Das Arroganz-Prinzip

Buch Das Arroganz-Prinzip

So haben Frauen mehr Erfolg im Beruf

Krüger,


Rezension

„Hier geht’s ja zu wie auf dem Kinder­spielplatz“, seufzt manche Mi­tar­bei­t­erin, wenn ihre männlichen Kollegen wieder einmal wertvolle Zeit mit verbalen Rempeleien, Rangkämpfen und Re­viervertei­di­gungsritualen vergeuden. Peter Modler kann dem nur beipflichten: Im Grunde un­ter­schei­det sich der Anzug tragende Büroarbeiter nicht wesentlich von den Krieg spielenden Jungs auf dem Pausenhof. Die Herren der Schöpfung folgen einfachen, archaischen Ver­hal­tensregeln, und wer nicht mitmacht, bleibt außen vor. Dem kleinen Mädchen auf dem Spielplatz ergeht es da nicht anders als der hoch qual­i­fizierten Mi­tar­bei­t­erin: Beide werden einfach weg­gerem­pelt. Das ist nicht nur ungerecht, sondern auch schädlich für die betroffenen Unternehmen, glaubt der Autor, und bietet deshalb eine Art kom­mu­nika­tives Selb­stvertei­di­gungstrain­ing für Frauen an. Seine Methode besteht darin, mithilfe nachgestell­ter Situationen und mit Spar­ring­part­nern Arroganz zu trainieren. BooksInShort empfiehlt das Buch allen Frauen, die Waf­fen­gle­ich­heit auf der Kar­ri­ereleiter herstellen wollen.

Take-aways

  • Männer und Frauen sprechen un­ter­schiedliche Sprachen.
  • Um Karriere zu machen, müssen Frauen die Männersprache wie eine Fremd­sprache erlernen.
  • Männer üben vor allem durch körper­sprach­liche Signale und durch Small Talk Macht aus.
  • Rationale Argumente sind gegen einen emotionalen Angriff wirkungslos.
  • Nichts bringt einen Macho schneller aus dem Konzept als lange Pausen und stumme Blicke.
  • Loben Sie sich selbst und geben Sie Fehler oder Unwissen nicht ohne Not zu.
  • Bestehen Sie auf allen Privilegien, die Ihnen aufgrund Ihrer hi­er­ar­chis­chen Position zustehen.
  • Männer sehen Machtspiele als sportlichen Wettkampf. Nur wer mitspielt, kann gewinnen!
  • Macht ist an sich nichts Schlechtes, solange Sie sie nicht miss­brauchen.
  • Lassen Sie sich nicht in die ewige Teamecke abschieben: Auch Führungskom­pe­tenz ist ein Soft Skill.
 

Zusammenfassung

Die Grenzen der Gle­ich­berech­ti­gung

Theoretisch stehen Frauen in westlichen Gesellschaften alle Karrieremöglichkeiten offen. Viele von ihnen können alles vorweisen, was man für ein er­fol­gre­iches Berufsleben braucht: eine her­vor­ra­gende Ausbildung, Erfahrung, Know-how und Soft Skills. Trotzdem stoßen sie irgendwann an eine Glasdecke, wenn sie auf der Kar­ri­ereleiter weiter nach oben wollen. Schlimmer noch: Männliche Kollegen nehmen weibliche Vorgesetzte oft nicht ernst, selbst wenn sie sich in der Hierarchie weit unter ihnen befinden. Frauen haben nur eine Möglichkeit: Sie müssen die maßlose männliche Selbstüberschätzung mit Arroganz ab­schmettern. Das beginnt mit einem angemesse­nen Re­vierver­hal­ten. Der moderne Mann hat nämlich sein Verhalten seit der Steinzeit nicht wesentlich verändert. Er platziert sein Auto auf den Fir­men­parkplätzen neuer Mi­tar­bei­t­erin­nen, läuft grußlos durch das Büro, um an den eigenen Ar­beit­splatz zu gelangen, oder legt seine Tasche auf den Schreibtisch der Kollegin. Ob das bewusst oder unbewusst geschieht – Männer verletzen das Territorium ihrer Kolleginnen und Kollegen und üben auf diese Weise ganz subtil Macht aus. Vernunft und große Worte sind da zwecklos. Sie müssen Ihr Revier mithilfe von körper­sprach­lichen Signalen und Taten verteidigen. Eine besonders entschlossene weibliche Führungskraft rief z. B. kurzerhand den Ab­schleppser­vice, als am ersten Arbeitstag ein Auto auf ihrem namentlich gekennze­ich­neten Fir­men­park­platz stand.

Ohne Worte

Kom­mu­nika­tion am Ar­beit­splatz funk­tion­iert auf drei Ebenen:

  1. Der High Talk ist sachlich und in­tellek­tuell und befasst sich mit einem beruflich relevanten Thema.
  2. Beim Small Talk geht es weniger um Inhalte, als um den Austausch emotionaler Botschaften.
  3. Move Talk ist die Körpersprache, also Mimik, Gesten und Veränderungen in der räumlichen Distanz.
„Die Verletzung des Reviers, das einem Mächtigeren zusteht, rächt sich meistens ziemlich schnell. Was Jupiter darf, darf ein Ochse noch lange nicht.“

Am meisten erreichen Sie mit Move Talk, gefolgt vom Small Talk. Wenn Sie angegriffen werden, sollten Sie immer auf der gleichen Ebene antworten oder auf die nächst wirksamere ausweichen. Versuchen Sie niemals, mit einem psy­chol­o­gisch fundierten Fachvortrag gegen eine emotionale Breitseite anzugehen. Wenn ein Kollege Sie auf dem Niveau des Small oder Move Talk angreift, dann zeigen Sie ihm ruhig den Mit­telfin­ger. Das hilft im Zweifel mehr als eine ärgerliche Replik. Un­ter­suchun­gen belegen, dass inhaltliche Aspekte in den ersten Minuten einer Kom­mu­nika­tion nur eine geringe Rolle spielen, während Stimme und Körpersprache alles entscheiden. In einer idealen Welt wäre es zwar umgekehrt. Die berufliche Wirk­lichkeit aber zwingt Sie dazu, durch Move und Small Talk einen Rahmen zu schaffen, der gewährleistet, dass Sie auf fachlicher Ebene überhaupt gehört werden. Ihre Körpergröße spielt dabei nur eine geringe Rolle. Auch objektiv kleine Menschen können durch ihre innere und äußere Haltung kom­mu­nika­tives Sta­tus­be­wusst­sein ausdrücken.

Ag­gres­sio­nen abfangen

Manchmal kommt ein Angriff so überraschend, dass sich das Opfer kaum zu helfen weiß. Eine junge Professorin präsentierte z. B. vor einem fünfköpfigen Männergremium ein gut durch­dachtes, innovatives und solide fi­nanziertes Projekt. Ein Kollege fragte sie im Anschluss daran lächelnd nach dem aktuellen Wet­ter­bericht. Was tun? Am besten wäre eine schlagfer­tige Antwort, etwa so: „Keine Ahnung, aber für Sie sieht das Wetter gar nicht gut aus.“ Aber das muss nicht sein. Schweigen, ein durch­drin­gen­der Blick und dann ein Lächeln genügen zunächst, um den Angreifer zu verun­sich­ern. So gewinnen Sie Zeit, um nach der passenden Antwort zu suchen. Wenn Sie dagegen plötzlich einem jähzornigen, brüllenden Mann gegenüberstehen, machen Sie sich bewusst, dass Sie wahrschein­lich nur aus Versehen in die Schusslinie geraten sind und die Ursache seines Zorns ganz woanders liegt.

Un­ter­schwellige Botschaften

Sprechen Sie immer dem Inhalt angemessen. Eine ernsthafte Kritik dürfen Sie nicht mit fre­undlichem Small Talk beginnen, um keine Steil­vor­lage für Ausweich- und Ab­wehrstrate­gien zu liefern. Die scheinbar unterlegene Partei ist nämlich nicht automatisch im Nachteil. Oft wird gejammert, damit der Gegner es erst gar nicht auf einen Streit ankommen lässt. Wenn Sie das Gefühl haben, einfach nicht zu Ihren männlichen Kollegen durchzu­drin­gen, versuchen Sie Folgendes: Gerade hinsetzen, den Abstand zum Gesprächspartner verringern, Blick­kon­takt halten und schweigen. Nichts bringt einen Macho schneller in die Defensive als ab­sichtliche, geschickt platzierte Pausen. Das erlebte auch die Chefeinkäuferin einer deutschen Textilfirma, die vor den Herren des osteuropäischen Tochterun­ternehmens einen Vortrag über technische Neuerungen hielt. Die Männer fläzten sich in ihren Sitzen und überschütteten sie mit sex­is­tis­chen Kommentaren. Beim wieder­holten Durch­spie­len der Situation mit Spar­ringspart­nern tat die Frau etwas ganz Entschei­den­des: Als ein besonders unverschämter Kollege seine Frage wieder mit „Honey“ beendete, blickte sie ihn lange wortlos an, ging dann zu seinem Stuhl, sah grinsend auf ihn herab, wiederholte ihren letzten Satz und schloss mit einem so genannten emotionalen Stopper: „Did you get it – Schätzchen?“

Eine andere Sprache

Frauen sprechen eine andere Sprache als Männer. Das fängt bereits in der Kindheit an: Mädchen bemühen sich meist, ein kom­mu­nika­tives Gle­ichgewicht zwischen Freundinnen herzustellen, während die Sprache den Jungen dazu dient, Statuskämpfe auszutragen. Im Beruf führen diese Un­ter­schiede dazu, dass Frauen oft den Kürzeren ziehen. Sie müssen daher eine weitere Fremd­sprache erlernen, selbstverständlich ohne sich diese gänzlich zu eigen zu machen. So kom­mu­nizieren Sie wirkungsvoll, damit Mann Sie besser versteht:

  • Stellen Sie Ihr Licht nicht unter den Scheffel. Benutzen Sie im Einzelgespräch mit Männern oft die Wörter „ich“ und „mein“, wenn von Ihrer Leistung die Rede ist.
  • Vermeiden Sie Konjunktive. Statt „Ich würde das tun“ sagen Sie lieber „Ich werde das tun“.
  • Geben Sie Fehler oder Unwissen nicht ohne Not zu. Männer machen schließlich auch andere oder die Umstände ve­r­ant­wortlich oder täuschen permanent Kompetenz vor, selbst wenn sie keine Ahnung haben. Fehler einzugeste­hen deuten sie als Schwäche.
  • Nehmen Sie eine aggressive Stre­itkul­tur nicht persönlich. Männer können sich im Meeting bis aufs Messer bekämpfen und anschließend gemeinsam einen trinken gehen. Es handelt sich um eine Art rituellen Kampf.

Die Entdeckung der Langsamkeit

Für Männer ist es enorm wichtig, sich innerhalb einer Hierarchie zu verorten. Sie müssen wissen, woran sie sind, wer über und wer unter ihnen steht. Das Ganze ist ein sportlicher Wettkampf, der die Grundlagen für eine ernsthafte, sach­be­zo­gene Zusam­me­nar­beit schafft. Weibliche Führungskräfte sollten ihren männlichen Kollegen deshalb deutlich zeigen, wer das Sagen hat. Lassen Sie sie in Ihr Ar­beit­sz­im­mer kommen, statt auf sie zuzugehen. Fragen Sie im Kon­flik­t­fall langsam und bestimmt, wer im Betrieb die Chefin ist. Macht­botschaften, egal ob verbale oder nonverbale, folgen dem Gesetz der Langsamkeit. Eilen Sie niemals zur Sitzung, auch wenn Sie sich verspätet haben. Sprechen Sie umso langsamer, je mehr Sie zu sagen haben. Hilfskräfte müssen hasten, weil jemand sie vor sich hertreibt – Chefinnen nicht! Vorsicht ist bei kalkulierten Macht­spielchen angesagt. Wenn ein rang­gle­icher Geschäftspartner Sie bei einem vere­in­barten Termin z. B. unter dem Vorwand eines Tele­fonge­sprächs lange warten lässt, dann ist das kein Zufall. Er möchte Ihnen zeigen, wer in dem Geschäft die Konditionen diktieren kann. Reagieren Sie so, wie er es am wenigsten von einer Frau erwartet: Stehen Sie einfach auf und gehen Sie.

Machtspiele mitspielen

Männer haben meistens Spaß an Macht­spie­len unter Kollegen. Das ist für sie tatsächlich ein Spiel. Viele Frauen können das nicht nachvol­lziehen und kämpfen vergeblich dagegen an. Warum spielen Sie zur Abwechslung nicht einfach mal mit? Streicheln Sie notfalls das Ego eines männlichen Mi­tar­beit­ers, wenn es Ihnen die Arbeit erleichtert. Allerdings müssen Sie klare Grenzen setzen: Sexuelle Belästigungen jeder Art sind Grenzüberschre­itun­gen. Sie müssen sich laut und für alle ersichtlich wehren, selbst wenn Ihnen dadurch der Jobverlust droht.

„Bevor wir Kul­turtech­niken gelernt haben, waren wir Lebewesen mit archaischen Reflexen. Diese aber bleiben wir auch mit Bildung.“

Analysieren Sie Ihre äußere Erscheinung: Ist Ihre Kleidung der Stellung in der Firma angemessen? Gehen Sie immer noch wie zu Stu­dien­zeiten ungeschminkt ins Büro? Äußerliche Macht­sym­bole sind im beruflichen Kontext sehr wichtig. Das mag man bedauern, ändern lässt es sich aber nicht. Natürlich sollen Sie sich nicht verkleiden und eine Maske aufsetzen. Kleiden und schminken Sie sich so, dass Ihr Selb­st­be­wusst­sein steigt, ohne dass Sie mädchenhaft oder aufreizend wirken. Lassen Sie sich von männlichen Kommentaren über eine ver­meintliche „Kriegs­be­malung“ nicht abschrecken. Krieger verlangen Respekt! Hier noch ein paar Tipps zum Thema Macht­sym­bole:

  • Fordern Sie, was Ihnen in Ihrer Stellung zusteht, egal ob es sich um Aus­land­seinsätze, einen angemesse­nen Dienstwagen, das neueste Handymodell oder die korrekte Funk­tions­beze­ich­nung handelt.
  • Schaffen Sie sich und pflegen Sie außer­beru­fliche Netzwerke, auch durch den bewussten Einsatz der Vis­itenkarte. In einer Umfrage hielten 21 % der Männer in gehobenen Führungspo­si­tio­nen „nicht direkt beruf­sori­en­tierte Aktivitäten“ für einen zentralen Er­fol­gs­fak­tor – unter den Frauen keine einzige.
  • Nutzen Sie Ihre Funk­tions­beze­ich­nung als Stütze: Für xy sind Sie zuständig und für nichts anderes. Viele Frauen fühlen sich auch noch dafür ve­r­ant­wortlich, ein har­monis­ches Klima im Betrieb zu erhalten. Das macht sie leicht ma­nip­ulier­bar.
  • Machen Sie sich Ihre berufliche Rolle bewusst und spielen Sie sie ruhig mit einem Au­gen­zwinkern. Am Ende des Tages, in der Familie und mit Freunden, dürfen Sie wieder Sie selbst sein.

In dünner Luft atmen

Männer bevorzugen im Beruf Partner, die ihre Sprache sprechen – und das sind fast immer die Exemplare der männlichen Spezies. Sie loben zwar die Teamfähigkeit und die Sozialkom­pe­tenz ihrer Kolleginnen in den höchsten Tönen – und lassen sie dann trotz bester Qual­i­fika­tio­nen in Teams versauern. Die berühmten Soft Skills werden so zum Bumerang. Ganz im Gegensatz zu jungen Männern reagieren Mädchen verwundert bis irritiert, wenn ihnen Führungsfähigkeiten bescheinigt werden. Schließlich haben Manager einen üblen Ruf. Allzu oft miss­brauchen sie ihre Macht, indem sie Mitarbeiter entwürdigen oder sich illegal bereichern.

„Wenn die Firmenbüros neu eingeteilt werden, dann werde sofort tätig – nicht erst, wenn du dich im Keller wiederfind­est!“

Macht an sich ist aber nichts Schlechtes, vor allem dann nicht, wenn sie auch andere ermächtigt. Gerade Frauen sind darin Spitze. Allerdings wird die Luft mit jedem Kar­ri­ereschritt dünner. Sie werden da oben nur überleben, wenn Sie zunächst sich selbst die Sauer­stoff­maske anlegen, bevor Sie anderen helfen. Schließlich können Sie es nicht allen recht machen, von allen geliebt werden und gle­ichzeitig Ihre eigenen Ziele durchsetzen. Der Preis der Macht ist eine gewisse Einsamkeit. Wenn Sie gerne Ve­r­ant­wor­tung übernehmen, ist er nicht zu hoch.

Über den Autor

Peter Modler ist gelernter Zimmermann, studierter Jurist und Theologe. Er arbeitete als Prokurist, Unternehmer und Ar­beit­srichter. Der Erfinder des „Ar­ro­ganz-Train­ings“ ist heute als Un­ternehmens­ber­ater und Hochschul­dozent tätig.