body & mind geographing

Buch body & mind geographing

Eine Reise ins Coaching

A & O des Wissens,


Rezension

Stowasser/Thum geben dem Leser mehr an die Hand als ein blosses Buch: Neben dem Lesen soll gemalt und gezeichnet werden, geschrieben und assoziiert. Über das Testin­stru­ment der Autoren im Internet kann der Leser noch mehr über sich erfahren – zum ermässigten Vorzugspreis, versteht sich. Wenn Sie sich auf die Reise einlassen, so können Sie Be­merkenswertes erreichen. Es besteht allerdings die Gefahr, dass die Ef­fek­thascherei, mit der die Autoren Begriffe verwenden, Sie vorher verschreckt. Stowasser/Thum erweitern die Methode des Mind-Map­ping um neue Aspekte. Das Buch enthält zahlreiche Zeichnungen, die zum eigenen visuellen Ausdruck anregen. BooksInShort empfiehlt das Buch allen, die auf eine alternative Problemslösung­stech­nik warten und die Energie haben, in Eigenregie die diversen Tests und Übungen durchzuführen. Ausserdem ist das Buch eine sehr nützliche Lektüre für Coachs und solche, die es werden wollen.

Take-aways

  • Innere Ori­en­tierungs- und Steuerungsmuster charak­ter­isieren jeden Menschen.
  • Kom­mu­nika­tion und Sprache bedienen sich der Ori­en­tierungsmuster und werden von diesen beeinflusst.
  • Parallele Assoziation, d. h. das Verwenden von sprach­lichen und visuellen Anreizen, hilft dabei, innere Vorgänge nach aussen zu trans­portieren.
  • Methoden des Coachings sind Tracking, Testing und Travelling. Im Zusam­men­spiel dieser Be­standteile liegt das Body & Mind Geographing.
  • Tracking ist die Vi­su­al­isierung auf Papier. Figuring, Picturing und Chunking nennt man Gestal­tung­stech­niken dieser Vi­su­al­isierung.
  • Mit dem Lern­nav­i­ga­tor ermittelt man sein persönliches Ori­en­tierungsmuster.
  • Ein Ori­en­tierungsmuster beschreibt die in­di­vidu­ellen Formen von Wahrnehmung und Kom­mu­nika­tion und ihre Gewichtung.
  • Wenn man die Ori­en­tierungsmuster seines Gegenübers kennt, kann man effizienter kom­mu­nizieren.
  • Durch die Verwendung von Metaphern gewinnt man neue Einblicke in das eigene Verhalten.
  • Der Coach kann mit Hilfe des Nav­i­ga­tor­mod­ells die Ziel­er­re­ichung sich­er­stellen, ohne den Klienten durch zu starre Vorgaben zu frustrieren.
 

Zusammenfassung

Coaching

Das Buch lädt den Leser ein, eine Reise zu unternehmen. Entweder als Reisender, der sich selbst coacht, oder als Reiseleiter, der lernen möchte, andere Menschen zu coachen. Dazu benutzen Sie eine Technik: die parallele Assoziation. Hierbei erhalten Sie neben dem geschriebe­nen Wort visuelle Anreize durch Zeichnungen, die Sie ergänzen oder kolorieren können. Als Unterstützung für weiter reichende Gedanken finden Sie ausserdem Metaphern. Diese As­sozi­a­tio­nen auf sprach­licher und visueller Ebene sollen den Lernprozess erleichtern. Daneben wird das Instrument des so genannten Lern­nav­i­ga­tors eingeführt. Mit einem in­ter­net­basierten Test können Sie Ihre persönlichen Ori­en­tierungsmuster ermitteln. Das Coaching besteht aus den drei Bereichen: Tracking, Testing, Travelling, die in ihrem Zusam­men­spiel das Body & Mind Geographing darstellen.

Tracking

Lernen kann man nicht nur rezeptiv, sondern auch produktiv. Durch das parallele Ausmalen von Figuren, die neben dem Text stehen, können Sie Gedanken, Gefühle und innere Prozesse an die Oberfläche trans­portieren und Ihre inneren Prozesse nach aussen sichtbar machen. Hierdurch wird ausserdem die Produktion innerer Bilder angeregt und Sie lernen schneller und besser. Klarheit über diese inneren Vorgänge zu erlangen, fällt vielen Menschen schwer. Dabei will das Coaching sie unterstützen. Tracking ist die Vi­su­al­isierung auf Papier. Der Coach­ing-Klient bringt dabei innere Pfade und Spuren sichtbar auf ein Blatt. Das Tracking bedient sich der Struk­turele­mente Figuring, Picturing, Chunking und Associating.

Figuring

Figuren dienen als As­sozi­a­tions- und Kreativitätssymbole und helfen dabei, Unaus­ge­sproch­enes darzustellen. Eine Figur, die das Thema, über das nachgedacht werden soll, sym­bol­isiert, wird als Startpunkt auf ein grosses Blatt gemalt. Die Figuren können dabei Menschen darstellen, aber auch Länder oder Zeitgebiete. Sie sind eine erste „Äusserung“ des inneren Prozesses. Figuren können statisch und ruhig sein (als Symbol für Sicherheit) oder dynamisch und bewegend (als Symbol für Veränderung). Zur Struk­turierung des Coach­ing-The­mas werden ver­schiedene Figuren angeboten, aus denen der Klient die Figur auswählt, die am besten zu seinem Thema passt. So gelingt ein sanfter Einstieg in das Thema.

Picturing

Die Elemente, die man neben Figuren nutzen kann, um ein Bild zu malen, also Farbe, kleine Bilder, Symbole, Schrift, Linien, Pfeile, Distanz, Richtungen und Grösse, nennt man Picturing. Mit diesen Vi­su­al­isierung­stech­niken gelingt es, vorhandene Gedanken struk­turi­ert zu notieren und neue Gedanken zu stimulieren. Vi­su­al­isiert werden neben den Inhalten zusätzlich noch die inneren Ori­en­tierungsmuster, die sich aus dem Lern­nav­i­ga­tor ergeben. Die Ori­en­tierungs- und Steuerungsmuster sind wichtig, weil die subjektive Bearbeitung eines Themas bei jeder Person un­ter­schiedlich ist. Man vi­su­al­isiert die Ori­en­tierungsmuster, indem man sie auf Pfaden anordnet und deren Dicke und Länge je nach Wichtigkeit des darzustel­len­den Ori­en­tierungsmusters variiert. Farbe und un­ter­schiedlich grosse Beschrif­tun­gen machen die Un­ter­schiede weiter deutlich. Beispiele für Ori­en­tierungsmuster sind: hin zu – weg von, Ver­gan­gen­heit – Gegenwart – Zukunft, Big Picture – Details.

Chunking

Das Chunking dient dazu, Themen aufzufächern und gle­ichzeitig zu struk­turi­eren. Haupt- und Un­ter­be­griffe, gross und klein geschrieben, helfen, das Thema zu entwickeln. Dabei setzt man auf jeden Pfad jeweils nur ein Wort, an das man dann ggf. weitere Stichworte anhängen kann.

Associating

Durch freie oder durch Metaphern geleitete Assoziation können Sie neue Einsichten über ein Thema gewinnen. Assoziieren Sie ausgehend von Stichworten und Metaphern, etwa aus der Geographie, Ökologie oder Geschichte, oder ausgehend von Begriffen aus dem Inhalt eines Themas oder alternativ anhand von Elementen aus dem Lern­nav­i­ga­tor. Weitere Ansatzpunkte für As­sozi­a­tio­nen sind Schlüssel­be­griffe aus den Fragen, die man sich stellt, oder aus einem Text oder auch graphische Muster, z. B. aus dem Feng-Shui.

Testing

Mit Hilfe eines EDV-gestützten Fragebogens werden im Lern­nav­i­ga­tor die in­di­vidu­ellen Formen der Wahrnehmung und Kom­mu­nika­tion ermittelt. Die vier Grund­grup­pen dieser Eigen­schaften sind:

  1. Die Welt aufnehmen (über Sehen, Hören oder Spüren).
  2. Die Welt struk­turi­eren (z. B. mit Hilfe von Orten, Menschen, Aktivitäten, Wissen).
  3. Sich in der Welt bewegen (z. B. am Big Picture orientiert oder de­tai­lo­ri­en­tiert, mit Fokus auf sich selbst oder auf andere, hin zu oder weg von, aktiv oder reflexiv).
  4. Der Welt Bedeutung geben (ein­flus­sori­en­tiert im Team oder leis­tung­sori­en­tiert, unabhängig oder kooperativ, emotional oder rational, auf die Lösung oder das Problem fokussiert, mit Hilfe un­ter­schiedlicher Entschei­dung­sprozesse).
„Das zentrale Anliegen diese Buches – wir werden das immer wieder erwähnen – ist, innere Prozesse aussen sichtbar und damit ‚bearbeitbar' zu machen.“

Die Gewichtung der un­ter­schiedlichen Ori­en­tierungsmuster, die diesen Grund­mustern zugeordnet sind, wird mit Hilfe des Lern­nav­i­ga­tors ermittelt. Über die Sprache teilen Menschen ihre Ori­en­tierungsmuster mit. Wenn man erlernt, diese zu erkennen, kann man dem Menschen eine grössere Gestal­tungs­frei­heit eröffnen, indem man ihm aufzeigt, wie er die für ihn günstigen Prozesse erkennt und nutzt. Für effiziente Kom­mu­nika­tion bedeutet dies, dass man sich ähnlicher Kom­mu­nika­tion­skom­po­nen­ten bedient, um einen Kontakt positiv zu gestalten. Mit einem solchen Sprachver­hal­ten können Sie das eigene und das Verhalten anderer bee­in­flussen.

„Lassen Sie sich anregen, nicht nur rezeptiv, sondern auch produktiv zu lernen.“

Im Coaching können Sie die Ori­en­tierungsmuster vielfach anwenden. Ein Beispiel hierfür ist die Mi­tar­beit­er­rekru­tierung. Bei der Beschrei­bung der Stelle und des An­forderung­spro­fils können Sie auf die Ori­en­tierungsmuster des Bewerbers und der zukünftigen Kollegen oder Vorge­set­zten eingehen. So können Sie etwa in einer Stel­lenanzeige starke Punkte des Un­ternehmens oder der Mitarbeiter hervorheben und schwache Ausprägungen von Ori­en­tierungsmustern ergänzen. Ein Bewerber sollte dann die weniger starken Ausprägungen ergänzen, um ein gut aus­geglich­enes Team zu bilden. Hierzu führt man den Lern­nav­i­ga­tor durch. Dieser bietet dann auch noch Hinweise auf den Führungsstil, der für den Bewerber am besten geeignet ist.

Travelling

Das Coaching versteht sich als Veränderungsreise. Die visuellen und rationalen Verfahren sind nur ein Teil dieser Reise. Bei der Arbeit mit sprach­lichen Metaphern bedient man sich zusätzlich eines natürlichen Verhaltens, das jeder aus seiner Kindheit kennt. Kinder setzen Metaphern im Spiel und beim Lernen selbstverständlich ein und benutzen dabei ihre Phantasie und ihren Körper. Metaphern sind Beispiele und Ähn­lichkeiten, die wir in der Kom­mu­nika­tion benutzen, um Sachver­halte zu erklären. Da Menschen mit Hilfe der Sprache denken und steuern, haben Metaphern eine grosse Bedeutung. In der Wahl von Metaphern drücken sich die in­di­vidu­ellen Ori­en­tierungsmuster aus. Bei gle­ichzeit­igem Malen werden weitere Ori­en­tierungsmuster deutlich. Durch kreatives Im­pro­visieren mit Geschichten und Figuren können Sie neue Erken­nt­nisse über Ihre inneren Prozesse gewinnen.

„Indem Sie malen, schaffen Sie innerliche Verbindun­gen zum Thema und mehr noch, Sie verknüpfen das Thema mit Ihren As­sozi­a­tio­nen. Sie verändern dadurch Ihre Welt.“

Da die Sprache unser Denken gestaltet, gestalten wir auch das Denken unserer Gesprächspartner, wenn wir sprechen. Wir wirken manipulativ, sobald wir Sprache gebrauchen, da wir in eine bestimmte Richtung denken und sprechen. So können Sie durch Fragen eine bestimmte Denkrich­tung anregen. Dies kann im Coaching und im Selb­st­coach­ing sehr sinnvoll sein. Fragen, die eine Denkrich­tung her­aus­fordern, heissen im Coaching Steuerungs­fra­gen. Echo-Fragen wie „Sie sagten gerade ...?“ richten das Denken des Gegenübers auf Feedback aus. Wenn man seinen Gesprächspartner auf den Hintergrund einer Aussage bringen will, verwendet man Fragen nach dem Wie oder Was. Genauso kann man durch konkretes Fragen das Denken auf das Ziel oder das Problem des Klienten richten. Eine besondere Form der Steuerungs­fra­gen sind die so genannten JOJO-Fragen, die Sie dann anwenden können, wenn ein Ori­en­tierungsmuster überbetont wird. Sie steuern dabei mit Ihrer Frage in die Gegen­rich­tung des dominanten Ori­en­tierungsmusters.

„Ein Thema im Coaching kann er­fol­gre­icher bearbeitet werden, wenn zusätzlich zum Inhalt die Ori­en­tierungs- und Steuerung­spro­gramme der Person erkennbar sind.“

Das Nav­i­ga­tor­mod­ell kann einem Coach dazu dienen, den Prozess, innere Zustände nach aussen zu bringen, zu or­gan­isieren. Die Ergebnisse des Tests im Lern­nav­i­ga­tor werden hierfür als Eckpunkte eines Korridors definiert, innerhalb dessen kreative Ideen gesammelt werden können. Denn kreatives Denken ist nur möglich, wenn die Ziele nicht zu straff definiert sind. Der Coach lässt dem Klienten die Freiheit, in den Korridor abzuschweifen, und lenkt ihn dann mit Hilfe von Fragen wieder auf die Zielgerade.

„Ihre Coach­ing-Klien­ten bringen ein Gemisch aus Gedanken, Gefühlen und inneren Prozessen in einem bestimmten Kontext mit. Sie nennen es Problem und erwarten eine Klärung und Verbesserung. Hier hilft der Satz: ‚Lassen Sie uns das sichtbar machen und anschauen.'“

Metaphern kommen z. B. aus der Geographie (etwa das Bild von einem Land mit einem Staat­sober­haupt) oder aus dem Bild von einem Ensemble, das ein Theaterstück spielt (mit Stars und Statisten). Eine aus der chi­ne­sis­chen Lehre des Feng-Shui stammende Metapher, das Bagua, besteht aus ver­schiede­nen En­ergiezo­nen, in deren Struktur sich Coach­ingth­e­men bearbeiten lassen. Die neun Felder des Bagua stehen für die Lebens­bere­iche Reichtum, Ruhm, Part­ner­schaft, Familie, Thai Chi, Kinder, Wissen, Karriere und hilfreiche Freunde. Die Felder werden dann mit je einem Begriff aus einer Metapher belegt. An­schliessend struk­turi­ert man das Thema weiter, ergänzt es, gruppiert Begriffe um und bearbeitet sie weiter. Dabei bewegen Sie sich am besten physisch von einem Feld zum anderen, indem Sie die Felder z. B. auf dem Fussboden eines Raumes markieren. Die Übung ist dann beendet, wenn der Sollzustand in den Feldern erreicht ist und der Körper in jedem Feld ja sagt.

„Figuren sind Spiegel, sie sind aussen und bieten eine neue Einsicht, wenn sie mit inneren Welten verglichen werden.“

Beispiele für Metaphern sind beim Thema Sicherheit z. B. Beton, Stahl oder der Fels in der Brandung. Für Motivation kann man Gras, das durch Asphalt wächst, als Metapher verwenden. Den Ar­beit­splatz kann man mit einer Tretmühle vergleichen und die Ar­beit­skol­le­gen mit faulen Hunden. Mit Metaphern können Sie zeitübergreifend arbeiten, indem Sie z. B. mit­te­lal­ter­liche Bilder wählen. Ein Beispiel dafür ist die Geschichte von einem König, der bemerkt, dass seine Untertanen nicht mehr mit dem gleichen Engagement zusam­men­leben wie bei der Gründung des Reiches. Der König sucht nach Lösungen und bemerkt, dass er in immer gleichen Denkmustern gefangen ist. Im Gespräch mit der Königin und geleitet durch ihre Fragen kommt er zu der Erkenntnis, dass die Art der Frage auss­chlaggebend für die Qualität der Antwort ist.

„Figuren, wie auch andere Metaphern, bringen Emotionen in sozial verträglicher Form nach aussen.“

Mit einer solchen Metapher können Sie arbeiten, indem Sie sich fragen, ob Sie sich selbst in ihr wieder­erken­nen. Beim Ausmalen der Figuren, die der Geschichte zugeordnet sind, sehen Sie einige Ihrer Ori­en­tierungsmuster. Wenn Sie grossflächig malen, betonen Sie andere Ori­en­tierungsmuster, als wenn Sie detailgenau malen. Verwenden Sie die angebotenen Strukturen oder kreieren Sie neue? Vielleicht entdecken Sie so Parallelen zu Ihrem Handeln in anderen Situationen und wie Sie es ergänzen könnten, um effektiver zu sein. Mit solchen Geschichten, die sich in allen Lebenslagen wiederfinden, können Sie ex­per­i­men­tieren. Die Metapher hilft Ihnen dabei, eine unbekannte Sache mit bekannten Begriffen zu beschreiben und so das Innere nach aussen zu bringen.

Über die Autoren

Franz Stowasser ist studierter Be­trieb­swirt, Soziologe und Philosoph. Er sammelte Erfahrung in Be­ratung­sun­ternehmen und als Trainer in der Industrie und ist seit 1984 als Trainer und Coach selbstständig. Dr. Hans-Georg Thumm studierte Be­trieb­swirtschaft und Pädagogik und arbeitete in der Psychiatrie, in Be­ratung­sun­ternehmen und der Industrie. Er ist seit 1987 selbstständiger Trainer und Coach.