Medium des Wissens

Buch Medium des Wissens

Das Menschenrecht auf Information

Haupt,


Rezension

Artur P. Schmidt und Otto E. Rössler untersuchen die grundle­gen­den Veränderungen, die das neue Leitmedium Internet mit sich bringt. Die Ist-Analyse - was leistet das Internet heute und welche Potenziale besitzt es - ist sehr gelungen. Struk­turelle Veränderungen wie sich neu bildende On­line-Com­mu­ni­ties werden gut beschrieben. Ex­trap­o­la­tio­nen ins kommende Jahrhundert geraten - was in der Natur der Sache liegt - spekulativ. Überhaupt hat das Buch eher en­twer­fenden, es­say­is­tis­chen, auch utopischen Charakter. Der lockere Ton des Buches bringt es auch mit sich, dass viele Be­haup­tun­gen unbelegt, arg pauschal ausgefallen sind. Unzulänglich ist der rechtliche Aspekt behandelt. Das "Men­schen­recht auf Information" wird nicht ansatzweise erarbeitet. Es fehlt den Autoren eine Konzeption, wie sich dies Grundrecht aus­gestal­ten liesse. Davon abgesehen ist "Medium des Wissens" aufgrund der Euphorie der Autoren für aktuelle und potenzielle En­twick­lun­gen im Bereich des WWW ein in­spiri­eren­des, komplexes Buch. BooksInShort.​com empfiehlt dieses nicht einfache Buch mit den genannten Einschränkungen Politikern, Führungskräften und Managern.

Take-aways

  • In der Me­di­en­the­o­rie beschreibt der Begriff des Interface - Schnittstelle - die einzige und eigentliche Realität.
  • Das Internet dient nicht in erster Linie kom­merziellen Zwecken, sondern der Speicherung und Generierung von Wissen.
  • On­line-Com­mu­ni­ties sind neuartige, virtuelle, öffentliche Plätze, in denen Menschen gemeinsam an Problemlösungen arbeiten, sich austauschen und neues Wissen generieren.
  • Die Teilnahme an On­line-Com­mu­ni­ties und virtuellen Zivil­i­sa­tio­nen erfordert ein Höchstmass an Flexibilität und An­pas­sungs­bere­itschaft an sich ständig ändernde Gegeben­heiten.
  • Erfolg im Internet erfordert eine strate­gis­che Planung des In­ter­ne­tauftritts durch Wis­sens­de­sign.
  • Fusionen sind immer Ausdruck eines nicht innovativen Un­ternehmens und im Zeitalter des Cyberspace nicht zeitgemäss.
  • Unternehmen sind nicht nur Zentren wirtschaftlicher und technischer Innovation, sondern auch der gesellschaftlichen Innovation.
  • Innovative Firmen haben generell eine flache Or­gan­i­sa­tion­sstruk­tur und arbeiten mit kleinen, reak­tion­ss­chnellen Teams. Ihr Ziel: in­ter­ak­tives Design in Kooperation mit den Kunden.
  • Die Bestimmung des In­no­va­tions­be­darfs und Potenzials ist die wesentliche Aufgabe in komplexen Or­gan­i­sa­tio­nen.
  • Software für Sim­u­la­tion­swel­ten gehört zu den do­minieren­den Wachstumsmärkten der Zukunft, da sie die Schlüssel­tech­nolo­gie für den Aufbau zukünftiger Wissensökonomien liefert.
 

Zusammenfassung

Das Wesen des Internets

Die Etablierung des Internets als einer virtuellen Par­al­lel­welt ("Endo-Welt") zur Aussenwelt ("Exo-Welt") birgt vielfältige Chancen und Möglichkeiten. Der zentrale Aspekt des Internets ist die weltweite Verbreitung von Wissen. Das Internet ist eine interaktive und offene Enzyklopädie, von dessen adäquater Nutzung auch der Erhalt des Planeten Erde sowie das Zusam­men­leben der Menschen weltweit abhängt. Die neue - virtuelle - Gesellschaft ist eine Wis­sens­ge­sellschaft, die sich unter den Leitlinien von Gerechtigkeit und Nach­haltigkeit selbst organisiert.

„Das Internet ist kein Markt, sondern ein freier und globaler Treffpunkt von Menschen, die kom­mu­nizieren wollen. Das Netz gehört eigentlich niemandem, oder anders formuliert: Es gehört allen gemeinsam.“

Die Zu­gangs­the­o­rie zum Internet ist der In­ter­face­be­griff. Er hat das Potenzial, Wis­senschaft und Arbeitswelt neu zu in­ter­pretieren und zu trans­formieren, da er ein neuartiger Schlüssel zum Weltverständnis sein kann. Interface im kon­ven­tionellen Sinn bedeutet Schnittstelle. In der Me­di­en­the­o­rie ist damit die interaktive Verbindung von Menschen un­tere­inan­der oder von Menschen und Maschinen bezeichnet. Auch in­tel­li­gente Agenten, interaktive Enzyklopädien, virtuelle Gemein­schaften und andere Innenwelten (Endo-Welten) werden mit dem Begriff belegt. Schwerpunkt der Theorie ist die Analyse der Relativität von Par­al­lel­wel­ten, die momentan im Internet und in Sim­u­la­tion­swel­ten (telema­tis­che Interfaces) stark emergieren. Im Gegensatz zu Systemen sind Interfaces immer offen, da aktive Teilnahme und Reaktionen permanent zu Veränderung führen.

„Die Spielregeln des Internets entwickeln sich jedoch nicht durch die Einmischung von Managern und Regierungen, sondern durch das Zusam­men­wirken der Teilnehmer in Diskus­sions­foren, in­ter­ak­tiven Teams, Intranets und On­line-Com­mu­ni­ties. Das Internet ist nicht durch Pla­nungs­fetis­chis­mus zu dem geworden, was es heute ist, sondern durch genuine chaotische Interaktion.“

Das Internet ist keine Kopie der Exo-Welt, sondern besteht aus vielen virtuellen Par­al­lel­wel­ten, in die man als aktiver Teilnehmer von innen, "endohaft", eintauchen kann. Eines der wesentlichen Kennzeichen ist die Simulation. Das virtuelle und reversible Durch­spie­len an­tizipa­tiver Lösungsmöglichkeiten in Sim­u­la­tionsvorgängen dient als Entschei­dung­shilfe, Kontrolle, Fehlerver­mei­dung und als Analyse möglicher Auswirkun­gen von komplexen sozioökomischen und technischen Systemen. Simulation wird zu den wichtigsten Wachstumsmärkten gehören, da sie kostengünstig komplexe Systeme antizipativ untersuchen kann. Virtual Prototyping, CAD sind hier die aktuellen Stichwörter.

„Die telema­tis­che Gesellschaft hat deshalb einen neuen Beruf her­vorge­bracht, den des Teilnehmers. Dieser Beruf lässt sich nicht an Ar­beit­ge­bern festmachen, sondern nur an der Par­tizipa­tion an Netzwerken, die das Ziel haben, Probleme zu lösen und die Zukunft neu zu erfinden.“

Trotz der zahlreichen ökonomischen Chancen des Cyberspace soll das WWW primär für Kom­mu­nika­tions- und Bil­dungszwecke benutzt werden. Ziel ist nicht, den "Netizens" etwas zu verkaufen, sondern die Kom­mu­nika­tion von Personen, der Austausch von In­for­ma­tio­nen und die Generierung neuer Erken­nt­nisse sind der Sinn des Internets. Die neue Gesellschaft ist eine Wis­sens­ge­sellschaft. Im Netz wird das Wissen gebündelt und zugänglich abgelegt und durch die Net­zbe­nutzer aktiviert und erweitert. Nie war die Dis­tri­b­u­tion­s­geschwindigkeit von Wissen und die Geschwindigkeit des Wis­senschaf­fens so hoch wie heute. Die potenzielle Vergesslichkeit des men­schlichen Gehirns wird, unterstützt durch Hyperlinks, korrigiert. Hyperlinks sind mul­ti­di­men­sional und an­ti­hier­ar­chisch angelegt und bilden die Gedächt­nis­struk­tur des Internet.

„Solidarität ist in den Gemein­schaften kein Fremdwort mehr, sondern wird von den in­ter­ak­tiven Teilnehmern ständig praktiziert. Durch die Communities entsteht ein soziales Band, welches die Menschen in einer Zeit der Isolierung und des Egoismus wieder verbindet und den Zusam­men­halt fördert.“

Die prinzip­ielle Freiheit des Internets ermöglicht die Selb­stor­gan­i­sa­tion von On­line-Gemein­schaften (On­line-Com­mu­ni­ties) im virtuellen Raum. Communities sind temporär bestehende Zusam­men­schlüsse von In­ter­net­nutzern, die sich ihre Or­gan­i­sa­tions­form im Netz selbst erarbeiten. In den virtuellen Gemein­schaften entsteht neues Denken, das Prob­lem­la­gen neu bewertet und an­der­sar­tige Lösungen entwickeln kann. Die dynamische Selb­stor­gan­i­sa­tion ist flexibel, lokale Herkunft und der persönliche Status der Teilnehmer sind irrelevant. Relevant ist ihr sol­i­darisches und kom­mu­nika­tives Verhalten un­tere­inan­der und ihre Leistung für die Communities. Vorteile dieser virtuellen Gemein­schaften sind En­twick­lungsfähigkeit, Offenheit und In­no­va­tionsfähigkeit. Der Egoismus der heutigen Gesellschaft wird korrigiert durch ein sol­i­darisches und hil­fs­bere­ites Verhalten. Kennzeichen sind kostenlose Hil­festel­lun­gen im Soft­ware­bere­ich, bis hin etwa zum Be­trieb­ssys­tem Linux, das im WWW frei zu Verfügung gestellt wurde und permanent von einer vielfältigen Nutzerge­mein­schaft verbessert wird. Die Communities haben aufgrund ihrer Offenheit stark in­ter­na­tionalen Charakter. In der Zukunft wird sich aus diesen Communities eine transna­tionale, tran­skul­turelle On­line-Gesellschaft, eine virtuelle Zivil­i­sa­tion im Cyberspace entwickeln. Sie sind die zur Zeit höchsten­twick­el­ten Interfaces. Com­mu­nity-Net­works sind virtuelle Zusam­men­schlüsse, um die Kun­de­nori­en­tiertheit der lokalen Verwaltung zu optimieren. Den Bürgern wird der Netzzugang zum Erwerb von Wissen ermöglicht, gle­ichzeitig wird in ihnen gemeinsam an der Lösung örtlicher Probleme gearbeitet. Un­ter­schiedliche gesellschaftliche Gruppen speisen ihr Wissen in ein gemeinsames Netz, was zusätzlich den Zusam­men­halt der Gemeinde fördert. Entschei­dend für das Funk­tion­ieren sind Nav­i­ga­tion­ssys­teme, die das Wissensbedürfnis schnell befriedigen, und Kom­mu­nika­tion­ssys­teme, die den Kom­mu­nika­tion­sprozess or­gan­isieren. Ein weiteres Kennzeichen der Communities ist ihre Geschenk-Ökonomie. Der Austausch eines Produktes oder einer Di­en­stleis­tung wird nicht wie beim E-Commerce von einer Geld­forderung begleitet. Eine Geschenk­transak­tion nutzt der Verbesserung der sozialen Beziehungen und dem offen gelegten Weltwissen.

Her­aus­forderun­gen für das Management

Das Internet eröffnet ein ungeheures Wissens- und Phan­tasiepoten­zial. Endorianer denken flexibel, stellen neuartige Beziehungen her, können aus vielen Al­ter­na­tiven auswählen und neue Verknüpfungen herstellen. Dieser kreative Prozess muss in Unternehmen gefördert werden, wenn In­no­va­tio­nen her­vorge­bracht werden sollen. Ein kreatives Umfeld beruht auf Diskus­sio­nen. Die Kon­se­quen­zen für eine in­ter­face­ori­en­tierte Man­age­ment­the­o­rie liegen im Umgang mit komplexen und instabilen Systemen, wie es auch das Internet darstellt. In sich permanent verändernden Prob­lem­la­gen ist es wichtig, flexibel und nur in groben Zügen zu planen. Entschei­dend ist daher die Fähigkeit des Managements, in dieser Ungewis­sheit zu Resultaten zu kommen. Das Internet verändert auch die Hierarchie der Entschei­dungs­find­ung. Entschei­dun­gen werden nicht mehr auss­chliesslich im Führungs­man­age­ment gefällt, sondern verlagern sich quer durch das Unternehmen in Net­zw­erk­knoten. Nur so kann das gesamte Know-how des Un­ternehmens genutzt werden. Die Beteiligung vieler Mitarbeiter durch selb­stver­ant­wortliche Teilhabe an Entschei­dun­gen ist Folge der telema­tis­chen Vernetzung des Un­ternehmens. Kreativität kann durchaus zu Fehlern führen, deren Akzeptanz jedoch um der Zukunftsfähigkeit willen gewährleistet sein sollte. Die Bere­itschaft, aus Fehlern zu lernen, muss gefördert werden.

„Der Mensch braucht neben der Fehler­tol­er­anz, dem Einbeziehen des Zufalls, der Ungewis­sheit, der vielen Welten auch die Interferenz für seine Evolution, damit er den entschei­den­den Link, den Link zum Neuen herstellen kann.“

Als Wis­sens­de­sign wird die Fokussierung auf In­no­va­tio­nen, auf die Her­vor­bringung des Neuen bezeichnet. Während der De­sign­be­griff bislang eher auf Pro­duk­t­gestal­tung angewandt wurde, wo gutes Design zu Um­satzsteigerun­gen, dauerhafter Marktpräsenz und Imagegewinn führte, geht es im neuen Kontext um das Design von Wis­senswel­ten. Gutes Design ist keine Zutat, sondern entschei­dend im Kampf um Mark­tan­teile und Di­en­stleis­tun­gen, um den Erhalt und Neuerwerb von Kunden. Wis­sens­de­sign entsteht im in­ter­ak­tiven Prozess von Management mit dem Kunden, es ist ein sozialer Prozess. Wis­sens­de­sign umfasst alle men­schlichen Wis­sens­bere­iche, um die In­ter­de­pen­den­zen komplexer Prozesse bereits in der En­twurf­sebene einbeziehen zu können, und ist ins­beson­dere anwendbar in Bereichen, wo ganzheitliche Ansätze gefordert sind. Die Sim­u­la­tion­stech­niken und neue Ko­op­er­a­tionsmöglichkeiten für Designteams - etwa in Intranets - eröffnen ganz neue Ent­fal­tungsmöglichkeiten. Die Aufgabe des Wis­sens­de­signs liegt in der Kon­struk­tion neuer Interfaces für die Aufnahme von In­for­ma­tio­nen und für die Filterung von Daten auf ihren relevanten Gehalt hin. Wis­sens­de­sign geht über die optische Gestaltung hinaus und struk­turi­ert komplexe Datenmengen und die Wis­sensnav­i­ga­tion.

„Wis­sens­man­age­ment ist ein Schlüssel zum Un­ternehmenser­folg.“

Das Internet erfordert eine Veränderung der Man­ager­aus­bil­dung. Die Man­age­men­taus­bil­dung muss auf Grund­la­gen­forschung im Tech­nolo­giebere­ich aus­gerichtet werden. Telema­tis­che, physikalis­che und biologische Wis­sens­bere­iche müssen in ihr Geltung bekommen. Denken in veralteten Spielregeln - Bi­lanzstruk­turen, Liquidität, Er­tragsla­gen und Share­holder-Value - führt in die Sackgasse, da In­no­va­tio­nen und Kreativität hier keinen aus­re­ichen­den Freiraum bekommen. Spielka­sino-Ökonomien und Fusionen leisten keinen Beitrag zur kreativen Wissensökonomie. Fusionen sind im Gegenteil Anzeichen für die Unfähigkeit der Unternehmen, neue innovative Lösungen oder Produkte zu schaffen. Weniger als die Hälfte der Fusionen glücken, in über 50 % tritt eine Wertev­er­nich­tung ein. Innovation ist das entschei­dende Kriterium. Eine Ba­sisin­no­va­tion wie das Internet integriert In­no­va­tio­nen aus ver­schiede­nen Wis­sens­bere­ichen, ist in­ter­diszi­plinär und verfügt über soziale Komponenten, indem vorhandenes Wissen optimiert wird und neue Arbeitsplätze geschaffen werden. Unternehmen gestalten in dieser Hinsicht auch gesellschaftliche In­no­va­tio­nen und könnten Vor­bild­charak­ter für die weitere Demokratisierung und Entbürokratisierung des Staates sein.

„Das Entschei­dende für die Schaffung einer neuen Ökonomie ist, dass Kapital in In­no­va­tio­nen fliesst. Nur einer in­no­va­tion­sori­en­tierten Ökonomie, die nicht primär von Be­trieb­swirten, sondern von Wirtschaftsin­ge­nieuren gestaltet wird, kann es gelingen, allen Menschen einen grösseren Wohlstand zu sichern.“

Zukun­ftsszenario: In Endo-Val­leys (virtuelle Tech­nolo­gietäler) können neuartige Wissens-Ökonomien errichtet werden. Viele Trends deuten darauf hin, dass ein Phasenübergang bevorsteht, analog der Einführung des PC in den 70er Jahren. Endo-Val­leys sind virtuelle In­dus­triean­sied­lun­gen von High-Tech-Fir­men im WWW, die Sim­u­la­tion­ssoft­ware, in­tel­li­gente Agenten und Kryp­togra­phiepro­gramme entwickeln. Firmen, die derartige Netzwerke mit Software beliefern können, gehören zu den zukünftigen High-Tech-Märkten. Mit dieser Software lassen sich die notwendigen Bedingungen für virtuelle Städte, virtuelle Ökonomien, virtuelle Or­gan­i­sa­tio­nen und auch virtuelles Geld erstellen. Wissens-Ökonomie oder Netzwerk-Ökonomie erweitert bisherige Sektoren um eine Komponente. Klassische Faktoren wie Arbeit, Land und Kapital werden durch den neuen Faktor Wissen ersetzt. Im Endo-Valley bestimmt der Wis­sens­stand die Leistungsfähigkeit er­fol­gre­icher Firmen.

„Es geht um Kom­mu­nika­tion, nicht um Gewin­n­max­imierung wie auf den physischen Märkten. Wer glaubt, dass ‚Electronic Business’ lediglich das virtuelle Pendant zu heutigen Gütermärkten darstellt, hat eine falsche Vorstellung. Es geht im Cyberspace nicht um den Aufbau digitaler Abbilder der Wirk­lichkeit, sondern um On­line-Com­mu­ni­ties und den Aufbau virtueller Zivil­i­sa­tio­nen.“

Endo-Man­age­ment zieht die Konsequenz aus den neuen En­twick­lun­gen im Internet. Die Un­ternehmensführung im Cyberspace setzt auf in­ter­ak­tives und selb­stver­ant­wortliches Handeln. Bisher wurde linear gehandelt, das Netz lehrt in­ter­ak­tives Handeln in zirkulären, nicht­lin­earen und hy­per­me­di­alen Formen. Arbeitsform des Endo-Man­age­ments ist die Gestaltung, Simulation und Lenkung virtueller Welten im WWW; Ziel ist es, par­tizipa­tive, emanzi­pa­torische und demokratis­che Interfaces zu schaffen. Ein er­fol­gre­iches Beispiel gelungenen Endo-Man­age­ments sind die On­line-Com­mu­ni­ties. Wis­sens­man­age­ment gehört zu den integralen Aufgaben. In vielen Unternehmen wird das vorhandene Wissen nur zur Hälfte genutzt. Wis­sensres­sourcen müssen zur besseren Umsetzung der Un­ternehmen­sziele effizienter verbreitet werden, etwa über Intranets, das WWW, und mit Hyperlinks miteinander verknüpft werden (Hy­per­linko­ri­en­tiertes Wis­sens­man­age­ment). Wis­sens­man­age­ment schafft einen kostengünstigen und schnellen Zugang zu dem Rohstoff Wissen, vermeidet Dop­pelar­beiten, reduziert den Zeitaufwand für Recherchen, fördert In­no­va­tio­nen, Kom­mu­nika­tions- und Teamfähigkeit der Mitarbeiter. Auch die effektive Einbindung der Kunden in Un­ternehmen­sprozesse wird durch die offene Kom­mu­nika­tion­sstruk­tur ermöglicht. Die Wis­sensstrate­gie des Un­ternehmens steuert das Wis­sens­man­age­ment, beseitigt Wis­sens­de­fizite und erschliesst neue Wis­sens­felder. Kennzeichen ist aber auch, dass Wissen weit­ergegeben werden muss. Wer Wissen in Unternehmen speichert, ohne andere par­tizip­ieren zu lassen, schadet dem Unternehmen und der Wis­sens­ge­sellschaft. Zur optimalen Nutzung und Generierung muss Wissen gesteuert werden. Unternehmen werden in Zukunft dem Kunden in­tel­li­gente Agenten und Wis­sens-Nav­i­ga­toren anbieten, die ihn mit den gewünschten In­for­ma­tio­nen versorgen. Neben Kul­tur-Spon­sor­ing werden sie beispiel­sweise auch auf Wis­sens-Spon­sor­ing setzen.

Über die Autoren

Artur P. Schmidt ist Ingenieur für Sys­temwis­senschaften. Er entwickelte eine interaktive Enzyklopädie, den "Wis­sensnav­i­ga­tor". Otto E. Rössler arbeitet im Bereich der Chaos­forschung und ist Entwickler des Konzepts der Endophysik, die die Welt als Interface in­ter­pretiert. Rössler ist Mitglied des Santa Fe Instituts und des In­ter­na­tional Institute for Advanced Studies in System Research and Cybernetics.