Projektmanagement

Buch Projektmanagement

Die häufigsten Fehler, die wichtigsten Erfolgsfaktoren

Haufe,


Rezension

Autor Thorsten Reichert weiß of­fen­sichtlich, wie Pro­jek­tleitung in der Praxis funk­tion­iert. Sein Buch erläutert alle denkbaren Klippen, und Reicherts Erfahrungen sorgen dafür, dass die Modelle mit handfesten Inhalten gefüllt werden. Immer wieder werden mögliche Hand­lungsvari­anten durchge­spielt und die jeweiligen Kon­se­quen­zen aufgezeigt. „Vorsicht Bombe!“, heißt es bei so manchen Stolper­steinen und Hin­dernissen. Zum Glück erklärt der Autor auch, wie man diese Bomben entschärfen kann. Die persönliche Lösungsstrate­gie, die er jeweils unter „Mein Weg“ beschreibt, ist erhellend und nachvol­lziehbar. Aus der Vielzahl der vorgestell­ten Instrumente und Methoden sticht das „Magische Dreieck“ hervor, das sich offenbar auf fast alle zwickmühleartigen Situationen im Pro­jek­tver­lauf anwenden lässt. BooksInShort empfiehlt das Buch nachdrücklich allen angehenden und gestandenen Pro­jek­tleit­ern.

Take-aways

  • Pro­jek­tar­beit kommt in allen Beruf­szweigen immer häufiger vor.
  • Vor Beginn der Pro­jek­tar­beit müssen deren Ziele messbar formuliert sein.
  • Scheuen Sie sich nicht, beim Auf­tragge­ber hartnäckig nachzufra­gen, was er genau erreichen will und woran er den Erfolg messen wird.
  • Jeder Pro­jek­tleiter muss sich seine Befugnisse zu Beginn erkämpfen – ohne Befugnisse keine effiziente Pro­jek­tleitung.
  • Es lohnt sich immer, zu Pro­jek­t­be­ginn in Team­bil­dungsmaßnahmen zu investieren. Vereinbaren Sie die Spielregeln bei einem Kick-off-Work­shop.
  • Mit dem „Magischen Dreieck“ definieren Sie Zeit, Kosten und Umfang/Qualität. Dann setzten Sie Prioritäten.
  • Stellen Sie sicher, dass alle Mitarbeiter über den Stand der Dinge informiert bleiben.
  • Lassen Sie sich regelmäßig Sta­tus­re­ports für Teil­pro­jekte übermitteln.
  • Machen Sie Kritiker möglichst bald zu Partnern und binden Sie ihre Interessen ein.
  • Sich ändernde Ziele, so genannte „Moving Targets“, gehören zum Pro­jek­tall­tag und sollten Sie nicht aus der Fassung bringen.
 

Zusammenfassung

Kein Job ohne Pro­jek­tar­beit

Pro­jek­tar­beit wird in den kommenden Jahren zunehmen. Zu diesem Schluss gelangen ver­schiedene Studien. Ein Grund mehr, sich mit dem Handw­erk­szeug eines guten Pro­jek­tleit­ers zu beschäftigen und der eigenen Karriere eine solide Basis zu geben. Mit dem im Folgenden beschriebe­nen Vorgehen können Sie jedes Projekt pro­fes­sionell leiten.

Bevor es losgeht

Zu Beginn eines Projekts erscheint entweder alles klar oder arg nebulös. In beiden Fällen heißt es für den Pro­jek­tleiter, schon vor dem Start aktiv zu werden und Struktur in das Vorhaben zu bringen. Und zwar mit diesen Maßnahmen:

  • Zielbes­tim­mung: Oft steht zu Beginn nicht mehr als der Name des Projekts und eine recht vage Zielvorstel­lung. Als Pro­jek­t­man­ager müssen Sie dies so schnell wie möglich ändern und zu konkreten Zielaus­sagen gelangen. Dabei sollten Sie auf keinen Fall selbst die vom Auf­tragge­ber vorgegebe­nen Ziele in­ter­pretieren, denn damit riskieren Sie Zeitverlust und teure Korrekturen im Pro­jek­tver­lauf. Auch die „Au­gen-zu-und-durch-Meth­ode“ führt nicht zum Ziel, sondern ziemlich sicher zum Scheitern des Projekts. Gute Pro­jek­tleiter beweisen Mut und fragen ihren Auf­tragge­ber so lange und konkret, bis klar ist, was er mit dem Projekt erreichen möchte und woran der Erfolg gemessen wird. Überlegen Sie gemeinsam, welche Ergebnisse für den Auf­tragge­ber und für andere am Projekt In­ter­essierte (Stakeholder) wichtig sind. Denken Sie daran: Ohne Zield­e­f­i­n­i­tion brauchen Sie Ihr Projekt gar nicht erst zu beginnen, denn dann weiß keiner, ob und wann das Ziel erreicht ist.
  • Zeit und Budget austarieren: Der Auf­tragge­ber will alles, möglichst gestern und ohne großes Budget – so sieht eine Stan­dard­si­t­u­a­tion im Pro­jek­t­man­age­ment aus.​Wenn Sie das akzeptieren, schaufeln Sie sich Ihr eigenes Grab und fahren das Projekt an die Wand. Ein Projekt einfach abzulehnen ist auch keine gute Alternative – für Ihre Karriere schon gar nicht. Der richtige Weg ist dieser: Iden­ti­fizieren Sie die Prioritäten Ihres Auf­tragge­bers und bringen Sie diese mithilfe des so genannten „Magischen Dreiecks“ in Verbindung. Konkret legen Sie die Vorgaben in puncto Zeit, Kosten und Qualität/Umfang fest – sie bilden die Eckpunkte des Dreiecks. Meist wird deutlich, dass nicht alle drei Faktoren in gleicher Weise erfüllbar sind. Die Folge ist: Prioritätenbildung. So arbeiten Sie sich aus dem anfangs beschriebe­nen Dilemma heraus.
  • Risiken richtig behandeln: Kein Projekt ist ohne Risiken – wichtig ist, wie Sie mit ihnen umgehen. Wer als Pro­jek­tleiter Risiken ignoriert, handelt sträflich. Pro­fes­sionell agieren Sie dagegen, wenn Sie in einem Risiko-Work­shop mit allen Beteiligten alle denkbaren Risiken iden­ti­fizieren, bewerten, mögliche Szenarien entwickeln und diese auf ihre Ein­trittswahrschein­lichkeit hin durch­leuchten. Dabei lassen sich Risiken ggf. ausschließen, reduzieren (über Ver­sicherun­gen) und festlegen, wie mit dem Restrisiko umgegangen wird. Sollte das Ergebnis dieser Analyse sein, dass das Projekt zu riskant ist, gibt es nur eines: Abbruch.

Pro­jek­t­pla­nung

Strukturen schaffen, Transparenz ermöglichen, Ori­en­tierung geben – so lauten die primären Aufgaben des Pro­jek­tleit­ers in der Phase der Pro­jek­t­pla­nung. Im Einzelnen:

  • Licht in die Black Box bringen: Auch Projekte, bei denen das Ziel klar ist, brauchen Planung und Struktur, bevor es losgehen kann. Dazu erstellen Sie am besten mithilfe eines Pro­jek­t­struk­tur­plans eine Art Röntgenbild Ihres Projekts, in dem alle Teil­pro­jekte und Ar­beitspakete übersichtlich in Di­a­gramm­form dargestellt sind. Mit diesem Plan helfen Sie dem Projektteam, den Stake­hold­ern und Ihrem Auf­tragge­ber, das Projekt in seinen Einzel­teilen zu verstehen. Außerdem demon­stri­eren Sie Übersicht und Kompetenz. Der Pro­jek­t­struk­tur­plan ist der Kernplan, aus dem Sie alle weiteren Pläne (betreffend Ressourcen, Budget, Zeit) ableiten können.
  • Termine realisieren: Das sollte zwar selbstverständlich sein, ist aber oft nicht einfach zu be­w­erk­stel­li­gen, denn Termine werden von Auf­tragge­bern oft so knapp gesteckt, dass sie kaum einzuhalten sind. Der Job des Pro­jek­tleit­ers ist es, wiederum mithilfe des „Magischen Dreiecks“ auszuloten, welche Einzelteile eines Projekts bis zu einem bestimmten Termin fertig sein müssen und welche ver­han­del­bar bzw. später zu erbringen sein können.
  • Befugnisse: Als Pro­jek­tleiter sollten Sie unbedingt darauf achten, nicht selbst zu Ihrem besten Mitarbeiter zu werden, indem Sie nur fachlich arbeiten und alles Mögliche selber erledigen. Pro­jek­tleitung ist eine Führungsauf­gabe. Die Befugnisse, die Sie dazu brauchen, müssen Sie sich selbst erarbeiten bzw. einfordern. Das geht am besten mit einer inhaltlich sauberen Beschrei­bung der ver­schiede­nen Teamrollen – inkl. der Rol­lenbeschrei­bung „Pro­jek­tleiter“ –, die Sie Ihrem Auf­tragge­ber vorlegen, damit er Ihren benötigten Hand­lungsspiel­raum absegnet. Nur Pro­jek­tleiter mit viel Erfahrung erhalten meist schon von Beginn an die notwendigen Befugnisse; bis Sie so weit sind, müssen Sie eben durch pro­fes­sionelles Pro­jek­t­man­age­ment auffallen.

So gewinnen Sie Mitstreiter

Ohne Verbündete stehen Sie als Pro­jek­tleiter auf verlorenem Posten. Und das ist weder dem Projekt noch Ihrer Karriere zuträglich. Wenn Sie folgende Punkte beachten, können Sie die größten Klippen umschiffen:

  • Menschen einbinden: Wann immer Sie in Ihrem Projekt Betroffene zu Beteiligten machen können, hat Ihr Vorhaben gute Chancen. Wenn Sie dagegen über die Köpfe der anderen hinweg entscheiden und auch im Team alles allein machen, werden Sie einen Pro­jek­t­geg­ner nach dem anderen auf den Plan rufen. Betrachten Sie etwaige Kritiker als Partner, binden Sie alle – Stakeholder wie Team­mit­glieder – ein und hören Sie sich deren Wünsche, Bedürfnisse und Interessen genau an. Das kostet zwar Zeit, sichert aber Ihre Pro­jek­tziele und die Umsetzung des gesamten Projekts. Sollten die Interessen Ihrer Stakeholder zu weit auseinander driften, versuchen Sie den kleinsten gemeinsamen Nenner zu finden.
  • Teambildung: Wenn Sie den autoritären Weg per Anweisung wählen, werden Sie wahrschein­lich scheitern. Wählen Sie hingegen den Weg des Laisser-faire, werden Sie mit Sicherheit Budget und Termin überschre­iten, außerdem geht Ihre Autorität verloren. Pro­fes­sionell agieren Sie, wenn Sie z. B. mit einem Kick-off-Work­shop alle Beteiligten auf den gleichen Stand bringen und Spielregeln vereinbaren. Teamwork ist eine gute Basis für ein er­fol­gre­iches Projekt. Workshops und regelmäßige Team­meet­ings sind bestens investierte Zeit; der Nutzen macht sich im Projekt schnell bemerkbar. Ihr Team sollte aus Menschen mit Fachkom­pe­tenz, sozialer Kompetenz und passender Mentalität zusam­mengestellt sein. Sobald Sie das Beziehungs­gefüge und den In­for­ma­tions­fluss im Team vernachlässigen, wird sich das auf den Fortschritt Ihres Projekts negativ auswirken.

So bleiben Sie auf Kurs

Ihre Aufgabe als Pro­jek­tleiter ist es, den Überblick über das Gesamt­pro­jekt zu behalten und es zu steuern. Diese Aspekte sollten Sie auf Ihrem Bildschirm haben:

  • Überblick bewahren: Controlling ist wichtig für jedes Projekt. Unter Umständen muss der Pro­jek­tleiter selbst kon­trol­lieren, damit er den Überblick bewahrt, wie es von ihm erwartet wird. Controlling „aus dem Bauch heraus“ geht nur selten gut. Besser ist es, regelmäßig den Pro­jek­t­sta­tus zu ermitteln bzw. ihn sich von seinen Mi­tar­beit­ern ohne großen formalen Aufwand übermitteln zu lassen. So können Sie Teil­pro­jekte z. B. aufschlüsseln lassen nach: Fer­tig­stel­lungs­grad (in Prozent), vo­raus­sichtliche Restdauer, Ist-Kosten sowie geschätzte Rest-Kosten bis zum Projektende. Auch eine Risikoein­schätzung für aktuelle Ar­beitspakete kann sinnvoll sein. Pro­jek­t­con­trol­ling kostet zwar Zeit, aber noch zeit­in­ten­siver und teurer aber ist es, wenn Sie es versäumen und anschließend den Karren aus dem Dreck ziehen müssen. Verlieren Sie das Ziel nie aus den Augen und behalten Sie die Übersicht über den aktuellen Stand der Dinge. Nur so können Sie zum richtigen Zeitpunkt reagieren.
  • Reißleine ziehen: Was tun, wenn Qualität, Termin oder Budget aus dem Ruder zu laufen drohen? Der ideale Weg lautet: Prioritäten definieren. Wenn klar ist, dass nicht mehr alles zu erreichen ist, müssen Sie eine gute Entschei­dungs­grund­lage für das weitere Vorgehen erarbeiten: Entwickeln Sie ver­schiedene Al­ter­na­tiven, je nachdem, ob Sie in erster Linie den Termin, das Budget oder die Qualitätsvorgaben einhalten möchten, und klären Sie diese mit Ihrem Auf­tragge­ber.
  • Moving Targets: Pro­jek­tleiter kennen das. Dauernd gibt es neue An­forderun­gen, Änderungswünsche und Erken­nt­nisse (z. B. bei F&E-Projekten). Hier hilft nur eines: Flexibel bleiben und ggf. Prioritäten setzen. Damit bleiben die Ziele realistisch und die Kunden zufrieden . Falls Sie jede Änderung oder neue Erkenntnis einbauen wollen, gerät Ihr Projekt in eine End­loss­chleife – und Sie als Pro­jek­tleiter irgendwann aufs Ab­stell­gleis. Agieren Sie auch hier mit dem „Magischen Dreieck“ und beobachten Sie die Auswirkun­gen jeder Änderung auf Kosten, Qualität und Termin. Stellen Sie mögliche Optionen übersichtlich dar, sodass Stakeholder und Auf­tragge­ber entscheiden können, welche Änderungen tatsächlich sinnvoll sind. Sie können auch einen Lenkungskreis ins Leben rufen, der über jeden Kundenänderungswun­sch berät und entscheidet.

Das Projektende ernst nehmen

In der Schlussphase eines Projekts zeigt sich, ob ein Pro­jek­tleiter seine Hausauf­gaben gemacht hat. Denken Sie an Folgendes:

  • 95-Prozent-Syn­drom: Kurz vor Projektende ist oft alles beinahe fertig, aber eben nicht ganz. Die Gefahr ist groß, auf den letzten Metern noch Fehler zu machen oder den Endtermin zu überschre­iten. Manchmal läuft bereits das nächste Projekt an, bevor das aktuelle abgeschlossen ist. Sorgen Sie dennoch für einen pro­fes­sionellen Abschluss, erstellen Sie eine Schlussrech­nung und einen Ab­gabebericht. Erbitten Sie beim Management die notwendige Zeit dafür. Ein nicht abgeschlossenes Projekt ist, wie kurz vor dem Gipfel aufzugeben.
  • Wissen sichern: Nehmen Sie das Ende ernst. Sorgen Sie dafür, dass die Erfahrungen aus dem Projekt nicht verloren gehen, sondern dem Unternehmen für Fol­ge­pro­jekte zur Verfügung stehen. Erstellen Sie eine Ist-Kostenübersicht und vergleichen Sie sie mit der ursprünglichen Kalkulation, um daraus zu lernen. Rufen Sie Ihre Team­mit­glieder zu einem Lessons-learned-Ab­schlusstr­e­f­fen zusammen und halten Sie gemeinsam fest, was gut lief und was Sie beim nächsten Projekt anders und besser machen werden. Holen Sie Feedback von Kunden oder Nutzern ein.

Über den Autor

Thorsten Reichert ist Dipl.-Ingenieur, Autor, Trainer und Berater. Seine Schw­er­punkte liegen im Pro­jek­t­man­age­ment sowie in der Personal- und Or­gan­i­sa­tion­sen­twick­lung.