Führungsstärke

Buch Führungsstärke

Was erfolgreiche Führungskräfte auszeichnet

Redline,
Auch erhältlich auf: Englisch


Rezension

Die Autoren Rath und Conchie – beide Mitarbeiter des Gallup-In­sti­tuts – bringen in ihrem Ratgeber die Ergebnisse jahrelanger wis­senschaftlicher Führungs­forschung auf den Punkt. Kurz und knapp beschreiben sie die Faktoren er­fol­gre­icher Führung, wie Gallup sie sieht. Ausführlich stellen sie den hauseigenen „Strengths­Finder“-Test vor. Hier fehlt allerdings jede kritische Distanz, weshalb immer wieder der Verdacht aufkeimt, man habe kein Buch, sondern eine umfassende Werbebroschüre für diesen Test vor sich liegen. Nutzw­er­tiger sind da schon die Hinweise, wie die 34 so genannten „Tal­ent­the­men“, z. B. Selb­st­be­wusst­sein, Vorstel­lungskraft oder Be­hut­samkeit, auf die Bedürfnisse der Mitarbeiter aus­gerichtet werden können. BooksInShort empfiehlt das Buch allen Managern, die einen Überblick über die wichtigsten Führungsstärken suchen – denn aller berechtigten Kritik zum Trotz hilft diese Auflistung bei der Selb­st­analyse durchaus.

Take-aways

  • Es gibt keine uni­versellen Führung­seigen­schaften – jeder Mensch ist anders.
  • Werden Sie sich Ihrer persönlichen Stärken und Schwächen bewusst – und investieren Sie in Ihre Stärken.
  • Ganz wichtig: Analysieren Sie ebenso die Stärken Ihrer Mitarbeiter und investieren Sie auch in sie.
  • Versammeln Sie nicht Menschen mit ähnlichen Stärken um sich: Je ver­schiedener die Talente sind, desto mehr ergänzen sie sich.
  • Die wichtigsten Tal­entschw­er­punkte lassen sich in vier Kategorien zusam­men­fassen: Durchführung, Einfluss, Beziehungsauf­bau und strate­gis­ches Denken.
  • Wer Ideen schnell durchsetzen kann, hat Stärken im Bereich Durchführung, wer sie gut verkaufen kann, im Bereich Einfluss.
  • Wer Stärken im Bereich Beziehungsauf­bau hat, kann Teams gut zusam­men­hal­ten; strate­gis­che Denker treffen gute Entschei­dun­gen.
  • Bemühen Sie sich, zu verstehen, was Ihre Mitarbeiter von Ihnen erwarten.
  • Schenken Sie Ihren Mi­tar­beit­ern Vertrauen, Mitgefühl, Stabilität und Hoffnung. Genau das erwarten Geführte von ihrem Chef.
  • Helfen Sie Ihren Mi­tar­beit­ern, gute Führungskräfte zu werden. Mit einem nachhaltig wachsenden Netz an Führungskräften sichern Sie sich langfristi­gen Erfolg.
 

Zusammenfassung

Führungs­forschung auf den Punkt gebracht

Was zeichnet eine effektive Führungskraft aus? Um dies zu beantworten, analysierten Experten des Be­ratung­sun­ternehmens Gallup eine Vielzahl eigener Studien. So wurden relevante Führung­seigen­schaften sowie die Ansprüche der Geführten an den Chef isoliert.

„Eine Führungskraft muss ihre Stärken kennen wie ein Schreiner seine Werkzeuge oder eine Ärztin ihre Instrumente.“

Unsere Umwelt ermuntert uns, eine vielseitige Persönlichkeit zu entwickeln. Doch wer überall gut sein will, wird nur mittelmäßige Fähigkeiten her­aus­bilden können. Keine Führungskraft kann alles. Winston Churchill war mit seinem fordernden Führungsstil erfolgreich, Mahatma Gandhi hingegen führte erfolgreich mit einem gemäßigten Stil. Machen Sie es ganz genauso: Werden Sie sich Ihrer eigenen Stärken und Schwächen bewusst und führen Sie entsprechend Ihrer Fähigkeiten. Investieren Sie in Ihre Stärken und in die Ihrer Mitarbeiter.

Die vier Stärken­bere­iche und ihre Merkmale

Die besten Chefs haben das beste Team. Jedes Team­mit­glied hat einzi­gar­tige Fähigkeiten, über ein er­fol­gre­iches Team verteilt ergibt sich eine breite Streuung der Stärken. Bauen Sie also ein Team auf, in dem die 34 wichtigsten Stärken vertreten sind. Diese lassen sich vier Kategorien zuordnen: Durchführung, Einfluss, Beziehungsauf­bau und strate­gis­ches Denken.

Führungsstärke Durchführung

Wer seine Stärken in der Kategorie Durchführung hat, kann Ideen erfassen und durchsetzen. Wenn es darum geht, Lösungen umzusetzen, sind „Durchführer“ die richtige Wahl – folgende Tal­ent­the­men sind dabei un­ent­behrlich:

  • Leis­tung­sori­en­tierung: Es erfüllt Sie, wenn Sie fleißig und produktiv sind. Mit viel Ausdauer arbeiten Sie hart, um ein Ziel zu erreichen.
  • Ar­rang­ier­tal­ent: Sie or­gan­isieren gern und fügen die bestehenden Ressourcen flexibel zusammen – damit erreichen Sie maximale Produktivität.
  • Überzeugung: Beständige Grundwerte geben die Ziel­rich­tung in Ihrem Leben vor.
  • Gerechtigkeit: Sie behandeln alle Menschen immer gleich; dabei helfen Ihnen klare Regeln, an denen Sie sich orientieren.
  • Be­hut­samkeit: Bei Ihren Entschei­dun­gen legen Sie Wert auf größte Sorgfalt – Hindernisse erkennen Sie im Voraus.
  • Disziplin: Mit festen Strukturen und Routinen schaffen Sie die Ordnung, über die Sie Ihre Welt definieren.
  • Fokus: Sie setzen Prioritäten, bevor Sie handeln. Haben Sie einmal eine Richtung eingeschla­gen, bleiben Sie auf diesem Weg und korrigieren jede Abweichung.
  • Ve­r­ant­wor­tungs­gefühl: Sie stehen zu dem, was Sie tun. Ehrlichkeit und Loyalität sind Werte, mit denen Sie sich iden­ti­fizieren.
  • Wieder­her­stel­lung: Sie sind geschickt im Umgang mit Problemen; Schwach­punkte finden und beheben Sie leicht.

Führungsstärke Einfluss

Führt jemand hingegen in erster Linie über seinen Einfluss, wird er die Ideen seines Teams nach außen gut vertreten und verkaufen. Folgende Talente zeichnen diesen Bereich aus:

  • Tatkraft: Sie setzen Gedanken in Handlungen um und bringen dadurch Dinge ins Rollen. Dabei sind Sie eher ungeduldig als geduldig.
  • Autorität: Sie strahlen Präsenz aus, behalten den Überblick und treffen Entschei­dun­gen.
  • Kom­mu­nika­tionsfähigkeit: Für Sie ist es ein Kinderspiel, Ihre Gedanken in Worte zu fassen. Sie präsentieren gut und unterhalten Ihre Mitmenschen.
  • Wet­tbe­werb­sori­en­tierung: Ihr Ziel ist der erste Platz. Ihren Fortschritt messen Sie an den Leistungen anderer Menschen und genießen den Wettbewerb dabei.
  • Höchstleis­tung: Gut ist Ihnen nicht gut genug. Um Spitzen­leis­tun­gen zu erzielen, konzen­tri­eren Sie sich auf Ihre Stärken und die des Teams.
  • Selb­st­be­wusst­sein: Sie glauben an Ihre Fähigkeiten – Ihr innerer Kompass hilft Ihnen, sich richtig zu entscheiden.
  • Be­deut­samkeit: Sie sind unabhängig und es bedeutet Ihnen viel, anerkannt und von den anderen als wichtig wahrgenom­men zu werden.
  • Kon­tak­t­freudigkeit: Neue Bekan­ntschaften gewinnen Sie leicht für sich, indem Sie das Eis brechen und eine Verbindung zu ihnen herstellen.

Führungsstärke Beziehungsauf­bau

Wer in der Kategorie Beziehungsauf­bau seine Stärken versammelt, besitzt geeignete Fähigkeiten, um Teams oder Or­gan­i­sa­tio­nen aufzubauen und sie zusam­men­zuhal­ten. Sie benötigen dazu folgende Talente:

  • Anpassungsfähigkeit: Sie leben im Jetzt – was kommt, das kommt. Sie ziehen es vor, mit dem Strom zu schwimmen und nähern sich der Zukunft in kleinen Schritten.
  • Entwicklung: Sie haben ein Auge für das Potenzial anderer und fördern deren Talente. Jede Verbesserung, und sei sie noch so klein, verschafft Ihnen Be­friedi­gung.
  • Ver­bun­den­heit: Zufälle sind nichts, woran Sie glauben. Jedes Ereignis hat seine Ursache.
  • Einfühlungsvermögen: Sie versetzen sich in das Leben oder die Situation anderer hinein und können so deren Gefühle nachvol­lziehen.
  • Har­moniestreben: Sie trachten immer nach Konsens – Konflikte meiden Sie und suchen nach Punkten der Übere­in­stim­mung.
  • In­te­gra­tions­be­streben: Sie akzeptieren andere Menschen und bemühen sich, aus­geschlossene Mitarbeiter wieder in das Team einzugliedern.
  • Einzel­wahrnehmung: Die besonderen Fähigkeiten jedes Einzelnen faszinieren Sie. Unter Ihrer Führung arbeiten die un­ter­schiedlich­sten Menschen produktiv zusammen.
  • Positive Einstellung: Mit Ihrem Optimismus stecken Sie andere an – Sie können sie leicht von Ihren Plänen begeistern.
  • Bindungsfähigkeit: Sie ziehen Be­friedi­gung aus der engen Zusam­me­nar­beit mit anderen, wenn Sie ein Ziel erreichen wollen.

Führungsstärke strate­gis­ches Denken

Hat eine Führungskraft im strate­gis­chen Denken ihre Stärken, kann sie dem Team helfen, die besten Entschei­dun­gen zu treffen. Die Führungskraft sammelt kon­tinuier­lich In­for­ma­tio­nen, verarbeitet diese, erkennt Ursachen und Wirkungen und richtet ihre Handlungen auf die Zukunft aus. Wenn Sie ein strate­gis­cher Denker sind, zeichnen Sie folgende Talente aus:

  • Analytische Stärke: Sie suchen nach Gründen und Ursachen. Dabei betrachten Sie alle Faktoren, die eine Situation betreffen.
  • Denken im Kontext: Indem Sie über die Ver­gan­gen­heit nachdenken und die Historie von Sachver­hal­ten erforschen, können Sie die Gegenwart besser begreifen.
  • Zukun­ft­sori­en­tierung: Die Zukunft und ihre Möglichkeiten sind für Sie eine In­spi­ra­tionsquelle, mit der Sie Ihre Mitarbeiter begeistern.
  • Vorstel­lungskraft: Ideen faszinieren Sie; Sie erkennen Zusammenhänge zwischen den un­ter­schiedlich­sten Dingen.
  • Ideen­samm­lung: Sie streben ständig nach mehr Wissen – Sie sammeln und archivieren sämtliche In­for­ma­tio­nen, um später darauf zurückgreifen zu können.
  • Intellekt: Ihr Kennzeichen ist Ihre geistige Aktivität; Sie sind eher in­tro­spek­tiv und lieben in­tellek­tuelle Diskus­sio­nen.
  • Wiss­be­gierde: Sie möchten sich fortdauernd verbessern und Neues dazulernen. Dabei reizt Sie vielmehr der Prozess des Lernens als das Lern­ergeb­nis.
  • Strategie: Sie schaffen alternative Vorge­hensweisen, indem Sie in sämtlichen Situationen relevante Muster und Kernaspekte her­ausar­beiten und erkennen.

Gründe, sich führen zu lassen

Wer seinen Blick nur auf eigene Führungsstärken richtet, nimmt eine einseitige Perspektive ein. Ein guter Vorge­set­zter muss ebenso erkennen, was seine Mitarbeiter unter einer guten Führung verstehen und was sie erwarten.

„Nur selten werden Menschen für ein Führungsteam ausgewählt, weil ihre Stärken am besten mit denen der vorhandenen Team­mit­glieder ko­r­re­spondieren.“

Über 10 000 Menschen wurden dazu befragt, was sie sich von Führungspersönlichkeiten wünschen. Eine der wichtigsten Grundlagen von Führung ist Vertrauen. Mitarbeiter, die ihrem Chef vertrauen, haben eine sechsmal höhere emotionale Bindung an das Unternehmen als andere. Gegen­seit­iges Vertrauen führt auch zu einer höheren Effizienz sämtlicher Arbeiten: Haben sich die Team­mit­glieder un­tere­inan­der kennen gelernt und vertrauen einander, können sie sich auf das Wesentliche – die Arbeit – konzen­tri­eren und Formalitäten sowie Misstrauen außen vor lassen. Das spart Zeit. Seien Sie als Chef unbedingt authentisch und ehrlich. Auch das schafft Vertrauen und Respekt.

„Individuen brauchen nicht vielseitig zu sein, aber Teams sollten es sein.“

Selbst wenn es schwierig klingt: Kümmern Sie sich als Führungskraft um jeden einzelnem Mitarbeiter – zeigen Sie Mitgefühl. Fühlt ein Angestell­ter, dass sein Vorge­set­zter sich für ihn persönlich in­ter­essiert, steigen seine Loyalität, seine emotionale Bindung und seine Produktivität. Rufen Sie beispiel­sweise Programme ins Leben, die die Gesundheit oder das Fam­i­lien­leben Ihre Mitarbeiter fördern. Gegen­seit­iges Verständnis wird eine gewinnbrin­gende Atmosphäre im Unternehmen schaffen.

„Die Befragten berichteten, die besten Führungskräfte seien jene, auf die sie sich in Zeiten der Not jederzeit verlassen können.“

Ihre Mitarbeiter wollen sich auf Sie und das Unternehmen verlassen können. Stabilität schützt vor unnötigen Veränderungen und schafft Vertrauen. Zunächst müssen sich Ihre Mitarbeiter darauf verlassen können, dass sie ihren Lohn erhalten, ihr Kar­ri­ereziel verfolgen können und dass ihr Ar­beit­splatz sicher ist. Transparenz ist der Schlüssel dazu: Un­ter­richten Sie Ihr Team über die finanzielle Lage des Un­ternehmens und über die Fortschritte in der Un­ternehmensen­twick­lung. Zeigen Sie, was jeder Einzelne zum Erfolg beitragen kann. So einfach können Sie das Engagement Ihrer Mitarbeiter um das Neunfache steigern.

„Wenn schon eine Führungskraft keine Hoffnung bietet und den Menschen keinen Weg nach vorn zeigen kann, wer sonst sollte es tun?“

Stabilität benötigen Ihre Mitarbeiter für die Gegenwart, Hoffnung hingegen für die Zukunft. Wenn die Führungsetage ihre Angestell­ten für die Zukunft begeistern konnte, waren 69 % der befragten Mitarbeiter stark emotional an ihren Ar­beit­splatz gebunden. Zeigen Sie Ihren Leuten den Weg aus Chaos und Komplexität – gerade in schwierigen Zeiten geben Dinge, auf die sich Ihr Team freuen kann, Hoffnung. Das Wissen über eine bessere Zukunft ist ein starker Motivator. Handeln Sie zukun­fts­be­zo­gen, statt nur zu reagieren, und zeigen Sie Zukun­ftschan­cen auf. So stimmen Sie Ihre Mannschaft op­ti­mistisch.

„Die er­fol­gre­ich­sten Führungskräfte schaffen es, dass Menschen sich gern von ihnen führen lassen.“

Egal welches Ziel Sie als Führungskraft verfolgen, egal in welchen Bereichen Ihre persönlichen Talente und Stärken liegen: Bauen Sie Vertrauen auf. Zeigen Sie Mitgefühl. Vermitteln Sie Stabilität. Wecken Sie Hoffnung. Ihr Team wird Sie re­spek­tieren und Ihnen folgen – gemeinsamer Erfolg wird das Ergebnis sein.

Führung lebt fort

Bleiben Sie sich treu und versammeln Sie das richtige Team um sich – Partner, die sich in ihren Stärken ergänzen. Investieren Sie nicht nur in Ihre eigenen Stärken, sondern auch in die Ihrer Mitarbeiter. Helfen Sie ihnen, ebenfalls er­fol­gre­iche Führungskräfte zu werden. Mit einem wachsenden Netz starker Führungskräfte um sich herum können Sie neue Impulse im Unternehmen setzen und so nachhaltig Einfluss ausüben. Wenn nach Ihrem Tod das weit­ergedeiht, was Sie zu Lebzeiten geschaffen haben, dann haben Sie die „ ultimative Bewährungsprobe für eine Führungspersönlichkeit“ bestanden.

Über die Autoren

Tom Rath leitet die Ar­beit­splatz­forschung und die Führungs­ber­atung von Gallup, einem weltweit tätigen Institut für Man­age­ment­ber­atung. Barry Conchie leitet die Abteilung Führungs­ber­atung des Wash­ing­toner Gallup-Büros und ist Experte für Team­di­ag­nos­tik sowie Nach­fol­ge­pla­nung.