Richtig berichten

Buch Richtig berichten

Managementreports wirksam gestalten

Linde,


Rezension

Man­age­mentsys­teme haben viele schöne Namen und eine Gemein­samkeit: Sie basieren auf Daten und Zahlen. Die meisten Kennziffern werden allerdings umsonst erfasst, denn viele Manager lesen die Berichte, die die Controller verfassen, gar nicht oder zumindest nicht gründlich. Sie verlassen sich lieber auf ihr Gefühl. Laut Mirko Waniczek hat diese Renitenz ihren Grund sowohl im Inhalt der Berichte als auch in deren Darstel­lungs­form. Waniczeks Buch konzen­tri­ert sich auf die Behebung dieser Defizite. Controller, so der Autor, sollen ihre Zahlen schönen – und zwar nicht im übertragenen Sinn, sondern im wörtlichen. Sie sollen ihre Berichte optisch ansprechen­der gestalten und sich auf relevante Inhalte konzen­tri­eren. Ein guter Vorschlag, den Autor und Verlag am besten auch gleich für ihr Buch beherzigt hätten. Es ist zwar detailreich und präzis, aber leider auch ziemlich unübersichtlich. Trotzdem: Controller und Manager, die dem schlechten Reporting den Kampf ansagen wollen, finden hier das nötige Rüstzeug, meint BooksInShort.

Take-aways

  • Eine der Haup­tauf­gaben des Controllers ist das Reporting für das Management.
  • Rund die Hälfte aller Berichte wird von den Managern allerdings nicht richtig gelesen.
  • Die Schwächen des Reportings liegen in der Konzeption, in der optischen Auf­bere­itung und im Re­port­ing-Prozess.
  • Controller befassen sich zu sehr mit der Sammlung von Daten und zu wenig mit deren Auswertung.
  • Die Zahlenflut in Tabel­len­form erschwert es den Adressaten, das Wesentliche rasch zu erfassen.
  • In die Kurz­zusam­men­fas­sun­gen (Executive Summarys) gehören vor allem finanzielle In­for­ma­tio­nen.
  • Anhand von Interviews mit den Adressaten der Berichte erkennen Sie Un­zufrieden­heit mit dem Status quo und erfahren, wo Op­ti­mierungspoten­zial besteht.
  • Diskutieren Sie die Ergebnisse der Berichte regelmäßig mit dem Management.
  • Ein System, bei dem jede Un­ternehmen­sein­heit selbst berichtet, ist ineffizient und miss­brauch­sanfällig.
  • Sorgen Sie für ein zentrales und ein­heitliches Reporting in Ihrer Firma.
 

Zusammenfassung

Controller – berichten statt beraten

Es wird noch viel Zeit vergehen, bis Manager nur auf einen Knopf zu drücken brauchen, wenn sie aktuelle Zahlen zum Zustand ihres Un­ternehmens benötigen. Der au­toma­tis­che In­for­ma­tions­fluss und der so genannte Selbstabruf durch die Un­ternehmensführung sind weiterhin die Ausnahme. In der Regel erfahren die Manager den aktuellen Stand von ihren Controllern. Diese verfassen Berichte, die dem Management bei der Un­ternehmensführung helfen sollen. Aus Sicht der Manager ist das sogar die Haup­tauf­gabe der Controller. Planung, Kosten­rech­nung und andere Con­trol­ling-Di­en­stleis­tun­gen sind weniger gefragt. Von einer Rolle als „interne Berater“, in der sie sich gerne selbst sehen, sind Controller noch weit entfernt. Doch selbst ihrer Funktion als Berichter­stat­ter werden sie in der Praxis oft kaum gerecht. Von den Berichten, meistens im Monat­srhyth­mus angefertigt, lesen die Manager nur etwas mehr als die Hälfte intensiv, wie eine Studie ergab. Warum ist das so?

Defizite im Reporting: Konzeption, Optik, Prozess

Das Berichtswe­sen hat oft konzep­tionelle Schwächen. Manchmal fehlen sogar finanzielle Kerndaten wie Bilanz- oder Cash­flow-In­for­ma­tio­nen. Stattdessen werden immer mehr nicht­fi­nanzielle, beispiel­sweise mark­t­be­zo­gene Kennzahlen aufgeführt. Die Berichte enthalten zu viel Ir­rel­e­vantes. Gle­ichzeitig sind wichtige In­for­ma­tio­nen in Zahlen­friedhöfen versteckt, die vom Leser kaum entziffert werden können. Die internen Kunden des Con­trol­lings – die Manager – scheitern außerdem an unklaren Be­griffs­de­f­i­n­i­tio­nen und an De­tail­vers­essen­heit. Die strikte Trennung von Kosten- und Erlös-Berichtswe­sen ist ebenso zu hin­ter­fra­gen wie die Qualität der Ab­we­ichungs­analy­sen. Konstatiert ein Bericht Ab­we­ichun­gen von Zielkennz­if­fern, so fehlt meist die dazugehörige Ur­sachen­forschung. Vorschau­rech­nun­gen und Frühwarn­sys­teme sind ebenfalls nicht die Regel.

„Die Berichte kommen zu spät, die Datenqualität ist schlecht, die In­for­ma­tio­nen sind irrelevant und die Berichte sind nicht so gestaltet, dass sich wesentliche Erken­nt­nisse dem Adressaten rasch erschließen.“

Auch die mangelhafte optische Auf­bere­itung der In­for­ma­tio­nen ist ein Grund, weshalb die gesammelten Daten nur dürftig genutzt werden. Mag sein, dass der Fi­nanzvor­stand mit der kom­prim­ierten Zahlenflut etwas anfangen kann. Techniker und Ver­trieb­sleute aber, die ebenfalls verständliche In­for­ma­tio­nen benötigen, sind damit überfordert. Unter den Darstel­lungs­for­men dominieren tabel­lar­ische Berichte. Mit diesen ist es aber kaum möglich, schnell auf das Wesentliche hinzuweisen. Grafiken, die diesem Anspruch gerecht würden, werden zu selten oder in ungeeigneter Weise verwendet. Oft sind sie nur Dekoration.

„Da das Berichtswe­sen die meisten Ressourcen im Controlling verbraucht, ist es wesentlich, alle Anstren­gun­gen zu unternehmen, um aus diesem Ressourcenein­satz einen für das Management wahrnehm­baren Nutzen zu generieren.“

Auch der Re­port­ing-Prozess selbst weist in vielen Unternehmen Schwächen auf. Laufend wird ein hoher Aufwand betrieben, um Daten in aus­re­ichen­der Qualität zu beschaffen. Das ist kostspielig und gelingt nicht immer. Die au­toma­tis­che Erfassung per IT ist oft lückenhaft. IT-Insellösungen und mangelnde Abstimmung binden Ressourcen der Controller, die dann für die Auswertung fehlen. Die Zuständigkeit für Re­port­ing-Auf­gaben ist oft auf mehrere Abteilungen verteilt. Das führt zu in­ef­fizien­ten Abläufen. Schließlich funk­tion­iert auch die Kom­mu­nika­tion zwischen Controlling und Management nicht. Eine laufende Führungskräfteberatung durch die Con­trol­ling-Ex­perten fehlt in den meisten Unternehmen.

Grun­dan­forderun­gen an Berichte

Die klassische Berichts­form ist der Stan­dard­bericht. Er erscheint regelmäßig und enthält stan­dar­d­isierte Inhalte, die zur raschen Wieder­erken­nung analog aufbereitet sind. Ad-hoc-Berichte, die weniger stan­dar­d­isiert sind, verfassen Controller nur zu speziellen Anlässen. Das so genannte Ex­cep­tion-Re­port­ing ist die dritte Form des Berichtswe­sens. Solche Berichte werden verfasst, wenn bestimmte Kennzahlen auffällige, ungewöhnliche Werte annehmen.

„Das Reporting muss durch optische Gestal­tungsmit­tel in der Lage sein, In­for­ma­tio­nen zu verdichten und wesentliche Zusammenhänge sichtbar zu machen.“

Dynamische Reports, deren Inhalte durch den Nutzer veränderbar sind, kommen derzeit nur aus­nahm­sweise zum Einsatz. Es dominieren statische Berichte. Das Management erwartet von den Berichten, dass sie einen schnellen Überblick geben und Entschei­dun­gen unterstützen. Bestimmte Elemente, z. B. Grafiken, können vom Controlling in­di­vid­u­al­isiert geliefert werden, um nur gewisse Adressaten zu erreichen.

Auswahl der relevanten Inhalte

In den Kurz­zusam­men­fas­sun­gen (Executive Summarys) der Berichte sollen finanzielle In­for­ma­tio­nen im Vordergrund stehen. Aspekte wie Rentabilität, Produktivität, Liquidität, Vermögen, Fi­nanzierung und Wertnutzung gehören in jedes ausgewogene Reporting. Diese Kennzahlen sind um ein Mindestmaß an nicht­fi­nanziellen Größen zu ergänzen, z. B. Umsatz-, Absatz- und Per­son­al­stands­daten. Es bietet sich an, ein fi­nanzielles Zielsystem aufzustellen (das aus mehreren Zielen besteht, die das Unternehmen verfolgt und die sich gegenseitig bee­in­flussen) und die Umsetzung per Reporting zu verfolgen. Dafür kann auch die Einführung einer Balanced Scorecard hilfreich sein – mit ihr lassen sich strate­gis­che Ziele konkret verankern, beziffern und im Reporting zuordnen. Unternehmen, die Sus­tain­abil­ity-Man­age­ment betreiben, werden geeignete Messgrößen in ihr Reporting integrieren, z. B. die Sicherung der Lernfähigkeit oder die Senkung des Ma­te­ri­alein­satzes. Auch das Beteili­gungs- oder das Risiko­man­age­ment können im Kenn­zahlen­bericht abgebildet werden.

Tipps für die Gestaltung von Tabellen und Grafiken

Tabel­lar­ische Berichte sollten mit ein­heitlichen Schrift­typen, Beze­ich­nun­gen und Maßeinheiten sowie mit Legenden versehen sein. Far­bun­ter­schiede werden in der Regel überbewertet. Beschränken Sie deren Einsatz auf die Her­vorhe­bung besonderer Ab­we­ichun­gen sowie auf die Gliederung und die Un­ter­schei­dung von Datenarten (z. B. Soll und Ist). Konzen­tri­eren Sie sich auf das Wesentliche und verwenden Sie die Farben Rot und Grün ausschließlich für negative und positive Ab­we­ichun­gen. Linien sollten Sie sparsam, Fettset­zun­gen und kursive Schriften gar nicht einsetzen. Tabellen erhalten dadurch ein klares, aufgeräumtes Er­schei­n­ungs­bild. Mit Grafiken erhöhen Sie die Aufmerk­samkeit des Betrachters und die Verständlichkeit von Inhalten. Diese Wirkung hängt von der Wahl des passenden Grafiktyps ab. Ob Säulen-, Kreis-, Balken- oder Lin­ien­di­a­gramm: Setzen Sie diese Gestal­tungse­le­mente nicht für banale Inhalte ein: Eine Torten­grafik mit nur zwei Prozentzahlen ist wahrschein­lich Platzver­schwen­dung. Für spezielle Fälle gibt es weitere Di­a­gramm­typen, z. B. Netz- oder Wasser­fall­dia­gramme.

„Eine selektive Unterstützung eines tabel­lar­ischen Executive Summarys mit Grafiken ist sinnvoll.“

Achten Sie bei der Skalierung der Grafiken darauf, dass un­ter­schiedliche Größen optisch nicht gle­ich­w­er­tig dargestellt werden: Ein Balken, der für eine Million Euro steht, sollte nicht gleich lang erscheinen wie einer für eine Milliarde Euro in einer be­nach­barten Grafik; das kann irreführend sein. Wenn Ihre Firma in einem Bereich deutlich niedrigere Umsätze erzielt als in einem anderen, sollte das auf den ersten Blick zu sehen sein.

Tipps für Kommentare und Kom­mu­nika­tion

Der Kommentar erfüllt eine wichtige Funktion. Er erklärt, ergänzt und in­ter­pretiert die präsentierten Zahlen und Aussagen. In der Praxis wiederholen Kommentare allerdings häufig nur die dargestell­ten Sachver­halte und sind somit überflüssig. Ein Thema für einen Kommentar ist z. B. die Erklärung der wesentlichen Ab­we­ichun­gen, die in der Kennzahlenübersicht rot und grün her­vorge­hoben wurden.

„Ein sinnvoll ausgebautes Berichtswe­sen liefert In­for­ma­tio­nen in un­ter­schiedlichen Frequenzen.“

Für die Kommentare wie auch im Allgemeinen gilt: Controller sind nicht nur Daten­samm­ler, sondern auch Kom­mu­nika­toren. Da die Leser ohnehin nicht sämtliche dargestell­ten Daten aufnehmen können, lohnt sich die gezielte Vermittlung im Gespräch.

Re­port­ing-Soft­ware und Re­port­ing-Op­ti­mierung

Die klassische Software, mit der Controller arbeiten, ist Microsoft Excel. Diese tut ihren Dienst fürs Reporting, ist aber für Pla­nungsauf­gaben weniger geeignet. Machen Sie sich klar, welche Aufgaben Ihr Controlling mit­tel­fristig übernehmen soll. Auf dieser Grundlage filtern Sie aus einer Fülle von Softwaremöglichkeiten zwei oder drei Anbieter heraus, zwischen denen schließlich das Kriterium „Total Cost of Ownership“ (An­schaf­fungskosten plus Upgrades, Wartung, Support und Schulung) entscheidet. Sie ersparen sich eine Menge Ärger, wenn Sie von Anfang an einen qual­i­fizierten Pro­jek­tleiter für die Soft­wareauswahl ernennen.

„In der Mehrzahl der Berichtswe­sen- und nahezu allen Pla­nung­spro­jek­ten ist es sinnvoll, den Nutzen einer verbesserten IT-Unterstützung zu überprüfen.“

Das Controlling ist nicht nur technisch, sondern auch be­trieb­swirtschaftlich zu optimieren. Um den Hand­lungs­be­darf zu erfassen, führen Sie mithilfe von Fragebögen Interviews mit den Adressaten der Berichte, die 60–90 Minuten dauern sollten. Erkunden Sie dabei den be­trieb­swirtschaftlichen Bedarf, den die Leser haben, nicht den Status quo der Berichte. Anschließend konzipieren Sie die Berichte neu: Optimieren Sie bestehende Inhalte, ergänzen Sie diese um neue und trennen Sie sich von überflüssigen.

„Jeder Bericht bzw. jede Grafik muss auch im Schwarz-Weiß-Ausdruck funk­tion­ieren.“

Was Controller verbessern können

  • Adäquate Berichts­fre­quen­zen: Viele Manager würden sich mit Quar­tals­berichten zufriedengeben, doch das genügt nicht. Es ist ein Verdienst des Con­trol­lings, dass heute die Monatsfrist bei Stan­dard­berichten verbreitet ist. Bestimmte In­for­ma­tio­nen sind allerdings noch häufiger – u. U. täglich (Absatz, Rekla­ma­tio­nen, Auslastung) – zur Verfügung zu stellen, andere wiederum nur quartalsmäßig (vollständige Bilanz).
  • Mehr In­ter­pre­ta­tion: Mit Kommentaren und Analysen helfen Sie den Lesern, inmitten der Zahlenflut das Wesentliche zu erfassen und es sinnvoll zu in­ter­pretieren. Wichtige Inhalte können Sie hervorheben, z. B. durch die Ampelfarben.
  • Au­toma­tisierung: Wenn in Ihrer Firma bislang noch viele Daten manuell zusam­menge­tra­gen wurden, kann sich eine au­toma­tisierte Sammlung und Kontrolle auf Dauer auszahlen. Controller erhalten dadurch Freiräume, die sie für ihre neuen Auf­gaben­felder brauchen.
„Ein falscher Grafiktyp kann nicht nur dazu führen, dass In­for­ma­tio­nen schwer erfasst werden können, sondern auch dass Sachver­halte optisch ganz einfach erfasst, aber falsch in­ter­pretiert werden.“

Was Manager verbessern können

  • Verzicht auf Sonderwünsche: Bestimmte Details, die nur für nachge­lagerte Ebenen relevant sind, gehören nicht in Stan­dard­berichte. Ihre Beschaffung verschlingt zu viele Ressourcen.
  • Mehr Zukunft, weniger Ver­gan­gen­heit: Die Ver­gan­gen­heit spielt zwar für das Management eine größere Rolle (z. B. bei der Bezahlung) als für das Controlling, das eine stärkere Planungs- und Zielo­ri­en­tierung aufweist. Verzichten Sie aber auf die Darstellung allzu langer Zeitreihen.
  • Berichte diskutieren: In vielen Unternehmen wird über die vorgelegten Berichte nicht diskutiert. Vor allem in kleineren Unternehmen neigen Führungskräfte zu der Annahme, keine Beratung zu benötigen. Gehen Sie einer Debatte nicht aus dem Weg.
  • Neues Rollenverständnis: Controller können weitaus mehr sein als Zahlen­liefer­an­ten. Doch für ihre Aufgaben als Ko­or­di­na­toren von Teilplänen, als Berater von Entschei­dungsträgern und als In­for­ma­tions­di­en­stleis­ter muss das Management erst einmal einen Bedarf anmelden.
  • Mehrere Berichtswege: In vielen Firmen erhält das Top­man­age­ment nicht nur die Berichte des Con­trol­lings, sondern zusätzlich Son­der­berichte einzelner Un­ternehmen­sein­heiten. Das bindet zu viele Ressourcen, verhindert Standards und öffnet dem Missbrauch Tür und Tor – schließlich berichtet jede Einheit unter Berück­sich­ti­gung ihrer Eigen­in­ter­essen. Bündeln Sie das Reporting in einem zentralen Controlling.

Über den Autor

Mirko Waniczek hat Be­trieb­swirtschaft­slehre in Klagenfurt und in den USA studiert. Er arbeitet als Un­ternehmens­ber­ater bei Contrast Man­age­ment-Con­sult­ing in Wien und ve­r­ant­wortet den Bereich Operatives Controlling.