Ich hasse Teams!

Buch Ich hasse Teams!

Wie Sie die Woche mit Kollegen überleben

Eichborn,


Rezension

Man kommt heute gar nicht drum herum. Nicht als Angestell­ter, nicht als Freiberu­fler und nicht als Chef: Teamarbeit ist allgegenwärtig. In keiner Stel­lenanzeige fehlt der Ruf nach Teamfähigkeit, und Einzelkämpfer scheinen Relikte aus Urgroßvaters Zeiten zu sein. Hinter vorge­hal­tener Hand allerdings fletscht so mancher die Zähne, wenn er das Wort „Team“ nur hört. Die typischen Team­prob­leme können extrem nerven, doch mit diesem Buch ist man ihnen nicht schutzlos aus­geliefert. Die Autoren nehmen den Leser mit in ein fiktives Train­ingscamp für Teamgeschädigte, in dem jeden Tag ein anderes Teamproblem aufgear­beitet wird. Flott, wenn auch manchmal ein wenig flapsig geschrieben, werden dem Leser leicht umzuset­zende Team-Sur­vival-Tipps geboten. Auch die mitten aus dem Teamleben gegriffenen Beispiele überzeugen durchweg. Strategien gegen schale Meetings fehlen ebenso wenig wie solche gegen faule Kollegen oder selbst ernannte Supermänner. BooksInShort empfiehlt den Ratgeber allen, die sich das Leben in und mit dem un­ver­mei­d­baren Team ein wenig leichter machen möchten.

Take-aways

  • Wer Teams hasst, sollte das für sich behalten, sonst riskiert er seine Karriere.
  • Als Neuer sollten Sie gut beobachten und die Team­spiel­regeln ausfindig machen.
  • Als Moderator müssen Sie die Moderation der jeweiligen Gruppenpersönlichkeit des Teams anpassen.
  • Lassen Sie sich nicht jede Arbeit aufbürden, lernen Sie Nein zu sagen und erziehen Sie faule Teamkol­le­gen.
  • Schrauben Sie die Ansprüche an sich selbst ein wenig herunter, lachen Sie über Ihre Fehler und denken Sie an Ihre positiven Eigen­schaften.
  • Es reicht nicht, dass sich die Team­mit­glieder sympathisch sind, sie brauchen eine gemeinsame Vision.
  • Angenehme und unangenehme Arbeiten sollten im Team gerecht verteilt sein.
  • Bieten Sie selbst ernannten Supermännern die Stirn: Denn Sie haben auch Erfolge und die anderen machen auch Fehler.
  • Geben Sie im Team nur so viel Privates preis, dass die Neugierde befriedigt wird, Sie aber nicht angreifbar werden.
  • Gemeinsames Lachen hebt die Stimmung und bringt Spaß in die Teamarbeit.
 

Zusammenfassung

Teamarbeit nervt

Wenn Sie kein Freund von Teamarbeit sind, dann sprechen Sie das lieber nicht aus. Denn wer in unserer Zeit nicht teamfähig ist, kann seine Karriere gleich vergessen. Einzelkämpfer müssen sich bedeckt halten und bloß nie sagen, was sie in Wirk­lichkeit von Teams halten. Angestellte ertragen die Teamarbeit noch einigermaßen unbeschadet, für sie wurde auf einer Skala von eins bis zehn ein durch­schnit­tlicher Teamhas­ser-Wert von 5,8 errechnet. Flüchten diese sich dann in die Chefetage oder in die Selbstständigkeit, wo es ver­meintlich keine Teamarbeit gibt, prallen sie dort mit Auf­tragge­bern, Net­zw­erkkol­le­gen oder Mi­tar­beit­ern zusammen. Das resultiert darin, dass sie noch einen weit höheren Teamhas­ser-Wert entwickeln.

„Wenn die Anonymen Einzelkämpfer mit anderen zusam­me­nar­beiten, schlucken sie ihren Frust runter und heucheln ‚Social Skills‘.“

Irgendwie müssen die typischen Team­prob­leme aber zu lösen sein. Hierfür haben sich sieben Freiwillige, die „Anonymen Einzelkämpfer“ Stephan, Lena, Ewa und Udo (für die Angestell­tenfrak­tion) sowie Max, Uli und Bea (Inhaber einer Agentur), in ein einwöchiges Train­ingscamp begeben. Dort lernen sie, die Ar­beitswoche mit nervtötenden Teamkol­le­gen besser zu überstehen.

Montag: Schluss mit überflüssigen Meetings

Pro­jek­t­man­ager Stephan graust vor den schlecht struk­turi­erten Mon­tagsmeet­ings. Lieber würde er in Ruhe seiner Arbeit nachgehen, als die Selb­st­darstel­lung der anderen Teilnehmer zu ertragen. Als Meet­inggeschädigter sucht er eine Lösung gegen Ego-Denken, Nul­lergeb­nis und Cliquen­wirtschaft. Wenn es Ihnen auch so geht: Abschaffen können Sie Be­sprechun­gen kaum, nicht mal als Freiberu­fler oder Chef. Aber statt zu jammern, können Sie zumindest das Beste daraus machen.

„Stammtisch, Mannschaft, Haufen und Truppe kennze­ich­nen die Gruppenpersönlichkeiten. Solche Persönlichkeiten entstehen durch die Summe ihrer Mitglieder.“

Finden Sie zuerst heraus, ob Ihr Team ein netter Stammtisch, eine ziel­stre­bige Mannschaft, ein Haufen kreativer In­di­vid­u­al­is­ten oder eine straff or­gan­isierte Truppe ist. Die Gruppenpersönlichkeit, mit der Sie es zu tun haben, ist in jedem Fall eine andere. Der Stammtisch braucht ein wenig Distanz, die Mannschaft mehr Kreativität, der In­di­vid­u­al­is­ten­haufen Ordnung und Struktur und die Truppe Beziehungen un­tere­inan­der. Übernehmen Sie doch die Moderation und geben Sie wichtige Meet­ingregeln vor, z. B. Ziel und Agenda sowie klare Zeitvor­gaben für Vorträge und Redebeiträge.

Dienstag: Im Team muss jeder ran

Mar­ketingas­sis­tentin Lena fühlt sich von den faulen Kollegen im Team oft allein­ge­lassen. Sie arbeitet bis tief in die Nacht, erledigt auch die Aufgaben der anderen und hängt sich voll in jedes Projekt. Weil sie nicht gut Nein sagen kann, stapelt sich die Arbeit der Teamkol­le­gen auf ihrem Schreibtisch, und der Chef verschließt davor die Augen. Solche „lazy co-workers“ gibt es in vielen Teams, wahrschein­lich kennen Sie diese Spezies.

„Der Ar­beit­sein­satz der Team­mit­glieder verschmilzt im gemeinsamen Leis­tungstopf zu einer Suppe.“

Ver­schiedene Arten von Faulpelzen lassen sich un­ter­schei­den: Der eine wird nie pünktlich fertig, der andere liefert nur Mist ab, der nächste behandelt Sie wie seinen Un­tergebe­nen und wieder ein anderer ist mit mittelmäßiger Arbeit zufrieden. Jeden dieser „lazy co-workers“ müssen Sie anders in die Zange nehmen.

„Allein vom Organigramm oder den Vis­itenkarten lässt sich nicht auf die Macht­poten­ziale der Kollegen schließen. Das ist eine böse Falle für Neue.“

Der Ter­min­schlam­per z. B. bekommt auf die Minute exakte Fristen, und wenn er trotzdem nicht fertig wird, gehen Sie zum Boss. Der Mistliefer­ant ist entweder falsch gebrieft, hat keine Lust oder einen zu tiefen IQ. Vom Möchte­gernchef lassen Sie sich keinen Job andrehen und den Weniger-ist-mehr-Kol­le­gen stoßen Sie mit der Nase auf sein Mittelmaß. Zügeln Sie generell Ihr Helfer­syn­drom und legen Sie allzu dreisten Kollegen ruhig auch mal abends um 17 Uhr eine Muss-so­fort-sein-Ar­beit auf den Tisch. Vor allem aber lernen Sie, Nein zu sagen. Und auch Nein zu meinen. Schritt für Schritt.

„Tarnen Sie sich in der An­fangsphase durch unauffällige Kleidung und möglichst wenig Blingbling.“

Sie dürfen auch gerne ein bisschen weniger per­fek­tion­is­tisch sein. 80 % Ar­beit­saufwand reichen vollauf und weder ein Tippfehler noch schlampig abgelegte Akten kosten Sie Kopf und Kragen. Niemand ist perfekt. Lachen Sie über Ihre Fehler und zerbrechen Sie sich nicht den Kopf darüber, was ein anderer womöglich von Ihnen denkt. Außerdem hat jede negative Seite auch ein positives Pendant: Wenn Sie ein Kon­flik­tver­mei­der sind, sind Sie vermutlich auch ein Har­moni­es­tifter, und als Per­fek­tion­ist sind Sie auch qualitätsbewusst. Sie tun sich viel Gutes, wenn Sie sich das bewusst machen.

Mittwoch: Als Neuer im Team Fuß fassen

Uni­ab­sol­ventin Ewa wurde gleich aus ihrem ersten Job wieder rausgemobbt. Sie bekam nur Hil­f­sar­beiten und keiner nahm sie ernst. Damit ist sie nicht allein. Weil die Kollegen ihre Arbeit sabotieren, gehen Neulinge oft durch die Hölle – und schließlich in ein anderes Unternehmen. Jedes Team hat ungeschriebene Regeln, die ein Neuer nicht kennt. Beispiel­sweise können Sie gleich wieder einpacken, wenn Sie als Neuer im Audi vorfahren und diese Marke im Unternehmen der Führungsebene vorbehalten ist. Auch wenn Sie De­sign­er­fum­mel tragen, während alle anderen Nullachtfünfzehn-Klei­dung bevorzugen, werden Sie wahrschein­lich nicht glücklich werden.

„Auf welcher Position im Team Sie am besten spielen, hat allein mit Ihrer Persönlichkeit zu tun, nicht mit Fachwissen.“

Es ist also entschei­dend, die Team­spiel­regeln zu erkennen. Dazu gehört auch, dass Sie genau hinsehen, wer mit welchem Auto die vorderen, mittleren oder hinteren Parkplätze ansteuert. Sie können Ihren Chef nach diesen ungeschriebe­nen Gesetzen fragen, sollten aber in jedem Fall auch selbst die Augen offen halten. Über das Outfit künftiger Kollegen etwa können Sie sich bei Xing oder Facebook schlau­machen. Für andere Gepflo­gen­heiten müssen Sie einfach Gespür entwickeln. Wenn alle mittags essen gehen, gehen Sie mit. Und wo alle sich duzen, haben Sie es leichter, wenn Sie sich anpassen. Damit Sie von vornherein auf der richtigen Position landen, verbiegen Sie sich im Vorstel­lungs­ge­spräch nicht, sondern sagen Sie, wie Sie sind, damit man Sie richtig einschätzt.

Donnerstag: Gute Zusam­me­nar­beit braucht gemeinsame Ziele

Uli, Bea und Max leiten eine Des­ig­na­gen­tur. Was am Anfang prima funk­tion­ierte, wurde bald zur Zerreißprobe, weil jeder sein eigenes Ding machte, was zusätzlich die Mitarbeiter verun­sicherte. Für eine langfristig er­fol­gre­iche Zusam­me­nar­beit reicht es eben nicht aus, ein paar Gemein­samkeiten zu haben. Leicht tappen Sie in die Sym­pa­thiefalle und vergessen darüber, dass man sich über Ziele verständigen muss und auch über Kleinigkeiten, wie etwa die Marke der Kaf­feemas­chine, sprechen sollte. Die Alphatiere spielen sich gern in den Vordergrund, und bald herrschen Anarchie und Machtkämpfe, weil statt Visionen die Ego-Ziele Einzelner das Bild beherrschen.

„Ohne Visionen backen Menschen nur Brötchen für den Eigen­verzehr.“

Was zusammenhält, ist eine gemeinsame Vision: Ihr Team braucht einen Hafen, den es ansteuert, auch wenn die einzelnen Mitglieder vielleicht un­ter­schiedliche Wege wählen. Die Ego-Ziele der Mitstreiter geben Ihnen möglicher­weise einen guten Hinweis auf Gemein­samkeiten – oder auch darauf, dass es keine gibt. Um Reibereien zu vermeiden, sind ein paar Regeln notwendig, an die sich alle im Team halten müssen. Man sollte sich z. B. die jeweiligen Stärken des anderen akzeptieren und sich nicht vor Mi­tar­beit­ern streiten. Sehen Sie auch zu, dass die unan­genehmen Aufgaben nicht immer an der gleichen Person hängen bleiben; jedes Team­mit­glied sollte sowohl angenehme als auch ungeliebte Arbeiten übertragen bekommen. Worüber man sich nicht einigen kann, darüber darf auch gestritten werden. Aber nicht via E-Mail und nicht mit dem Messer zwischen den Zähnen, sondern persönlich, fair und auf Augenhöhe.

Freitag: Selbstüberschätzern Paroli bieten

Key-Ac­count-Man­ager Udo kriegt Nack­en­starre, wenn Kollegen sich für die Größten halten und glauben, alles zu wissen und zu können. Er selbst vergleicht sich aber ständig mit anderen und lässt sich ungern und schon gar nicht von Jüngeren etwas sagen. Selbstüberschätzung ist eines der größten Probleme, wenn es um den Erfolg eines Teams geht. Leider ist im Un­ternehmen­sall­tag durchaus die Ansicht verbreitet, die ver­meintlichen Supermänner seien die wahren Helden und Teamplayer nur deren Wasserträger. Zeigen Sie dem Supermann in Ihrem Team, dass dem ganz und gar nicht so ist, bieten Sie ihm die Stirn und klotzen Sie mit Ihren eigenen Erfolgen. Oder Sie machen den Egomanen platt, indem Sie mit Daten, Zahlen und Fakten seine Fehler offenlegen.

„Der kleine Bruder der Selbstüberschätzung heißt Egoismus. Er paart sich gern mit geheimen Macht­spie­len und ergibt dann miese Intrigen.“

Die Frage ist aber auch, ob der ver­meintlich Arrogante wirklich so arrogant ist oder ob Sie ihn nur dafür halten, weil er z. B. einen Uni­ab­schluss hat, um den Sie ihn beneiden. Im Umgang mit dem Supermann sollten Sie deshalb erst mal eine positive Haltung einnehmen. Versorgen Sie ihn mit In­for­ma­tio­nen und zeigen Sie an seinen Ideen Interesse. Außerdem besinnen Sie sich auf Ihre eigenen Qualitäten, schließlich wissen Sie doch, was Sie können. Was Sie evtl. nicht wissen, ist, was andere von Ihnen halten. Fragen Sie einfach im Kol­le­genkreis; die Antworten dürfen auch anonym kommen. Spannend wird es, wenn Sie den arroganten Schnösel nach seiner Einschätzung fragen – danach haben Sie vielleicht auch ein anderes Bild von ihm.

„Die richtige Dosierung zu finden ist schwer. Entweder die Kollegen wissen zu viel oder zu wenig.“

Hoffentlich geraten Sie nicht an eine notorische Labertasche. Solche Zeitgenossen merken nämlich nicht, dass sie nur deshalb keine Kritik erhalten, weil das Gegenüber schlicht nicht dazu kommt, den Mund aufzumachen. Der Vielredner fühlt sich dadurch immerfort bestätigt. Lassen Sie Ihre gute Erziehung beiseite und un­ter­brechen Sie den Typen: Schauen Sie weg, fassen Sie das Gespräch zusammen oder lenken Sie es knallhart in Ihre Richtung. Keine Angst, eine Labertasche ist kein Sen­si­belchen, sonst würde sie ja merken, dass sie dem Rest der Welt auf die Nerven geht.

Samstag: Wie viel Privates verträgt das Team?

Wer zusammen arbeitet, darf auch zusammen Spaß haben, das ist gut gegen Stress im Team. Wo man mit Kollegen aber privat zusam­menkommt, braucht es Fin­ger­spitzengefühl, denn mitunter ist es eine Grat­wan­derung, nicht zu viel und nicht zu wenig zu erzählen. Wenn Sie sich bedeckt halten, werden Sie als arrogant abgestem­pelt, wenn Sie aus dem Nähkästchen plaudern, gelten Sie als Klatschtante. Intimitäten sollten Sie in jedem Fall für sich behalten, andernfalls werden Sie schnell angreifbar. Wenn Sie dagegen niemanden an sich heranlassen, werden die Leute sich Geschichten ausdenken und über Ihr Privatleben zu fantasieren beginnen.

„Abends an der Theke werden Karrieren gemacht, aber auch zerstört.“

Kommt Amor ins Spiel, steigt die Spannung im Team. Schnell vermutet man etwa hinter der Beförderung der Sekretärin ein Techtelmech­tel mit dem Chef. Sind zwei tatsächlich liiert, kann das aber auch dazu führen, dass z. B. der Boss seine Freundin aus lauter Angst, sie im Team zu bevorzugen, ganz hinten anstellt und so u. U. ihr Talent vergeudet. Manchmal ist die Preisgabe von Privatem aber auch eine Chance, weil die anderen im Team sehen, dass unter der harten Schale doch ein richtiger Mensch steckt.

„Bei aller Teamarbeit sollte der Job am Ende des Tages dann doch auch noch Spaß machen.“

Den Idealfall, nur mit Freunden und guten Bekannten zusam­men­zuar­beiten, gibt es selten. Für alle anderen Teamkon­stel­la­tio­nen heißt es: Nicht alle Geheimnisse preisgeben. Ein Grund mehr, abends an der Theke dem Alkohol zu widerstehen; mehr als ein halbes Glas Wein sollten Sie sich nicht erlauben. Im Übrigen ist es gut, Privates und Berufliches zu trennen, das sollte auch der Lebenspart­ner akzeptieren, der im Team als normaler Kollege behandelt wird. Noch ein Tipp zum Schluss: Lachen Sie viel, über sich selbst und gemeinsam, denn nichts entspannt, befreit und hebt die Stimmung mehr als Lachen.

Über die Autoren

Svenja Hofert hat sich als Autorin auf Kar­ri­er­erat­ge­ber spezial­isiert. Ihr Praxisbuch Existenzgründung gilt als Stan­dard­w­erk. Seit zehn Jahren ist sie als Kar­ri­ere­ber­a­terin und Coach tätig. Thorsten Visbal ist diplomierter Sozialökonom und arbeitet als selbstständiger Coach, Berater und Or­gan­i­sa­tion­sen­twick­ler sowie als Out­place­ment­ber­ater.