Was ihr wollt

Buch Was ihr wollt

London, 1623
Diese Ausgabe: dtv,


Worum es geht

Amüsantes Ver­wech­slungsspiel

Shakespeare müssen Ver­wech­slungskomödien eine Menge Spaß gemacht haben: Sehr schnell nach Wie es euch gefällt rollte er das Thema des Verkleidens, Maskierens und Ver­wech­selns in Was ihr wollt noch einmal auf. Heraus kam ein wundervoll abgedrehtes Spiel mit gängigen Rol­len­klis­chees, das auch heute noch her­vor­ra­gend funk­tion­iert, wie die vielen modernen Adaptionen beweisen. Die Handlung ist so ver­schlun­gen, dass Leser und Publikum konzen­tri­ert sein müssen, um die Annahmen der Figuren über die junge Schiffbrüchige Viola zu durch­drin­gen. Denn Viola ist als junger Mann verkleidet und wird als solcher zum Vertrauten des Herrschers von Illyrien. In der Hosenrolle bezirzt sie im Auftrag ihres neuen Gönners so erfolgreich dessen Angebetete, dass diese sich Hals über Kopf in den galanten jungen Mann verliebt. Die Viola unter der maskulinen Larve ist aber in Wirk­lichkeit in ihren Auf­tragge­ber verschossen. Die zahlreichen Neben­fig­uren tragen ein Übriges zur Komik bei. Am Ende löst Shakespeare das Netz der Ver­wick­lun­gen und lässt eine Dop­pel­hochzeit feiern.

Take-aways

  • Was ihr wollt ist eine der leichtfüßigsten und be­liebtesten Verklei­dungs- und Ver­wech­slungskomödien Shake­speares.
  • Inhalt: Viola liebt Herzog Orsino, der die Gräfin Olivia liebt, die wiederum den jungen Cesario liebt. Cesario ist aber die als Mann verkleidete Viola, die im Königreich Illyrien gestrandet ist. Kompliziert wird die Sache, weil weder Orsino noch Olivia wissen, dass Cesario in Wirk­lichkeit eine Frau ist. Und noch kom­plizierter wird es, als schließlich Violas ver­schol­lener Zwill­ings­bruder auftaucht. Am Ende gibt es eine Dop­pel­hochzeit.
  • Shakespeare verfasste die Komödie kurz nach 1600 und brachte sie 1602 erstmals zur Aufführung.
  • Im Zentrum der verzwickten Handlung voller Ver­wech­slun­gen steht das ungestillte Begehren, worauf auch der Titel Was ihr wollt verweist.
  • Das Stück bezieht seine Komik vor allem aus der ständigen Täuschung von Erwartungen.
  • Shakespeare spielt mit der Identität der Geschlechter: Beherzt macht er sich über Rol­len­klis­chees und Stereotypen lustig.
  • Im elis­a­bethanis­chen Theater spielten Männer die Frauen­rollen, sodass für Violas Rolle ein Mann eine Frau spielte, die sich als Mann verkleidete.
  • Was ihr wollt ist reich an musikalis­chen Einlagen: Insgesamt sechs Lieder sind in die Handlung verwoben.
  • Die Komödie war und ist äußerst beliebt; sie wurde mehrmals adaptiert, zu Musicals erweitert, ins Fernsehen und auf die Ki­nolein­wand gebracht.
  • Zitat: „Wenn denn Musik für Liebe Nahrung ist, / Spielt auf (…)“
 

Zusammenfassung

Eine Schiffbrüchige in Illyrien

Im Land Illyrien schmachtet Herzog Orsino in unerfüllter Liebe zu Gräfin Olivia. Die Musikanten erfreuen ihn nicht und auch der Auf­forderung seiner Edelleute, auf die Jagd zu gehen, kommt er nicht nach. Da bringt sein Vertrauter Valentin Neuigkeiten von der Gräfin: Weil ihr Bruder gestorben ist, will sie für sieben Jahre ihr Gesicht verhüllen und in dieser Zeit keinen Mann bei sich empfangen, geschweige denn heiraten.

„Wenn denn Musik für Liebe Nahrung ist, / Spielt auf (...)“ (Orsino, S. 9)

Zur gleichen Zeit am Strand Illyriens: Die schiffbrüchige Viola bedankt sich bei dem Kapitän, der ihr das Leben gerettet hat, und beklagt den Tod ihres Bruders Sebastian. Der Kapitän jedoch erklärt, er habe gesehen, wie Sebastian sich an einen Mast gebunden habe. Es bestehe darum die Möglichkeit, dass er noch lebe. Der Kapitän berichtet Viola auch vom Herzog Orsino, von dessen verge­blichem Liebeswer­ben um Olivia und von der Trauer der Gräfin um ihren Bruder. Viola wünscht, in den Dienst der Gräfin zu treten. Der Kapitän sieht dazu allerdings keine Möglichkeit, da diese keine Fremden empfängt. Deshalb entscheidet sich Viola, dem Grafen zu dienen: Sie verkleidet sich als junger Mann, gibt sich den Namen Cesario und bittet den Kapitän, sie als dienstbaren Eunuchen bei Orsino vorzustellen.

Verwandte – und anderes Pack

Im Haus der Gräfin Olivia ist ihre Kammerfrau Maria damit beschäftigt, Olivias Onkel, den Junker Tobias von Rülp, für dessen schäbiges Benehmen zu schelten. Junker Tobias ist eine echte Frohnatur und schaut gerne mal zu tief ins Glas. Maria beklagt sich auch über einen gewissen Junker Christoph von Ble­ichen­wang, den Tobias angeschleppt hat, damit er Olivia den Hof mache. Tobias verteidigt Christoph und erklärt, er sei eine gute Partie. Maria will davon nichts wissen, denn sie hält ihn für einen Taugenichts und einen Narren. In diesem Moment erscheint der Junker Christoph. Schnell wird deutlich, dass er tatsächlich nicht der Hellste ist. Nachdem Maria gegangen ist, scherzen Tobias und Christoph wie zwei alte Freunde. Christoph ist jedoch mutlos: Er glaubt, dass Olivia ihn nicht mag. Deshalb plant er, am nächsten Tag abzureisen. Tobias versucht, seinen Freund davon abzuhalten.

„Verheimlich, was ich bin, und hilf mir, so / Mich zu verkleiden, dass mit etwas Glück / mein Plan gelingt.“ (Viola zum Kapitän, S. 15)

Im Haus Orsinos ist dessen Vertrauter Valentin voll des Lobes für Cesario: Nach nur drei Tagen sei er einer der Lieblinge des Grafen geworden und könne es noch weit bringen. Orsino tritt auf und beauftragt Cesario, zur Gräfin zu eilen und dieser seine Liebes­botschaft zu überbringen. Heimlich ist die als Cesario verkleidete Viola inzwischen selbst in den Grafen verliebt. Dennoch macht sie sich pflicht­be­wusst auf den Weg.

Verliebt in einen falschen Jüngling

In Olivias Haus ärgert sich Maria wieder mit einem Mitglied der Haus­ge­sellschaft herum: Diesmal ist es der Narr Feste. Als Olivia erscheint, tadelt auch sie ihn zunächst, ist dann aber durch seinen geistre­ichen Witz wieder versöhnt. Olivias Haushofmeis­ter Malvolio jedoch mokiert sich weiter über Feste, den er am Hof für entbehrlich hält. Maria erscheint mit der Nachricht, ein junger Mann stehe am Tor und wünsche, mit Olivia zu sprechen. Die Gräfin schickt Malvolio mit der Anweisung zu ihm, sie zu verleugnen, falls es ein Bote Orsinos sei. Doch der junge Mann lässt sich nicht abschütteln. So eloquent und schlagfer­tig liefert Viola bzw. Cesario Orsinos Nachricht ab, dass die Gräfin schon bald weniger Interesse am Grafen als vielmehr an dessen Boten hat. Als sie von diesem erfährt, dass er ein Edelmann sei und dass er im Fall des Falles lei­den­schaftlich für seine Liebe kämpfen würde, ist sie hin und weg. Sie schickt ihn zurück, wünscht sich aber, dass er ihr berichtet, wie Orsino die Abfuhr aufgenommen hat.

„Dianas Mund / Ist nicht so weich und rosenfeucht. Hell wie / Bei Mädchen klingt dein Stimmchen, glockenrein (...)“ (Orsino zu Viola/Cesario, S. 29)

Im Selbstgespräch gesteht sie, dass sie sich zu dem jungen Mann hingezogen fühlt – und schickt Malvolio hinter Cesario her, um diesem einen Ring zu bringen, den er angeblich vergessen hat. Malvolio holt Cesario ein und schmeißt ihm auf rüpelhafte Art den Ring vor die Füße. Als Malvolio ver­schwun­den ist, gibt Viola ihrer Ver­wun­derung Ausdruck. Sie hat keinen Ring bei der Gräfin vergessen, vermag dieses Unterpfand aber als Liebes­be­weis Olivias ihr gegenüber zu deuten. Am nächsten Tag sieht Orsino Cesario an der Nasenspitze an, dass er verliebt ist. Auf die Frage, wer es denn sei, antwortet die verkleidete Viola, die Angebetete sei gleich wie Orsino. Diesen verk­lausulierten Hinweis tut der Herzog schnell ab und schickt den ver­meintlichen Jüngling mit einem Schmuckstück erneut zur Gräfin.

„Oh, zwiespältige Seelenpein: / Wen ich auch werbe – ich möcht seine Frau gern sein.“ (Viola über Orsino, S. 29)

Sebastian, Violas Zwill­ings­bruder, hat den Sturm tatsächlich überlebt und will sich gerade von seinem Retter Antonio ve­r­ab­schieden, um sich zum Hof des Grafen Orsino zu begeben. Er trauert um seine Schwester, die er im Sturm verloren glaubt. Obwohl Antonio am Hof viele Feinde hat, beschließt er, seinen neuen Freund zu begleiten.

Das Netz ist gespannt, die Beute wird erwartet

In Olivias Haus haben Tobias und Christoph dem Wein zuge­sprochen und grölen lauthals durch die Nacht. Als der Narr Feste erscheint und ein Liedchen zum Besten gibt, loben sie ihn eifrig für seinen schönen Gesang. Maria betritt die Szene und mahnt die drei, ruhiger zu sein, weil sie sonst Gefahr liefen, vom Haushofmeis­ter vor die Tür gesetzt zu werden. Um dem einge­bilde­ten Malvolio eins auszuwis­chen, ersinnt Maria eine List: Weil ihre Handschrift derjenigen ihrer Herrin ähnelt, will sie Malvolio gefälschte Liebes­briefe ihrer Herrin unterjubeln.

„Ich tu ich weiß nicht was, denn mein Verstand / Wurd mir vom Auge, fürcht ich, übermannt.“ (Olivia, S. 51)

Im Hof von Olivias Haus versammeln sich Tobias und Christoph sowie der Bedienstete Fabian, um dabei zuzusehen, wie Malvolio in Marias Falle tappt. Die drei verstecken sich hinter einem Busch und beobachten, wie Malvolio den fingierten Brief findet und ihn aufmerksam studiert. Er glaubt tatsächlich, der Brief an den „ungenannten Geliebten“ sei an ihn gerichtet und stamme von der Gräfin. Da er sowieso schon in Liebe zu ihr entbrannt ist, will er die im Brief beschriebe­nen Handlungen, mit denen er zeigen soll, dass auch er die Briefeschreiberin liebt, gern ausführen: Er soll gelbe Strümpfe und kreuzweise verknotete Kniebänder tragen, stolz auftreten, Staat­sphiloso­phie verkünden, Junker Tobias fortan nicht mehr beachten, sich her­ablassend gegenüber dem einfachen Volk gebärden und fortwährend grinsen. Als Malvolio gegangen ist, klärt Maria die drei Männer darüber auf, dass sich der Hofmeister furchtbar vor der Gräfin blamieren werde, denn sie hasse die Farbe Gelb und die Knieband­mode – genauso wie sie in ihrer derzeitigen Verfassung niemanden ertragen könne, der ständig lächle.

Ein un­ver­hoffter Liebes­be­weis

Cesario trifft in Olivias Haus ein und wechselt einige geistreiche Worte mit dem Narren Feste, der den Besucher daraufhin bei der Hausherrin anmelden will. Nachdem Cesario auch die Bekan­ntschaft mit den wieder mal angetrunk­e­nen Junkern gemacht hat, erscheint die Gräfin. Unter vier Augen eröffnet sie Cesario, dass sie ihm den Ring nur deshalb nachgeschickt habe, damit sie ihn wiedersehe. Dieser Liebeserklärung muss Cesario alias Viola höflich, aber bestimmt, eine Absage erteilen. Die Gräfin akzeptiert schweren Herzens und entlässt den verklei­de­ten Besucher – nicht ohne ihm eine weitere Chance zur Rückkehr einzuräumen. Im Haus beschließt Junker Christoph erneut, seine Sachen zu packen. Er hat mitbekommen, dass Olivia nicht in ihn, sondern in Cesario verliebt ist. Junker Tobias gelingt es jedoch, seiner dukaten­strotzen­den Melkkuh einzureden, dass Olivia ihn nur eifersüchtig machen wolle – und empfiehlt ihm ein Duell mit Cesario. Nach Christophs Abgang erscheint Maria, die lachend erzählt, wie sich Malvolio gegenüber ihrer Herrin zum Narren macht: Er hat die Anweisungen im fingierten Brief exakt befolgt.

Ein Haushofmeis­ter macht sich zum Affen

Mit­tler­weile sind Sebastian und Antonio in der Stadt des Herzogs angekommen. Weil Antonio aufgrund einer einst gegen den Herzog gewonnenen Seeschlacht Rache fürchtet, trennt er sich von Sebastian, um für beide eine Unterkunft im Gasthaus „Elefant“ zu nehmen. Unterdessen soll sich Sebastian in der Stadt umsehen. Für den Fall, dass er etwas Nettes fände, gibt ihm Antonio seine Geldbörse mit. Die beiden Männer kommen überein, sich in einer Stunde im „Elefanten“ zu treffen.

„Was wird bloß draus? Mein Herzog liebt sie heiß, / Und ich, ich Monstrum, lieb genauso ihn, / Und sie, die sich schwer irrt, schwärmt scheint’s für mich.“ (Viola über Olivia, S. 59)

Olivia, die sich überlegt, wie sie die Liebe Cesarios doch noch gewinnen kann, schickt nach Malvolio – und muss erkennen, dass dieser offenbar übergeschnappt ist. Malvolio benimmt sich seltsam, trägt fürchterliche Kleidung und zitiert fortwährend aus dem fingierten Brief, den Olivia natürlich nicht kennt. Sie bittet Maria, Fabian und Junker Tobias, sich um den geistig Verwirrten zu kümmern.

„Denn Fraun sind Rosen; kaum die Blüten ganz / Erschlossen sind, verwelkt schon aller Glanz.“ (Orsino, S. 75)

Cesario kehrt auf Olivias Geheiß zurück, erhält von ihr ein Schmuckstück mit ihrem Bildnis als Zeichen ihrer Liebe – und wird von Junker Tobias mit der Du­ell­her­aus­forderung des Junkers Christoph kon­fron­tiert. Tobias eilt nun mehrmals als Bote zwischen den beiden Duellanten hin und her und beschreibt den jeweils anderen als besonders grimmig und furchtlos – obwohl nichts davon stimmt. Junker Christoph möchte das Duell nach einer Weile am liebsten wieder abblasen. Als sich die Kon­tra­hen­ten wider Willen schließlich gegenüberstehen, betritt Antonio die Szene, verwechselt die als Cesario verkleidete Viola mit ihrem Zwill­ings­bruder Sebastian und will sich an dessen Stelle ins Gefecht stürzen. Das wird gerade noch von her­beieilen­den Wachen vereitelt, die Antonio erkennen und ihn festnehmen. Um sich loszukaufen, verlangt er von Cesario seine Geldbörse zurück. Weil die verkleidete Viola davon natürlich nichts weiß, glaubt Antonio an Verrat und lässt sich betrübt abführen. Seine Erwähnung Sebastians weckt jedoch Violas Hoffnung, dass ihr Zwill­ings­bruder noch lebt. Sie eilt Antonio hinterher.

Nichts als Ver­wech­slun­gen

Sebastian wird zum Opfer einer ganzen Reihe von Ver­wech­slun­gen mit seiner tot geglaubten Schwester Viola: Zunächst trifft ihn der Narr Feste und ist verblüfft, dass Sebastian überhaupt nichts von seiner Herrin Olivia weiß. Anschließend wird er von Junker Christoph geschlagen, weil dieser das abge­broch­ene Duell wieder aufnehmen will – anders als Viola weiß sich Sebastian aber zu wehren. Schließlich kommt es auch noch fast zum Zweikampf mit Junker Tobias. Die auftretende Olivia kann das gerade noch verhindern und ist hocherfreut, dass der Mann, den sie für Cesario hält, ihr diesmal nicht ausweicht, sondern willig mit ihr geht. Sebastian geht sogar so weit, den Heirat­santrag der unbekannten Schönen anzunehmen.

„Kein Frauenkörper auf der Welt, der solch / Ein Pochen wilder Lei­den­schaft erträgt, / Wie mir im Herzen tobt (...)“ (Orsino, S. 79)

Unterdessen spielen Feste, Maria und Junker Tobias Malvolio übel mit: Sie haben ihn in einen dunklen Raum gesperrt und Feste will ihm in der Rolle eines ex­orzis­tis­chen Priesters weismachen, dass der Raum voller Fenster und Malvolio blind und verrückt sei. Da sie den Haushofmeis­ter nicht überzeugen können, lassen sie schließlich von ihm ab.

Der Knoten platzt

Herzog Orsino macht sich mit seinem Gefolge und Cesario im Schlepptau auf den Weg zu Olivias Haus. Unterwegs trifft er auf den gefangen genommenen Antonio. Dieser verwechselt Cesario erneut mit Sebastian und klagt, er habe ihn beim Schiffbruch gerettet und jetzt sei er von ihm schmählich hin­ter­gan­gen worden. Die hinzuk­om­mende Olivia wundert sich, dass Cesario die erst kürzlich gefeierte Vermählung vergessen zu haben scheint. Dieser Hinweis bringt Orsino zur Weißglut: Schließlich muss er glauben, dass Cesario ihn hin­ter­gan­gen und selbst mit der Gräfin angebändelt hat. Die als Cesario verkleidete Viola beteuert ihre Unschuld und sagt, sie wolle lieber mit Orsino fortgehen und ihre Strafe in Empfang nehmen, als bei der ver­meintlichen Ehefrau zu bleiben – was wiederum Olivia an der Treue ihres Ehemanns zweifeln lässt. Die Verwirrung wird nochmals gesteigert, als die beiden Junker erscheinen und Cesario, den sie wiederum für Sebastian halten, eines brutalen Kampfs bezichtigen.

„Komm wieder! Schau, vielleicht bewegst du dann / Mein sprödes Herz doch noch, dass es ihn lieben kann.“ (Olivia zu Viola/Cesario, S. 109)

Endlich erscheint auch Sebastian, der sich zunächst für die Verwundung der Junker entschuldigt und gleich darauf seinen Vertrauten Antonio erkennt. Allmählich wird den Geschwis­tern klar, dass der jeweils andere lebendig vor ihnen steht. Orsino erkennt verblüfft, dass Sebastian Olivia geheiratet hat, und erinnert sich daran, dass Cesario alias Viola ihm mehrmals ihre Liebe gestanden hat – obwohl sie als Knabe verkleidet war. Sie steht nach wie vor dazu und will sich alsbald in ihren Frauen­klei­dern zeigen. Diese lagern jedoch bei dem Kapitän, der auf Malvolios Geheiß wegen eines offenen Rechtsstre­its gefangen genommen wurde. Nun geht alles ganz schnell: Malvolio wird befreit, das Ränkespiel mit dem fingierten Brief aufgeklärt und es wird nach Violas Frauen­klei­dern geschickt. Sobald sie diese wiederhat, soll Hochzeit gefeiert werden.

Zum Text

Aufbau und Stil

Was Ihr wollt weist einen klassischen Aufbau in fünf Akten auf, wobei der letzte Akt aus nur einer Szene besteht. Der Ort der Handlung ist Illyrien, ein Land an der Ostküste der Adria, für das englische Publikum eine ferne Mit­telmeer­welt. Dort sind es vor allem das Refugium des Herzogs Orsino und das Haus der Gräfin Olivia, zwischen denen die Handlung hin und her pendelt. Viele der typischen Zutaten einer elis­a­bethanis­chen ro­man­tis­chen Komödie sind vorhanden: Ver­wech­slun­gen, das Motiv der getrennten Zwillinge und natürlich Verklei­dun­gen. Shake­speares Verse, die vielen eingestreuten Prosaab­schnitte und die vom Narren Feste vor­ge­tra­ge­nen Lieder – insgesamt sechs Stück – erlauben es dem Autor, virtuos mit un­ter­schiedlichen Gattungen zu spielen. Von der manierierten Wortwahl des Herzogs über den klaren und gle­ichzeitig majestätischen Ton Olivias, die geistre­ichen Wort­spiel­ereien des Hofnarren bis zur deftigen, mit Anzüglichkeiten gespickten Aus­druck­sweise der komödiantischen Neben­fig­uren reicht die stilis­tis­che Bandbreite. Neben der Haupthand­lung, der Ver­wech­slungskomödie, wird vor allem der dritte Akt von einer Neben­hand­lung getragen: dem Streich, den die beiden Junker und das Hausmädchen Maria dem gestrengen Malvolio spielen. Hier vermischt Shakespeare tragische und komische Elemente und zieht alle Register seines Wortwitzes und komödiantischen Talents.

In­ter­pre­ta­tion­sansätze

  • Der Titel Was ihr wollt (der im englischen Original dem Untertitel entspricht) kann auf zweierlei Weise gelesen werden: Zum einen deutet er darauf hin, dass alle Figuren in diesem Drama einem persönlichen Begehren folgen, das teilweise unerfüllt bleibt und damit die Handlung vorantreibt. Zum anderen kann der Titel auch auf die Er­wartung­shal­tung des Publikums gemünzt sein: Das Ver­steck­spiel, die endlose Kaskade von Ver­wech­slun­gen und das für romantische Komödien typische Thema der Liebe als Qual war ganz nach dem Geschmack von Shake­speares Publikum.
  • Shakespeare nimmt Fragen um die Geschlech­teri­den­tität genüsslich aufs Korn: Eine Frau verkleidet sich als Mann und hat einen Zwill­ings­bruder, der von den anderen Charakteren mit der Pro­tag­o­nistin bzw. ihrer Verkleidung verwechselt wird. Diese Maskerade wird zudem durch den Umstand auf die Spitze getrieben, dass zu Shake­speares Zeit nur Männer Theater spielen durften, sodass das Publikum im Fall von Viola einen Mann sah, der eine Frau spielte, die einen Mann spielte. Die Rolle bekam dadurch in der konkreten Ausführung auch eine zusätzliche ho­mo­ero­tis­che Komponente.
  • Wie fast immer bei Shakespeare haben die Figuren sprechende Namen, die den Grund­charak­ter der handelnden Personen offenbaren. So trägt Olivia den friedenss­tif­ten­den Ölzweig in ihrem Namen, Viola das zarte Veilchen. Besonders deutlich sind die sprechenden Namen bei den komischen Charakteren der Neben­hand­lung: Malvolio bedeutet „üble Begierde“, und die Namen der beiden Junker wurden von A. W. Schlegel kongenial zu Shakespeare ins Deutsche übertragen: Christoph von Ble­ichen­wang (Andrew Aguecheek) und Tobias von Rülp (Toby Belch).
  • Mithilfe einer Art Trompe-l’Œil-Technik (frz. „Täuschung des Auges“) wird permanent die Perspektive der Figuren aufeinander verzerrt: Sie sind füreinander nie das, was sie scheinen. Daraus entsteht ein großer Teil der Komik des Stücks.

His­torischer Hintergrund

Das Goldene Zeitalter der englischen Kunst

Als William Shakespeare Anfang des 17. Jahrhun­derts Was ihr wollt schrieb und aufführte, erlebte England die letzten Jahre der Herrschaft unter Königin Elisabeth I. Sie regierte das Königreich 45 Jahre lang, von 1558 bis 1603. Während dieser Zeit erlebte England einen beein­druck­enden politischen und wirtschaftlichen Aufschwung. Das Land löste Spanien als stärkste Seefahrerna­tion ab und wurde zur europäischen Großmacht. Zum nationalen Selb­st­be­wusst­sein trug auch der wachsende materielle Wohlstand des Bürgertums bei. Das London William Shake­speares war eine moderne, lebendige und in­tellek­tuell neugierige Stadt mit rund 200 000 Einwohnern. Die geistige und religiöse Toleranz wirkten für das Empire in vieler Hinsicht beflügelnd, ins­beson­dere im Bereich der Kunst und des Theaters.

Elisabeth I. war eine große Förderin von Kunst und Schauspiel. Für das Theater war Elisabeths England geradezu ein Goldenes Zeitalter. Der Rückgriff auf antike Vorbilder begann die mit­te­lal­ter­lichen Themen zu überlagern und immer stärker rückten Einzelschick­sale in den Fokus der The­at­er­autoren: Der selb­st­bes­timmt handelnde Mensch als The­ater­figur war ein deutliches Zeichen dafür, dass die Renaissance auf den Bühnen Einzug hielt. Londoner Theater wie das Globe, das Bell Inn oder das Blackfriars Theatre lockten als bedeutende öffentliche Theaterhäuser viele Tausend Menschen an. Die Wirkung des Theaters als „Event“ wurde auch von der neuen Festkultur unterstützt: Sieges­feiern, Thronjubiläen und Geburtstage wurden in großem Stil gefeiert. Die Literatur entwickelte sich zu einer Na­tion­al­lit­er­atur, die die Beson­der­heiten und die Überlegen­heit der englischen Kultur her­ausstrich. Musikalisch ging es ebenfalls voran: An den Höfen, beim Adel und in den Städten bildeten sich In­stru­men­tal- und Chorensem­bles, und auch die Hausmusik in den bürgerlichen Familien gedieh.

Entstehung

Wie bei fast allen von Shake­speares Theaterstücken geht die Handlung auf ver­schiedene Quellen zurück. Bei Was Ihr wollt war die Hauptquelle ein ital­ienis­ches Schauspiel mit dem Titel Gl’ingannati aus der Mitte des 16. Jahrhun­derts. Dieses Stück enthält bereits die Motive der ver­wech­sel­ten Zwillinge und eine Variante der späteren Dreiecks­geschichte um Viola, Olivia und Orsino. Daneben diente die Erzählung Apollonius and Silla von Barnabe Riche aus dem Jahr 1581 als weitere Vorlage. Außerdem griff Shakespeare auch auf eigene Stücke zurück, etwa seine Komödie der Irrungen. Für die Neben­hand­lung um Malvolio konnte bisher keine überzeugende Vorlage aufgetan werden; daher geht man davon aus, dass Shakespeare sie komplett selbst erdichtet hat. Er verfasste die Komödie vermutlich von 1600 bis 1601, direkt im Anschluss an Wie es euch gefällt und Viel Lärm um Nichts. Erstmals veröffentlicht wurde das Stück erst 1623 im so genannten First Folio, der ersten Gesam­taus­gabe von Shake­speares Werken.

Im Original trägt das Stück den Titel Twelfth Night, also „Zwölfte Nacht“. Diese Bezeichnung deutet auf die letzte der zwölf Raunächte zwischen dem 25. Dezember und dem Epipha­ni­astag am 6. Januar hin, der das Ende der tra­di­tionellen Wei­h­nacht­szeit markiert. In England steht er symbolisch für karnevaleske Scherze, die in dieser Zeit tra­di­tioneller­weise begangen werden. Auss­chwei­fun­gen, Maskenspiel, Klei­der­tausch von Mann und Frau, die Umkehrung der Herrschaftsverhältnisse von Herr und Knecht: All diese närrischen Aktivitäten bestimmen die Raunächte – und passen natürlich her­vor­ra­gend zum Inhalt der Komödie. Der Untertitel What you will wurde in der deutschen Ausgabe zum alleinigen Titel, weil es für die zwölfte Nacht keine Entsprechung im hiesigen Volks­brauch­tum gibt.

Wirkungs­geschichte

Die Uraufführung fand vermutlich am 2. Februar 1602 in der Middle Temple Hall der Temple Church in London statt. Der Anwalt John Manningham notierte den Besuch der Premiere in seinem Tagebuch. Beze­ich­nen­der­weise beein­druckte ihn vor allem die Malvo­lio-Neben­hand­lung – diese erwähnt er ausdrücklich. Nach einem relativ großen Bühnenerfolg im 17. Jahrhundert ebbte die Anzahl der Vorführungen zu Beginn des 18. Jahrhundert wieder ab. Zahme Adaptionen der Komödie, u. a. aus der Hand des englischen The­a­ter­di­rek­tors Sir William Davenant, waren zeitweise er­fol­gre­icher als das Original. Trotz dieser zwis­chen­zeitlichen Flaute erfreut sich die Komödie bis in die heutige Zeit einer außeror­dentlich großen Beliebtheit. Aufgrund der vielen Songs lag eine Adaption für das Musik­the­ater nahe. Der englische Dramatiker Frederic Reynolds machte zusammen mit dem Komponisten Henry Bishop aus dem Drama ein Musikstück, das 1820 uraufgeführt wurde. Im 20. Jahrhundert gab es mit  Your Own ThingMusic IsAll Shook Up und Play On! gleich vier musikalis­che Adaptionen. Es existieren mehrere Radio- und TV-Pro­duk­tio­nen. 1996 brachte der englische Film- und The­ater­regis­seur Trevor Nunn Was ihr wollt in die Kinos.

Über den Autor

William Shakespeare kann ohne Übertreibung als der berühmteste und wichtigste Dramatiker der Weltlit­er­atur bezeichnet werden. Er hat insgesamt 38 Theaterstücke und 154 Sonette verfasst. Shakespeare wird am 26. April 1564 in Strat­ford-upon-Avon getauft; sein genaues Geburts­da­tum ist nicht bekannt. Er ist der Sohn des Hand­schuh­mach­ers und Bürg­er­meis­ters John Shakespeare. Seine Mutter Mary Arden entstammt einer wohlhaben­den Familie aus dem römisch-katholis­chen Landadel. 1582 heiratet er die acht Jahre ältere Anne Hathaway, Tochter eines Guts­be­sitzers, mit der er drei Kinder zeugt: Susanna sowie die Zwillinge Hamnet und Judith. Um 1590 übersiedelt Shakespeare nach London, wo er sich innerhalb kurzer Zeit als Schaus­pieler und Bühnenautor einen Namen macht. Ab 1594 ist er Mitglied der The­atertruppe Lord Chamberlain’s Men, den späteren King’s Men, ab 1597 Teilhaber des Globe Theatre, dessen runde Form einem griechis­chen Am­phithe­ater nachemp­fun­den ist, sowie ab 1608 des Blackfriars Theatre. 1597 erwirbt er ein Anwesen in Stratford und zieht sich vermutlich ab 1613 vom The­ater­leben zurück. Er stirbt am 23. April 1616. Über Shake­speares Leben gibt es nur wenige Dokumente, weshalb sich seine Biografie lediglich bruchstückhaft nachze­ich­nen lässt. Immer wieder sind Vermutungen in die Welt gesetzt worden, wonach sein Werk oder Teile davon in Wahrheit aus anderer Feder stammen. Als Urheber wurden zum Beispiel der Philosoph und Staatsmann Francis Bacon, der Dramatiker Christopher Marlowe oder sogar Königin Elisabeth I. genannt. Einen schlagenden Beweis für solche Hypothesen vermochte allerdings niemand je zu erbringen. Heutige Forscher gehen mehrheitlich davon aus, dass Shakespeare der au­then­tis­che und einzige Urheber seines lit­er­arischen Werkes ist.