Die optimierte Personalabteilung

Buch Die optimierte Personalabteilung

Wege zur Effizienzsteigerung von Human Resources

Linde,


Rezension

Wenn Mitarbeiter in den Firmen im Mittelpunkt stehen, wie immer wieder behauptet wird, warum stehen Per­sonal­man­ager dann fast überall am Rand? Die Antwort gibt das Buch Die optimierte Per­son­al­abteilung: Weil diese Manager eher verwalten denn gestalten und weil sie ihr mieses Standing innerhalb der Kaste der Führungskräfte zu verdrängen suchen, indem sie sich in ihren Kern­bere­ichen einigeln. Eine wenig sinnvolle Vorge­hensweise für Manager, die strategisch agieren wollen. Daran lässt dieser Sammelband keinen Zweifel, auch wenn die Autoren – fast alle in Diensten des Wirtschaft­sprüfers Deloitte – das fre­undlicher (und umständlicher) ausdrücken. Ihr Anliegen ist es, zu vermitteln, woran Per­sonal­man­ager arbeiten sollten, um als Partner der Geschäftsführung ernst genommen zu werden. BooksInShort empfiehlt das Buch darum allen vorwärts denkenden Per­sonal­man­agern, die nicht länger zum Heer der grauen Mäuse gehören wollen.

Take-aways

  • Der Per­sonal­man­ager von heute wächst über die Rolle des Verwalters hinaus.
  • Seine neuen Aufgaben fordern ihm strate­gis­ches Denken und Handeln ab.
  • Dafür kann die Funktion des HR-Busi­ness-Part­ners ein­gerichtet werden: ein strategisch denkender Ansprech­part­ner für Per­son­al­fra­gen.
  • Die Per­son­al­abteilung kann „Centers of Excellence“ bilden, in denen Daten erhoben werden, die für das gesamte Unternehmen relevant sind.
  • Wenn die Mitarbeiter der Per­son­al­abteilung mit diesem Auf­gaben­spek­trum überfordert sind, müssen sie entweder dazulernen oder ersetzt werden.
  • Die Strategie der Per­son­al­abteilung muss immer auf der Un­ternehmensstrate­gie basieren.
  • Die Per­sonal­man­ager müssen Zahlen und Daten vorlegen, die der Geschäftsleitung bei der Umsetzung der Fir­men­strate­gie helfen.
  • Für die Geschäftsleitung muss erkennbar sein, warum und inwiefern die Vorhaben der Per­sonal­man­ager strategisch sinnvoll sind.
  • Um die Ressourcen zu bündeln, sollten Sie ad­min­is­tra­tive Aufgaben nach außen verlagern.
  • Kluges Outsourcing geht weit über Stan­dar­d­op­tio­nen wie Gehalts- und Reisekostenabrech­nung hinaus.
 

Zusammenfassung

Die neue Rolle des HR

Die Zeiten, in denen die Per­son­al­abteilung vor allem das Personal zu verwalten hatte, sind vorbei. Heute wird Personalern mehr abverlangt, das HR wird zunehmend eingebunden in die strate­gis­chen Ziele des Un­ternehmens, es ist Mittler zwischen Arbeitgeber und -nehmer, sollen Ar­beit­szeit­mod­elle gestalten und interne Veränderung­spro­jekte vo­rantreiben. Das erfordert ein verändertes Rollenverständnis.

„HR ist die mit Abstand breiteste und in­ter­diszi­plinärste Funktion in Unternehmen.“

Wer zu einem neuen Selbstverständnis aufbrechen will, muss seine Rolle erst finden. Einige grundle­gende Fragen stellen sich: Wie lassen sich Prozesse und Strukturen sinnvoll verändern? Wie können Personaler bei strate­gis­chen Fragestel­lun­gen wertvollen Input geben? Welche Qual­i­fika­tio­nen brauchen sie dafür?

Gründe für die HR-Op­ti­mierung

Die Gründe, die eigene Per­son­alver­wal­tung zu optimieren, sind vielschichtiger Natur. Vielleicht haben Behörden oder Berater bei einer Überprüfung fest­gestellt, dass einiges im Argen liegt. Der Anstoß kann aber auch von innen kommen, etwa wenn Mitarbeiter sich über kom­plizierte Abrech­nung­sprozesse von Reisespesen beklagen. Oder wenn die Geschäftsführung neue, kostens­parende Strukturen schaffen möchte, z. B. indem sie bestimmte Bereiche wie die Lohn­buch­hal­tung oder die Ad­min­is­tra­tion der Di­en­streisen outsourct.

„Rolle und Funktion des HR-Man­age­ments sind im rasanten Wandel.“

Wenn über das schiere Verwalten hinaus gedacht und gehandelt werden soll, eignen sich HR-Manager eigentlich ideal, schließlich ist ihr Gegen­stands­bere­ich, die Mitarbeiter, ein wichtiges Kapital des Ar­beit­ge­bers. Daran knüpfen viele Auf­gaben­stel­lun­gen an: Wie muss eine Per­son­alen­twick­lung aussehen, mit der das Unternehmen für die Her­aus­forderun­gen der Zukunft gewappnet ist? Welche neuen Mitarbeiter brauchen wir? Wie finden und wie halten wir sie? Das sind strate­gis­che Fragestel­lun­gen. Wer sie aufgeworfen hat, sollte die Antworten darauf mit den vorgegebe­nen großen strate­gis­chen Linien des Un­ternehmens abgleichen.

HR-Neuor­gan­i­sa­tion

Diverse Studien bestätigen, dass nur jeder zehnte Geschäftsführer die Arbeit seiner Per­son­al­abteilung als strategisch relevant ansieht. Ebenso frappierend: Die mangelnde Wertschätzung scheint bei den Betroffenen nicht anzukommen. Mehr als drei Viertel der Per­son­alver­ant­wortlichen sehen sich als wichtige Partner der Geschäftsführung. Damit Selbst- und Fremd­wahrnehmung nicht länger au­seinan­derk­laf­fen, bietet es sich an, die Per­son­al­abteilung zu pro­fes­sion­al­isieren. Eine praktische Möglichkeit besteht darin, einen HR-Busi­ness-Part­ner zu schaffen: Er ist ein Ansprech­part­ner für andere Führungskräfte, wenn es um per­son­al­rel­e­vante Themen geht, und verfügt über strate­gis­ches Verständnis, sodass er sowohl beratend als auch handelnd tätig sein kann.

„Die Disziplin Personal ist mehr als die Verwaltung und Entwicklung von Menschen.“

Neu ein­gerichtete „Centers of Excellence“, in denen Prozesse optimiert und hinterfragt werden, können für ein besseres Image der Per­son­al­abteilung und für ein steigendes Selb­st­be­wusst­sein von deren Mi­tar­beit­ern sorgen. Wenn bestimmte Prozesse überprüft, bei Bedarf überarbeitet und verbindlich stan­dar­d­isiert werden und wenn zudem das Verwalten weitgehend elek­tro­n­isch abgewickelt wird, vermittelt das nach außen: Hier öffnen sich Freiräume, hier gibt es Potenzial. Dafür muss die Qualität der HR-Daten allerdings stimmen. Nur wer verlässliche und belastbare Zahlen liefert und das eigene Wirken auf diese Weise überprüfbar macht, wird ernst genommen. Sinnvoll ist daher der Aufbau eines internen Kon­troll­sys­tems, das für die korrekte Daten­er­he­bung (etwa für Gehalt und Ar­beit­szeiten) einsteht.

In zehn Schritten zum Optimum

Um sich in strate­gis­cher Hinsicht auf Augenhöhe mit der Geschäftsführung zu etablieren, bietet sich für den HR-Bereich ein Vorgehen in zehn Schritten an:

  1. Un­ternehmensstrate­gie verstehen: Jede HR-Strate­gie ist notwendi­ger­weise Teil der un­ternehmensweiten Strategie. Be­trieb­swirtschaftliches Verständnis dafür, wie sich das Unternehmen in den Märkten bewegt und wie es zukünftig agieren will, ist absolut notwendig, um die Geschäftsleitung sinnvoll zu unterstützen. Ein Beispiel: Zielt die Fir­men­strate­gie auf Kundennähe, werden andere Mitarbeiter gebraucht, als wenn Forschungsak­tivitäten gefördert werden sollen. Nur wenn die Per­son­al­abteilung die Absichten der Geschäftsführung kennt, kann sie sie sinnvoll begleiten.
  2. HR-Strate­gie definieren: Wer verstanden hat, was das Unternehmen antreibt, kann seine Strategie daraufhin abstimmen. Für die Per­son­al­abteilung heißt das etwa, Richtlinien zu erstellen , die darüber Auskunft geben, über welche Qual­i­fika­tio­nen neue Mitarbeiter verfügen sollten, wie und woher sie rekrutiert werden. Wichtig ist, sich nicht zu verzetteln, sondern den Fokus auf den Strate­gi­eschw­er­punkt der Geschäftsleitung zu legen.
  3. Leis­tungskenn­zahlen entwickeln: Um sich und anderen zu beweisen, dass die Anstren­gun­gen Früchte tragen, ist es essenziell, Erfolge mit Zahlen belegen zu können. Leider gibt es keine in­ter­na­tional verbindlichen Kennzahlen. Eine Möglichkeit ist, die Produktivität der eigenen Mitarbeiter zu messen und sie derjenigen anderer Firmen aus der gleichen Branche gegenüberzustellen. Hier muss für jedes Unternehmen individuell beurteilt werden, welche Werte sinnvoll und aussagekräftig sind. Kennzahlen sollten Sie au­toma­tisiert über IT-Tools erheben, damit nicht unnötig Ar­beit­skraft gebunden wird.
„HR kämpft mit mangelnder Wertschätzung und Po­si­tion­ierung­sprob­le­men.“

Diese ersten Schritte legen die Grundlage für eine Entwicklung zum strate­gis­chen HR-Man­age­ment, da drei zentrale Fragen aufgeworfen werden: Was will das Unternehmen? Was können die Personaler dazu beitragen? Und: Tragen sie tatsächlich etwas dazu bei? Die nächsten Schritte sollen die HR-Ser­viceange­bote ausrichten:

  1. HR-Kunden seg­men­tieren: Nicht alle Kun­den­grup­pen (Mitarbeiter, Führungskräfte, Bewerber, Pen­sion­is­ten) sind für den Erfolg des Un­ternehmens von gleicher Bedeutung, also werden sie auch nicht gleich behandelt. Je wichtiger und schwerer zu ersetzen Mitglieder einer bestimmten Kun­den­gruppe sind, desto mehr Wertschätzung ziehen sie auf sich.
  2. HR-In­vesti­tio­nen pri­or­isieren: Nicht alles Wünschenswerte ist auch umsetzbar, die Energie sollte also fokussiert werden. Je weniger sich Personaler mit Standards und Routinen beschäftigen müssen, desto mehr Zeit haben sie für wichtige Ziele: die Produktivität der HR und des Un­ternehmens insgesamt erhöhen, neue Ideen generieren und vo­rantreiben, strate­gis­che Firmenziele unterstützen. So wird Wert erzeugt.
  3. HR-Services entwickeln: Die Standards haben viele Per­son­al­abteilun­gen drauf. Aber bei den Themen Führungskräfteen­twick­lung, Tal­ent­man­age­ment, laufendes Training der Mitarbeiter und Aufbau einer Hochleis­tungskul­tur schwächeln die meisten. Hier gilt es, entsprechende Programme anzubieten und Ver­net­zun­gen aufzubauen.
„Der HR-Busi­ness-Part­ner ist die beste Antwort der Per­son­al­abteilung an diejenigen Führungskräfte, die HR als ad­min­is­tra­tiv und prozess­getrieben wahrnehmen.“

In den letzten Schritten geht es darum, die Wertschöpfung zu steigern:

  1. HR-Ser­vice­mod­ell etablieren: Nicht alle Leistungen müssen „inhouse“ erbracht werden. Es ist oft sinnvoll, gewisse Aufgaben auszulagern. Welche das sind, muss jedes Unternehmen für sich entscheiden. Es ist zwar aufwändig, diese Hy­brid­mod­elle aus externer und interner Leis­tungser­stel­lung aufzubauen und ständig zu optimieren, gleichwohl sind sie deutlich leistungsstärker als rein interne oder rein externe Lösungen.
  2. Aufbauen: Wer strategisch handeln will, braucht Mitarbeiter, die strategisch denken wollen und können. Hier müssen die Angestell­ten nachgeschult oder aber durch neue Kräfte ersetzt werden. Eine Alternative besteht darin, einen strate­gis­chen Bereich vom Stan­dard-HR-Bere­ich abzutrennen; in dem Fall muss nur ein Teil der Mitarbeiter für die neuen strate­gis­chen Aufgaben fit gemacht werden.
  3. HR-Services laufend verbessern: Aufbauend auf dem neuen Verständnis der HR-Abteilung müssen Prozesse überdacht und überarbeitet werden. Dies ist eine Dauer­auf­gabe.
  4. Wertbeitrag der HR-Services kom­mu­nizieren: Die Per­son­al­abteilung tauscht sich ständig mit der Geschäftsleitung aus, wird über relevante Entschei­dun­gen informiert und berichtet ihrerseits von Erfolgen und Schwierigkeiten bei der Umsetzung der HR-Strate­gie, unterstützt von aussagekräftigen Zahlen.

Was HR-Mi­tar­beiter heute können müssen

Wenn die Mitarbeiter ein entschei­den­der Faktor für den Un­ternehmenser­folg sind, gilt das naturgemäß auch für die Mitarbeiter der Per­son­al­abteilung. Diese haben – historisch gewachsen – oft einen ju­ris­tis­chen oder ver­wal­tung­stech­nis­chen Hintergrund. Das reicht heute nicht mehr. Oft führen mangelndes be­trieb­swirtschaftliches Wissen und fehlendes strate­gis­ches Verständnis dazu, dass Personaler von anderen Führungskräften nicht als ihres­gle­ichen anerkannt werden. Mit diesem Image kann man sich abfinden und sich darin einrichten – oder man kann dagegen ankämpfen. Bevor Sie allerdings damit loslegen, stellen Sie sich die Frage: Wo will ich eigentlich hin? HR-Profis sehen sich über funktionale fachliche Belange hinaus als:

  • Mi­tentschei­der in un­ternehmerischen Strate­giefra­gen,
  • Sinnstifter für die Jobs der Mitarbeiter,
  • Treiber des Wandels,
  • Wet­ter­sta­tion für das Be­trieb­sklima und
  • Experten für Strukturen, die Kom­mu­nika­tion ermöglichen.
„Erst wenn HR verlässliche Daten liefern kann, wird ein Hineinwach­sen in die Rolle des strate­gis­chen Begleiters überhaupt möglich.“

Alle diese Aufgaben führen weg vom technischen Verwalten und hin zu den Menschen und ihren Bedürfnissen. Un­verzicht­bar ist also fundiertes Wissen über Menschen und Or­gan­i­sa­tio­nen. Ein entsprechen­des Steuern und Managen kann gelernt werden – je angstfreier man an die Sache herangeht, desto besser. Das zusätzliche Wissen stärkt nicht nur die Kompetenz der Personaler, sondern zugleich ihr Selb­stver­trauen.

Outsourcing

Das Outsourcing der Lohn­buch­hal­tung sorgt für steigende Pro­fes­sion­alität bei sinkenden Kosten – und ist daher oft der Auftakt zur Auslagerung weiterer HR-Aufgaben, etwa der Ab­we­sen­heitsver­wal­tung (Urlaub usw.), für die es längst webbasierte Softwarelösungen gibt, die leicht anzuwenden sind und Fehler durch manuelles Erfassen und Übertragen gar nicht erst entstehen lassen. Auch bei der Aufnahme und Berechnung der Reisekosten (samt Erfassen und Erstatten der Spesen) sowie der Verwaltung von Mehr- und Überstunden helfen entsprechende Softwarelösungen. Einen Schritt weiter geht das Auslagern von Per­son­al­in­for­ma­tion­ssys­te­men. Dazu gehören die Wartung der Per­son­al­daten, Stellenpläne, Mi­tar­beit­erge­spräche, Fort- und Weit­er­bil­dung sowie die Aufstellung des Per­son­al­bud­gets. Sogar die Berechnung der HR-Kenn­zahlen kann einem externen Di­en­stleis­ter übertragen werden. In Großbritannien z. B. ist es gang und gäbe, die Vorauswahl von Bewerbern spezial­isierten Di­en­stleis­tern zu überlassen. Dieser Trend hat es bisher nicht über den Ärmelkanal geschafft.

„Eine effektive Leis­tungser­bringung des HR-Bereichs erfordert HR-Mi­tar­beiter mit den richtigen Kenntnissen und Fähigkeiten.“

Nur wenn Personaler selb­st­be­wusst nach innen und nach außen vertreten können, wer sie sind und wofür sie stehen, werden sie als gle­ich­berechtigt akzeptiert. Das passiert nicht von allein – dafür müssen sie etwas tun: Erwartungen nicht bedienen, sondern sie wecken und gestalten.

Über die Autoren

Christian Havranek ist Partner bei der öster­re­ichis­chen Dependance des Wirtschaft­sprüfung­sun­ternehmens Deloitte und dort für den Bereich Human Capital zuständig. Martin Freud­hofmeier leitet die Abteilung Man­dan­ten­per­son­alver­rech­nung und Nikolaus Schmidt den Bereich HR Or­gan­i­sa­tion & Technology bei Deloitte Österreich.