Erfolgsrezepte vom Börsenkoch

Buch Erfolgsrezepte vom Börsenkoch

Die Chancen der Märkte nutzen

FinanzBuch,


Rezension

Kein Zweifel - an der Wall Street gehört Markus Koch sowohl auf dem hektischen Börsenparkett als auch in den dampfenden Gerüchteküchen zu den jour­nal­is­tis­chen Spürhunden, die den Überblick bewahren müssen. Als Frontman des Fernsehsenders n-tv ist er im Big Apple stets den Stories hinter den News auf der Spur, die die Chartlinien von Dow, NASDAQ und S&P 500 nach unten oder oben wandern lassen. Seriös, un­ter­halt­sam und bisweilen schnoddrig wie seine TV-State­ments ist auch dieses Buch geworden. Auf über 200 kurzweilig zu lesenden Seiten gewährt der mod­erierende Hobbybörsianer Einblicke in seinen nicht ganz ger­adlin­i­gen Lebenslauf, lässt auch einige mafiöse Machen­schaften an der weltweit grössten Aktienbörse Revue passieren und präsentiert en passant einige Querdenker des Wert­pa­piergeschäfts und Börsen-Gurus. Darüber hinaus stellt der "BörsenKoch" Er­fol­gsrezepte für In­vest­ment­menüs vor, liefert Wegweiser durch das Dickicht der An­a­lysten­welt und sieht den Daytradern mit kritischem Blick über die Schulter. Ken­nt­nis­re­ich­tum und Erzählstil des Autors machen das Buch für BooksInShort.​com zu einer Empfehlung sowohl für Kleinan­leger als auch für Börsenprofis, die das Treiben an der Wall Street einmal aus jour­nal­is­tis­chem Blickwinkel kennen lernen möchten - für einen Wer­mut­stropfen hat allerdings der Verlag gesorgt, indem er dem Druck­fehler­teufel nicht massiver ins Handwerk pfuschte.

Take-aways

  • Es gibt viele gute Bücher, die Ihnen dabei helfen, Ihre eigenen Richtlinien zu erstellen, und durch die Sie viel über die Bewegung von Märkten lernen können.
  • Die Tr­e­f­fer­quoten von technischen Analysten sind noch immer lausig.
  • Die einzig verfügbaren Indikatoren für die Aktivitäten des in­sti­tu­tionellen Handels sind entweder die Blocktrades oder die grossen Kapitalströme.
  • Vermittelt das Management Ziel­stre­bigkeit und Entschlossen­heit, lassen sich Investoren selbst teure Firmenkäufe vermitteln.
  • Wie heisst es so schön an der Wall Street: "Bullshit walks, money talks."
  • Investoren stellen zu hohe Ansprüche an die pro­fes­sionellen Auguren und wiegen sich durch den Ratschlag der Profis zu sehr in Sicherheit.
  • Re­search­daten zeigen, dass Analysten über einen Zeitraum von 25 Jahren bei den Gewinnschätzungen für Unternehmen eine Fehlerquote von 44 % haben.
  • In der Welt des In­vestierens wird mehr reagiert oder imitiert als unabhängig gedacht und gehandelt.
  • "Halten" ist eine freundliche Art auszudrücken, dass der Kandidat im Depot vorerst totes Kapital sein wird.
  • Zahlreiche Studien zeigen, dass Analysten Ergebnisschätzungen und Kursziele erst mit dem Trend ändern.
 

Zusammenfassung

Sprossen einer ver­schlun­genen Kar­ri­ereleiter

Es war ihm keinesfalls in die Wiege gelegt, dass er einmal zu den ein­flussre­ich­sten Fi­nanz-Berichter­stat­tern aus dem Big Apple avancieren würde. Im Gegenteil - als Junge führte ihn sein Weg erst einmal in den afrikanis­chen Dschungel. Seine Mutter hatte in Deutschland einen Chirurgen geehelicht, den der berufliche Weg nach Monrovia, der Hauptstadt Liberias, verschlug. Doch das Familienglück währte nicht lange und so landete Klein Markus mit seiner Mutter schliesslich in Glashütten, einer kleinen Gemeinde im hessischen Taunus­ge­birge. Dort besserte er sein Taschengeld bei einem Bäcker auf, dessen lei­den­schaftliches Börsenfieber den ersten rich­tungsweisenden Meilenstein auf Kochs weiterem Lebensweg setzen sollte. Und aus dem anfänglichen "Börsenspiel" wurde nach und nach bitterer Ernst. Denn nach den ersten Glückssträhnen des Anfängers, der mit 2000 Mark Kon­fir­ma­tion­s­geld und einigen Leihgaben seiner Tante den Fi­nanzver­wal­ter mimte, rauschten seine Ymos-, Lufthansa- und Norsk-Data-Pa­piere un­weiger­lich in den Keller. Sein Überziehungskredit erreichte schliesslich ein sattes Minus von über 70 000 DM, was seine Bank dazu veranlasste, ihm die rote Karte zu zeigen. Der 3er BMW wich einem Fahrrad und der Gerichtsvol­lzieher hinterliess mehrfach seine Fingerabdrücke an der Wohnungstür.

„Börse ist kein verstaubtes Thema für Wirtschaft­spro­fes­soren, kein Buch mit sieben Siegeln und längst nicht so rational, wie manche Wis­senschaftler es gerne hätte ... Für mich ist Börse ein Spiegel der men­schlichen Seele.“

Einen Ausweg aus dieser Misere bot ein Job beim Brokerhaus Dean Witter in der Mainzer Landstrasse in Frankfurt/Main, das damals schon zur In­vest­ment-Bank Morgan Stanley gehörte. Dort lernte er den Broker Eberhard Gaul kennen, der das blutjunge Börsenopfer unter seine Fittiche nahm und ihm Geld zur Schulden­til­gung zusteckte. Die Banklehre, die er zwis­chen­zeitlich gestartet hatte, konnte er nicht zu Ende bringen, da das Aus­bil­dungssalär den von den Gläubigern vorgeze­ich­neten Fi­nanzbe­darf nicht decken konnte. Weitaus lukrativer als die Lehrstelle entwickelte sich hingegen ein Nebenjob, der ihn al­labendlich ins Brokerhaus Hornblower Fischer führte, wo er das Mark­t­geschehen an der Wall Street im Blick hatte. Nicht viel später trat Koch dann seine erste Reise nach New York an, um Big Apple samt Wall Street in Augenschein und Angriff zu nehmen. Nur - für die Lektüre des Wall Street Journal musste Koch damals noch hin und wieder zum Dictionary greifen.

„Reich ist, wer weiss, dass er genug hat.“ (Laotse)

Erste Station auf den ver­schlun­genen Pfaden Richtung Weltleitbörse war ein Job im American Heritage Fund des bekannten Fonds­man­agers Heiko Thieme: Falten, Stecken, Lecken, Kleben und Schicken von täglich etwa 400 Briefen. Nicht viel später folgte eine Anstellung bei Bear Stearns & Co, einem Top-Bro­ker­haus in Manhattan. Dort ging Koch erstmals direkt mit dem Ak­tien­han­del auf Tuchfühlung und verdiente monatlich (vor Steuern) 1500 Dollar. Dort brachte ihn ein Ar­beit­skol­lege auf die Idee, sich selbstständig zu machen - der Gedanke lag nahe, denn der heutige "BörsenKoch" hatte bereits Ende der 80er Jahre eine erste Story aus der New Yorker Finanzszene an die Wirtschaftswoche verkaufen können. Zusammen mit einem Kollegen eröffnete er fol­gerichtig 1994 mit einem Startkap­i­tal von 1600 Dollar die Presseagen­tur IRM Services, Inc. Berichte für die Zeitschrift Tango und Überset­zun­gen der Quartals- und Jahres­berichte des Mod­ekonz­erns Gerry Weber AG zählten zu den erwähnenswerten Einkom­men­squellen des Jour­nal­is­tenbüros. Über ein Gastspiel als New Yorker Börsen­jour­nal­ist beim Hessischen Rundfunk wurde schliesslich der TV-Nachricht­ensender n-tv auf Koch aufmerksam - seit 1996 hat er für diesen Sender sein Ohr am Puls der Wall Street.

Wall-Street-Träume, die wahr wurden

Als Chairman des Bro­ker­hauses Bear Sterns & Co hat Alan C. Greenberg seinem Unternehmen, in das er in den 50er Jahren eintrat, zum stetigen Wachstum verholfen. Die Zahl der Angestell­ten stieg während seiner über 50 Jahre währenden Firmenzugehörigkeit von 1200 auf über 11 000, nicht ein einziges Jahr war ver­lust­brin­gend. Zum Credo von "Ace" zählen Sätze wie: "Kon­trol­liere Kosten mit allen Mitteln", oder: "Befreie deine motivierten und in­tel­li­gen­ten Kollegen von den Ketten beruflicher Hierarchie." Und in einem vom Mai 1981 datierten Memo schrieb er: "Wenn sich jemand mit einem MBA bei uns bewirbt, werden wir ihm diesen Titel sicherlich nicht vorwerfen. Dennoch suche ich in erster Linie Personen mit dem Titel eines AKWs. Die Abkürzung steht für arm, klug und den tiefen Wunsch, reich zu werden."

„Glauben Sie mir, wenn Sie sich zu verbissen aufs Geld­ver­di­enen konzen­tri­eren, werden Sie nicht den Erfolg haben, den Sie sich wünschen.“

1959 startete Sandy Weill als Runner auf dem Wall-Street-Par­kett, bis er sich schon ein Jahr später im zarten Alter von 27 bereits dazu entschlossen hatte, selbstständig zu werden. Zusammen mit seinen Partnern gründete er das Brokerhaus Carter, Berlind, Potoma & Weill. Gestützt auf eine intakte Kundenbasis und von dem festen Willen beseelt, sich letztlich selber Firmen einzu­ver­leiben, statt nur magere Be­ratungs­gebühren von Un­ternehme­naufkäufern einzus­tre­ichen, erwarb Weill 1970 das grosse Brokerhaus Hayden, Stone, das am Abgrund des Bankrotts vegetierte. Ähnlich er­fol­gre­iche Transak­tio­nen bescherten dem In­vest­ment-Künstler in den 70er und 80er Jahren eine führende Stellung in der New Yorker Finanzszene. Die bis dato grösste Fusion zwischen Weills Ver­sicherungs- und Bankenkonz­ern Traveler und der Citicorp, dem her­aus­ra­gen­den Kred­itkar­te­nan­bi­eter und Mutter der Citibank, gebar 1999 schliesslich den global führenden, universalen Fi­nanz­di­en­stleis­ter Citigroup. Kennzahlen des neuen Giganten: 100 Mio. Kunden in 100 Ländern, Bilanzsumme etwa 700 Mrd. US-Dollar.

„Ich möchte mich mit meinem Buch nicht in die lange Reihe derer einreihen, die versuchen, einem ir­gendwelche 100 %-Gewinn-Formeln einzureden. Die gibt es einfach nicht.“

Als Laufbursche beim Broker Bear Sterns & Co hat der gebürtige Frankfurter John Slade die ersten Schritte auf dem Wall-Street-Par­kett getan. Zum Händler aufgestiegen, hatte er schliesslich den Gedanken, der seine Kasse zum Klingeln brachte - er screente die Na­menslis­ten der ein­laufenden Flüchtlings­dampfer aus Europa, um interessant er­scheinende Klienten zu akquirieren. Geschäfte mit Anleihen zur Fi­nanzierung der New Yorker U-Bahn und von Eisen­bahn­lin­ien sowie sein Gespür für das drohende Absinken nor­wegis­cher Staat­san­lei­hen beschle­u­nigten dann seinen Aufstieg zum "Liebling der Wall Street", wie ihn die New York Times liebevoll nannte. Slade, der auch heute als 92-jährige Börsenlegende noch täglich mehrere Stunden bei Bear Sterns im Handelsraum sitzt, prägte u. a. den Spruch, dass das Leben zu 80 % aus Glück, 10 % Arbeit und aus 10 % Verstand und Ausbildung besteht.

Technische Ak­tien­analyse: Ret­tungsanker für Gefühlsdusel

Sowohl die Gewinner als auch die Verlierer an der Börse bedienen sich nicht selten der technischen Analyse, um den günstigsten Zeitpunkt eines Investments zu ermitteln. Mit den Methoden der technischen Analyse versuchen Experten, die Ak­tien­charts auf Formationen und Chartverläufe zu checken, wie sie in der Ver­gan­gen­heit häufiger aufgetreten sind. Historische Abläufe sollen somit dazu dienen, künftige Kursen­twick­lun­gen vorherzusagen. Allerdings - wichtiger als der optimale In­vest­ment-Zeit­punkt ist das Verhalten nach dem Einstieg, das nicht zuletzt von Emotionen beeinflusst werden kann (Ihr Partner hat Sie zur Hölle geschickt, das Baby hat die ganze Nacht wie am Spiess geschrieen, es regnet oder Rech­nungsstapel stimmen Sie depressiv). All diese Situationen, die auf das Seelenleben einwirken, können letztlich Entschei­dun­gen bee­in­flussen oder beeinträchtigen. Hier kann die technische Analyse einer der Ret­tungsanker sein, um den Einfluss von Emotionen zu beschränken. Sie sollte demzufolge in erster Linie dabei helfen, sich an die eigenen Richtlinien zu halten, egal ob es regnet, hagelt oder sommerlich heiss ist.

Shortseller - Taktiken und Fehler

Wer eine Aktie veräussert, die er mit dem Versprechen geliehen hat, sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückzugeben, der verkauft "short". Oder vereinfacht ausgedrückt: Investoren dieser Art spekulieren auf fallende Aktienkurse. Shortseller (zu Deutsch: "Leerverkäufer") nutzen dabei das volle Spektrum an In­for­ma­tion­squellen, um poten­ziellen Short-Kan­di­daten auf die Spur zu kommen. Sind sie auf ein Unternehmen aufmerksam geworden, dann fahnden sie nach

  • Anzeichen dafür, dass die Bilanz nicht den Gesund­heit­szu­s­tand des Un­ternehmens wider­spiegelt,
  • Signalen für Aktienverkäufe durch Insider, die das Unternehmen eigentlich als persönliche Bank betrachten und unsicher geworden sind, oder
  • überbe­w­erteten Anlagevermögen bzw. einer unglaubwürdigen Bilanz.
„Der Durch­schnittsin­vestor in den USA hat 1999 eine Ak­tien­po­si­tion nur acht Monate gehalten. Vor gut zehn Jahren lag die Haltedauer noch bei stolzen zwei Jahren.“

Zu oberflächliche oder fehlende Recherche gehört neben "falschem Stolz" oder "falschem Timing" zu den gravierend­sten Fehlern, die die so genannten "Shorts" bei ihrer de­tek­tivis­chen Arbeit begehen können.

Aus der Koch’schen Rezept­samm­lung für bekömmliche In­vest­ment-Menüs

Vor allem Ko­r­rek­tur­phasen, in denen Kurse auf breiter Front in den Keller rutschen, trennen bei Investoren die Spreu vom Weizen. In schwierigem Börsen­fahrwasser den Kopf nicht zu verlieren und gegen den allgemeinen Abwärtstrend noch Gewinne zu er­wirtschaften, kennze­ich­net den guten Investor. Allerdings verführen Angst und Gier Investoren zu ver­mei­d­baren Fehlern, so wie das wenig beachtete Syndrom der Un­fehlbarkeit so manchen Anleger zu dem Irrglauben verleitet, unglaublich clever zu sein und genau vorhersehen zu können, wie sich der Markt verhalten wird. Je ausgesprägter der Glaube an die eigene Un­fehlbarkeit aber wird, umso grösser wird die Risikobere­itschaft und die Gefahr abzustürzen. Die Fahndung nach attraktiven Aktien setzt notwendige Kärrnerarbeit voraus, die von folgenden Fragen geprägt wird:

  • Wie sieht die Branche aus, in der das Unternehmen arbeitet?
  • Wie ist das Wet­tbe­werb­sum­feld beschaffen?
  • Welche Daten, ob positiv oder negativ, kennze­ich­nen die Konjunktur generell?
  • Ist das Unternehmen in einer zyklischen Branche angesiedelt?
„Kauft man die Aktien grosser US-Konzerne, ist man eigentlich ausreichend im Ausland präsent. Man bedenke, dass alleine die 30 Unternehmen im Dow-Jones-In­dex rund 40 % der Umsätze in Übersee erzielen.“

Nur die ehrliche Beant­wor­tung dieser Fragen vermittelt einen ersten Eindruck vom Unternehmen und sollte schliesslich die Frage beantworten, ob die Aktie selber genauer unter die Lupe genommen wird. Als weiterer wichtiger Mosaikstein für einen langfristi­gen Erfolg auf dem Börsenparkett benötigen Sie zudem eine Strategie, deren Basis Ihre selbst for­mulierten Zielset­zun­gen sein sollten: aggressives Wachstum, einfaches Wachstum oder Werterhalt. Einmal festgezurrt, sollte die festgelegte Strategie konsequent verfolgt und das Depot aus diesem Blickwinkel ständig im Auge behalten werden.

„Die massive Verlagerung von Kapital hat ihre Schat­ten­seiten. So machen alleine die Fonds der In­vest­ment­gruppe Fidelity an manchen Tagen rund neun bis elf Prozent des täglichen Han­delsvol­u­mens an der New Yorker Aktienbörse aus.“

Last but not least kann auch die Frage des Alters für das Ausmass des Börs­en­in­vest­ments nicht unerheblich sein. So hat John Slade vom Brokerhaus Bear Sterns einmal gesagt: "Hundert minus Alter gleich Ak­tien­an­teil im Depot." Übersetzt für Leute um die 30 kann das bedeuten, dass der persönliche Kap­i­talbe­stand schon mal einen Ak­tien­an­teil von 70-75 % aufweisen kann. Die verbleiben­den 25-30 % sollten dann in Festgeldern oder Anleihen angelegt werden. Dem 60-Jährigen ist hingegen ein Anteil von 40 % von Aktien und Fonds im Vermögens-Mix anzuraten.

Über den Autor

Der Fernse­hjour­nal­ist Markus Koch bezeichnet sich selber gern als Hobbybörsianer. Ende der 80er Jahre berichtete er für die Wirtschaft­woche erstmals von der Wall Street und gründete 1994 in New York ein eigenes Pressebüro. Seit April 1996 informiert er täglich live, zusammen mit einigen Kollegen, die Zuschauer des deutschen Nachricht­ensenders n-tv über das Geschehen an der Weltleitbörse.