Sprossen einer verschlungenen Karriereleiter
Es war ihm keinesfalls in die Wiege gelegt, dass er einmal zu den einflussreichsten Finanz-Berichterstattern aus dem Big Apple avancieren würde. Im Gegenteil - als Junge führte ihn sein Weg erst einmal in den afrikanischen Dschungel. Seine Mutter hatte in Deutschland einen Chirurgen geehelicht, den der berufliche Weg nach Monrovia, der Hauptstadt Liberias, verschlug. Doch das Familienglück währte nicht lange und so landete Klein Markus mit seiner Mutter schliesslich in Glashütten, einer kleinen Gemeinde im hessischen Taunusgebirge. Dort besserte er sein Taschengeld bei einem Bäcker auf, dessen leidenschaftliches Börsenfieber den ersten richtungsweisenden Meilenstein auf Kochs weiterem Lebensweg setzen sollte. Und aus dem anfänglichen "Börsenspiel" wurde nach und nach bitterer Ernst. Denn nach den ersten Glückssträhnen des Anfängers, der mit 2000 Mark Konfirmationsgeld und einigen Leihgaben seiner Tante den Finanzverwalter mimte, rauschten seine Ymos-, Lufthansa- und Norsk-Data-Papiere unweigerlich in den Keller. Sein Überziehungskredit erreichte schliesslich ein sattes Minus von über 70 000 DM, was seine Bank dazu veranlasste, ihm die rote Karte zu zeigen. Der 3er BMW wich einem Fahrrad und der Gerichtsvollzieher hinterliess mehrfach seine Fingerabdrücke an der Wohnungstür.
„Börse ist kein verstaubtes Thema für Wirtschaftsprofessoren, kein Buch mit sieben Siegeln und längst nicht so rational, wie manche Wissenschaftler es gerne hätte ... Für mich ist Börse ein Spiegel der menschlichen Seele.“
Einen Ausweg aus dieser Misere bot ein Job beim Brokerhaus Dean Witter in der Mainzer Landstrasse in Frankfurt/Main, das damals schon zur Investment-Bank Morgan Stanley gehörte. Dort lernte er den Broker Eberhard Gaul kennen, der das blutjunge Börsenopfer unter seine Fittiche nahm und ihm Geld zur Schuldentilgung zusteckte. Die Banklehre, die er zwischenzeitlich gestartet hatte, konnte er nicht zu Ende bringen, da das Ausbildungssalär den von den Gläubigern vorgezeichneten Finanzbedarf nicht decken konnte. Weitaus lukrativer als die Lehrstelle entwickelte sich hingegen ein Nebenjob, der ihn allabendlich ins Brokerhaus Hornblower Fischer führte, wo er das Marktgeschehen an der Wall Street im Blick hatte. Nicht viel später trat Koch dann seine erste Reise nach New York an, um Big Apple samt Wall Street in Augenschein und Angriff zu nehmen. Nur - für die Lektüre des Wall Street Journal musste Koch damals noch hin und wieder zum Dictionary greifen.
„Reich ist, wer weiss, dass er genug hat.“ (Laotse)
Erste Station auf den verschlungenen Pfaden Richtung Weltleitbörse war ein Job im American Heritage Fund des bekannten Fondsmanagers Heiko Thieme: Falten, Stecken, Lecken, Kleben und Schicken von täglich etwa 400 Briefen. Nicht viel später folgte eine Anstellung bei Bear Stearns & Co, einem Top-Brokerhaus in Manhattan. Dort ging Koch erstmals direkt mit dem Aktienhandel auf Tuchfühlung und verdiente monatlich (vor Steuern) 1500 Dollar. Dort brachte ihn ein Arbeitskollege auf die Idee, sich selbstständig zu machen - der Gedanke lag nahe, denn der heutige "BörsenKoch" hatte bereits Ende der 80er Jahre eine erste Story aus der New Yorker Finanzszene an die Wirtschaftswoche verkaufen können. Zusammen mit einem Kollegen eröffnete er folgerichtig 1994 mit einem Startkapital von 1600 Dollar die Presseagentur IRM Services, Inc. Berichte für die Zeitschrift Tango und Übersetzungen der Quartals- und Jahresberichte des Modekonzerns Gerry Weber AG zählten zu den erwähnenswerten Einkommensquellen des Journalistenbüros. Über ein Gastspiel als New Yorker Börsenjournalist beim Hessischen Rundfunk wurde schliesslich der TV-Nachrichtensender n-tv auf Koch aufmerksam - seit 1996 hat er für diesen Sender sein Ohr am Puls der Wall Street.
Wall-Street-Träume, die wahr wurden
Als Chairman des Brokerhauses Bear Sterns & Co hat Alan C. Greenberg seinem Unternehmen, in das er in den 50er Jahren eintrat, zum stetigen Wachstum verholfen. Die Zahl der Angestellten stieg während seiner über 50 Jahre währenden Firmenzugehörigkeit von 1200 auf über 11 000, nicht ein einziges Jahr war verlustbringend. Zum Credo von "Ace" zählen Sätze wie: "Kontrolliere Kosten mit allen Mitteln", oder: "Befreie deine motivierten und intelligenten Kollegen von den Ketten beruflicher Hierarchie." Und in einem vom Mai 1981 datierten Memo schrieb er: "Wenn sich jemand mit einem MBA bei uns bewirbt, werden wir ihm diesen Titel sicherlich nicht vorwerfen. Dennoch suche ich in erster Linie Personen mit dem Titel eines AKWs. Die Abkürzung steht für arm, klug und den tiefen Wunsch, reich zu werden."
„Glauben Sie mir, wenn Sie sich zu verbissen aufs Geldverdienen konzentrieren, werden Sie nicht den Erfolg haben, den Sie sich wünschen.“
1959 startete Sandy Weill als Runner auf dem Wall-Street-Parkett, bis er sich schon ein Jahr später im zarten Alter von 27 bereits dazu entschlossen hatte, selbstständig zu werden. Zusammen mit seinen Partnern gründete er das Brokerhaus Carter, Berlind, Potoma & Weill. Gestützt auf eine intakte Kundenbasis und von dem festen Willen beseelt, sich letztlich selber Firmen einzuverleiben, statt nur magere Beratungsgebühren von Unternehmenaufkäufern einzustreichen, erwarb Weill 1970 das grosse Brokerhaus Hayden, Stone, das am Abgrund des Bankrotts vegetierte. Ähnlich erfolgreiche Transaktionen bescherten dem Investment-Künstler in den 70er und 80er Jahren eine führende Stellung in der New Yorker Finanzszene. Die bis dato grösste Fusion zwischen Weills Versicherungs- und Bankenkonzern Traveler und der Citicorp, dem herausragenden Kreditkartenanbieter und Mutter der Citibank, gebar 1999 schliesslich den global führenden, universalen Finanzdienstleister Citigroup. Kennzahlen des neuen Giganten: 100 Mio. Kunden in 100 Ländern, Bilanzsumme etwa 700 Mrd. US-Dollar.
„Ich möchte mich mit meinem Buch nicht in die lange Reihe derer einreihen, die versuchen, einem irgendwelche 100 %-Gewinn-Formeln einzureden. Die gibt es einfach nicht.“
Als Laufbursche beim Broker Bear Sterns & Co hat der gebürtige Frankfurter John Slade die ersten Schritte auf dem Wall-Street-Parkett getan. Zum Händler aufgestiegen, hatte er schliesslich den Gedanken, der seine Kasse zum Klingeln brachte - er screente die Namenslisten der einlaufenden Flüchtlingsdampfer aus Europa, um interessant erscheinende Klienten zu akquirieren. Geschäfte mit Anleihen zur Finanzierung der New Yorker U-Bahn und von Eisenbahnlinien sowie sein Gespür für das drohende Absinken norwegischer Staatsanleihen beschleunigten dann seinen Aufstieg zum "Liebling der Wall Street", wie ihn die New York Times liebevoll nannte. Slade, der auch heute als 92-jährige Börsenlegende noch täglich mehrere Stunden bei Bear Sterns im Handelsraum sitzt, prägte u. a. den Spruch, dass das Leben zu 80 % aus Glück, 10 % Arbeit und aus 10 % Verstand und Ausbildung besteht.
Technische Aktienanalyse: Rettungsanker für Gefühlsdusel
Sowohl die Gewinner als auch die Verlierer an der Börse bedienen sich nicht selten der technischen Analyse, um den günstigsten Zeitpunkt eines Investments zu ermitteln. Mit den Methoden der technischen Analyse versuchen Experten, die Aktiencharts auf Formationen und Chartverläufe zu checken, wie sie in der Vergangenheit häufiger aufgetreten sind. Historische Abläufe sollen somit dazu dienen, künftige Kursentwicklungen vorherzusagen. Allerdings - wichtiger als der optimale Investment-Zeitpunkt ist das Verhalten nach dem Einstieg, das nicht zuletzt von Emotionen beeinflusst werden kann (Ihr Partner hat Sie zur Hölle geschickt, das Baby hat die ganze Nacht wie am Spiess geschrieen, es regnet oder Rechnungsstapel stimmen Sie depressiv). All diese Situationen, die auf das Seelenleben einwirken, können letztlich Entscheidungen beeinflussen oder beeinträchtigen. Hier kann die technische Analyse einer der Rettungsanker sein, um den Einfluss von Emotionen zu beschränken. Sie sollte demzufolge in erster Linie dabei helfen, sich an die eigenen Richtlinien zu halten, egal ob es regnet, hagelt oder sommerlich heiss ist.
Shortseller - Taktiken und Fehler
Wer eine Aktie veräussert, die er mit dem Versprechen geliehen hat, sie zu einem späteren Zeitpunkt wieder zurückzugeben, der verkauft "short". Oder vereinfacht ausgedrückt: Investoren dieser Art spekulieren auf fallende Aktienkurse. Shortseller (zu Deutsch: "Leerverkäufer") nutzen dabei das volle Spektrum an Informationsquellen, um potenziellen Short-Kandidaten auf die Spur zu kommen. Sind sie auf ein Unternehmen aufmerksam geworden, dann fahnden sie nach
- Anzeichen dafür, dass die Bilanz nicht den Gesundheitszustand des Unternehmens widerspiegelt,
- Signalen für Aktienverkäufe durch Insider, die das Unternehmen eigentlich als persönliche Bank betrachten und unsicher geworden sind, oder
- überbewerteten Anlagevermögen bzw. einer unglaubwürdigen Bilanz.
„Der Durchschnittsinvestor in den USA hat 1999 eine Aktienposition nur acht Monate gehalten. Vor gut zehn Jahren lag die Haltedauer noch bei stolzen zwei Jahren.“
Zu oberflächliche oder fehlende Recherche gehört neben "falschem Stolz" oder "falschem Timing" zu den gravierendsten Fehlern, die die so genannten "Shorts" bei ihrer detektivischen Arbeit begehen können.
Aus der Koch’schen Rezeptsammlung für bekömmliche Investment-Menüs
Vor allem Korrekturphasen, in denen Kurse auf breiter Front in den Keller rutschen, trennen bei Investoren die Spreu vom Weizen. In schwierigem Börsenfahrwasser den Kopf nicht zu verlieren und gegen den allgemeinen Abwärtstrend noch Gewinne zu erwirtschaften, kennzeichnet den guten Investor. Allerdings verführen Angst und Gier Investoren zu vermeidbaren Fehlern, so wie das wenig beachtete Syndrom der Unfehlbarkeit so manchen Anleger zu dem Irrglauben verleitet, unglaublich clever zu sein und genau vorhersehen zu können, wie sich der Markt verhalten wird. Je ausgesprägter der Glaube an die eigene Unfehlbarkeit aber wird, umso grösser wird die Risikobereitschaft und die Gefahr abzustürzen. Die Fahndung nach attraktiven Aktien setzt notwendige Kärrnerarbeit voraus, die von folgenden Fragen geprägt wird:
- Wie sieht die Branche aus, in der das Unternehmen arbeitet?
- Wie ist das Wettbewerbsumfeld beschaffen?
- Welche Daten, ob positiv oder negativ, kennzeichnen die Konjunktur generell?
- Ist das Unternehmen in einer zyklischen Branche angesiedelt?
„Kauft man die Aktien grosser US-Konzerne, ist man eigentlich ausreichend im Ausland präsent. Man bedenke, dass alleine die 30 Unternehmen im Dow-Jones-Index rund 40 % der Umsätze in Übersee erzielen.“
Nur die ehrliche Beantwortung dieser Fragen vermittelt einen ersten Eindruck vom Unternehmen und sollte schliesslich die Frage beantworten, ob die Aktie selber genauer unter die Lupe genommen wird. Als weiterer wichtiger Mosaikstein für einen langfristigen Erfolg auf dem Börsenparkett benötigen Sie zudem eine Strategie, deren Basis Ihre selbst formulierten Zielsetzungen sein sollten: aggressives Wachstum, einfaches Wachstum oder Werterhalt. Einmal festgezurrt, sollte die festgelegte Strategie konsequent verfolgt und das Depot aus diesem Blickwinkel ständig im Auge behalten werden.
„Die massive Verlagerung von Kapital hat ihre Schattenseiten. So machen alleine die Fonds der Investmentgruppe Fidelity an manchen Tagen rund neun bis elf Prozent des täglichen Handelsvolumens an der New Yorker Aktienbörse aus.“
Last but not least kann auch die Frage des Alters für das Ausmass des Börseninvestments nicht unerheblich sein. So hat John Slade vom Brokerhaus Bear Sterns einmal gesagt: "Hundert minus Alter gleich Aktienanteil im Depot." Übersetzt für Leute um die 30 kann das bedeuten, dass der persönliche Kapitalbestand schon mal einen Aktienanteil von 70-75 % aufweisen kann. Die verbleibenden 25-30 % sollten dann in Festgeldern oder Anleihen angelegt werden. Dem 60-Jährigen ist hingegen ein Anteil von 40 % von Aktien und Fonds im Vermögens-Mix anzuraten.