Die langfristige Krise der US-Wirtschaft
In den Medien scheint die Meinung derzeit einhellig: Den Experten zufolge hat die amerikanische Wirtschaft das Schlimmste überstanden. Der Immobilienmarkt konsolidiert sich, die Konjunktur zeigt wieder erste Wachstumsanzeichen und die Arbeitslosenrate hat sich stabilisiert. Doch dieser Blick auf die aktuellen Kennzahlen ist trügerisch. Denn die USA stehen erst am Beginn eines tief greifenden Wandels ihrer Wirtschaft. Die nächsten Jahre werden noch viel Verzicht von der amerikanischen Bevölkerung fordern.
„Die Wall Street ist keine Quelle für verlässliche Beratung.“
Der Grund für diese kritische Sichtweise ist das Verhalten der amerikanischen Verbraucher, Finanzexperten und Politiker. Trotz der schweren Wirtschaftskrise hat sich nichts an ihrer Einstellung geändert, dass die US-Konjunktur allein mithilfe vermehrten Konsums angekurbelt werden könne. Und so verschulden sich der gesamte Staat und jeder Einzelne kräftig weiter. Die Folge ist ein erneutes Wachstum ohne Fundament, ohne reale Wertschöpfung. Statt die Krise zum Anlass zu nehmen, den Missständen wirklich auf den Grund zu gehen, gilt eher ein „Weiter so wie bisher“ – und die positiven Konjunkturdaten scheinen diese Haltung noch zu bestätigen. Dabei verschleiern sie in Wahrheit, dass die nächste Blase unaufhörlich größer wird. Ihre Auswirkungen werden die US-Wirtschaft noch viel härter treffen und die Amerikaner zu einem Umdenken zwingen: Denn die USA sind im Begriff, ihre Position als weltweite Konjunkturlokomotive endgültig zu verlieren.
„Unsere gesamte Wirtschaft ist auf einem tückischen Fundament aus schuldfinanziertem Konsum aufgebaut.“
Längst ist es keine Frage mehr, ob der Kollaps der US-Wirtschaft noch abgewendet werden kann. Vielmehr geht es nur noch darum, wie schlimm der unvermeidliche Zusammenbruch werden wird. Entweder mündet die derzeitige Entwicklung in eine Stagflation, d. h. eine Kombination aus Rezession und Inflation, oder es droht eine Hyperinflation. Die Maßnahmen der US-Regierung zur Abwendung der aktuellen Krise haben zwar die Auswirkungen etwas abgemildert. Sie haben jedoch das Problem nicht behoben. Im Gegenteil: Die Konjunkturprogramme auf Pump sowie die künstlich niedrig gehaltenen Zinsen verschärfen die Lage, indem sie Preissteigerungen anheizen, den Dollar weiter abwerten und die Menschen angesichts bereits hoher Verschuldungsraten in die Zahlungsunfähigkeit treiben.
Die wahre Geschichte der Inflation
Es sind nicht allein die amerikanischen Bürger, die mit ihrem kurzsichtigen Konsum auf Pump die US-Wirtschaft ins Chaos gestürzt haben. Einen erheblichen Anteil daran tragen auch die Vertreter der Zentralbank und der Politik. Beide versuchen seit Jahrzehnten anhand der Verbraucher- und der Erzeugerpreis-Indizes den Eindruck zu erwecken, dass Inflation kein Thema mehr sei. Was sie aber verschweigen: Beide Kennzahlen lassen aufgrund ihrer Zusammensetzung überhaupt keine verlässlichen Aussagen über die Preisentwicklung zu. Schlimmer noch, Zentralbank und Regierung manipulieren diese Berechnungen. Alternative seriöse Schätzungen belegen, dass die Inflation nicht nur weiterhin existiert, sondern mit aktuellen Werten von 8–10 % sogar eine enorme Bedrohung der US-Wirtschaft darstellt. Und diese Preissteigerung treiben die Zentralbank und die US-Regierung ständig schleichend voran. Ihr Mittel zu diesem Zweck ist die Gelddruckmaschine, die sie als Antwort auf die Finanz- und Immobilienkrise permanent heiß laufen lassen.
„Wenn die Dynamik der Rezession wächst, wird die US-Wirtschaft als der Papiertiger angesehen werden, der sie ist.“
Diese Art der Politik hat aus Sicht der Verantwortlichen eine Reihe von Vorteilen. Mithilfe der Geldmengensteigerung kann die US-Regierung ihre Verschuldung reduzieren, Steuereinnahmen erhöhen oder Sozialleistungen leichter finanzieren. Voraussetzung ist allerdings, dass dieser Prozess dauerhaft fortgeführt wird. Die Grundlage für die kontinuierliche Geldmengenausweitung hat Präsident Nixon 1971 gelegt. In diesem Jahr beschloss seine Administration die endgültige Abschaffung der Golddeckung des Dollars. Geldmengenerhöhungen waren bis dahin als Folge des 1944 getroffenen internationalen Währungsabkommens von Bretton Woods nur bei gleichzeitiger Aufstockung der Goldreserven möglich. Die Abkopplung des Dollars vom Gold und die Schaffung freier Wechselkurse machten aus der US-Währung reines Rechengeld ohne inneren Wert. Der Boden für eine anhaltende Abwertung war bereitet.
Falsche Experten
Die Propaganda der amerikanischen Politiker und Zentralbanker zeigt sich nicht nur in ihrem Umgang mit der Inflation, sondern auch in der Berechnung anderer Wirtschaftskennzahlen. So veröffentlicht etwa die Zentralbank seit 2006 die jeweils im Umlauf befindliche Geldmenge M3 nicht mehr. Mit ihrer Hilfe ließe sich die reale Inflation abschätzen und zeigen, dass z. B. der Aktienindex Dow Jones trotz ständig neuer Rekordmarken in den Jahren 2000 bis 2008 einen realen Wertverlust von 42 % hinnehmen musste.
„Insgesamt steuert die amerikanische Wirtschaft entweder auf eine Stagflation zu – eine Kombination aus Rezession und Inflation, ähnlich wie in den 1970er Jahren – oder, was noch schlimmer wäre, auf eine Hyperinflation, ähnlich wie in Argentinien Anfang des Jahrzehnts.“
Auch die Kennzahlen Bruttoinlandsprodukt (BIP), Arbeitslosenrate und Produktivität werden oft als Beleg angeführt, dass ein durch Schulden angetriebenes Wachstum völlig gesund sei. Doch während die Inflation und die Arbeitslosigkeit vonseiten der Politik und der Zentralbank zu niedrig angegeben werden, werden die Zahlen für BIP und Produktivität deutlich zu hoch angegeben – denn wenn das BIP nicht um die reale Inflation von 8−10 % bereinigt wird, ist der Wert dieser Kennziffer automatisch zu hoch.
„Auf die Verbraucherkredite wartet eine Kernschmelze.“
Neben der US-Regierung und der Zentralbank gibt es eine Reihe anderer Experten, denen Anleger bei ihren Investitionsentscheidungen heute nicht mehr trauen können. Dazu zählen etwa Investmentbanken, Investment- und Hedgefonds sowie Branchenverbände. Alle diese Institutionen verfolgen Eigeninteressen, die im Widerspruch zu den Anlegerbedürfnissen stehen und zu deren Manipulation führen können. Die besten Ratgeber sind und bleiben entweder unabhängige Volkswirte oder das eigene Urteil.
Riskante US-Aktien
Aktien bilden einen wirksamen Schutz gegen Inflation. Im Gegensatz zu Geld oder Anleihen steht hinter diesen Anlagen ein konkreter Wert. Angesichts der düsteren Aussichten der amerikanischen Wirtschaft ist jedoch fraglich, ob die Investition in US-Aktien in den nächsten Jahren rentabel sein wird. Die aktuelle Situation ist mit der großen Depression in den 1930er Jahren und der Stagflation in den 1970er Jahren vergleichbar. Für die nächsten fünf Jahre ist es daher ratsam, von US-Aktien in Auslandsanlagen umzuschichten, um höhere Dividenden und Wechselkursgewinne einzustreichen. Wer auf eine Investition im amerikanischen Markt nicht verzichten möchte, sollte sein Augenmerk auf konservative Branchen lenken, die nicht vom Konsum abhängig sind, wie etwa Energiegewinnung, Landwirtschaft oder Rohstofferzeugung sowie den Maschinenbau.
Vom Rohstoffboom profitieren
Obwohl der globale Konjunkturmotor stottert, wird die Welt einen rapiden Anstieg der Rohstoffnachfrage erleben. Verantwortlich dafür sind vor allem die aufstrebenden Nationen China und Indien. Bei nahezu gleichem Angebot wird die Nachfrage und damit der Preis für Rohstoffe deutlich steigen; Anleger sollten darum so schnell wie möglich zugreifen. Schließlich eröffnen sie sich mit diesem Investment gleich zwei Gewinnoptionen: Rohstoffe bieten einen sehr guten Inflationsschutz und der Nachfrage-Boom verspricht hohe Renditen.
„Die Federal Reserve hat es sich in den letzen 20 Jahren zur Gewohnheit gemacht, die Wirtschaft dadurch mit Liquidität zu versorgen, dass sie regelmäßig die Geldmenge erhöht und so eine unsichtbare Inflation erzeugt.“
Die lukrativste Anlage im Rohstoffmarkt ist sicherlich der Handel mit Futures. Diese ermöglichen den Erwerb oder Verkauf von Rohstoffen zum tagesaktuellen Preis, wobei die Lieferung erst später erfolgt. Um die hohen Gewinnchancen dieser risikoreichen Anlagen allerdings voll ausschöpfen zu können, sind umfangreiches Fachwissen und eine exzellente Marktkenntnis erforderlich. Für den Durchschnittsanleger eignen sich eher klassische Anlageformen wie Fonds oder Aktien von Unternehmen der Rohstofferzeugung.
„Rohstoffe bieten uns zwei Investment-Angebote in einem: eine bewährte Inflationsabsicherung und eine Super-Hausse.“
Eine weitere attraktive Rohstoffinvestition ist der Kauf von Gold oder Silber. Die Geschichte hat gezeigt, dass beide Anlagen bei steigender Inflation oder bei Währungsabwertungen deutlich an Wert gewinnen. Dies umso mehr, seitdem der Dollar vom Gold abgekoppelt wurde. Der Goldpreis z. B. ist allein seit dem Platzen der Dotcom-Blase im Jahr 2000 um mehr als das Dreifache gestiegen.
„Während der Dollar weiter fällt und auf den Kollaps zusteuert und während Auslandsregierungen weiterhin zu seinen Gunsten intervenieren, wird der Goldpreis weiter steigen und ab einem gewissen Punkt zusätzlichen Wert als potenzielles Geld gewinnen.“
Für die Investition in Gold oder Silber bietet sich eine reihe profitabler Anlagen an. Neben dem physischen Besitz der Rohstoffe sind dies z. B. Zertifikate der australischen Münzanstalt Perth Mint, Fonds, Rohstoff-Futures oder Aktien von Minengesellschaften. Eine noch relativ neue Investmentvariante ist das so genannte GoldMoney. Anleger können bei der gleichnamigen Firma Goldkonten eröffnen, auf die sie mithilfe von Kreditkarten oder mittels Online-Banking zugreifen und mit dem sie überall in der Welt bei Mitgliedern von GoldMoney bezahlen können. Das Gold kriegt der Anleger im Normalfall nicht zu Gesicht. Es wird in einem Tresor bei London aufbewahrt.
Lukrative Flucht ins Ausland
Das Gute am Niedergang der amerikanischen Wirtschaft ist, dass andere Staaten ihm nicht folgen werden. Wer sein Geld profitabel anlegen will, findet daher weiterhin viele lukrative Möglichkeiten – allerdings außerhalb der USA. Besonders gute Chancen versprechen Investitionen in etablierte Unternehmen entwickelter Industrienationen wie etwa der Eurozone. Politische oder Wechselkursrisiken sind hier nahezu unbedeutend. Neben dem direkten Erwerb von Aktien bieten die Märkte eine Reihe attraktiver Anlagemöglichkeiten wie z. B. Anteile an Investmentfonds, in denen verschiedene Aktien zusammengefasst werden, oder so genannte Exchange Traded Funds (ETFs), die Aktienindizes bestimmter Regionen oder Länder nachbilden.
„Konservative Auslandsaktien, die Dividenden abwerfen, sind mir viel lieber als Auslandsanleihen, weil in allen Ländern, in denen Rechengeld gilt, Inflation herrscht, und weil Aktien Schutz gegen Inflation bieten.“
Die Auswahl geeigneter Investitionen sollte nach der Top-down-Methode erfolgen. Das heißt: Zuerst werden die Länder oder Regionen bestimmt, dann die Branchen und schließlich die Unternehmen, in die investiert werden soll. Wichtig ist, dabei einen Broker einzuschalten, der direkt an den Auslandsbörsen handelt.
„Legen Sie den Schwerpunkt auf Länder, die ihre Gewinne im eigenen Land oder durch Handel außerhalb der Vereinigten Staaten erwirtschaften.“
Politisch stabile Anlageregionen sind neben der Eurozone Australien, Neuseeland, Kanada, asiatische Staaten wie Hongkong, Singapur und Taiwan oder nicht zur Eurozone gehörende europäische Staaten wie Großbritannien, die Schweiz, Norwegen und Schweden. Attraktive Branchen sind die Energieerzeugung, Landwirtschaft, Bergbau, Infrastruktur- und Versorgungsunternehmen sowie der Verkehrssektor. Höhere Gewinne, aber auch höhere Risiken versprechen Anlagen in Schwellenländern wie China, Indien oder Russland. Ohne fachkundige Unterstützung sollten sich Anleger daher nicht in diese Märkte wagen.
Die Grenzen des leicht verfügbaren Geldes
Der Kollaps der US-Wirtschaft ist nicht nur unvermeidlich. Er ist auch notwendig. Denn anders lassen sich die offensichtlichen Fehlentwicklungen anscheinend nicht aufhalten. Eine Wirtschaft, die sich nur durch Schulden finanziert, ist auf Dauer nicht überlebensfähig. Die zu erwartenden Preissteigerungen, das Schrumpfen des Kreditangebots im In- und Ausland sowie die kommenden Zahlungsbeschränkungen der Kreditkartenfirmen werden dazu führen, dass die Menschen das Sparen wieder neu entdecken.
„Wir müssen zu der Einstellung zurückkehren, dass wir auf die Dinge sparen, die wir haben wollen, anstatt uns jetzt mit ihnen zu belasten und dann zu überlegen, wie wir sie hinterher bezahlen.“
Dazu zählt nicht nur, Geldbeträge auf Sparkonten für künftige Ausgaben zurückzulegen. Der Lebensstil der Zurückhaltung umfasst auch das Aussortieren überflüssiger Dinge, den Blick für Kosteneinsparungen im Alltag und die Tilgung von Schulden. Darüber hinaus werden die Nachfrage nach gebrauchter Ware und die Fähigkeit, Dinge zu reparieren, eine Renaissance erfahren. Der Abschwung der US-Wirtschaft mag zwar für die Mehrheit der Amerikaner Verzicht bedeuten, weil der Lebensstandard deutlich sinken wird. Aus volkswirtschaftlicher Sicht ist dieser Schritt jedoch überfällig, um der US-Wirtschaft wieder ein gesundes Fundament zu verschaffen.