Wirkungsvolle Produkt-PR

Buch Wirkungsvolle Produkt-PR

Einblicke in die Welt der Fachpresse

BusinessVillage,


Rezension

Es gibt weit mehr Möglichkeiten, ein Unternehmen ins Licht der Öffentlichkeit zu bringen, als die klassischen Werbeformen. Ein oft sträflich vernachlässigtes Instrument der PR-Arbeit sind Artikel in Fachzeitschriften. Sie bieten Un­ternehmern die Gelegenheit, ihre Kenntnisse zu präsentieren und dadurch ihre Firma und ihre Produkte bekannt zu machen. Allerdings besteht nur dann eine re­al­is­tis­che Chance auf Veröffentlichung, wenn der Artikel den Vorstel­lun­gen und Qualitätsnormen der Redakteure entspricht. Wie man diese Hürde nimmt, erklären Dietrich Homburg und Nora Crocoll in ihrem mit Praxistipps reich aus­ges­tat­teten Buch. Der Leser erfährt, wie er gute Pressetexte verfasst und sie erfolgreich in Fachzeitschriften unterbringt. Obwohl das Werk ein besseres Lektorat vertragen hätte und mit Eigen­wer­bung wenig zaghaft umgeht, empfiehlt BooksInShort es allen PR-Ve­r­ant­wortlichen in Unternehmen, die diesen eleganten Weg der Öffentlichkeit­sar­beit beschreiten wollen.

Take-aways

  • Artikel in Fachzeitschriften sind eine gute Möglichkeit, Öffentlichkeit­sar­beit für Ihr Unternehmen oder Ihre Produkte zu betreiben.
  • Damit ein Artikel in einer Zeitschrift erscheint, muss er zu ihrem Profil passen. Entscheiden Sie deshalb klar, wen Sie ansprechen möchten.
  • Planen Sie Ihre Pressear­beit langfristig. Fachzeitschriften haben Vor­laufzeiten von bis zu acht Wochen.
  • Es gibt ver­schiedene geeignete Textformen: von der Kurzmeldung über den ausführlichen Fachartikel bis hin zum Interview.
  • Sie müssen nicht auf außergewöhnliche Ereignisse warten: Für die Pressear­beit eignen sich alle Themen, die in Ihrer Branche von Interesse sind.
  • Mit Pressekon­feren­zen und -besuchen vertiefen Sie Ihre Kontakte zu Redaktionen.
  • Ergänzen Sie Ihre Texte immer durch aussagekräftige Bilder.
  • Machen Sie es den Redakteuren einfach: Verschicken Sie keine riesigen Dateien und sorgen Sie dafür, dass die Bilder den Texten eindeutig zugeordnet werden können.
  • Bitten Sie immer um Belegex­em­plare.
  • Wenn Sie den Nutzen der Pressear­beit messen wollen, rechnen Sie einmal aus, was eine Anzeige in der Größe Ihres Artikels kosten würde.
 

Zusammenfassung

Produkt-PR in Fachzeitschriften

Eine gute Möglichkeit, Ihr Unternehmen bzw. Ihre Produkte ins Gespräch zu bringen und so Werbung zu machen, ist ein Artikel in der Fachpresse. Als Öffentlichkeit­sar­beiter können Sie selbst bei der Redaktion einen Text einreichen. Damit ein Artikel auch gedruckt wird, sollten Sie ein paar Punkte beachten: Redakteure möchten ihren Lesern qualitativ hochwertige Texte bieten. Deshalb werden sie alles aus­sortieren, was allzu sehr nach Werbung klingt, und nur die Artikel auswählen, die wirklich Hin­ter­grund­in­for­ma­tio­nen liefern. Außerdem stehen Redakteure in der Regel unter Zeitdruck. Da kann es schon mal passieren, dass ein Artikel nur deshalb aussortiert wird, weil die Datei zu groß ist und sich nicht gut öffnen lässt. Wenn Sie also Artikel per Mail verschicken, achten Sie auf die Dateigröße. Binden Sie Fotos nicht direkt in den Text ein, sondern schicken Sie sie als separate Anhänge mit. Achten Sie auf eine eindeutige Benennung, damit die Bilder sich dem Text leicht zuordnen lassen. Verschicken Sie Dateien nicht als PDF, denn diese lassen sie sich nur schwer weit­er­bear­beiten.

Pressear­beit richtig planen

Gute Pressear­beit müssen Sie sorgfältig planen, am besten sechs bis zwölf Monate im Voraus. Gerade Fachzeitschriften haben eine sehr lange Vorlaufzeit. Ein Text, den Sie kurz vor dem Termin noch schnell an die Redaktion schicken, hat keine Chance auf Veröffentlichung, einfach weil er zu spät kommt. In der Regel sollte Ihr Artikel acht Wochen vor dem geplanten Er­schei­n­ung­ster­min in der Redaktion vorliegen, d. h. dass Sie ungefähr drei Monate vor der Publikation mit dem Schreiben und der Beschaffung von Bild­ma­te­r­ial beginnen müssen.

„Produkt-PR bedeutet, dass Firmen über die Fachpresse In­for­ma­tio­nen zu ihren Produkten verbreiten, die anderen Unternehmen hilfreich sind.“

Anlass für einen Pressetext kann beispiel­sweise ein Messeauftritt oder ein neues Produkt sein, aber auch ein Firmenjubiläum. Fragen Sie bei den Zeitschriften außerdem nach The­men­schw­er­punk­ten für die kommenden Monate. Achten Sie darauf, dass Ihr Unternehmen über das Jahr verteilt immer mal wieder in der Presse erscheint, so bleibt es im Gespräch. Verschicken Sie aber nicht zu viele Texte auf einmal, sonst machen diese sich gegenseitig Konkurrenz und werden nicht alle veröffentlicht.

Die richtige Zeitschrift wählen

Klären Sie in der Pla­nungsphase die Frage, an wen Sie Ihre Texte verschicken möchten. Wählen Sie aus der breiten Palette der un­ter­schiedlich­sten Fachzeitschriften sorgfältig aus, an welche Sie sich wenden. Je genauer Ihr Artikel zum Profil der Zeitschrift passt, umso größer ist die Chance auf Veröffentlichung. Deshalb muss der Pres­sev­erteiler sorgfältig zusam­mengestellt werden. Das ist keine Aufgabe für Prak­tikan­ten! Schicken Sie Ihren Text nicht einfach blind in die Redaktionen, sondern recher­chieren Sie die Mailadresse des ve­r­ant­wortlichen Redakteurs. Am besten legen Sie eine Liste oder eine Datenbank mit den Adressen an. Vermerken Sie darin auch, wann Sie mit wem Kontakt hatten und wo Ihre Texte tatsächlich abgedruckt wurden. So können Sie in Zukunft die Redaktionen gezielt ansprechen. Verfassen Sie Ihr Anschreiben so individuell wie möglich und achten Sie auf einen aussagekräftigen Betreff. Stellen Sie Ihre Texte nicht einfach in In­ter­net-Presse­por­tale; die werden von Fachjour­nal­is­ten kaum genutzt.

Ver­schiedene Textformen

Für eine knappe Nachricht, etwa zu Personalveränderungen im Unternehmen, eignet sich eine Kurzmeldung. Sie umfasst bis zu 1000 Anschläge. Für ausführliche In­for­ma­tio­nen, z. B. wenn Sie Neuen­twick­lun­gen erklären und darstellen wollen, ist ein Fachartikel mit 6000–10 000 Anschlägen zu bevorzugen. Vom Umfang her zwischen diesen beiden Formen liegt ein struk­turi­erter Kurzaufsatz: Er hat etwa 3000 Anschläge, bietet erste In­for­ma­tio­nen und lässt sich, wenn nötig, auf eine Kurzmeldung reduzieren. Redakteure kürzen Texte in der Regel an deren Ende. Achten Sie deshalb darauf, dass der letzte Abschnitt keine zentralen In­for­ma­tio­nen enthält. Eine andere Möglichkeit, ausführlich über das Unternehmen zu berichten, bietet das Interview. Dazu muss nicht unbedingt ein Journalist zu Ihnen kommen. Sie können auch leicht selbst ein Interview erstellen. Die Möglichkeit, sich in einem Leserbrief zu äußern, wird von den Unternehmen noch viel zu selten genutzt. Dabei haben gerade Leserbriefe eine gute Chance, gedruckt zu werden. Sie sollten sich immer auf einen in der Zeitschrift veröffentlichten Artikel beziehen.

Die ersten Schritte zur Pressemel­dung

Die Pressear­beit wird in Unternehmen oft vernachlässigt, weil die Ve­r­ant­wortlichen glauben, sie hätten keine in­ter­es­san­ten Themen. Doch Sie brauchen keine spektakulären Neuen­twick­lun­gen, um Pressemit­teilun­gen schreiben zu können. Im Prinzip eignet sich jede Information, die Ihrer Branche bzw. für Ihre Kunden von Nutzen sein könnte. Beschreiben Sie Anwendungen, die für Ihre Produkte typisch sind. Wenn sich Normen oder Gesetze ändern, geben Sie Tipps. Bieten Sie Hin­ter­grund­wis­sen an und weisen Sie sich damit als Experte aus. Wenn Sie Schwierigkeiten haben, einen komplexen Sachverhalt in einem Text zu erläutern, hilft ein Trick: Schreiben Sie zunächst unsortiert in Stichworten auf, welche In­for­ma­tio­nen Ihr Text enthalten soll. Erstellen Sie anschließend eine grobe Gliederung und ordnen Sie die Notizen den Gliederungspunk­ten zu. Wenn Stichworte übrig bleiben, müssen Sie Ihre Gliederung entsprechend erweitern. Beim Schreiben hangeln Sie sich dann einfach an dieser Gliederung entlang. So ist der Text rasch erstellt, und nichts Wichtiges gerät vergessen.

Wie schreiben?

Wenn Sie ein Thema gefunden haben, machen Sie sich klar, welches Ziel Sie mit Ihrem Text verfolgen und wen Sie damit erreichen möchten. Liefern Sie dem Redakteur ruhig Zusatz­in­for­ma­tio­nen, er ist möglicher­weise nicht ganz so versiert in dem Thema wie Sie und seine Leser. Arbeiten Sie beim Schreiben die klassischen W-Fragen ab: Worum geht es? Wer hat das neue Produkt entwickelt? Wo ist es erhältlich und ab wann? Warum ist es entwickelt worden? Und wie funk­tion­iert es? Vermeiden Sie allzu laute Lobeshymnen auf sich selbst, nennen Sie das Unternehmen und das Produkt nur selten beim Namen. Machen Sie sich nicht zu viele Gedanken zur Überschrift – sie wird in der Regel vom Redakteur sowieso neu formuliert. Liefern Sie ausführliche Kon­tak­t­daten mit, falls die Redaktion noch Fragen hat. Blähen Sie den Text nicht unnötig auf. Machen Sie also nicht aus einer Kurzmit­teilung einen langen Artikel. Verschicken Sie nicht im Voraus vor Begeis­terung sprühende Artikel über Ve­r­anstal­tun­gen, die noch gar nicht stattge­fun­den haben – das kommt in der Praxis durchaus vor, wird aber von Redakteuren gar nicht gern gesehen.

Veröffentlichun­gen für die Kunden

Auch Kun­den­zeitschriften oder Referenzblätter, in denen Sie einzelne Produkte näher vorstellen, sind Mittel der Öffentlichkeit­sar­beit. Eine Kun­den­zeitschrift wird vor allem dann gern gelesen, wenn sie sich nicht auf Werbung beschränkt, sondern auch Artikel mit hochw­er­ti­gen In­for­ma­tio­nen bietet. Die gleichen Berichte können Sie problemlos auch der Presse anbieten, denn diese sieht in Kun­den­zeitschriften üblicher­weise keine Konkurrenz. Wenn Ihr Unternehmen stark spezial­isiert ist, bietet es sich mitunter an, ein Fachbuch zum Thema zu veröffentlichen. Fachbücher werden in der Regel über einen langen Zeitraum immer wieder in die Hand genommen, und entsprechend oft wird man sich an Ihr Unternehmen erinnern. Wenn Sie auf einer Messe vertreten sind, geben Sie dort Pressemap­pen an die Jour­nal­is­ten weiter. Beschränken Sie sich aber auf wenige, relevante In­for­ma­tio­nen, denn Jour­nal­is­ten werden bei solchen Gele­gen­heiten mit Material überfrachtet und sortieren gerade dicke Pressemap­pen meist gleich aus.

Im direkten Kontakt

Neben dem Tagesgeschäft der Pressear­beit haben Sie weitere Möglichkeiten, Ihre Kontakte zur Presse zu vertiefen. Laden Sie z. B. bei einem wichtigen Anlass Jour­nal­is­ten zu einer Pressekon­ferenz ein. Noch intensiver wirken Press­esem­inare, die das Hin­ter­grund­wis­sen der Jour­nal­is­ten vertiefen. Sie werden meistens im Bereich Wis­senschaft und Forschung ve­r­anstal­tet. In der Touristik- und Au­to­mo­bil­branche sind auch Pressereisen sehr beliebt, bei denen die Jour­nal­is­ten an einen Urlaubsort eingeladen werden. Sie sind aber nicht unum­strit­ten, weil schnell der Verdacht von Bestechung aufkommt. Auch der Besuch Ihrer Firma ist eine Möglichkeit: Laden Sie einen bestimmten Redakteur ein und stellen Sie ihm das Unternehmen vor. Umgekehrt können Sie selbst einer Redaktion einen Besuch abstatten. Sprechen Sie in diesem Fall unbedingt vorher einen Termin ab. Inzwischen gibt es auch spezielle, meist branchen­be­zo­gene Kontaktbörsen, wo Unternehmen und Jour­nal­is­ten zusam­menkom­men.

Das Bild zum Text

Texte mit Bildern werden von den Redaktionen meist bevorzugt. Denken Sie deshalb immer daran, mit den Texten auch Fotos zu verschicken. Redakteure mögen Bilder, auf denen etwas los ist. Falls möglich, zeigen Sie Menschen bei der Anwendung Ihrer Produkte oder sonst eine Aktion, z. B. hochspritzen­des Wasser oder sprühende Funken. Achten Sie darauf, dass das Bild auch verkleinert noch wirkt. Tabellen und Diagramme bieten sich ebenfalls als Zusatz­ma­te­r­ial an, in ihnen lassen sich In­for­ma­tio­nen übersichtlich darstellen. Klären Sie unbedingt im Vorfeld die Bildrechte ab, damit Sie keine bösen Überraschun­gen erleben. Auch wenn es für Sie vieles vereinfacht: Widerstehen Sie der Versuchung, dasselbe Bild für ver­schiedene Texte zu verwenden. Bilder prägen sich wesentlich besser ein als Texte. Da ist die Gefahr groß, dass sich Redakteure oder Leser für den Text nicht mehr in­ter­essieren, weil sie das Bild wieder­erken­nen und deshalb glauben, sie hätten auch den Text schon gelesen.

Schritte zur Veröffentlichung

Auch wenn Jour­nal­is­ten mit Werbung eigentlich nichts zu tun haben wollen: Das Anzeigengeschäft ist längst die Hauptein­nah­me­quelle von Zeitungen und Zeitschriften. Da liegt es nahe, dass gute Werbekunden auch bei der Veröffentlichung von Artikeln eher berücksichtigt werden. Arbeiten Sie daher immer parallel mit Werbung und Pres­se­tex­ten. Gehen Sie nicht davon aus, dass Ihr Text nur gut sein muss, um veröffentlicht zu werden. Ein Redakteur hat jeden Tag zahllose Artikel auf dem Schreibtisch und muss in Sekun­den­schnelle entscheiden, welche er veröffentlichen will und welche nicht. Ein Text, bei dem schnell klar ist, worum es geht, ist eindeutig im Vorteil. Verlangen Sie auf keinen Fall, dass Ihr Text unverändert abgedruckt wird. Es ist der Redakteur, der den Artikel bearbeitet, über Länge und Überschrift entscheidet und die Gestaltung dem Layout seiner Zeitschrift anpasst. Darauf haben Sie keinen Einfluss. Sie haben auch kein Anrecht auf Veröffentlichung. Versuchen Sie also nicht, Redakteure unter Druck zu setzen oder sie gar zu bestechen.

Vom Nutzen der Pressear­beit

Sie haben es geschafft: Ihr Text wird in einer Fachzeitschrift abgedruckt. Und nun? Bitten Sie bei längeren Artikeln immer um ein Belegex­em­plar. Führen Sie eine Liste darüber, welche Artikel wann wo erschienen sind. Damit verschaffen Sie sich einen Überblick und können abschätzen, welche Redaktionen vermutlich weitere Texte von Ihnen annehmen werden. Bei kürzeren Texten werden grundsätzlich keine Belegex­em­plare verschickt. Rufen Sie in solchen Fällen nicht in der Redaktion an, um nachzufra­gen – Anrufe dieser Art rauben den Redakteuren wertvolle Arbeitszeit. Manche Zeitschriften verschicken überhaupt keine Belegex­em­plare. Ihr Überblick bleibt also notwendi­ger­weise immer unvollständig. Sollte Ihr Chef Ihnen die Frage stellen, was Pressear­beit überhaupt bringt, gibt es eine einfache Antwort: Wenn Sie in einer Fachzeitschrift einen Artikel un­ter­brin­gen konnten, rechnen Sie einmal aus, was eine Anzeige derselben Größe gekostet hätte. Das Ergebnis überzeugt Vorgesetzte meist sehr schnell. Wenn Sie mit Kollegen aus anderen Abteilungen gemeinsam an einem Artikel arbeiten müssen und auf wenig Gegenliebe stoßen, setzen Sie auf Kom­mu­nika­tion: Bedanken Sie sich bei ihnen für die Zusam­me­nar­beit, schicken Sie ihnen eine Kopie des veröffentlichten Artikels zu. Nennen Sie die Kollegen, die maßgeblich an einem Artikel beteiligt waren, als Koautoren; das motiviert.

Über die Autoren

Dietrich Homburg war nach einem Studium der Nachrich­t­en­tech­nik zunächst als Entwickler und Dozent tätig. Er arbeitete als Redakteur bei einer Fachzeitschrift, ehe er 1980 das Redaktionsbüro Stutensee gründete. Seine Tochter Nora Crocoll hat Technische Redaktion studiert und arbeitet seit 2005 im Redaktionsbüro Stutensee.