Management Buy-out

Buch Management Buy-out

Firmenübernahme durch Management und Belegschaft

Frankfurter Allgemeine Buch,


Rezension

Gerd Lütjen und acht weitere Autoren erklären, wie ein Unternehmen von einem engagierten Man­age­ment­team gekauft werden kann. Die Autoren haben seit vielen Jahren mit MBOs zu tun und verstehen das Buch als Lese- und nicht als Lehrbuch. Denn kein MBO gleicht einem anderen. Das Buch zeigt auch mehrere Formen des Un­ternehmen­skaufes auf und un­ter­schei­det zwischen Unternehmen aus den neuen und alten Ländern der Bun­desre­pub­lik. Ferner wird mit nachvol­lziehbaren Beispielen deutlich gemacht, welche Punkte bei einem MBO zu beachten sind. Die un­ter­schiedlichen Fragen, die sich Manager vor einem MBO stellen müssen, werden von den Autoren genauso ausführlich dargestellt wie auch die Schritte, die für ein er­fol­gre­iches MBO er­forder­lich sind. Auch nach dem MBO sind die Schwierigkeiten nicht vorbei: Trotz einer guten Pro­jek­t­pla­nung sollten Sie sich im Klaren sein, dass ein Unternehmen ein lebender Organismus ist, bei dem sich Dinge verändern und Probleme auftauchen können. Das Management muss also schnell und flexibel reagieren. BooksInShort.​com empfiehlt das Buch motivierten und er­fol­gsori­en­tierten Managern, die "Herr im eigenen Haus" und damit reich werden wollen, sowie Existenzgründern.

Take-aways

  • Ein ideales MBO-Un­ternehmen, das alle An­forderun­gen der Investoren erfüllt, gibt es nicht.
  • Man kann nach ver­schiede­nen Kriterien feststellen, ob ein Unternehmen MBO-geeignet ist.
  • Das MBO-Team muss Qualität haben und darf nicht aus zu vielen Personen bestehen.
  • Ein pro­fes­sioneller Geschäftsplan muss aus­gear­beitet werden.
  • Es gibt ver­schiedene Methoden zur Fest­stel­lung des Wertes des Un­ternehmens.
  • Beachten Sie die un­ter­schiedlichen Fi­nanzierungsmöglichkeiten.
  • Mit dem Verkäufer muss rechtlich korrekt verhandelt werden.
  • Das MBO hat steuerliche Folgen, die oft vorteilhaft sind.
  • Treuhan­danstal­ten sind eine Pri­vatisierungsalter­na­tive für MBOs/MBIs.
  • Das MBO-Team muss unmittelbar nach Ver­tragsab­schluss mit der Arbeit beginnen und sofort Kompetenz zeigen.
 

Zusammenfassung

Erst mal analysieren!

So wie nicht jeder Ar­beit­nehmer ein Unternehmer werden kann, ist nicht jedes Unternehmen MBO-geeignet. Sie sollten Produkte, Management und Kaufkon­di­tio­nen auf alle Fälle abchecken. Im Maschi­nen­bau und der Elek­troin­dus­trie hat es in den alten Bundesländern bislang die meisten MBOs und MBIs gegeben. (Bei einem Man­age­ment-Buy-in (MBI) kauft ein fremdes Management das Unternehmen.) Aber Sie müssen selbst wissen, wie die jeweilige Nachfrage aussieht. Am besten ist es, einen Geschäftsplan aufzustellen. Damit können Sie ersehen, welche Eigen­schaften und Beson­der­heiten den Betrieb charak­ter­isieren. Dann fällt es auch leichter, die Wirtschaftlichkeit des Betriebs zu überprüfen.

Was zeichnet ein er­fol­gre­iches MBO-Team aus?

Wer eine Party plant, muss sich Gedanken um die Zusam­menset­zung der Leute machen. Aber eine Party dauert nur eine Nacht. Ein MBO-Team muss über Jahre halten. Also muss über die Zusam­menset­zung der Führungscrew gründlich nachgedacht werden. Am besten sind motivierte mark­ter­fahrene Manager mit Durch­set­zungsfähigkeit und hoher Frus­tra­tionstol­er­anz. Charaktere und In­ter­essen­lage des Teams müssen zueinander passen. Aber: Zu viele Köche verderben den Brei. Also nicht zu viele in die Küche bzw. ins Boot nehmen. Ideal sind zwei- bis vierköpfige Man­ager-Teams. Die meisten MBOs in den alten Bundesländern sind sogar "One-man-MBOs". Auf jeden Fall soll die Un­ternehmensführung langjährige Leitungser­fahrung in der be­tr­e­f­fenden Firma haben und gute Markt- und Branchenken­nt­nisse. Natürlich müssen die Manager motiviert sein. Übrigens: Ein MBO braucht Manager, die reich werden wollen! Um eventuelle Probleme in der Part­ner­schaft zu klären, empfiehlt sich ein Test der Frus­tra­tionstol­er­anz eines MBO-Teams: Stimme­nentscheid, Verteilung der Anteile sowie Risikoverteilung bei der Fi­nanzierung sollen frühzeitig diskutiert werden.

Wer bietet mehr?

Wenn ein Unternehmen veräussert, fusioniert oder beliehen wird, stellt sich die Frage nach dem Preis. Und der ist so hoch, wie der Markt bereit ist, dafür zu zahlen. Um den Wert eines Un­ternehmens zu ermitteln, gibt es drei Methoden:

  1. Die Un­ternehmens­be­w­er­tung nach den Sub­stanzw­erten
  2. Die Er­tragswert­meth­ode
  3. Die Bewertung nach den Cash­flow-Kenn­zahlen
„Es gibt eine re­al­is­tis­che Chance, in nur kurzer Zeit ein enormes Vermögen aufzubauen.“

Die Sub­stanzw­ert­meth­ode baut ein ähnliches Unternehmen neu auf, statt das Unternehmen zu kaufen. Wenn der Kaufpreis über dem Re­pro­duk­tion­swert liegt, ist es günstiger, Sie bauen ein Unternehmen auf. Allerdings liegt der reale Sub­stanzw­ert bei Pro­duk­tion­sun­ternehmen fast immer oberhalb des endgültigen Kaufpreises. Bedeutend ist der Sub­stanzw­ert also nur, wenn Sie be­ab­sichti­gen, einzelne oder wesentliche Bereiche des Un­ternehmens getrennt zu verkaufen.

„Die Idee des Management Buy-out breitet sich in Deutschland aus wie ein Lauffeuer.“

Die Er­tragswert­meth­ode: Der Barwert der in Zukunft zu erwartenden Gewinne ist der Ertragswert. Bei der pauschal­isierten Methode sind die Gewinne und Verluste aus der Ver­gan­gen­heit Grundlage der Berechnung. Die pauschale Berechnung wird um die Gewichts­fak­toren ergänzt. Diese ähnelt in der Praxis jedoch oft Be­w­er­tungsver­fahren im Eiskun­st­lauf. Der "bereinigte Gewinn" in der Praxis ist kaum zu ermitteln. Auf diese Methode sollten Sie also nicht bauen. Re­al­is­tis­cher ist dagegen die analytische Methode. Sie bewertet auf der Grundlage der Annahme, dass Sie Ihr Geld auch in Renten oder Wert­pa­pieren anlegen könnten. Es kommt also auf den durch­schnit­tlichen Ertrag des Un­ternehmens an. Wenn die Wert­pa­pier­an­lage mehr bringt, werden Sie sich gegen einen Un­ternehmen­skauf entscheiden. Diese beiden Methoden bewerten nach Gewinnen. Sie können jedoch selbst bei hohen Gewinnen leicht in Gefahr der Illiquidität kommen. Für ein junges Unternehmen ist eine aus­re­ichende Liquidität aber wichtiger als der Gewinn.

Pro­fes­sionelle Selb­st­darstel­lung: Der Geschäftsplan

Darum ist die Cash­flow-Meth­ode von Vorteil. Sie bewertet nicht nach den reinen Gewinnen (Jahresüberschuss + Ab­schrei­bun­gen + Erhöhung von Rücklagen - Auflösung von Rücklagen - Er­tragss­teuern - Div­i­den­den­zahlun­gen im Bericht­s­jahr = Netto-Cash­flow) und ist deshalb vorteil­hafter. Mit einer einfachen Sim­u­la­tion­srech­nung wird der mögliche Kaufpreis in der Berechnung mit eingeplant. Und so erkennen Sie den für Sie maximalen Kaufpreis und können rational statt emotional entscheiden. Der Geschäftsplan ist notwendig, um Kap­i­tal­ge­ber ausserhalb des Un­ternehmens - Banken oder Kap­i­tal­beteili­gungs­ge­sellschaften - zu suchen. Zudem zeigt der Plan Stärken und Schwächen des Un­ternehmens auf. Die Erstellung eines Geschäftsplans empfiehlt sich v. a., wenn für das laufende Geschäftsjahr Wach­s­tum­skap­i­tal von aussen benötigt wird. Er enthält auf 15-30 Seiten ohne um­fan­gre­ichen Anhang eine übersichtliche Darstellung von Ver­gan­gen­heit und geplanter Zukunft des Un­ternehmens.

„Um eine genaue Analyse kommt der potenzielle MBO-Manager nicht herum.“

Der Plan muss über den eigenen Markt, über die Wet­tbe­wer­ber und über aktuelle Trends informieren. Das In­haltsverze­ich­nis soll übersichtlich sein und der Beginn soll eine Zusam­men­fas­sung sein, die aussagekräftig ist. Wichtig: Der Leser muss zum Weiterlesen animiert werden. In der Zusam­men­fas­sung muss daher schon Folgendes benannt werden: Geschäfts­ge­gen­stand, Umsatz, Ertragslage, Cashflow, Gesellschaftsstruk­tur, Wettbewerb, Grund für Erfolg, Motivation der Geschäftsführer, geplante Transak­tio­nen und dafür er­forder­licher Fi­nanzbe­darf, Stand des Entschei­dung­sprozesses, involvierte Parteien, Zeitplan. Nicht unwichtig ist im Geschäftsplan auch die Geschichte des Un­ternehmens, um die heutige Situation verständlicher zu machen. Auch In­for­ma­tio­nen über Produkte, Pro­duk­tion­s­meth­o­den, Forschung und Entwicklung, Vertrieb und Management und über den Betrieb müssen in dem Geschäftsplan enthalten sein.

„Das MBO-Team muss berechtigt sein, im Rahmen der beschlosse­nen Planung das Unternehmen eigenständig zu führen. Der finanzielle Investor be­ab­sichtigt nicht, an der Geschäftsführung teilzunehmen.“

Um die eigenen Annahmen zu sichern, empfiehlt es sich, renommierte Dritte einzuschal­ten, die nochmals analysieren und beispiel­sweise externe Statistiken mit einfliessen lassen. Steuer­ber­ater, Wirtschaft­sprüfer oder In­dus­triemak­ler gehören zu den geeigneten Per­so­n­en­grup­pen. Diese Personen werden üblicher­weise nach Zeit bezahlt. Dazu kommt meist eine Er­fol­gspro­vi­sion von 1-5 % des einge­brachten Beteili­gungskap­i­tals. Wichtig ist, dass der Plan auch für branchen­fremde Personen leicht zu verstehen ist. Die Schlussfol­gerun­gen müsssen glaubhaft sein. Viele Investoren treffen in der ersten Stunde nach der Lektüre ihre Entschei­dung. Es versteht sich, dass die MBO-in­ter­essierten Manager den Plan kennen, hinter ihm stehen und ihn erklären können.

Wer muss bei einem MBO mitmachen?

An Un­ternehmensübernahmen sind ausser Managern vor allem Eigenkap­i­tal­ge­ber, Banken und evtl. eingeschal­tete In­sti­tu­tio­nen, die den Rest finanzieren, beteiligt. Ausserdem sind Rechtsanwälte, Steuer- und Un­ternehmens­ber­ater und Wirtschaft­sprüfer dabei. Sie dürfen nie vergessen, dass die Ver­hand­lun­gen sehr zeitaufwendig sind. Sie sollten ein Jahr einrechnen und dabei nicht vergessen, dass ein MBO-Projekt stressreich ist und viel Beson­nen­heit und auch Humor verlangt. Und auch wenn die Ver­hand­lun­gen lange dauern und stressig sind: Akzeptieren Sie nie einen ungünstigen Vertrag bei einem günstigen Kaufpreis!

Rechtliche Fragen des MBO

Sie müssen in der Entschei­dungs­find­ung darauf achten, dass keine ver­traglichen Ver­schwiegen­heit­spflichten, Treuepflichten und Wet­tbe­werb­sver­bote verletzt werden. Dies kann beim Weitergeben von Un­ternehmens­daten an Dritte wie Rechtsanwälte, Steuer­ber­ater, Wirtschaft­sprüfer oder Banken passieren. Deshalb müssen Sie Ihre Befugnisse mit den Alt­ge­sellschaftern genau klären. Dass Un­ternehmens­daten an Dritte zur Vor­bere­itung des MBO weit­ergegeben werden dürfen, sollte schriftlich fest­ge­hal­ten werden.

„Längst nicht jedes Unternehmen ist MBO-geeignet, und eine Beurteilung ist auf jeden Fall schwierig.“

Im weiteren Verlauf der Ver­hand­lun­gen sollten Sie einen "Letter of Intent" verfassen. Das ist eine einseitige Erklärung einer Partei, die den Kaufpreis bzw. die Methode, wie der Kaufpreis ermittelt werden soll, beinhaltet. Der Letter legt auch den Zeitplan bis zur Übertragung des Un­ternehmens fest. Nach diesem ersten Schritt auf dem Weg zum MBO sollte ein Verkauf­sange­bot des Alt­ge­sellschafters oder ein Un­ternehmen­skaufver­trag mit Rück­trittsrechten folgen. Solche Vere­in­barun­gen sind wichtig, um verbindliche Kred­itzusagen zu bekommen. Ferner gibt es noch den Gesellschaftsver­trag zwischen MBO-Team und fi­nanziellem Investor. Wichtig ist, dass das MBO-Team das Unternehmen eigenständig führen kann. Der finanzielle Investor sollte nicht an der Geschäftsführung teilnehmen. Trotzdem will er Einfluss ausüben. Sie sollten darum aufpassen, dass Sie nicht gefesselt werden von einem "en­g­maschi­gen Katalog zus­tim­mungspflichtiger Geschäfte".

Steuerliche Optimierung

Die steuerlich günstigere Gestal­tungs­form für die MBO-Gruppe ist in der Regel der Erwerb einzelner Wirtschaftsgüter oder der Erwerb von Anteilen an Per­so­n­enge­sellschaften. Beim Erwerb entsteht ein hohes Ab­schrei­bungsvol­u­men. Es bietet hohe steuerliche Vorteile. Ebenfalls ein günstiges Ergebnis erreicht das Kom­bi­na­tion­s­mod­ell ("roll-over"), das aber mit mehr Kosten und Aufwand verbunden ist. Auch der Erwerb von Anteilen an Kap­i­talge­sellschaften kann vorteilhaft sein. Im Endeffekt hängt es aber vom Einzelfall ab, welche steuerliche Gestaltung am besten ist. Sie müssen Vergleiche und Prognosen errechnen.

Die Zeit nach dem MBO

Der Vertrag ist abgeschlossen, der Sekt aus­getrunken und jetzt müssen Sie aktiv werden. Unmittelbar nach der Un­terze­ich­nung sollte das Unternehmen übernommen werden. Dann sollten alle Beteiligten informiert werden. Gerade für die Mitarbeiter des Un­ternehmens ist eine schnelle und ausführliche Information der erste Schritt zur Motivation. Kräfte werden mobilisiert. Für den guten Eindruck (Mitarbeiter, Kunden, Lieferanten) ist es wichtig, dass die Geschäftsführung schnell und ohne Zögern übergeben wird. In der Regel sieht ein MBO-Vertrag auch die Bildung eines Aufsichts- und Be­ratungs­gremi­ums vor. Das setzt sich meist aus un­ternehmerisch denkenden Personen aus dem Umfeld des Managements und Vertretern des Fi­nanz­part­ners zusammen. Das Gremium sollte baldmöglichst mit seiner Arbeit beginnen.

„Die Konzep­tion­ierung eines MBO ist sicherlich anspruchsvoll, aber letztlich eine Planungsübung.“

Die un­ternehmerischen und be­trieb­swirtschaftlichen Ziele eines MBO werden festgelegt und sollen in einem Zeitraum von drei bis fünf Jahren erreicht werden. Diese Ziele müssen verständlich sein und Führungskräfte und Mitarbeiter müssen sie verin­ner­lichen. Somit steigt die Chance, das Geplante tatsächlich in der vorge­se­henen Zeit zu erreichen. Ebenso sieht es mit dem Steuer­mod­ell aus. Auch Schritte und Massnahmen diesbezüglich müssen in einer absehbaren Zeit festgelegt werden. Trotz einer guten Pro­jek­t­pla­nung sollten Sie sich im Klaren sein, dass ein Unternehmen ein lebender Organismus ist, bei dem sich Dinge verändern und Probleme auftauchen können. Das Management muss also schnell und flexibel reagieren, Planungen anpassen und Entschei­dun­gen fällen.

Über den Autor

Gerd Lütjen, geboren 1962, studierte BWL und arbeitete u. a. als Fach­bere­ich­sleiter Man­age­ment­ber­atung eines Tochterun­ternehmens der Deutschen Bank AG und als Supervisor einer grossen in­ter­na­tionalen Wirtschaft­sprüfungs- und Be­ratungs­ge­sellschaft. Jetzt ist er freier Un­ternehmens­ber­ater, spezial­isiert auf Un­ternehmen­skauf und -verkauf in Berlin.