Womenomics

Buch Womenomics

1. Bestimmen Sie Ihre eigenen Erfolgsregeln. 2. Leben und arbeiten Sie endlich so, wie Sie es wirklich wollen.

Eichborn,


Rezension

Womenomics – das ist ein typisch amerikanis­ches, lautes Konzept, das einmal mehr eine neue Ära beschwört, in der Frauen das Zepter in die Hand nehmen und für Ar­beits­be­din­gun­gen kämpfen, die ihren Bedürfnissen besser gerecht werden. Ein neuer globaler Wirtschaft­strend, der nach Revolution klingt. Wie frau ihn umsetzen soll, kommt im Buch dann aber erstaunlich bekannt daher: sich der Ziele im Leben bewusst werden, weniger und dafür cleverer arbeiten, den BlackBerry am Wochenende ausschalten, streng nach Prioritäten vorgehen, eigene Wünsche klar äußern. Jede Frau, die sich für Zeit­man­age­ment und Work-Life-Bal­ance in­ter­essiert, kennt diese Themen in- und auswendig. Den Autorinnen gelingt es trotzdem, die Neugier der Leserin bis zum Schluss aufrechtzuer­hal­ten. Positiv bleibt unterm Strich vor allem, dass das Buch Mut macht, für neue Wege zu kämpfen. BooksInShort empfiehlt es darum allen Frauen, die nicht länger im Dauerspagat zwischen Fußball­train­ing der Kinder, Bügel- und Reizwäsche einem unzeitgemäßen Kar­ri­erei­deal hin­ter­her­hecheln möchten.

Take-aways

  • Das Konzept Womenomics beschreibt eine neue Ära, in der die beruflichen Bedürfnisse der Frauen besser erfüllt werden.
  • Die Zeiten, den Job Ihren Bedürfnissen anzupassen, sind günstig.
  • Ihnen muss bewusst werden, dass die Frauen inzwischen eine starke Macht sind.
  • Als Frau sollten Sie alte Kar­ri­ere­muster hinter sich lassen und stattdessen für Ihre in­di­vidu­ellen Ar­beits­be­din­gun­gen kämpfen.
  • Die meisten Frauen wünschen sich mehr Flexibilität von ihrem Arbeitgeber und mehr Zeit mit der Familie.
  • Um mehr Flexibilität zu erhalten und dennoch einen spannenden Job machen zu können, müssen Frauen noch effizienter werden als bisher.
  • Sie müssen ihren Job ideal or­gan­isieren und aus ihrer Zeit mehr als bisher herausholen.
  • Es geht darum, schlauer zu arbeiten – keineswegs noch mehr.
  • Dabei hilft es, Nein sagen zu können und Schuldgefühle über Bord zu werfen.
  • Machen Sie es wie die Männer und rücken Sie Ihre Leistungen ins rechte Licht.
 

Zusammenfassung

Yes, we can

Die gute Nachricht lautet: Frauen haben die Macht. Die schlechte: Sie wissen es noch nicht. Zu sehr eifern sie männlichen Kar­ri­ere­mustern nach, wollen Kinder, Job und Ehe unter einen Hut bringen, geraten so in ständigen Termindruck und arbeiten bis zum Umfallen. Zurzeit ändert sich allerdings das wirtschaftliche Umfeld. Der Punkt ist gekommen, an dem Frauen umdenken und sich ihrer Macht bewusst werden können – ganz im Sinne des Konzepts „Womenomics“, einer Initiative mit dem Ziel, das Berufsleben so zu gestalten, dass es der In­di­vid­u­alität jeder Frau gerecht wird.

Studien und Fakten

Frauen sind ein starker Wirtschafts­fak­tor und bringen den Unternehmen zahlreiche Vorteile. Mehrere Studien haben Folgendes nachgewiesen:

  • Ein hoher Frauenan­teil führt zu mehr Profit: Das hat die Pepperdine University im kali­for­nischen Malibu her­aus­ge­fun­den, die 215 For­tune-500-Un­ternehmen untersuchte. Die Firmen mit der höchsten Frauenförderung lagen rund 116 % über dem Durch­schnitt ihrer Branche hin­sichtlich Eigenkap­i­tal, 46 % in Bezug auf den Ertrag und 41 % beim Be­trieb­svermögen.
  • Weiblicher Führungsstil verspricht Erfolg: Die Ergebnisse einer Har­vard-Studie aus dem Jahr 2008 deuten darauf hin, dass Frauen mit mehr Empathie aus­ges­tat­tet sind und es ihnen darum leichter fällt als ihren männlichen Kollegen, dauerhafte soziale Netzwerke zu Kollegen und Geschäftspartnern aufzubauen. Frauen kümmern sich häufiger darum, dass es anderen gut geht – das führt zu Win-win-Sit­u­a­tio­nen und zu erhöhter Kun­den­bindung.
  • Frauen treffen die meisten Kaufentschei­dun­gen in Pri­vathaushal­ten: Und sie kaufen gern Dinge, die von Frauen für Frauen entwickelt wurden, seien es Haushalts­geräte, De­sig­nob­jekte, Di­en­stleis­tun­gen oder Autos. 85 % aller Autokäufe werden von Frauen beeinflusst, und inzwischen werden mehr als die Hälfte aller Pkws in den USA von Frauen gekauft. Ford und Toyota berücksichtigen bei der Fahrzeu­gen­twick­lung bereits bewusst Frauenwünsche (z. B. Be­fes­ti­gung­shaken im Kofferraum oder fin­ger­nagel­fre­undliche Türgriffe).
  • Fachkräfte werden rar: Ab 2012 werden in den USA rund 6 Millionen Menschen fehlen, um die Lücke zu schließen, die zwischen der Anzahl vorhandener Hochschu­labgänger und derjenigen benötigter Arbeitskräfte klafft. Der Grund: Die geburten­starken Jahrgänge, die Babyboomer, werden in Rente gehen. Der so genannte Pillenknick wird un­weiger­lich spürbar werden. Für Frauen ist dies die Chance, gute Jobs zu ergattern. Bereits heute stellen Frauen rund 50 % aller Fachkräfte, und sie müssen entsprechend umworben werden.

Was Frauen wirklich wollen …

… ist ein Leben, das den Ausgleich zwischen Beruf, Kindern und Part­ner­schaft ermöglicht. Mit anderen Worten: Freiheit, Selb­st­bes­tim­mung und Kontrolle über die eigene Zeit. Viele Frauen sind bereit, auf weitere Karrieresprünge zu verzichten. Denn die sind meist mit enormem zusätzlichem Zeitaufwand und vielen Reisen verbunden. Das können die meisten berufstätigen Frauen, zumal als Mütter kleiner Kinder, schlichtweg nicht in ihrem Tagesplan un­ter­brin­gen. Die meisten Frauen wünschen sich von ihren Ar­beit­ge­bern mehr Flexibilität. Das ist der Schlüssel zur Zufrieden­heit. Denn die Berufstätigkeit führt bei Frauen immer wieder zu Konflikten zwischen Privat- und Geschäftsleben.

Flexibilität am Ar­beit­splatz

Arbeitgeber, die ihre Ar­beit­szeit­mod­elle und Arbeitsplätze flexibler gestalten, können positive Effekte wie die folgenden verzeichnen:

  • Die Fluktuation sinkt: Continental Airlines in Houston hat mit 5 % eine für diese Branche äußerst geringe Fluk­tu­a­tion­squote (üblich sind 40 %). Das Geheimnis: Die rund 600 Sach­bear­beiter der Re­servierungsabteilung arbeiten von zu Hause aus.
  • Ar­beit­nehmer sind zufriedener, wenn sie sich ihre Zeit selbst einteilen können. Das hat eine Studie der Cranfield University School of Management bei sieben Top­un­ternehmen ermittelt. Eine An­walt­skan­zlei in Chicago stellte ihren Hon­o­rar­modus um und bietet ihren Anwälten seither an, entweder für ein sehr hohes Gehalt rund 2000 Ar­beitsstun­den pro Jahr zu leisten, oder nur rund 1800 Stunden abzurechnen, weniger zu verdienen, aber dafür mehr Zeit für das Privatleben zu haben. Über die Hälfte der Anwälte entschied sich für zweite Option.

Frauen müssen umdenken

Frauen sind gefordert, umzudenken. Sie dürfen den Erfolg nicht mehr aus Vis­itenkarten mit tollen Jobbeze­ich­nun­gen und möglichst vielen Ar­beitsstun­den im Büro ableiten. Das Gegenteil ist angesagt: Ve­r­ab­schieden Sie sich vom Sta­tus­denken und werden Sie sich Ihrer wirklichen Ziele bewusst. Die Kernfrage ist, womit Sie Ihre Lebenszeit verbringen möchten. Ihr Job ist zwar wichtig, aber er ist bei Weitem nicht alles. Formulieren Sie Ihre Ziele im Hinblick darauf, was für Sie sinnvoll ist, was Ihnen am meisten Spaß und Zufrieden­heit bietet. Definieren Sie, wie viele Stunden pro Woche Sie arbeiten möchten. Überlegen Sie einmal, ob Ihnen mehr Freizeit mehr wert wäre als ein höheres Gehalt. Malen Sie sich aus, wie es wäre, eine Beförderung abzulehnen und dafür weniger Stunden in der Woche zu arbeiten und mehr Zeit für die Dinge zu haben, die Ihnen wichtig sind. Stellen Sie sich vor, wie Ihr Leben in einer perfekten Work-Life-Bal­ance aussehen würde.

„Arbeiten Sie cleverer, nicht mehr – unsere id­ioten­sichere Wome­nomics-Formel wird Ihr Universum verändern.“

Wenn es Ihnen von jetzt an gelingt, regelmäßig Ihre Kinder von der Schule abzuholen und am Nachmittag mit ihnen zwei Stunden zu Hause zu verbringen, könnte es gut sein, dass Ihnen diese Zeit weitaus mehr Sinn und Zufrieden­heit gibt, als zwei weitere Überstunden oder eine Gehaltserhöhung es je könnten. Es geht darum, dass Sie Ihre Werte und Ihre Er­fol­gskri­te­rien neu definieren – und darum, dass Sie Erfolg nicht länger am Gehalt messen, sondern an dem, was Sie in Ihrem Leben erreichen möchten. Nehmen Sie einen Stift zur Hand und schreiben Sie Ihre Überlegungen als Erin­nerungsstütze auf.

Schuldgefühle behindern Sie nur

Für Frauen sind Schuldgefühle typisch. Sie glauben häufig, sich nicht ausreichend um Partner, Kinder, Familie, Eltern oder Job zu kümmern und nie allen Ansprüchen zu genügen. Doch Schuldgefühle behindern die eigene Entwicklung und Zufrieden­heit. Sie können ihnen entkommen, indem Sie lernen, öfter Nein zu sagen und es nicht immer allen recht machen zu wollen. Lassen Sie nicht zu, dass Ihr schlechtes Gewissen Ihren Erfolg und Ihre Zufrieden­heit sabotiert. Ein Nein setzt Grenzen. Sie können es höflich, aber bestimmt äußern. Eine elegante Vorge­hensweise, Dinge abzublocken, ist: „Ich würde gerne helfen, aber ich habe gerade andere Prioritäten.“ Oder: „Nor­maler­weise mache ich das gerne. Aber im Moment habe ich zu viele andere Projekte. Ich könnte XY für Sie fragen, wenn Sie möchten.“ Nein sagen zu können, ist für ein selb­st­bes­timmtes Leben essenziell.

Schlauer arbeiten

Gerade per­fek­tion­is­tisch veranlagte Geschäftsfrauen tappen häufig in die Non­stop-Ar­beits­falle. Sie müssen lernen, in Zukunft schlauer statt mehr zu arbeiten:

  • Nehmen Sie Ihr Zeit­man­age­ment genau unter die Lupe und analysieren Sie, wo Sie Zeit verplempern (In­ter­net­sur­fen, Gespräche in der Kaffeeküche). Wenden Sie das Pareto-Prinzip an, das besagt, dass 80 % jedes Ergebnisses mit rund 20 % des Aufwands erreicht werden. Finden Sie heraus, auf welche 20 % Ihrer Arbeit Sie sich konzen­tri­eren sollten, und arbeiten Sie strikt danach. Also nicht: Erst noch eine Doku­men­ta­tion fer­tig­stellen, sondern besser: Den lange schon auf der To-do-Liste stehenden poten­ziellen Kunden ansprechen.
  • Notieren Sie sich Ihre Ziele für diese Woche, diesen Monat und dieses Jahr. Machen Sie einen Plan, wie Sie diese erreichen wollen, und arbeiten Sie ihn konsequent ab. Lassen Sie sich nicht von kleineren, ver­meintlich leichteren Aufgaben auffressen.
  • Prüfen Sie, ob Sie wirklich bei allen Meetings, an denen Sie teilnehmen, auch teilnehmen müssen. Oft sind sie reine Zeitver­schwen­dung. Lesen Sie lieber anschließend den Bericht gründlich durch.
  • Schlagen Sie Termine, vor allem Deadlines, selbst vor – so bleiben Sie Herrin Ihrer Zeit.
  • Ziehen Sie Tele­fonkon­feren­zen Live­meet­ings vor und gewinnen Sie so Zeit.
  • Lesen Sie Ihre E-Mails nur zweimal täglich, z. B. um 11 Uhr und um 16 Uhr. Das ist in den meisten Fällen völlig ausreichend. Am Wochenende checken Sie Ihre E-Mails nur noch einmal.
  • Schalten Sie Ihr Handy oder Ihren BlackBerry abends und am Wochenende aus.

So steigt Ihr Wert

Ihr Wert für Ihren Arbeitgeber ist umso höher, je weniger Zeit Sie ihm zur Verfügung stellen – allerdings nur, sofern Sie auch exzellente Ergebnisse bringen. Aber Achtung: Es hilft nicht, wenn Sie stets perfekt sein wollen. Gut genug reicht völlig. Lernen Sie, loszulassen und nicht alles selbst kon­trol­lieren zu wollen. Das Zauberwort heißt „delegieren“. Diese Fähigkeit zeichnet Sie überdies als gute Führungskraft aus. Sagen Sie gele­gentlich – aus strate­gis­chen Gründen – zu einer Aufgabe Ja, obwohl Sie gar nicht so versessen darauf sind. Tun Sie dies bei Dingen, die Ihrem Chef besonders am Herzen liegen. Dieses Ja kann viele Neins ausgleichen. Halten Sie sich über Branchen­trends auf dem Laufenden und schlagen Sie neue Aktivitäten vor. Lernen Sie außerdem, sich und Ihre Leistungen in ein gutes Licht zu rücken. Männern fällt das leichter, Frauen müssen es oft erst noch lernen. Gewöhnen Sie sich an, Ihre Wünsche in Bezug auf Ihre Arbeit zu formulieren und für sie einzustehen. Nur wenn Sie sie klar ausdrücken, haben Sie die Chance, die Ar­beits­be­din­gun­gen zu bekommen, die Sie wollen.

Verhandeln Sie neu

Wenn Sie mit Ihrem Vorge­set­zten sprechen, um Ihren jetzigen Job Ihren Bedürfnissen anzupassen, sollten Sie folgende Punkte beachten:

  • Weisen Sie auf Ihre Leistungen hin und bleiben Sie sachlich.
  • Zeigen Sie, wie sich Ihre von zu Hause aus erbrachten Leistungen konkret messen lassen. Schlagen Sie ggf. eine Testphase vor.
  • Verhandeln Sie nur, wenn Sie gute Laune haben, niemals, wenn Sie wütend sind.
  • Prüfen Sie mögliche Einwände Ihres Chefs im Voraus und sehen Sie das Problem durch seine Brille. Halten Sie eine Lösung parat.
  • Überlegen Sie genau, worum Sie konkret bitten wollen: weniger Ar­beitsstun­den, seltenere Präsenz am Ar­beit­splatz, einen freien Vormittag, flexiblere Ar­beit­szeiten. Je konkreter Sie Ihre Bedürfnisse kennen, desto eher werden Sie bekommen, was Sie möchten und was Ihnen zusteht.

Über die Autorinnen

Claire Shipman ist USA-Ko­r­re­spon­dentin der Sendung ABC News Good Morning America. Katty Kay arbeitet als Wash­ing­ton-Ko­r­re­spon­dentin für BBC World News America und für weitere In­for­ma­tion­ssendun­gen im Fernsehen.