Reden mĂŒsste man können

Buch Reden mĂŒsste man können

Wie Sie durch Ihr Sprechen gewinnen

Gabal,
Erstausgabe:1995


Rezension

Es wird viel geredet auf unserem Planeten, aber oft hat man das GefĂŒhl, das passiert nur, damit die Luft scheppert, und es bewirkt rein gar nichts. Dabei hĂ€tte eine Rede doch den Zweck, dass die Zuhörer den Inhalt verstehen; und der Redner hat den Wunsch, dass man ihm zustimmt. Dass die Umsetzung dieses Ziels gar nicht so schwierig ist, wenn man ein paar Regeln der Kom­mu­nika­tion beachtet, vermittelt dieser Ratgeber auf sehr einprĂ€gsame Weise. Egal ob jemand eine Rede vor großem Publikum hĂ€lt, seine Mitarbeiter informiert, wichtige Ver­hand­lun­gen fĂŒhrt, mit SchĂŒlern oder seinem Partner spricht – die hier vorgestell­ten RatschlĂ€ge, die auf Erfahrungen aus der Praxis beruhen, sind in vielen Situationen anwendbar. Lustige Zeichnungen lockern den gut gegliederten Text auf und un­ter­stre­ichen die oftmals launigen For­mulierun­gen des Buches. BooksInShort meint, dieses Buch sollte PflichtlektĂŒre fĂŒr jeden sein, der seine RedefĂ€higkeiten verbessern will.

Take-aways

  • Mit part­ner­schaftlicher Kom­mu­nika­tion fĂ€llt es Ihnen leicht, andere von Ihren Absichten zu ĂŒberzeugen.
  • Ich-Botschaften glĂ€tten die Wogen, Du-Aussagen dagegen schĂŒren Ag­gres­sio­nen.
  • Sprechen Sie laut und deutlich. Klingt Ihre Stimme schrill, lohnt sich ein Besuch beim LogopĂ€den.
  • Pausen dienen dazu, das Gesagte zu un­ter­stre­ichen und das Gehörte im KurzzeitgedĂ€chtnis abzus­pe­ich­ern.
  • Blick­kon­takt bringt Ihnen aufmerksame Zuhörer, und auch eine freundliche Miene wirkt sich positiv aus.
  • Bereiten Sie jede Rede prĂ€zise vor, gliedern Sie sie in Anrede, Einleitung, Hauptteil und Schluss und wĂ€hlen Sie Du- oder Sie- statt Man-For­mulierun­gen.
  • Benutzen Sie nur dann ein aus­for­muliertes Manuskript, wenn Sie das Thema Ihrer Rede nicht gut beherrschen. Sonst ist es besser, nach Stich­punk­ten zu sprechen.
  • Wenn Sie bei einer Rede stecken bleiben, geben Sie offen zu, dass Sie kurz im Manuskript nachschauen mĂŒssen, wie es weitergeht.
  • Machen Sie Ihr GegenĂŒber bei Ver­hand­lun­gen nicht platt: So ein Sieg schadet nur.
  • Nutzen Sie die Kraft part­ner­schaftlichen Sprechens als FĂŒhrungsin­stru­ment.
 

Zusammenfassung

Sprechen Sie part­ner­fre­undlich

Eigentlich ist es ganz einfach: Wenn Sie Ihre SĂ€tze so formulieren, dass sich Ihr GegenĂŒber respektiert fĂŒhlt, wird es Ihnen zuhören. Genau das ist der Sinn und Zweck jedes GesprĂ€chs, denn nur wenn der andere Ihnen zuhört, haben Sie eine Chance, dass er den Inhalt versteht und Ihnen zustimmt. Jede Rede, jede PrĂ€sentation und jeder Vortrag haben das Ziel, die Zuhörer zu bee­in­flussen, und das klappt wunderbar, wenn Sie part­ner­fre­undlich kom­mu­nizieren. Vo­raus­set­zung ist, dass Sie jedem GegenĂŒber das Recht auf eine eigene Meinung zugestehen. Sie brauchen diese Meinung noch nicht einmal zu akzeptieren, Sie mĂŒssen sie aber re­spek­tieren, das ist der Unterschied.

Ich-Botschaften statt Du-Aussagen

Wenn Sie Kritik Ă€ußern, ist es eine elegante Lösung, sie in Ich-Botschaften („Ich Ă€rgere mich ĂŒber dein Benehmen.“) zu verpacken, anstatt dem anderen mit Du-Aussagen („Du bist faul und frech.“) den Krieg zu erklĂ€ren. Ich-Botschaften offenbaren Ihre momentane GefĂŒhlslage, und die weckt das schlechte Gewissen Ihres GesprĂ€chspartners, weil er glaubt, an Ihrem emotionalen Tauchgang schuld zu sein. Auf einen verbalen Angriff wie z. B. „Ihre Firma ist ein Sauladen“ sollten Sie mit einer aus­gle­ichen­den Ich-Botschaft reagieren („Ich bin wirklich unglĂŒcklich, dass Sie das so sehen.“) und mit einem An­schlusssatz schnell auf die Sachebene zurĂŒckfinden („Ich wĂŒrde Ihnen gerne das Gegenteil beweisen.“). So können Sie das GesprĂ€ch konstruktiv weiterfĂŒhren. Das funk­tion­iert ebenfalls nach einem Machtwort Ihres Chefs.

„Je besser Ihr GesprĂ€chspartner Sie leiden mag, je mehr er Sie achtet, je positiver Sie als Mensch auf ihn wirken, desto leichter werden Sie es haben, ihn von Ihrer Meinung oder Absicht zu ĂŒberzeugen.“

Übrigens können Sie auch Fragen part­ner­fre­undlich stellen. Auf die Frage „Was haben Sie sich dabei gedacht?“ blockt Ihr GegenĂŒber ab, recht­fer­tigt sich und wetzt geistig schon das Messer. Wenn Sie ihn aber z. B. fragen, wie er in die Sache hineinger­aten ist, erfahren Sie die wahren GrĂŒnde und Sie lassen das Selb­st­wert­gefĂŒhl des anderen intakt.

Sprechen, damit andere zuhören

Wenn keiner zuhört, können Sie Ihren Vortrag genauso gut unter der Dusche halten. Oft haben Sie es ĂŒbrigens gar nicht mit taktlosen Ignoranten zu tun, die Ihre Worte nicht hören wollen. Es liegt vielleicht auch an Ihnen, an Ihrer Art zu sprechen, dass die Leute weghören oder ganz abschalten. Daran mĂŒssen Sie arbeiten.

„Anstatt durch negative Du-Botschaften anzugreifen, teilen Sie dem Partner Ihre eigenen Empfind­un­gen und Gedanken mit.“

Als Erstes hören Sie sich den Klang Ihrer Stimme an. Eine zu hohe oder schrille Stimme wirkt unangenehm auf die Zuhörer und ist ein Besuch beim LogopĂ€den wert. Es nervt auch kolossal, wenn jemand so sehr nuschelt, dass man stĂ€ndig nachfragen muss. Hier können Sie selbst an sich arbeiten; es gibt SprechlehrbĂŒcher mit guten Übungen, wie z. B. dem Sprechen von Wörtern und SĂ€tzen mit einem Korken zwischen den ZĂ€hnen.

„Richtig gestellte Fragen klagen nicht an, erzwingen keine Schuld­beken­nt­nisse, verlangen keine Recht­fer­ti­gung, stellen nicht bloß, blamieren nicht.“

Oder Sie ĂŒben Zun­gen­brecher wie „Fischers Fritze fischt frische Fische“. Wichtig ist dabei vor allem, dass Sie laut sprechen. Wer leise spricht, dem hört man nĂ€mlich nicht zu, weil es einfach zu anstrengend ist. Üben Sie das laute Sprechen zu Hause und machen Sie sich ruhig auf jeder Seite Ihres Re­de­manuskripts eine Notiz, die Sie daran erinnert, laut genug zu reden.

„Wenn diejenigen, von denen Sie etwas wollen, Ihnen nicht zuhören, ist Ihre ganze MĂŒhe umsonst. Dann können Sie ebenso gut den Mund halten.“

Schlummern Ihre Zuhörer weg, kann es auch an der Monotonie Ihres Vortrags liegen. Mal lauter, mal leiser, mal höher mal tiefer, das bringt Leben in Ihre Ansprache. Ganz wichtig sind außerdem Pausen – aber fĂŒllen Sie die bitte nicht mit „Àh“. Pausen geben dem zuletzt Gesagten besonderes Gewicht. Ihr GesprĂ€chspartner hat jetzt die Möglichkeit, das Gehörte zu verin­ner­lichen, und bei Ihnen vertreibt derweil ein tiefer, ruhiger Atemzug Stress und Lam­p­en­fieber. Außerdem braucht das Ul­tra­kurzzeitgedĂ€chtnis bis zu 20 Sekunden, um einen komplexen Sachverhalt zu prĂŒfen und ihn ins KurzzeitgedĂ€chtnis weit­erzuleiten. Wenn es ĂŒberfordert wird, löscht es einfach alles, und Ihr Zuhörer hat nichts verstanden.

Lassen Sie den Körper sprechen

Sympathie beruht nicht nur auf der Sprache, sondern auch auf der Gesamter­schei­n­ung eines Menschen. Ihre Augen sind ein wichtiger Übermittler Ihrer Botschaft. Wenn Sie sprechen, ohne Ihr GegenĂŒber anzusehen, verursacht das Desin­ter­esse oder sogar Aggression. Blick­kon­takt dagegen ist die Garantie, dass der andere Ihnen aufmerksam zuhört – jedenfalls solange Sie sich nicht an seinem Augapfel festsaugen. Das wĂ€re wiederum kon­trapro­duk­tiv, weil es verun­sichert. Im EinzelgesprĂ€ch oder bei wenigen Zuhörern können Sie den GesprĂ€chspartner direkt ansehen; vor großem Publikum lassen Sie den Blick schweifen, damit jeder sich ange­sprochen fĂŒhlt.

„Ein Grund fĂŒr Pausen beim Sprechen ist die bessere Sauer­stof­fver­sorgung – und damit die Verbesserung des Denkvermögens.“

Doch auch, wenn Sie all das befolgen, können Ihre Worte noch den Zweck verfehlen – dann liegt es vielleicht an Ihrem Gesicht­saus­druck. Eine angespannte, ernste Miene wirkt schnell un­fre­undlich und ĂŒbertrĂ€gt sich auf Ihr GegenĂŒber. Mit den Mundwinkeln rutscht auch die Stimmung nach unten. Ein fre­undlicher Gesicht­saus­druck dagegen hebt die Laune.

„Da, wo mit Blick­kon­takt gesprochen wird, wird mehr behalten.“

Entspannt sollten auch Ihre Körperhaltung und Ihre Gestik sein. Falsch wĂ€re es, sich eine ver­meintlich positive Körperhaltung oder besonders wirkungsvolle Gestik anzu­trainieren, denn dann sind Sie nicht mehr Sie selbst. Wie Sie sitzen oder stehen, Ihre Arme und HĂ€nde halten, ist einfach Ihre persönliche Sache. Achten Sie nur darauf, dass Sie nicht nervös hin und her trippeln und dass Sie Ihren Oberkörper gerade halten. Wenn Sie beim Sprechen gar keine Gesten machen, weil es Ihnen nicht liegt, ist das auf jeden Fall besser, als gekĂŒnstelt mit den Armen zu fuchteln. Das stört nur beim Zuhören.

PrÀzise Vor­bere­itung, klare Gliederung

Sie stellen sich sicher nicht vor einen Pulk von Menschen und reden, nur damit die Zeit vergeht. Sie möchten mit Ihrem Vortrag etwas erreichen: erstens, dass die Leute zuhören, und zweitens, dass sie das Gesagte verstehen und Ihnen zustimmen. An dem, was Sie sagen möchten oder mĂŒssen, können Sie vermutlich nicht viel Ă€ndern. Ob Sie Ihre Zuhörer erreichen, hĂ€ngt also weniger vom Inhalt der Rede als von der Art des Vortrags ab. Eine prĂ€zise Vor­bere­itung ist der erste Schritt auf dem Weg zu einem gebannt lauschenden Publikum.

„Locker und entspannt – also nicht verkrampft – sollte Ihre ganze Ă€ußere Erscheinung sein; denn nur so können Sie die innere – durch Lam­p­en­fieber her­vorgerufene – Verkramp­fung verringern und beseitigen.“

Ihre Rede braucht eine klare Gliederung: Anrede, Einleitung, Hauptteil und Schluss. Die „sehr geehrten Damen und Herren“ dĂŒrfen Sie vor Studenten und SchĂŒlern (aber nur dort) weglassen und direkt mit der Einleitung starten. Stellen Sie sich vor und finden Sie ruhig ein paar launige Worte ĂŒber das Thema, den Ort, die Zuhörer, ganz egal – wichtig ist nur, dass Sie eine positive AtmosphĂ€re schaffen. So haben Sie das Ziel Ihrer Rede, nĂ€mlich dass man Ihnen zuhört, schon erreicht.

„Wenn Sie es verstehen, durch Ihr fre­undliches LĂ€cheln und eine BegrĂŒĂŸung, die Ihre Zuhörer positiv einstimmt, die Zuhörbere­itschaft zu erhöhen, dann haben Sie schon viel gewonnen, denn das Tor zum ‚Zuhören‘ wird weit aufgemacht.“

Damit die Leute den Inhalt des Gesagten verstehen und bejahen, ziehen Sie alle Register des part­ner­fre­undlichen Sprechens. Tun Sie sich und Ihren Zuhörern einen Gefallen und gliedern Sie auch den Hauptteil Ihrer Rede, anstatt von einem Gedanken zum anderen zu hĂŒpfen. Sprechen Sie die Gliederung zu Beginn Ihres Vortrags an („Ich spreche heute ĂŒber folgende vier Punkte: Erstens ...“) und wiederholen Sie im Verlauf der Rede die einzelnen Punkte („Ich komme jetzt zu Punkt zwei.“).

„Ein aus­geschriebenes Manuskript ist nun mal eine ‚Schreibe‘ und keine Rede. Und eine ‚Schreibe‘ hört sich ganz einfach unangenehm an.“

Gewöhnen Sie sich an, auf Fachchi­ne­sisch zu verzichten, in einfach for­mulierten HauptsĂ€tzen zu sprechen und Ihr ganz normales Um­gangs­deutsch zu verwenden. Schrift­sprache in SchachtelsĂ€tzen mag niemand hören und langweilige Man-For­mulierun­gen auch nicht. Ein „Sie“ oder „Du“ ist viel ansprechen­der.

„Zuhören ist die Vo­raus­set­zung fĂŒr Ihren Ver­hand­lungser­folg, denn auch beim Verhandeln wird gesprochen.“

Ende gut, alles gut – das gilt auch fĂŒr Ihre Rede, die Sie hoffentlich so kurz wie möglich gehalten haben. Weil der Schluss oft am lĂ€ngsten in Erinnerung bleibt, können Sie hier noch mal so richtig punkten und Ihrem Vortrag die Krone aufsetzen – oder die ganze Rede vermasseln, wenn der Schluss ein Flop ist.

Damit Sie nicht ins Schwitzen kommen

Wenn Sie gut vorbereitet sind, kann Ihre Rede im Grunde nicht schiefgehen. Es ist Ihre Entschei­dung, ob Sie mit einem aus­for­mulierten Manuskript ans Pult treten oder sich nur Stichworte machen. Ein Manuskript ist aber eigentlich nur vertretbar, wenn Sie vom Thema nicht viel verstehen. Es ist zwar besser abzulesen als stÀndig hÀngen zu bleiben oder Unsinn zu reden, aber eben: Es hört sich abgelesen an.

„Das FĂŒhren mit Worten ist die wirkungsvoll­ste und damit wichtigste Art der FĂŒhrung.“

Stichworte dagegen helfen Ihnen bei einem vertrauten Thema, den Faden nicht zu verlieren, sie lassen Sie frei und um­gangssprach­lich formulieren und nebenbei auch noch denken. Wenn Sie bei einer Ve­r­anstal­tung nicht wissen, ob Sie spontan ein paar Worte sagen mĂŒssen, merken Sie sich fĂŒr Ste­greifre­den diese fĂŒnf Punkte: mein Standpunkt, BegrĂŒndung, Beispiele, Zusam­men­fas­sung, Aufruf. Diese Stand­punk­t­formel lĂ€sst Sie nicht im Stich, wenn Sie Ihre Gedanken fĂŒr eine Stel­lung­nahme schnell ordnen mĂŒssen.

„Im Gegensatz zu vielen anderen Methoden, sich durchzuset­zen, hinterlĂ€sst das part­ner­schaftliche Verhalten keine Wunden.“

Trotzdem kann es mal passieren, dass Ihnen am Rednerpult das Herz in die Hose rutscht. Sie spĂŒren, dass die anderen etwas von Ihnen erwarten, und schon sitzt Ihnen die Angst, sich lĂ€cherlich zu machen, im Nacken. In grauer Vorzeit hat uns diese Angst dazu befĂ€higt, dank der durch Stresshormone freige­set­zten Energie rechtzeitig zu fliehen oder aber den Gegner anzugreifen. Als Redner der Neuzeit können Sie sich natĂŒrlich nicht mehr entsprechend benehmen. BekĂ€mpfen Sie stattdessen das Lam­p­en­fieber rechtzeitig. Eine aus­re­ichende und richtige Vor­bere­itung ist die halbe Miete. Die andere HĂ€lfte: Verlassen Sie sich nicht auf technische GerĂ€te, denn die geben bevorzugt dann den Geist auf, wenn Sie sie aus­nahm­sweise mal brauchen.

Zu den Risiken einer Rede, die sich im Vorfeld schlecht einschĂ€tzen lassen, zĂ€hlen z. B. Zwis­chen­rufe, Unruhe im Publikum oder das Steck­en­bleiben im Redetext. Überlegen Sie bei Ihrer Vor­bere­itung, was Sie machen, wenn so etwas eintreten sollte. Zwis­chen­rufe etwa beantworten Sie, wenn ĂŒberhaupt, ganz knapp, unsachliche Bemerkungen ĂŒbergehen Sie galant. Kommt leises Gemurmel im Saal auf, ist es am geschick­testen, freundlich nachzufra­gen, was los ist. Wenn Sie mal den Faden verlieren, ist das auch kein Beinbruch. Fassen Sie den letzten Abschnitt zusammen oder sagen Sie Ihren Zuhörern mit einem ent­waffnen­den LĂ€cheln, dass Sie feststecken und kurz nachsehen mĂŒssen, wie es weitergeht.

Erfolgreich verhandeln

Manche Chefs agieren mit Vorliebe dik­ta­torisch. NatĂŒrlich könnten sie auch part­ner­fre­undlich mit ihren Mi­tar­beit­ern sprechen, aber der MĂ€chtigere kommt eben leicht in Versuchung, seine Position auszunutzen und grob zu diktieren. AussprĂŒche wie „Sie haben mal wieder versagt“ zielen aber auf die Person statt auf die Sache, und der Mitarbeiter sinnt folglich auf Rache statt Besserung zu geloben. Wenn Ihr Chef Sie so anpflaumt, verkneifen Sie sich aber lieber die feindselige oder beleidigte Gegenwehr und kontern Sie souverĂ€n mit einer Ich-Aussage: „Ich bin sehr beunruhigt, dass ... Ich wĂŒrde aber gerne ...“ Und als Chef haben Sie mit part­ner­schaftlichem Verhalten die besseren Karten, weil man Ihnen viel lieber zuhört.

Bei Ver­hand­lun­gen ist es meist vernĂŒnftig, ein Ringen um Sieg oder Niederlage zu vermeiden, weil das den SchwĂ€cheren in die Ecke drĂ€ngt und das GesprĂ€ch unsachlich oder aggressiv werden lĂ€sst. Schließlich lĂ€sst sich niemand gern sein Selb­st­wert­gefĂŒhl zerstören. Überlegen Sie vor Ver­hand­lun­gen stets, wer der StĂ€rkere ist und ob ein Sieg, der einen un­ter­lege­nen und rachsĂŒchtigen Gegner nach sich zieht, Ihnen evtl. spĂ€ter schadet. Vielleicht stehen Ihre GesprĂ€chsziele ja nicht un­wider­ru­flich fest. Überlegen Sie sich dann im Vorfeld mögliche Kompromisse und neue Ziele.

Als FĂŒhrungskraft sollten Sie versuchen, Ihren Mi­tar­beit­ern Spaß an der Arbeit zu vermitteln, damit sie her­aus­ra­gende Leistungen bringen. Menschen arbeiten dann gerne, wenn sie eine eigene Meinung haben dĂŒrfen, die vom Vorge­set­zten respektiert wird, wenn ihr Selb­st­wert­gefĂŒhl nicht mit FĂŒĂŸen getreten wird und wenn der Chef ihrem Erfolg nicht im Weg steht. Vergessen Sie nie, dass Sie als Mensch mit Menschen sprechen und Ihre part­ner­schaftlichen Worte ein kraftvolles, aber gewalt­freies FĂŒhrungsin­stru­ment sind.

Über den Autor

Prof. Dr. Harald Scheerer studierte Be­trieb­swirtschaft und besuchte eine Schaus­pielschule. Er arbeitete als Dolmetscher, Schaus­pieler, Regisseur, Rund­funkredak­teur und Mar­ket­ingleiter. An der Hochschule Pforzheim erhielt er einen Lehrauftrag fĂŒr Wer­bepsy­cholo­gie sowie einen Lehrstuhl fĂŒr Ab­satzwirtschaft. Der emeritierte Professor ve­r­anstal­tete Fir­mensem­inare, veröffentlichte BĂŒcher und DVDs und wurde als Moderator eines Fernsehquiz bekannt. Er ist auch Autor des Buches Mit Worten fĂŒhren.