Networking als Bewerbungs- und Karrierestrategie

Buch Networking als Bewerbungs- und Karrierestrategie

Beziehungen aufbauen, pflegen und nutzen

Eichborn,


Rezension

Die Diplompsy­cholo­gen Jürgen Hesse und Hans Christian Schrader erläutern, wie wichtig persönliche Beziehungen und Kontakte für das Weit­erkom­men im Berufsleben sind. Sie geben praktische Tipps, wie man ein guter Networker wird und wie man sein Beziehungsnetz aufbaut und pflegt. Sie zeigen auf, wie man seine Kontakte zur richtigen Zeit gezielt einsetzt, um beispiel­sweise seinen Wunschjob zu erhalten. Das Buch enthält viele in­ter­es­sante In­for­ma­tio­nen und hilfreiche, konkrete Beispiele – leider aber auch unnötige Wieder­hol­un­gen. BooksInShort legt das Buch all jenen ans Herz, die etwas mehr über das berühmt-berüchtigte Vitamin B erfahren wollen und die beruflich am­bi­tion­iert sind, sei es am Anfang oder an einem Wendepunkt ihrer Karriere.

Take-aways

  • „Networking“ ist das amerikanis­che Schlagwort für das, was man im deutschen Sprachraum „Vitamin B“ nennt.
  • Wer im Beruf weit­erkom­men will, wird es als Einzelkämpfer schwer haben.
  • Es gibt unter Ihren Bekannten ganz bestimmt Leute, die grossartige Networker sind. Beobachten Sie sie genau und lernen Sie von ihnen.
  • Netzwerke müssen kon­tinuier­lich gepflegt werden. Sorgen Sie dafür, dass Sie in Kontakt bleiben.
  • Reden Sie nicht zu viel in Ihren Net­work­ing-Gesprächen. Die Kunst besteht vielmehr im Zuhören und In­for­ma­tio­nen erhalten.
  • Durch genaues Zuhören steigt die Chance, dass Sie gemeinsame Interessen entdecken und neue Kontakte knüpfen können.
  • Networking funk­tion­iert am besten, wenn Sie ein konkretes Berufsziel vor Augen haben.
  • Die meisten Stellen werden durch Vermittlung von Bekannten vergeben und nicht via Zeitungsanzeigen.
  • Entdecken Sie bei Ihrem Wun­schar­beit­ge­ber ein Bedürfnis, für das Sie Erfüllung bieten können, oder eine En­g­passphase oder -situation, die Sie beheben können.
  • Lenken Sie die volle Konzen­tra­tion auf das, was Sie können.
 

Zusammenfassung

Sich gegenseitig helfen

Beim Networking geht es darum, mit anderen Leuten zu kom­mu­nizieren und sich gegenseitig zu helfen. Vorbilder im positiven Sinne spielen eine wichtige Rolle. Überlegen Sie sich, von wem Sie was und aus welchen Gründen lernen können. Vielleicht ist das jemand, der gelassener an Dinge herangeht als Sie. Vielleicht ist das eine Kollegin, die kon­tak­t­freudi­ger ist als Sie. Vielleicht ist das jemand, der seine Zeit optimal einteilt, oder jemand, der über ein enormes All­ge­mein­wis­sen verfügt. Leute, die Sie für eine besondere Eigenschaft bewundern, können Ihnen Anregungen für Ihr eigenes Berufsleben geben. Networking vergrössert auch Ihre Chancen bei der Stel­len­suche. Es ist erwiesen, dass die meisten freien Stellen durch Vermittlung von Bekannten besetzt werden und nicht etwa über Stel­lenanzeigen in Zeitungen. Es ist also entschei­dend für Sie, ein gutes und damit u. U. zukunftsträchtiges Beziehungsnetz zu pflegen.

Wer kommt als Net­work­ing-Part­ner in Frage?

Ideal für Net­work­ing-Kon­takte sind Freunde, Lehrer, Klassenkam­er­aden, Professoren, Kom­mili­to­nen, also Leute, die Sie über mehrere Jahre hinweg kennen oder kannten. Fam­i­lien­mit­glieder helfen sich gegenseitig; bei ihnen bleibt allerdings häufig die Objektivität auf der Strecke. Vergessen Sie nicht, mit möglichst vielen Leuten zu reden, z. B. mit der Bäckersfrau am Morgen oder mit dem Coiffeur; auch so können Sie sich wertvolle Kontakte und In­for­ma­tio­nen verschaffen. Besuchen Sie in Ihrer Freizeit Sprach- oder andere Kurse und machen Sie in Sportclubs mit; so schaffen Sie Kontakte.

„Networking bedeutet nichts anderes als Sympathien zu gewinnen, in beruflicher Hinsicht förderliche Kontakte zu knüpfen und zu pflegen.“

Legen Sie eine Dateikarte (besser: eine Com­puter-Daten­bank) über Ihre Net­work­ing-Part­ner an mit persönlichen Daten und kurzen Charak­ter­isierun­gen. Führen Sie Tagebuch über Ihre Net­work­ing-Ak­tivitäten. Melden Sie sich mindestens zweimal pro Jahr bei Ihren Net­zw­erk-Part­nern. Lassen Sie sie spüren, dass Sie sie um ihrer selbst willen mögen, nicht nur, weil Sie sie später evtl. für die Jobsuche benötigen. Beglückwünschen Sie sie zum Geburtstag, schicken Sie ihnen eine Karte zu Weihnachten. Or­gan­isieren Sie ab und zu einen gemeinsamen Ausflug. Laden Sie Ihre Net­zw­erk-Mit­glieder zu Ihrem Geburtstag ein. Schicken Sie ihnen spontan in­ter­es­sante Zeitungsar­tikel oder Aufze­ich­nun­gen spannender Radio- oder Fernse­hbeiträge. Bedanken Sie sich für wertvolle Tipps bei Ihren Net­zw­erk-Mit­gliedern; übertreiben Sie aber nicht, versuchen Sie nicht, sie mit teuren Geschenken zu kaufen.

Andere Leute für sich einnehmen

Geben Sie Ihren Mitmenschen im Gespräch das Gefühl, dass Sie in dem Augenblick nichts mehr in­ter­essiert als seine Meinung. So gelangen Sie an wichtige In­for­ma­tio­nen. Sie müssen zunächst mit sich selbst zufrieden sein; nur so können Sie andere für sich gewinnen. Wichtig ist auch, dass Sie selber in Ihrem Network einen guten Ruf als Experte in Ihrem Fachgebiet aufbauen. So wird man Sie ernst nehmen und an Sie herantreten.

„Auf dem heutigen Ar­beits­markt, wo sich um jede einzelne in­ter­es­sante freie Stelle viele kompetente Ar­beit­nehmer bewerben, kann niemand mehr auf Networking verzichten. Bei gleicher Qual­i­fika­tion hat der Fachidiot keine Chance gegen das Kom­mu­nika­tion­s­ge­nie.“

Seien Sie immer ehrlich. Erfinden Sie keine faulen Ausreden, falls Sie einmal keine Zeit für einen Gedanke­naus­tausch haben. Seien Sie offen für neue Kontakte. Reden Sie mit anderen, bevor Sie sich eine Meinung über sie bilden; so vergrössern Sie Ihre Chancen, in­ter­es­sante neue Bekan­ntschaften zu machen. Seien Sie hilfsbereit; der andere vergisst die Unterstützung nicht und wird sich einmal re­vanchieren.

Emotionale, soziale und Er­fol­gsin­tel­li­genz

Emotionale Intelligenz ist eine der Schlüsselqual­i­fika­tio­nen (Soft Skills) beim Networking. Seien Sie sich Ihrer eigenen Gefühle bewusst, versuchen Sie sich in die Gefühle anderer hineinzu­ver­set­zen. Auch soziale Kompetenz ist gefragt. Gute Netzwerker sind sensibel, kon­tak­t­freudig und ko­op­er­a­tionsfähig, Machtdenken ist ihnen fremd. Sie sind in­te­gra­tionsfähig; es gelingt ihnen, un­ter­schiedliche Interessen ziel­gerichtet zu kanal­isieren, ohne dabei eigene Konzepte zu vernachlässigen. Sie sind in­for­ma­tions­bereit, selb­st­diszi­plin­iert sowie fähig, auf persönliche Angriffe angemessen und nicht zu aggressiv zu reagieren.

„Networking ist kein Ersatz für Kompetenz. Wenn Sie diesen Grundsatz nicht beachten, werden Sie irgendwann feststellen, dass Sie zwar Hunderte von Menschen kennen, Ihre Ziele aber trotzdem nicht erreichen.“

Er­fol­gsin­tel­li­genz gehört ebenso zu einem guten Netzwerker. Er­fol­gsin­tel­li­gente Menschen können sich selber motivieren (z. B. dank der eigenen Freude an der Arbeit), machen das Beste aus ihren Fähigkeiten und verstehen es, ihre Ideen in Taten umzusetzen. Sie handeln ergeb­nisori­en­tiert (für sie ist nicht der Weg das Ziel), erledigen angefangene Arbeiten, ergreifen die Initiative, haben keine Angst vor Fehlschlägen (sondern lernen aus Fehlern), schieben Dinge nicht auf die lange Bank, akzeptieren berechtigte Kritik und haben keine Zeit für Selb­st­mitleid. Personen mit Er­fol­gsin­tel­li­genz arbeiten und denken selbstständig und unabhängig, stellen sich auch unbequemen Situationen, lassen sich durch nichts von den wesentlichen Dingen ablenken, setzen ihre Kapazitäten optimal ein (ohne sich zu überlasten oder zu überfordern) und planen den Erfolg langfristig.

Die richtigen Fragen stellen

Stellen Sie Fragen, an denen Ihr Gesprächspartner Ihren Sachver­stand und Ihr Interesse am Thema erkennt. Gut sind offene Fragen, die Ihren Gegenüber zum Reden animieren und Ihnen viele Infos liefern („Wie beurteilen Sie die heutige Situation in der Com­put­erindus­trie?“). Vermeiden Sie geschlossene Fragen, die mit einem Ja oder Nein beantwortet werden können. Warum-Fra­gen können leicht unhöflich und bedrohlich klingen („Warum fragst du nicht Deinen Chef, ob er einen neuen Buchhalter braucht?“). Unklug sind auch Sug­ges­tivfra­gen, weil Sie damit an der Intelligenz des anderen zweifeln oder ihn in die Defensive drängen („Schliessen Sie die Filiale in Bremen, weil sie nicht den gewünschten Erfolg brachte?“).

Gut zuhören

Hören Sie gut zu. Geben Sie ihrem Gesprächspartner das Gefühl, dass alles, was er sagt, für Sie wichtig ist. Denken Sie, während er redet, nicht schon krampfhaft darüber nach, was Sie ihm als Nächstes sagen werden. Lassen Sie den anderen ausreden, drängen Sie ihn nicht mit Ihren eigenen Geschichten in die Zuhörerrolle. Geben Sie dem anderen ab und zu ein Feedback und ermuntern Sie ihn weit­erzure­den („Das klingt sehr interessant! Fahren Sie fort!“). Nichts kann die Hochachtung für Ihren Gesprächspartner besser ausdrücken als eine kurze, zwei Sekunden dauernde Pause im Gespräch.

„Weder ein übersteigertes Selb­st­wert­gefühl noch übertriebene Beschei­den­heit sind auf dem Ar­beits­markt gefragt.“

Um dem anderen zu zeigen, dass Sie ihn verstanden haben, sollten Sie seine Aussagen von Zeit zu Zeit kurz zusam­men­fassen. Sie können z. B. sagen: „Ich möchte sichergehen, dass ich Sie bis hierher richtig verstanden haben. Lassen Sie mich bitte noch einmal kurz zusam­men­fassen.“ Damit zeigen Sie, dass Sie die Botschaft hinter den Worten verstanden haben. Lassen Sie im Gespräch ständig Raum für Reaktionen; sonst riskieren Sie, dass Ihre Aussagen lediglich zur Kenntnis genommen werden.

Small Talk

Sie gewinnen viel Sympathie, wenn Sie Ihre Gesprächspartner auch nach mehreren Monaten Pause mit Namen anreden und falls möglich gar auf ihre Hobbies ansprechen können. Ein Gedächt­nis­train­ing kann weit­er­helfen. Bemühen Sie sich beim Small Talk nicht krampfhaft, einen guten Eindruck zu erwecken, sondern entspannen Sie sich und hören Sie konzen­tri­ert zu und finden Sie heraus, was den anderen in­ter­essiert. Wenn es Ihnen bei Ve­r­anstal­tun­gen schwer fällt, auf eine Gruppe unbekannter Menschen zuzugehen, suchen Sie das Gespräch mit jemandem, der sich ebenfalls Hilfe suchend im Raum umsieht. Denken Sie daran: Beim ersten Ken­nen­ler­nen zählt zu 60 % der äussere Eindruck, zu 30 % der Klang der Stimme und nur zu 10 % der Inhalt des Gesagten. Achten Sie also auf gute Kleidung.

Die Arbeitsgeräte beim Networking: Am wichtigsten ist das Telefon

Trotz Internet bleibt das Telefon wichtigstes Net­work­ing-In­stru­ment. Schreiben Sie vor einem Tele­fonge­spräch auf einem Zettel die fünf wichtigsten Fragen auf, die Sie Ihrem Gesprächspartner stellen wollen, ebenso die fünf wichtigsten Punkte, die Sie ihm über sich erzählen wollen. Reden Sie Ihren Partner am Anfang und Ende des Gesprächs mit seinem Namen an. Versuchen Sie Ihre Stimme derjenigen Ihres Gesprächspartners in Geschwindigkeit und Lautstärke anzupassen. Versuchen Sie die Stimmung des anderen herauszuhören; falls er gestresst und nervös klingt, bieten Sie ihm lieber einen anderen Gesprächstermin an. Wer wichtige Anrufe nicht verpassen möchte, braucht unbedingt einen An­ruf­beant­worter (bleiben Sie bei Ihrer Ansage fre­undlich-pro­fes­sionell und vermeiden Sie Scherze).

„Richtiges Zuhören bedeutet, für einen Moment alle Gedanken zurückzuhalten.“

Noch viel zu wenig genutzt für das Networking und die Stel­len­suche wird das Internet. Es kann dazu dienen, In­for­ma­tio­nen über einen Arbeitgeber zu beschaffen oder Stel­lenange­bote von Firmen oder Zeitungen abzusuchen. Per E-Mail können Sie direkt Kontakt mit einem Arbeitgeber aufnehmen; durch Chatten können Sie mit anderen Erfahrungen austauschen. Mit etwas Fantasie können Sie sich und Ihre Arbeiten auf einer eigenen Homepage vorstellen. Briefe und E-Mails können als Ankündigung für ein persönliches Gespräch mit einer wichtigen Kon­tak­t­per­son dienen. Sie stellen sich kurz vor und kündigen an, dass Sie am Donnerstag um eine bestimmte Zeit anrufen werden. Faxgeräte sind wichtig für das schnelle Übermitteln um­fan­gre­icherer Dokumente. Kündigen Sie ein Fax aber unbedingt vorher an.

Wie finde ich mein Berufsziel?

Um Ihr Berufsziel zu finden, versuchen Sie diese drei Fragen zu beantworten: Welche Jobs kommen für mich in Frage? Was in­ter­essiert mich an diesem Job? Was spricht dafür, dass ich in diesem Job Erfolg haben werde? Sprechen Sie mit Ihren Net­zw­erk-Kon­tak­ten über Ihren geplanten Jobwechsel. Falls Sie präzise Job­vorstel­lun­gen haben (etwa Tief­bauin­ge­nieur in der Firma XY) können Sie Ihre Net­work­ing-Bekan­nten direkt fragen, ob Sie Ihnen Kontakte zu dieser Firma oder zu einem ähnlichen Unternehmen verschaffen können. Eine persönliche Empfehlung kann bei der Jobsuche das entschei­dende berühmte Zünglein an der Waage sein.

Be­wer­bungs­ge­spräch erfolgreich vorbereiten: Prioritäten setzen

Als Vor­bere­itung für ein Be­wer­bungs­ge­spräch gilt es, Ihre eigenen Fähigkeiten und Stärken zu erkennen. Diese müssen Sie dem poten­ziellen künftigen Arbeitgeber so prägnant und ein­drucksvoll wie möglich präsentieren. Es zahlt sich selten aus, sich als All­round-Tal­ent anzupreisen. Viel besser ist es, sich mit einer speziellen Kompetenz von den Mit­be­wer­bern abzuheben. Stellen Sie Ihre USP (Unique Selling Proposition) dar, d. h. Ihre besondere Ar­beit­sleis­tung, die Sie anzubieten haben. Ein Bäcker, der ein besonderes Geschick bei der Herstellung von Vol­lko­rn­sorten hat, soll sich als Vol­lkorn-Ex­perte anbieten. Versucht er, auch bei anderen Brotsorten ein ähnlich hohes Qualitätsniveau zu erreichen, besteht die Gefahr, dass er sich verzettelt. Auch ein Anwalt sollte sich auf ein spezielles Gebiet, etwa Steuerrecht, konzen­tri­eren. Das Zauberwort heisst: Prioritäten setzen. Als Ar­beit­nehmer auf Jobsuche sind Sie heute selber Unternehmer. Sie müssen Ihre Di­en­stleis­tung gezielt vermarkten. Konzen­tri­eren Sie sich auf Ihre Spezialität und suchen Sie eine Marktlücke.

Be­wer­bung­sun­ter­la­gen

Die Be­wer­bung­sun­ter­la­gen sollen inhaltlich spannend und grafisch ansprechend gestaltet werden. Wenig Text und viel Weiss auf der Seite machen die Unterlagen leicht lesbar. Die wesentlich­sten Daten und Fakten: Beruf­saus­bil­dung und -erfahrung, Alter, persönliche Eigen­schaften, spezielle berufliche Kenntnisse, Gehaltsvorstel­lung, möglicher Ein­trittster­min, Foto, Lebenslauf (beginnend mit Beruf­spraxis).

Über die Autoren

Jürgen Hesse, Jahrgang 1951, ist Dipl.-Psychologe im Büro für Beruf­sstrate­gie und Geschäftsführer der Tele­fon­seel­sorge Berlin. Hans Christian Schrader, Jahrgang 1952, ist Dipl.-Psychologe am Krankenhaus „Am Urban“ in Berlin. Die beiden Autoren haben bereits diverse Bücher gemeinsam veröffentlicht, u. a.: Die perfekte Be­wer­bungsmappe, Die überzeugende schriftliche Bewerbung, Verdienen Sie soviel, wie Sie verdienen?