Kundenorientierte Korrespondenz

Buch Kundenorientierte Korrespondenz

Zeitgemäß, stimmig und rechtlich einwandfrei schreiben. Mit Checklisten und Musterbriefen

Linde,


Rezension

Früher galt in Geschäftsbriefen ein umständlicher, hochgestoch­ener Kanzleistil als korrekt. For­mulierun­gen wie „Bezug nehmend auf Ihr Schreiben vom ... müssen wir Ihnen zu unserem Bedauern mitteilen ...“ sind auch heute noch gang und gäbe. Derartige Formalismen sind abge­droschen und schaffen unnötig Distanz, sagt Barbara Kettl-Römer. Ein weiterer Kom­mu­nika­tion­skiller ist Fachchi­ne­sisch, das sogar in Werbeschreiben vorkommt. Kun­de­nori­en­tiert schreiben heißt dagegen: klar und verständlich in der Sache, natürlich und freundlich im Ton. Allzu saloppe For­mulierun­gen, wie sie in E-Mails häufig vorkommen, sind allerdings nicht angemessen. Barbara Kettl-Römer gibt eine gute Übersicht aller Standardfälle geschäftlicher Ko­r­re­spon­denz. Checklisten und viele Beispiele stellen sicher, dass man den guten, zeitgemäßen Stil schnell verin­ner­licht hat. BooksInShort empfiehlt den Ratgeber allen Selbstständigen, Sach- und Büromi­tar­beit­ern (auch in Behörden!), die in textlicher Hinsicht up to date sein wollen. Weil auch Werbetexte behandelt werden, ist das Buch besonders wertvoll für Selbstständige, die für alltägliche Mailings keine eigene Abteilung oder Agentur haben.

Take-aways

  • Mit jedem Schreiben können Sie Kun­den­beziehun­gen aufbauen und festigen.
  • Ihr oberstes Ziel muss sein, Ihre Wertschätzung gegenüber dem Kunden auszudrücken.
  • Vermeiden Sie steife, veraltete Floskeln und Fach­be­griffe.
  • Gleichwohl sollten Sie stets die Form wahren, auch in E-Mails.
  • Für E-Mails gelten die gleichen Standards wie für Briefe.
  • Achten Sie auf eine klare inhaltliche und optische Gliederung: Das Wichtigste gehört an den Anfang, Textblöcke sollten nicht zu lang sein.
  • Schreiben Sie in natürlichem, fre­undlichem Ton.
  • Vermeiden Sie Sub­stan­tivierun­gen, passive Verbformen, Streck­ver­ben („Bericht erstatten“ statt „berichten“) und Füllwörter.
  • Stellen Sie den konkreten Nutzen Ihres Angebots für den Kunden in den Vordergrund.
  • Nutzen Sie alle Arten von Schreiben, um Werbung für sich zu machen, also auch Einladungen, Grat­u­la­tio­nen und selbst Kosten­vo­ran­schläge und Rechnungen.
 

Zusammenfassung

Kun­de­nori­en­tierung steht am Anfang

Jede Art von schriftlicher Äußerung gegenüber einem Kunden, selbst eine Rechnung, ist ein direkter, persönlicher Kontakt, den Sie nutzen können – und sollten. Durch Gliederung, Aufbau und Art der For­mulierun­gen, ja selbst durch die Wahl des Brief­pa­piers und der Briefmarke vermitteln Sie einen bestimmten Eindruck.

„Jedes Schreiben soll eine positive Beziehung zu Ihrem Kunden aufbauen und festigen helfen.“

Es ist darum sinnvoll, zu überlegen, wie Sie mit einem Brief Ihre Wertschätzung gegenüber dem Kunden ausdrücken und sich dadurch positiv von der Konkurrenz abheben können. Jeder positive Kontakt festigt die Beziehung zum In­ter­essen­ten oder Kunden. Stellen Sie sich am besten den oder die Adressaten konkret vor, dann fällt Ihnen das Formulieren leichter.

Zweck und Inhalt festlegen

Überlegen Sie, welchen Zweck Ihr jeweiliges Schreiben erfüllen soll. Handelt es sich um ein Angebot, die Beant­wor­tung einer Anfrage, eine einfache Mitteilung, eine Einladung, eine Zahlungsauf­forderung? Der Inhalt des Schreibens richtet sich natürlich nach dem angestrebten Zweck.

„Floskeln ver­schleiern den wahren Sachverhalt und machen dem Leser mehr Mühe, Sie zu verstehen. Sie wirken unpersönlich und schaffen Distanz zwischen Ihnen und Ihren Kunden.“

Zweitens überlegen Sie, was die Haup­taus­sage Ihres Schreibens ist und welchen Nutzen der Adressat davon haben soll. Diese Aussage stellen Sie immer an den Anfang und formulieren Ihr Anliegen ganz direkt in höflichen und fre­undlichen Worten, ohne auf abge­s­tandene und nichtssagende Floskeln zurückzugreifen. „Ich schaffe es leider nicht, den vere­in­barten Termin einzuhalten“, klingt doch viel natürlicher, un­verkrampfter und sym­pa­this­cher als: „Zu meinem Bedauern muss ich Ihnen mitteilen, dass die zugesagte Leistung aufgrund un­vorherge­se­hener Schwierigkeiten nicht ter­min­gerecht erbracht werden kann.“

Verständlich formulieren

Es ist nicht richtig davon auszugehen, dass jedem Adressaten die Details Ihres Produkts oder auch Ihrer Di­en­stleis­tung genauso vertraut sind wie Ihnen. Eine „Erklärung nach § X Abs. Y der Bei­hil­feverord­nung“ ist verbal gesehen genauso abstrakt wie ein modernes Gemälde.

„Sobald Sie davon ausgehen müssen, dass Ihr Kunde kein Experte ist, ist die Ex­perten­sprache fehl am Platz.“

Einen „Adapter“ können Sie der besseren Verständlichkeit halber als „Stecker“ bezeichnen. Auch Abkürzungen, die nicht allgemein geläufig sind, sollten Sie vermeiden. Gehen Sie einfach vom Verständ­nishor­i­zont eines Nutzers oder Kunden aus, der zwar nicht über Ihr Fachwissen verfügt, aber Ihr Produkt kaufen und nutzen will, ohne sich darüber ärgern zu wollen. Auf die Gefahr der Wieder­hol­ung hin: Kun­de­nori­en­tierung ist das A und O Ihrer Kom­mu­nika­tion!

Struktur und Form eines Schreibens

Für die formale Gestaltung eines Schreibens gibt es Muster­briefe und DIN-Empfehlun­gen (konkret: DIN 5008). Absender, Adressat, Kon­tak­t­daten und Datum zu nennen, ist selbstverständlich. Die Be­tr­eff-Zeile kann je nach Art des Schreibens stich­wor­tar­tig oder sogar wie ein Slogan formuliert werden. Sie fett zu drucken, erleichtert dem Leser die Ori­en­tierung. Der ausdrückliche Vermerk „Betr.“ ist veraltet.

„Zeigen Sie Ihre Fachkom­pe­tenz, indem Sie Ihr Angebot genau auf die Wünsche und Bedürfnisse Ihres Kunden zuschneiden.“

Gliedern Sie Ihren Brief durch Absätze, die durch eine Leerzeile getrennt werden. Zwei bis fünf Zeilen pro Absatz sind ideal. Zu lange Textblöcke erschweren die Lesbarkeit erheblich. Bei vielen kurzen Textblöcken dagegen wirkt der Text zerhackt – auch dies hilft dem Leser nicht bei der Ori­en­tierung.

„Ein Kunde, der sich mit einer Beschwerde an Sie wendet, ist noch da – jetzt haben Sie die Chance, ihm zu zeigen, wie gut Sie wirklich sind!“

In Geschäftsbriefen von Firmen mit besonderer Rechtsform (GmbH, OHG, KG, AG) müssen aufgrund geset­zlicher Vorschriften de­tail­lierte Angaben enthalten sein: u. a. Firmensitz, Han­del­sreg­is­ter­num­mer und Namen der Geschäftsführer.

Von Anrede bis Grußformeln

Für Anfang und Ende eines Geschäftsbriefs gibt es bestimmte, Standards, die Sie beachten sollten:

  • Bei der Anrede können nur Sie selbst entscheiden, was in der üblichen Bandbreite zwischen „Sehr geehrter Herr Müller“, „Liebe Frau Maier“ und „Lieber Hans“ aufgrund Ihrer persönlichen Nähe zum jeweiligen Ansprech­part­ner angemessen ist. Das gilt auch für E-Mails, die Sie übrigens grundsätzlich genauso sorgfältig formulieren sollten wie einen Brief auf Papier.
  • Wählen Sie stets einen positiven Einstieg in Ihr Schreiben („Vielen Dank für …“, „Gerne bestätigen wir …“, „Wir freuen uns, dass …“).
  • Eine positive Ab­schlussfor­mulierung ist Pflicht: „Ihre persönliche Ansprech­part­nerin ist …“, „Falls Sie noch Fragen haben …,“ „Wir freuen uns auf Ihren Auftrag / von Ihnen zu hören / Sie begrüßen zu dürfen“ usw.
  • Auch in E-Mails darf eine freundliche Grußformel nicht fehlen. Definitiv keine freundliche Grußformel ist „MfG“!
  • Bei E-Mails können Anreden und Grußformeln aus­nahm­sweise entfallen, wenn der Austausch mehrerer E-Mails kurz hin­tere­inan­der erfolgt.

Stil und Wortwahl

Heutzutage empfiehlt sich in Geschäftsbriefen ein gepflegter, aber natürlicher Schreibstil ohne die schwerfälligen Floskeln der Bürokraten­sprache und möglichst ohne Fachausdrücke. Das erreichen Sie am leichtesten, wenn Sie mehr Verben als Substantive verwenden und Aktiv statt Passiv benutzen. Wenn Sie sich klar und verständlich ausdrücken und Fach­be­griffe vermeiden, schonen Sie nicht nur die Nerven der Kunden, sondern auch Ihr Zeit- und Geldbudget, indem Sie Rückfragen vermeiden.

„Manche Werber schwören auf das PS, weil es angeblich von 90 % aller Empfänger als erstes Briefele­ment gelesen wird.“

Stilele­mente, die Sie in Geschäftsbriefen vermeiden sollten, sind:

  • Vorreiter: „Leider müssen wir Ihnen mitteilen, dass …“, „Dankend haben wir Ihren Brief erhalten und teilen Ihnen mit …“, „In Bezug auf …“ usw. Durch derartige For­mulierun­gen wird die Haup­taus­sage in den Nebensatz verdrängt. Sie sind daher überflüssig. Kommen Sie gleich zur Sache.
  • Sub­stan­tivi­tis: „Erfolgt die Abbuchung“ (statt: „wir buchen ab“), „bitten um Prüfung und Un­terze­ich­nung des Vertrags“ (statt: „bitte prüfen und un­terze­ich­nen Sie“). Substantive sind schwerfällig, Verben bringen Bewegung in die Sätze.
  • Streck­ver­ben: „Eine Änderung vornehmen“ (statt: „ändern“), „Bericht erstatten“ (statt: „berichten“), „eine Entschei­dung treffen“ (statt: „entscheiden“).
  • Füllwörter: „gerade“, „oben genannt“, „un­ser­er­seits“ usw. – einfach weglassen.
  • Ver­dop­pelun­gen: Statt „Rückantwort“ genügt „Antwort“, statt „Tele­fo­nan­ruf“ genügt „Anruf“, statt „zeitliche Verzögerung“ genügt „Verzögerung“, statt „tabel­lar­ische Übersicht“ genügt „Tabelle“.
  • Unnötige Vorsilben: „Abändern“ – „ändern“ genügt. Ebenso: „aus“liefern, „nach“kon­trol­lieren, „Vor“ankündigung, „zurück“erstatten.
  • Kon­junk­tivi­tis: „Ich würde mich freuen, wenn …“ Besser: „Ich freue mich, dass …“
  • Bandwurmsätze und ver­schachtelte Kon­struk­tio­nen lösen Sie einfach in Einzelsätze auf. Das ist generell eine der besten Übungen, um zu klaren Aussagen zu kommen.

Besondere Formen von Geschäftsbriefen

Vieles des bisher Gesagten gilt für alle Arten der Geschäft­sko­r­re­spon­denz. Doch es gibt auch spezielle Regeln für spezielle Textsorten:

  • Kun­de­nan­fra­gen, Kosten­vo­ran­schläge und Auf­trags­bestätigungen sollten Sie immer mit einem Dank für das Kun­den­in­ter­esse eröffnen. Können Sie eine Anfrage nicht gleich detailliert beantworten, geben Sie einen Zwis­chenbescheid. Ist das In­for­ma­tion­s­ma­te­r­ial zu umfangreich für einen Brief, verweisen Sie auf einen Prospekt oder auf einen (übersichtlich gestalteten) Dateianhang. Alle Angaben in Kosten­vo­ran­schlägen und Auf­trags­bestätigungen, einschließlich der Termine, müssen detailliert und korrekt sein. Nennen Sie immer einen Ansprech­part­ner. Und natürlich liegt es in Ihrem eigenen Interesse, derartige Schreiben optisch ansprechend, übersichtlich, allgemein verständlich und nutzenori­en­tiert zu gestalten.
  • Einladungen zu Ve­r­anstal­tun­gen, Messen, Filialeröffnungen, Jubiläen usw. sind ein willkommener Anlass für die intensive Kun­denkon­tak­tpflege. Je kleiner die Ve­r­anstal­tung, desto persönlicher sollte auch die Einladung gestaltet sein, bis hin zur büttenge­druck­ten oder handgeschriebe­nen Karte. Bei sehr festlichen Anlässen sollten Sie auf die Art der Bekleidung und Bewirtung hinweisen und um eine Zu- oder Absage bitten.
  • Grat­u­la­tio­nen und Dankschreiben sind stets erfreuliche Anlässe für einen Kun­denkon­takt. Es schadet nie, Danke zu sagen. Wenn sich der Anlass dafür bietet, kann man das telefonisch oder im direkten Gespräch tun. Sehr gewichtige Danksa­gun­gen verfasst man aber schriftlich und nennt den konkreten Anlass, den man damit würdigt. Genauso ist es bei Grat­u­la­tio­nen. Beides sollten Sie immer hand­schriftlich tun, einschließlich der Adresse auf dem Umschlag.
  • Rechnungen und Mahnungen unterliegen teilweise geset­zlichen For­mvorschriften. Je klarer eine Rechnung abgefasst ist, vor allem im Hinblick auf das Zahlungs­da­tum, desto kun­den­fre­undlicher ist sie. Für Mahnungen gilt: klare Ansage in höflichem Ton. Vor die eigentliche Mahnung kann man die freundliche Zahlungserin­nerung setzen und einen Überweisungsträger beilegen.
  • Rekla­ma­tio­nen und Nach­fass­briefe lassen sich ebenfalls positiv nutzen. Die Vorge­hensweise bei der Beseitigung von Mängeln ist gesetzlich geregelt. Sie sollten dabei generell dem Kunden ent­ge­genkom­men und damit Ser­vice­bere­itschaft und Kompetenz beweisen. So können Sie aus einem kritischen oder verärgerten im besten Fall einen begeis­terten Kunden machen. Entsprechende Signale gehören auch in die damit verbundene Ko­r­re­spon­denz. Service und Kompetenz her­auszustellen, ist der Zweck des Nachfassens, falls ein Kunde Interesse gezeigt hat, aber nicht bestellt.
  • Werbebriefe haben meist keinen vorgegebe­nen Aufhänger, deshalb müssen Sie diesen schaffen. Überlegen Sie sich, welchen Nutzen Ihr Angebot für den Kunden oder die Zielgruppe hat. Diesen Nutzen machen Sie zum Thema Ihres Briefs. Beschränken Sie sich auf ein Thema, sonst verliert der Kunde die Ori­en­tierung. Wollen Sie mit dem Brief auf weitere Angebote hinweisen, legen Sie einen Prospekt bei. Die Be­tr­e­f­fzeile kann wie ein Slogan formuliert sein („Wir helfen Ihnen, Kosten zu senken“). Um den Wer­be­briefleser zu fesseln, packen Sie ihn am besten bei seinen Problemen, Wünschen oder indem Sie eine Geschichte erzählen („Letzte Woche rief mich eine Kundin an …“) und schildern dann Vorteile und Nutzen Ihres Angebots, nehmen evtl. auch Einwände vorweg. Die Hand­lungsauf­forderung verbinden Sie am besten mit Wörtern wie „einfach“, „gleich“, „kostenlos“, „un­verbindlich“ usw. Als Hand­lungsverstärker kann auch ein Post­skrip­tum (PS) dienen: es wird, wie die Erfahrung zeigt, sehr viel gelesen.

Über die Autorin

Barbara Kettl-Römer ist Dipl.-Kauffrau und arbeitet seit 1998 freiberu­flich als Jour­nal­istin, Autorin, Texterin und Dozentin.