken, dass Probleme nicht als negatives Ergebnis, sondern als positives Feedback betrachtet werden. Ziel der Sleight-of-Mouth-Muster ist, von einem Rahmen zum anderen zu wechseln – etwa von einem Versagens- zu einem Feed­back-ver­sus-Mis­ser­folg-Rah­men – und damit die eigene Perspektive der Dinge und schliesslich der Welt positiv zu verändern und zu erweitern.

Reframing

Wörtlich bedeutet Reframing „neu rahmen“ und beinhaltet die Umdeutung von Problemen. Durch das Reframing einer Situation geraten wir auf eine neue Gewahr­sein­sebene, was unseren Blick für die Realität erweitert. So erscheint uns ein Unglück, das wir in unserem kleinen persönlichen Rahmen erleben, als weniger dramatisch, wenn wir es mit dem Rahmen des Welt­geschehens umgeben.

„Das Neu­rolin­guis­tis­che Pro­gram­mieren untersucht die Einflüsse unserer Sprache auf unsere geistige Pro­gram­mierung und auf die übrigen Funktionen unseres Ner­ven­sys­tems.“

Kritiker verwenden für ihre Urteile gen­er­al­isierende, eng angelegte Mis­ser­fol­gsrah­men. Aus­gangspunkt der Kritik ist jedoch meist ein positives Ergebnis: Beurteilung einer Sache und Hinwendung zu einer positiven Veränderung bzw. Ver­hin­derung eines Mis­ser­folges. Doch der Kritikempfänger realisiert nur die „Oberflächen­struk­tur“ des Vorwurfes und empfindet ihn als negativ. Damit Kritik eine direkt positive Wirkung erzielt, muss man sie in eine Frage umwandeln, die eine positive Antwort erfordert. Dadurch wird die „Tiefen­struk­tur“ der Kritik offenbar. Der Kritiker verwandelt sich so von einem „Destrukteur“ in einen „Ratgeber“. Dieser „Umwand­lung­sprozess“ basiert auf den zwei grundle­gen­den Arten des Reframing, die das Herz dieses „Sleight-of-Mouth-Muster“ bilden: Absicht und Umdefinieren.

Chunking

Unter dem Begriff „Chunking“ (Stückeln) versteht man die Aufteilung einer Erfahrung in grössere und kleinere Einheiten. Ein grosses Problem kann durch das Chunk­ing-down in viele kleine Probleme besser lösbar werden. Beim Chunking-up befördert man einen Begriff/eine Situation auf die nächstgrössere Ebene, wodurch eine facetten­re­ichere Wahrnehmung ermöglicht wird. Das laterale Chunking ermöglicht das Wechseln in einen anderen Rahmen, etwa vom Prob­lem­rah­men in einen Feed­back­rah­men, indem man nach Analogien sucht. Die Fähigkeit, lateral zu chunken und Analogien zu entwickeln, ist eine wichtige Vo­raus­set­zung für die Entwicklung ther­a­peutis­cher Metaphern. Mithilfe der ver­schiede­nen Arten des Chunkings können wir unsere Landkarten von der Welt neu in­ter­punk­tieren. Ver­schiedene In­ter­punk­tio­nen der gleichen Erfahrung führen zu ver­schiede­nen Arten von Sinn. So kann eine Aussage je nach In­ter­punk­tion als Frage, Aussage oder Befehl formuliert werden.

Die Struktur von Sinn

Mithilfe von NLP-Prozessen und -Modellen soll untersucht werden, wie wir „Sinn produzieren“. Sinn steht dabei mit äusseren Hinweisen und inneren Repräsentationen in Zusam­men­hang. So beinhaltet ein äusseres Ereignis für jeden Menschen mit seiner in­di­vidu­ellen Landkarte einen eigenen Sinn, wobei dessen Be­gren­ztheit von der der jeweiligen Landkarte abhängt. Sinn ist ein Produkt unserer Glaubenssätze und Werte, die NLP als Kernkri­te­rien definiert und die als Wahrnehmungs­fil­ter und als Grundlage für unsere Motivation dienen.

Kriterien und Urteile

Unsere Kriterien bestimmen und bee­in­flussen unsere Ziele und unser Urteil über das Erreichen dieser Ziele. Dabei muss man beachten, dass Kriterium und Wert nicht gleich- bedeutend sind. Werte sind subjektive Erfahrungen, die im Gegensatz zu Fakten und Beobach­tun­gen stehen, die dem objektiven Bereich angehören.

„... in ein und derselben Realität [wird man] mehr Wahlmöglichkeiten entdecken, wenn es einem gelingt, die eigene Landkarte oder Beschrei­bung der Welt anzure­ich­ern oder zu erweitern.“

In­di­vidu­elle Menschen haben auch in­di­vidu­elle Werte. Diese Erkenntnis ist wichtig bei der Auflösung von Konflikten, die auf dem Verbinden (Chaining) von Kriterien und Werten durch Neude­f­i­n­i­tion, auf der Definition von Kriterienäquivalenzen und auf der Iden­ti­fika­tion und Nutzung von Wert- und Kri­te­rien­hier­ar­chien basiert.

Überzeu­gun­gen und Erwartungen

Überzeu­gun­gen sind ein weiterer wichtiger Bestandteil unserer Tiefen­struk­tur. Sie sind grundle­gende Urteile über uns selbst und über unsere Umwelt, Gen­er­al­isierun­gen, so NLP, die wir für absolut wahr und wichtig halten und die wir verin­ner­lichen. Überzeu­gun­gen entstehen in tieferen Gehirn­struk­turen und formen massgeblich unser Un­ter­be­wusst­sein. Sie spiegeln sich in unseren Handlungen und Entschei­dun­gen wider. Negative Überzeu­gun­gen können durch Aufdecken ihres positiven Ursprungs, durch Al­ter­na­tiven und neue Antworten auf Wie-Fragen in positive Überzeu­gun­gen umgewandelt werden.

„Der Sinn einer Kom­mu­nika­tion ist für den Empfänger die Reaktion, die sie bei ihm auslöst, ungeachtet dessen, was der Kom­mu­nika­tor be­ab­sichtigt haben mag.“

Die moderne kognitive Psychologie un­ter­schei­det zwei ver­schiedene Arten von Erwartungen: die Selb­st­wirk­samkeit­ser­wartung – die Überzeugung, dass das eigene Verhalten zum Erreichen eines bestimmten Ergebnisses führt – und die Ergeb­nis­er­wartung – die Einschätzung, dass ein bestimmtes Verhalten zu einem bestimmten Ergebnis führt. Das Fehlen einer Selb­st­wirk­samkeit­ser­wartung erzeugt ein Gefühl der Unzulänglichkeit und eine mangelnde Ergeb­nis­er­wartung produziert ein Gefühl der Hoff­nungslosigkeit. Eine positive Selb­st­wirk­samkeit­ser­wartung hingegen erzeugt die nötige Zuversicht im Glauben an das eigene Können, eine positive Ergeb­nis­er­wartung fungiert als Mo­ti­va­tion­squelle. Das Sleight-of-Mouth-Muster benutzt Erwartungen, um Überzeu­gun­gen zu stärken oder in Frage zu stellen und über neue Kon­se­quen­zen neu zu definieren.

Die Grund­struk­tur von Überzeu­gun­gen

Das NLP un­ter­schei­det zwischen „komplexen Äquivalenzen“ und „Ur­sache-Wirkungs-Aus­sagen“. Erstere bezeichnen Beziehungen zwischen zwei un­ter­schiedlichen Aspekten einer Erfahrung und werden zur Definition und Bewertung von Werten verwendet. Letztere setzen Werte und andere Aspekte unserer Erfahrungen in einen Kausalzusam­men­hang. Ursache und Wirkung sind Grund­bausteine unserer Überzeu­gun­gen und Glaubenssätze, sie bilden die Basis, von der aus wir uns für bestimmte Hand­lungsweisen entscheiden. Wichtig ist dabei für Sleight of Mouth, In­ter­pre­ta­tio­nen unserer Überzeu­gun­gen zu finden, die neue Per­spek­tiven oder eine neue Art zu denken ermöglichen. Dafür müssen die Ursachen des Problems gefunden werden, die oft komplexer und diffiziler sind als das Problem selbst.

„Durch Veränderung des Ergebnisses wird auch der Rahmen, der definiert, was relevant und was erfolgreich ist, verändert.“

Aristoteles hat vier grundle­gende Arten von Ursachen un­ter­schieden: vo­r­ange­hende oder Wirkur­sachen, einschränkende oder Stof­fur­sachen, Zweck­ur­sachen und For­mur­sachen. Dabei fungieren Sprache, Überzeu­gun­gen und Modelle der Welt als For­mur­sachen unserer Realität. Sie lassen sich jedoch von allen Ursachen am schwersten definieren, da sie zu einem Bestandteil der unbewussten Annahmen und einem Bestandteil der Intuition werden. Um unsere Werte und Überzeu­gun­gen zu stärken, müssen wir sie stets hin­ter­fra­gen und Gründe dafür finden, warum wir an sie glauben sollten, d. h. eine regelmässige „Werte-Re­vi­sion“ durchführen. Als „Werkzeuge dafür“ eignen sich Per­spek­tiven­wech­sel, Gegen­beispiele oder um­for­mulierte Satzanfänge mit kausaler Konjunktion zur Erarbeitung von Kon­se­quen­zen wie: „Ich kann nicht bekommen, was ich möchte, weil ...“

Innere Zustände und die natürliche Veränderung von Überzeu­gun­gen

Der natürliche Prozess der Veränderungen von Glaubenssätzen vollzieht sich, indem man immer offener für Zweifel an seinen Überzeu­gun­gen, aber auch offener für einen Glauben an die eigenen Fähigkeiten wird. Wir stehen vor einer neuen Her­aus­forderung, wollen zunächst glauben, dass wir mit ihr fertig werden, dann werden wir immer offener für diesen Glauben und entwickeln schliesslich Hoffnung und auch Vertrauen in diese Überzeugung. Häufig geraten neue Überzeu­gun­gen in Konflikt mit alten und wir werden offen für Zweifel daran, ob Letztere auch immer richtig waren.

„Die Fokussierung auf die Absicht hinter einem einschränkenden Urteil oder einer entsprechen­den Aussage ermöglicht es, von einem Prob­lem­rah­men in einen Ergeb­nis­rah­men zu wechseln.“

Wichtig bei diesem Prozess ist unser innerer Zustand. Er ist der „Behälter unserer Überzeu­gun­gen“ und eng verknüpft mit unseren psychischen und emotionalen Erfahrungen. Er fungiert als Wahrnehmungs­fil­ter oder auch als Tor für und zu Erin­nerun­gen, Erfahrungen und Überzeu­gun­gen. Der innere Zustand eines Menschen hat einen grossen Einfluss auf seine Weltan­schau­ung. Man kann jedoch lernen, seinen inneren Zustand bewusst zu wählen, indem man seine Be­we­gungsmuster kennen lernt.

Gedanken­viren und die Meta-Struk­turen von Überzeu­gun­gen

Gedanken­viren sind besonders eingeschränkte Überzeu­gun­gen, die sogar schw­er­wiegende Folgen auf andere Menschen haben können. Gedanken­viren sind ver­gle­ich­bar mit Computer- oder auch Krankheitsviren. Dabei trifft es nicht nur Menschen, die vielleicht zu „schwach“ oder zu „dumm“ sind, sondern oft werden Gedanken­viren nicht als solche erkannt. Um Immunität gegen diese Viren aufbauen zu können, müssen wir uns selbst genauestens analysieren und uns über unser Glaubenssys­tem, über unsere psychische Identität und Mission klar werden.

„Chunken ist die Fähigkeit, mit der Aufmerk­samkeit zwischen ver­schiede­nen Ebenen der Ve­r­all­ge­meinerung und der De­tail­lierung hin- und herzuwech­seln.“

Viele Prinzipien und Techniken des NLP können als eine Art Impfung verstanden werden, denn „sie neu­tral­isieren einschränkende Überzeu­gun­gen und Gedanken­viren, indem sie dieselben wieder mit Werten, Erwartungen, inneren Zuständen und Erfahrungen verbinden und sie dadurch in einen Kontext einbinden. Das ermöglicht es uns, sie auf natürliche Weise zu ak­tu­al­isieren. Eine weitere Möglichkeit zur Virenbekämpfung ist der „Meta-Rahmen“. Dabei werden Glaubenssätze aus ihrem Kontext in einen nächsthöheren gesetzt und so aus einer anderen Perspektive analysiert.

Über den Autor

Robert B. Dilts ist seit 1975 Entwickler, Autor, Ausbilder und Berater auf dem Gebiet des Neu­rolin­guis­tis­chen Pro­gram­mierens (NLP). Abgesehen von seiner führenden Rolle bei der Anwendung von NLP im Bereich der Or­gan­i­sa­tion­sen­twick­lung, des Lernens, der Kreativität und der Gesundheit, umfassen seine persönlichen Beiträge zur Entwicklung von NLP viele grundle­gende Überlegungen zu Strategien und Glaubenssys­te­men.