Global denken - lokal handeln - Weltklasse erreichen

Buch Global denken - lokal handeln - Weltklasse erreichen

Wegweisende Konzepte für Entscheidungsträger in Wirtschaft und Politik

Ueberreuter,
Auch erhältlich auf: Englisch


Rezension

Die klis­chee­be­haftete "Globalität" ist zum Hauptfaktor unserer Zeit geworden. Fast jeder Berater, Wirtschaftswis­senschaftler und Professor schreibt ein oder zwei Bücher über die Weltwirtschaft. Nur wenige dieser Autoren kommen je über die selbstverständlichen und oft genannten Themen "wundervolle Chancen" und "tödliche Gefahren" hinaus. In diesem Buch aber präsentiert die Autorin Rosabeth Moss Kanter eine innovative Analyse über Wirtschaft und soziale Trends der Glob­al­isierung. Obwohl das Buch sich nicht gänzlich der banalen "Sich ändern oder untergehen"-Er­mah­nun­gen dieses Genres entziehen kann, sind einige ihrer Schlussfol­gerun­gen wirklich originell: Unternehmen, die ihre Aufmerk­samkeit dem globalen Geschehen zuwenden müssen, verlieren allmählich das Interesse an tra­di­tionellen Standorten. Diese werden mit anderen Orten rund um den Globus um das Privileg, Industrien binden zu können, konkur­ri­eren müssen. BooksInShort.​com empfiehlt dieses Buch jeder Führungskraft und jedem Studenten, der einen emo­tion­slosen, auf Fakten gestützten Blick auf die Auswirkun­gen von Globalität auf Wirtschaft und Gesellschaft sucht.

Take-aways

  • Die wachsende Bedeutung des in­ter­na­tionalen Business hat zur Entstehung einer kos­mopoli­tis­chen "Weltklasse" geführt.
  • Der Wandel im in­ter­na­tionalen Business verändert das Verhältnis der Standorte zu den Unternehmen, die ihr ökonomisches Wohlergehen bestimmen.
  • Lokale Standorte dürfen sich keine prov­inzielle Haltung erlauben, um nicht Firmen von Weltformat davon abzuhalten, sich dort anzusiedeln.
  • Globalität hat Job­sicher­heit zu Gunsten von lokalen Interessen reduziert.
  • Standorte werden für führende Unternehmen, die sich nicht länger kulturell ihrer Region verbunden fühlen, noch attraktiver werden müssen.
  • Vernetzung nimmt an Bedeutung zu, da Unternehmen strate­gis­che Allianzen mit Partnern anderer Kulturen entwickeln.
  • Standorte werden lernen müssen, auf Weltk­lasseniveau Netzwerke zu betreiben, indem sie die regionalen Kernkom­pe­ten­zen hervorheben, um somit für neue Geschäfte, die ihre Wirtschaft ankurbeln, attraktiv zu werden.
  • Vier Kräfte dominieren den Aufstieg des Globalismus: Umgehung, Plu­ral­isierung, Simultanität und Mobilität.
  • Um auf Weltniveau bestehen zu können, müssen Führungskräfte lernen, sich auf die Mentalität einzelner Kunden einzustellen.
  • Unternehmen werden zunehmend Gebrauch von "strate­gis­cher Men­schen­fre­undlichkeit" machen, um Geschäftsvorteile zu entwickeln.
 

Zusammenfassung

Sind Sie "Weltklasse"?

Wenn Sie nicht als globaler "Dorftrottel" enden wollen, wird es Zeit, sich dem Wandel des in­ter­na­tionalen Business anzupassen. Das amerikanis­che Millennium ist vorüber und das Weltzeital­ter beginnt. Um in weltweiter Wirtschaft zu pros­perieren, muss jedes Business "Weltklasse" erlangen. Das bedeutet, höhere Ansprüche zu erfüllen, um erfolgreich auf Weltniveau konkur­ri­eren zu können. Es bedeutet auch eine neue soziale Klasse, die über Grenzen hinweg über Ressourcen verfügen und operieren kann. In der neuen Ära endet die amerikanis­che Annahme einer au­toma­tis­chen Vor­ma­cht­stel­lung. Er­fol­gre­iche Unternehmen werden sich auf drei magische Elemente verlassen: Kompetenz, Konzepte und Beziehungen.

Global werden

Die vier Kräfte zur Globalität: Mobilität, Simultanität, Umgehung und Plu­ral­isierung.

  1. Mobilität: Menschen, Kapital und Ideen werden zunehmend mobil. Sogar Arbeit ist durch das Auftauchen einer in­ter­na­tionalen Ar­beit­nehmer­schaft von mi­gri­eren­den Experten und Managern viel mobiler geworden. Der Wettkampf um die höchst qual­i­fizierten Ar­beit­nehmer findet nun in­ter­na­tional statt. Mit Beginn der globalen Medien bewegen sich Ideen sehr schnell von einer Region zur anderen. Das Internet hat den Standort weitgehend irrelevant gemacht.
  2. Simultanität: Die Verfügbarkeit von Gütern und Di­en­stleis­tun­gen auf ver­schiede­nen Märkten zur gleichen Zeit. Die Zeit zwischen Produkteinführung an einem Ort und seiner Verfügbarkeit allerorten ist rapide geschrumpft.
  3. Umgehung: Das Vorhan­den­sein von al­ter­na­tiven Verteilungskanälen hat zur Folge, dass Innovatoren tra­di­tionelle Kanäle umschiffen können. Sie wenden neue Tech­nolo­gien an, um fest­ge­fahrene Gewohn­heiten lieber zu umgehen als mit ihnen zu konkur­ri­eren. Die Umgehung impliziert ver­schiedene alternative Wege. Weitere Beispiele für Umgehung sind neue Post- und Aus­liefer­ungs­di­en­ste, eine zunehmende Zahl von TV-Kanälen sowie Telefonate per Internet.
  4. Plu­ral­isierung: Zeitgleich mit der Abnahme ein­flussre­icher zen­tral­is­tis­cher Strukturen wollen viele In­sti­tu­tio­nen Di­en­stleis­tun­gen bere­it­stellen, die vormals nur von wenigen beherrscht wurden. Einige dieser In­sti­tu­tio­nen, die den Einfluss der globalen Märkte noch weiter erhöhen, werden ihren Sitz ausserhalb der USA haben.

Die Logik des globalen Business

Die neue Logik des globalen Business besteht darin, einfach so zu denken wie der Verbraucher. Obwohl sich jedes Unternehmen gerne vorstellt, dass es mit der Denkweise und den Wünschen seines Kunden in Einklang steht, un­ter­schei­det sich die Logik des Produzenten von der des Kunden in mehreren grundsätzlichen Aspekten:

  • Kunden kaufen Di­en­stleis­tun­gen, während Hersteller Produkte schaffen. Der Unterschied ist subtil, aber wichtig. Er ist eine Spielart des Spruchs, dass der, der den Bagger verkauft, in Wirk­lichkeit die Löcher verkauft. Für den Kunden bedeutet der Wert eines Produktes einfach dessen Fähigkeit, eine Leistung zu erbringen. Eine kun­de­nori­en­tierte Welt ist in erster Linie durch die Di­en­stleis­tung bestimmt und weniger durch die vom Hersteller geschaf­fe­nen Produkte, die den Markt beleben sollen.
  • Produzenten versuchen Fehler zu vermeiden, die den Kunden stören. Die meisten Kunden gehen aber dadurch verloren, dass die Fehler für das Unternehmen nicht ersichtlich sind. Nur selten tun Kunden Ihnen den Gefallen, mitzuteilen, was falsch gelaufen ist. Der Entschei­dungszyk­lus für Innovation wird immer kleiner. Sie müssen schnell reagieren, um die Bedürfnisse des Kunden vorherzuse­hen.
  • Produzenten meinen, sie schaffen Produkte. Kunden meinen, ihre Bedürfnisse schaffen Produkte. Kunden wollen Mitsprache beim Design eines Produktes haben.
  • Produzenten or­gan­isieren, um die Zweckmässigkeit ihres internen Managements zu erreichen. Kunden sind der Meinung, dass ihr Nutzen an erster Stelle stehen sollte. Die Logik der Produzenten hält daran fest, dass Belange des Managements Priorität haben. Dennoch kann das, was für das Management eines Un­ternehmens am ansprechend­sten ist, von der Di­en­stleis­tung gegenüber dem Kunden ablenken. Die Uniformität bei der Produktion beispiel­sweise erleichtert das Leben für Manager, die Ar­beits­fluss und Pro­duk­tion­slevel zu regeln haben. Zum Leidwesen der Hersteller wollen aber nicht alle Kunden uniforme Produkte.

Beziehungen sind wichtig

In der neuen globalen Wirtschaft bestimmen Ihre Beziehungen, wie viel Geld Sie machen. Mit dem Überschre­iten nationaler Grenzen werden strate­gis­che Allianzen immer wichtiger. Sie ermöglichen Ihnen, Ihr Unternehmen in neue Gebiete eindringen zu lassen, während Sie Ihre Einsätze schützen, indem Sie Ihr Risiko mit anderen teilen. Die neue Ära globaler Konkurrenz bedeutet nicht Nation gegen Nation. Sie bedeutet: Wirtschaftsver­net­zun­gen multi-un­ternehmerischer Gruppen konkur­ri­eren mit anderen.

In­ter­na­tion­alität versus Regionalität

Um vom globalen Mark­t­geschehen zu profitieren, müssen sich lokale Standorte frei machen von prov­inziellem Denken. Viele Amerikaner fürchten den beginnenden Kon­trol­lver­lust über ihre Kultur und ihre Standorte. Sie glauben, dass ausländische Unternehmen nicht das Beste im Sinn haben. Andere Amerikaner wiederum sind nicht stolz darauf, wenn sie für ein solches Unternehmen arbeiten. Oft wird die Übernahme einer amerikanis­chen durch eine ausländische Firma als Indiz für ihr Versagen angesehen. "Ein­heimis­che" sind in erster Linie besorgt über die Schat­ten­seite der Glob­al­isierung. Sie befürchten, dass ihnen Ausländer die Arbeit wegnehmen. Standorte, die sich ernsthaft der neuen Glob­al­isierung anpassen wollen, müssen sich vom "Klassenkrieg" zwischen In­ter­na­tionalen und Ein­heimis­chen abwenden.

Trends im Ar­beit­sleben

Verschafft die neue globale Wirtschaft Ihnen mehr oder weniger Beschäfti­gungssicher­heit? Das hängt davon ab, wie gut Sie sich den geänderten Regeln anpassen. Kos­mopo­liten haben Jobqual­i­fika­tio­nen und Beziehungen, die breit gefächerte Möglichkeiten bieten. Die, die in ihrer Arbeit ortsabhängig sind - die Lokalen - sind weniger flexibel und dadurch an­greif­barer. Der Or­gan­i­sa­tion­swan­del ist zu einem laufenden Prozess geworden. Veränderung geht meist einher mit Jobverdrängung. Damit gemeint sind:

  • Outsourcing: Unternehmen holen sich Hilfe von aussen bei ar­beitsin­ten­siven Jobs, die früher im eigenen Haus besetzt wurden. Ar­beit­nehmer, die so arbeiten, müssen mit geringerem Einkommen und Vergütungen sowie zunehmender Beschäfti­gungsin­sta­bilität rechnen.
  • Zeitarbeit: Zeitar­beits­fir­men sind die mit am schnellsten wachsenden Unternehmen in den USA. Sie geben anderen Unternehmen erhöhte Flexibilität, indem sie die gewünschten Ressourcen anbieten.
  • Mehrarbeit: Das Tempo der Veränderung und das Streben nach konkurrenzfähiger Effizienz bedeutet mehr Arbeit. Um befördert zu werden, muss man evtl. doppelt so viel leisten.
  • Höhere Jobqual­i­fika­tion: Neue Qual­i­fika­tio­nen, meist technischer Art, werden zunehmend von Seiten der Arbeitgeber verlangt. Ar­beit­nehmer fungieren in in­ter­funk­tionalen Teams mit minimaler Aufsicht, um Reak­tion­szyklen zu beschle­u­ni­gen.
  • Un­sicher­heit: Der Ar­beit­nehmer muss sich darauf konzen­tri­eren, einstellbar zu sein. Die Sicherheit einer Langzeitbeschäftigung gehört der Ver­gan­gen­heit an. Ein sicherer Ar­beit­splatz hängt heute von Ihrer Fähigkeit ab, die An­forderun­gen eines zukünftigen Ar­beit­ge­bers erfüllen zu können. Die Nachfrage nach Qual­i­fika­tion bleibt.

Vor­ma­cht­stel­lung des Standortes

Aus Sicht des Standortes gefährdet die Glob­al­isierung die Beziehung von Ar­beit­nehmern zu ihren lokalen Standorten. Der Trend geht global dahin, grössere Ve­r­ant­wor­tung von Unternehmen zu erwarten. Es gibt mehrere andere globale Wirtschaft­strends, die Einfluss auf lokale Gebiete nehmen:

  • Auflösung von Fir­men­zen­tralen: Firmen werden durch Dezen­tral­isierung mobiler. Die Zeiten sind vorbei, in denen sich die Führung eines Un­ternehmens im oberen Stockwerk eines innerstädtischen Wolkenkratzers heimisch niederlässt. Im Gegensatz zu heute legten Unternehmen früher grossen Wert auf ihre Zentralen. Der Gen­eraldirek­tor mag heute durchaus mehr Zeit im Firmenjet zubringen als in seinem Büro.
  • Zunahme ausländischer Führung: Das Management amerikanis­cher Unternehmen war einst hausgemacht, das ist vorbei. Glob­al­isierung bedeutet, dass Ar­beit­nehmer sich Chefs mit weit gestreuten Bindungen und un­ter­schiedlichen kulturellen Erwartungen anpassen müssen. Es mag schwieriger werden, ausländisch geführte Unternehmen dazu zu bringen, das gleiche Engagement für lokale An­gele­gen­heiten der Ar­beit­nehmer aufrechtzuer­hal­ten.
  • Strate­gis­ches Engagement: Geben um des Gebens willen ist passé. Aggressive Unternehmen von heute suchen nach Möglichkeiten, zu Gunsten ihres strate­gis­chen Vorteils soziales Engagement zu zeigen und politische Verbindun­gen zu schaffen. Zum Beispiel sponsern Verlage und Zeitungen Lese­pro­gramme an Schulen.

Die goldenen Regeln der Vernetzung

Die Ver­schiebung hin zur globalen Wirtschaft verschafft Kos­mopo­liten einen Vorteil. Sie werden am offensten gegenüber der Etablierung von Netzwerken und des "kol­lab­o­ra­tiven Vorteils" sein; in einer globalen Wirtschaft ist die Schaffung von Allianzen sogar noch wichtiger. Fünf globale Net­zw­erk-Prinzip­ien stehen für weltweiten Erfolg:

  1. Öffnen Sie sich neuen Beziehungen, aber gehen Sie mit Bedacht vor. Der neue Geschäftspartner kommt aus einer anderen Welt als der Ihren.
  2. Bauen Sie auf Ihren Stärken auf. Ihre Stärken und Schwächen zu kennen, macht Sie zu einem selb­st­sicher­eren Anwärter, der weiss, wonach gesucht wird.
  3. Berücksichtigen Sie alle Verbindungsleute des zukünftigen Partners. Diese können seine Zulieferer, Verkäufer, Verteiler und Hauptgeschäftspartner sein.
  4. Halten Sie Anwälte in Schach. Geben Sie die Part­ner­schaft nicht in die Hände Dritter, die auf sensiblem Territorium un­willkommene rechtliche Prinzipien anwenden.
  5. Pflegen Sie eine starke Part­ner­schaft. Das beinhaltet auch, sich auf bestimmte gemeinsame Aktivitäten zu einigen, um Dinge in Gang zu setzen. Es bedeutet eine beidseitige Verpflich­tung, die mehr als nur verbale Unterstützung bedeutet, sowie die Definition der Beziehung, die beiden Parteien erlaubt, ihre eigenen Interessen zu verfolgen.

Örtliche Schönheitswet­tbe­werbe

Wo Unternehmen sich zu stärken suchen, indem sie sich in strate­gis­chen Allianzen ausserhalb nationaler Grenzen engagieren, müssen Standorte sich darauf vorbereiten, für neue Industrien attraktiv zu werden. Das beinhaltet meist, regionale Kernkom­pe­tenz aus weltwirtschaftlicher Perspektive zu definieren. Was bietet ihr Standort im Gegensatz zu anderen? Was sind die Schlüsselin­sti­tu­tio­nen, die für Unternehmen als Magnet wirken? Hier einige Vorge­hensweisen, die helfen, sich auf die globale Realität einzustellen:

  1. Stellen Sie die Kriterien fest, nach denen auf weltwirtschaftlichem Level nach neuen Lokalitäten selektiert wird. Vergleichen Sie sie mit den Charak­ter­is­tiken Ihres Gebietes.
  2. Vermarkten Sie auf in­ter­na­tionalem Level und nicht nur bei in­ter­na­tionalen Grössen.
  3. Analysieren Sie, mit welchen Ländern lokale Unternehmen schon am meisten in­ter­na­tional verkehren, und visieren Sie dort Unternehmen an.
  4. Richten Sie ein kritisches Auge auf Ihre "Ein­gangsportale" und überdenken Sie, wie sie auf einen poten­ziellen ausländischen Partner wirken, der Sie zwecks einer möglichen Umsiedlung besucht. Um neue Beziehungen und Wirtschaft­sal­lianzen zu schaffen, werden Sie lernen müssen, die Dinge aus der Welt­per­spek­tive zu betrachten.

Über die Autorin

Rosabeth Moss Kanter hat einen Stiftungslehrstuhl als Professorin für Business Ad­min­is­tra­tion an der Harvard Business School. Sie ist Ratgeberin für Unternehmen und Regierungen weltweit und hat sehr intensiv die Belange des in­ter­na­tionalen Business und seine Auswirkung auf lokale Standorte erforscht. Sie ist Autorin elf weiterer Bücher, u. a. Creating the Future, The Challenge of Or­ga­ni­za­tional Chance und When Giants Learn to Dance.