Das Anti-Crash-Buch

Buch Das Anti-Crash-Buch

Staatsbankrott und Inflation überstehen

FinanzBuch,


Rezension

Die Jour­nal­is­ten Janne Jörg Kipp und Rolf Morrien erklären in ihrem leicht verständlichen Fi­nanzrat­ge­ber die verfahrene Situation nach dem Platzen der Im­mo­bilien­blase in den USA. Sie warnen vor Staats­bankrot­ten ins­beson­dere in Europa; selbst Deutschland steht ihrer Meinung nach am Abgrund. Ein Zerfall der europäischen Gemein­schaftswährung ist laut den Autoren nicht auszuschließen, ebenso wenig eine Gelden­twer­tung als Folge der extremen Überschul­dung. Was also tun? Kipp und Morrien raten zu einem Mix aus Aktien, Edel­met­allen und Immobilien, und sie erklären dankenswert­er­weise auch, welche Fi­nanzpro­dukte Anleger warum meiden sollten. Man kann den Autoren den Vorwurf machen, die Zusammenhänge zu simpel zu schildern und komplexe Hintergründe auszublenden. Doch liegt gerade in seiner Einfachheit und Schlüssigkeit die Stärke des Buchs. Wer Ori­en­tierung und konkrete Empfehlun­gen sucht, für den ist das Werk genau richtig. BooksInShort empfiehlt es allen, die dem Chaos zu Leibe rücken und ihr Vermögen in Sicherheit bringen wollen.

Take-aways

  • Die Staatsver­schul­dung wächst dank Zins­eszin­sef­fekt unaufhalt­sam.
  • Trotz der großen Krise werden wir nicht den großen Crash, den Zusam­men­bruch unserer Gesellschaft, erleben.
  • Mit einer langfristi­gen gefährlichen De­fla­tion­sphase ist ebenfalls nicht zu rechnen.
  • Die USA kann der Abwärtsspirale womöglich entkommen.
  • Der Euro steht vor dem Aus. Europa wird neu geordnet werden.
  • Schichten Sie Ihr Vermögen in Sachwerte um. So können Sie seinen Wert erhalten.
  • Als Faustformel ist es ratsam, in Immobilien, Edelmetalle und Aktien zu investieren.
  • Wan­de­lan­lei­hen und selbst genutzte Immobilien sind ebenfalls gute Investments.
  • Lebensver­sicherun­gen sind das liebste Kind der Deutschen, aber keine gute Geldanlage.
  • Anti-Krisen-Ak­tien sind British American Tobacco, Coca-Cola, L’Oréal, McDonald’s, Nestlé und Procter & Gamble.
 

Zusammenfassung

Die Staatss­chulden explodieren

Die Staatss­chulden in Europa und den USA steigen rasant. Zurückzuführen ist die dramatische Entwicklung auf den Zins­eszin­sef­fekt: Allein die Zinslasten führen zu einer stetigen Neu­ver­schul­dung. Politische Beweggründe verschärfen das Problem. So schaffen Politiker gerne Sub­ven­tio­nen und Steuervergünstigungen, um ihre Klientel zu umgarnen. In Deutschland beträgt die Staatsver­schul­dung pro Einwohner laut dem Bund der Steuerzahler mit­tler­weile mehr als 24 000 €. In Wahrheit sind die Kred­it­las­ten noch weitaus höher, denn die Statistiken bilden nicht das tatsächliche Ausmaß der katas­trophalen Lage ab. Jede Kap­i­talge­sellschaft in Deutschland muss alle absehbaren Risiken und Schulden aus laufenden Vorgängen in Form von Rück­stel­lun­gen in der Bilanz abbilden. Diese Vorge­hensweise ist aus Vorsichtsgründen auch für den öffentlichen Haushalt empfehlenswert. Auf den Staat übertragen bedeutet dies: Pen­sion­sansprüche der Beamten, Ansprüche anderer Be­di­en­steter, Ansprüche der Sozialka­ssen wie Kranken-, Pflege- oder Renten­ver­sicherun­gen sind schon heute abzubilden. Andere absehbare künftige Belastungen wie In­vesti­tio­nen in die In­fra­struk­tur sollten ebenfalls aufgezeigt werden. Dies ist aber aktuell nicht der Fall.

„Vergessen Sie den Euro. Er war – freundlich formuliert – ein Irrtum der Welt­geschichte.“

Ein weiteres Problem sind die Sozialka­ssen: Diese leeren sich in einer atem­ber­auben­den Geschwindigkeit, was mit der Überalterung der Bevölkerung zusammenhängt. Die Zuschüsse zur Rentenkasse werden steigen. Die wachsende Kapitallücke muss der Staat entweder mit Steuern oder mit neuen Schulden finanzieren.

Angst vor Deflation und Massenarmut ist übertrieben

Ein Crash, sprich der Zusam­men­bruch unserer Gesellschaft, ist nicht zu befürchten. Aber freilich sind wir mit massiven Problemen kon­fron­tiert. Staat­spleiten in Europa sind durchaus zu erwarten. Es gibt auch Stimmen, die vor einer gefährlichen Deflation warnen. Diese De­fla­tions-Mah­ner ar­gu­men­tieren wie folgt: In einer Deflation sinken die Preise, und die Verbraucher schränken ihre Nachfrage stark ein, weil sie erwarten, dass die Preise noch weiter sinken und sie dann für das gleiche Geld mehr kaufen können. Für Unternehmen hätte dies zur Folge, dass sie ihre Produktion zurückfahren müssten, was wiederum die Ar­beit­slosigkeit erhöhen würde. Weil Arbeitslose kaum Geld für den Konsum übrig haben, könnte ein Teufel­skreis mit Massenarmut und Protesten entstehen.

„Es ist paradox: Deutschland hat einst für die Stabilitätsregeln gekämpft und gehört jetzt selbst zu den ,Sündern‘, die dagegen verstoßen. Ein Musterschüler sieht anders aus.“

Trotz dieses ein­leuch­t­en­den Szenarios ist nicht mit einer lang­wieri­gen De­fla­tion­sphase zu rechnen. Denn die Politik hat ein großes Interesse an einer Inflation. Die Gelden­twer­tung lässt sich länger verstecken, und mit Wohltaten und In­fra­struk­tur­pro­jek­ten können Politiker auf Stimmenfang gehen, mit Sparmaßnahmen dagegen nicht. Von Angstsparen in den USA und Deutschland kann keine Rede sein. Die Konsumenten sparen nur deshalb mehr, weil die Banken die Kred­itver­gabe reduziert haben. In Deutschland ist die Sparrate gestiegen, weil die Menschen am Aktienmarkt viel Geld verloren haben. Das Platzen der In­ter­net­blase im Jahr 2000, die Ter­ro­ran­schläge vom 11. September 2001, die Börsenkrise 2002 und die Finanzkrise 2008 haben das Vertrauen in die Aktienmärkte erschüttert. Trotz aller Sorgen ist die Kon­sum­freude nach wie vor groß. Es sind keine nen­nenswerten neuen Blasen entstanden, insofern sind die Warnungen vor einer drohenden Deflation übertrieben.

USA und Japan in der Krise

Nach dem Platzen der Im­mo­bilien­blase in den USA hat sich der Häusermarkt noch nicht erholt. Zurückzuführen ist das u. a. auf den schwachen Ar­beits­markt. In Krisen bauen amerikanis­che Arbeitgeber radikal ihren Per­son­albe­stand ab, in Auf­schwung­phasen stellen sie nor­maler­weise entsprechend aggressiv ein. Diesmal ist es aber anders: Obwohl sich die Konjunktur seit mehreren Quartalen erholt, verharrt die Ar­beit­slosen­quote auf einem hohen Niveau. Alarmierend ist auch die Zahl der Langzeitar­beit­slosen. Positiv ist, dass seit Ausbruch der Krise die private Ver­schul­dung von 130 auf 116 % des verfügbaren Einkommens gesunken ist. Doch selbst wenn die Quote auf 100 % hi­n­un­terge­hen sollte, ist das immer noch er­schreck­end hoch; immerhin bilden jedoch Im­mo­bilienkred­ite den größten Anteil, und die sind durch Vermögenwerte (Häuser) gedeckt. Alles in allem schreitet die Erholung in den USA langsamer voran, als viele gehofft haben. Dennoch besteht Hoffnung, dass die USA der Abwärtsspirale entkommen können.

„Sowohl Deutschland als auch die gesamte EU wie die USA sind deutlich höher verschuldet als offiziell ausgewiesen.“

Japan pumpte nach Erdbeben und Tsunami an einem einzigen Tag Hunderte Milliarden in die Wirtschaft. Damit setzt die Regierung das Gelddrucken fort. Japans Notenbank kauft auch Un­ternehmen­san­lei­hen auf, um die Geldmenge im Land zu erhöhen. Prob­lema­tisch daran ist: Mit den Anleihekäufen erhält Tokio schwache Firmen künstlich am Leben, die nicht überlebensfähig sind.

Der Euro vor dem Aus

Ein Bankrott der Europäischen Gemein­schaft ist wahrschein­lich. Zu einem Chaos wird es indes nicht kommen, vielmehr wird es eine Neu­formierung geben. Grund für das negative Szenario ist die Ver­schul­dung, die stärker zulegt als die Wirtschaft­sleis­tung. Der einzige Ausweg wären strikte Sparmaßnahmen. So wünschenswert sie sind, politisch lassen sie sich nicht durchsetzen. Es gibt in der Geschichte keinen Staat, der sich ausschließlich mit Sparen saniert hat. Was als Ausweg bleibt, ist die Erhöhung der Einnahmen durch mehr Steuern, Beiträge und Gebühren. Doch das kann den Staats­bankrott nur aufschieben, aber nicht verhindern. Der Euro ist zum Spielball der Spekulanten geworden. Maßgeblich für den Welthandel sind der chinesische Yuan und der Dollar. Beide kämpfen derzeit um die Vorherrschaft. Der Euro spielt als Reservewährung nur eine un­ter­ge­ord­nete Rolle. Auf eine Pleite Griechen­lands könnten Portugal, Spanien, Irland, Italien und Belgien folgen.

Tipps für Anleger

So reagieren Anleger auf die Krise:

  • Der eingeweihte Kreis, das so genannte „Smart Money“, hat sich längst auf die Krise vorbereitet. Diese Gruppe hat ihr Geld und Vermögen aus der Eurozone abgezogen und in sichere Häfen, z. B. die Schweiz, trans­feriert.
  • Das „Big Money“, also die su­per­re­ichen Familien, die ihr Vermögen in Hedgefonds, Fam­ily-Of­fices oder Pen­sions­fonds horten, schichtet zunehmend in Gold um. Gold wird aber als Fluchtburg nicht ausreichen, darum zählen auch Schwellenländer wie Brasilien zu den neuen Zielen für die Kap­i­talflucht.
  • Die dritte Gruppe, die breite Masse, flieht als letztes Glied der Kette aus dem Euro. Gold und Silber stehen in der Gunst dieser Anleger hoch. Die norwegische Krone, der aus­tralis­che Dollar und der Schweizer Franken sind außerdem als Alternative für den Euro gefragt. Weitere Anlageziele sind Aktienfonds aus Luxemburg sowie Mischfonds. Aus Geld­mark­t­fonds flüchten die Menschen bereits.
  • Zu den Verlierern werden vor allem die Nachzügler zählen: Menschen, die auf Kap­i­tallebensver­sicherun­gen gesetzt haben, dürften einen Großteil ihres Vermögens verlieren. Der Grund dafür ist der Schulden­berg und die damit verbundene Inflation.
„Es ist auf keinen Fall mit einer länger anhaltenden Deflation zu rechnen, die nachhaltig wirtschaftliche Strukturen schädigen kann.“

Schichten Sie Ihr Vermögen rechtzeitig in Sachwerte um. So können Sie zumindest seinen Wert erhalten. Di­ver­si­fizieren Sie in ver­schiedene An­lageklassen, um die Gefahr staatlichen Zugriffs auf Ihr Vermögen zu reduzieren.

So läuft die Krise ab

Dieses Szenario ist das wahrschein­lich­ste:

  1. Die Eurozone wird neu geordnet. Der Bankrott Deutsch­lands verzögert sich dadurch.
  2. Weil die Staaten weiter Geld drucken, wird die Teuerungsrate angeheizt.
  3. Die Preise für Immobilien, Edelmetalle oder Aktien ziehen mit der Inflation an.
  4. Der Staat sperrt Geldkonten; Vermögen wird konfisziert.
  5. Geldvermögen auf Bankkonten verlieren stark an Wert, kon­ser­v­a­tive Sparer sind demnach die großen Verlierer.
  6. Private Schulden gegenüber Banken hebt der Staat per Gesetz an. Staatss­chulden dagegen verlieren an Wert.
  7. Die Regierung zieht Sachvermögen z. T. zur Fi­nanzierung heran, etwa in Form von Im­mo­bilien­ab­gaben.
„Massen­proteste gegen eine Inflation wird es erst in Spätphasen geben, in denen sich die gemeine Bevölkerung nicht mehr vernünftig versorgen kann.“

Den perfekten Schutz für Ihr Vermögen gibt es nicht. Es ist aber ratsam, in Sachwerte wie Immobilien, Edelmetalle und Aktien zu investieren. Diese Anlagen sollten Sie streuen. Je produktiver Ihre Sachwerte, desto besser. Selbst genutzter Wohnraum ist sehr produktiv.

Welche Geldanlagen geeignet sind und welche nicht

Diese Anlagen sind unter der Maßgabe einer langfristi­gen Vermögenssicherung ungünstig:

  • Lebensver­sicherun­gen sind das liebste Kind der Deutschen. Es gibt zahlreiche Arten, von fonds­ge­bun­de­nen Lebensver­sicherun­gen über Renten- und Risiko- bis hin zu Kap­i­tallebensver­sicherun­gen. Weil der Wertverlust bei Kap­i­talver­sicherun­gen dramatisch ausfallen wird, sollten Sie keine neuen Policen abschließen. Bestehende Verträge sollten Sie aber wegen der hohen Stornokosten keineswegs kündigen, sondern beitrags­frei stellen.
  • Zertifikate sind riskant. Unter bestimmten Umständen darf der Emittent den Handel aussetzen. Spezielle Arten, vor allem Hebel­pro­dukte, können mit To­talver­lust enden.
  • Rentenfonds und Mischfonds mit einem geringen Ak­tien­an­teil sollten Sie verkaufen.
  • Schulden zu machen, mit dem Ziel, auf die Inflation zu warten, die sie dann auffrisst, ist nicht ratsam. Schulden sind ökonomisch grundsätzlich falsch.
  • Kunst als Anlage ist kompliziert. Wer langfristig investieren will, braucht einen Berater mit exzellenten Spezialken­nt­nis­sen.
  • Rein theoretisch ist Holz als Krisen­schutz gut geeignet, doch ist eine solche Investition in der Praxis nicht leicht umsetzbar.
  • Ver­mi­etung­sob­jekte werden durch staatliche Eingriffe re­gle­men­tiert, ins­beson­dere was Mietzins und Kündigung angeht. Weil nur 43 % der Haushalte in Deutschland Eigentümer sind, neigt der Staat dazu, die Rechte der Mieter zu stärken.
„Über Nacht werden Geldkonten gesperrt, er­re­ich­bares Vermögen kann teilweise konfisziert werden, der Staat legt eine Grun­dausstat­tung fest.“

Empfehlenswerte An­lage­for­men sind dagegen die folgenden:

  • Wan­de­lan­lei­hen versprechen einen jährlichen Zins; zusätzlich besteht eine Um­tauschop­tion in eine bestimmte Aktie. Am Laufzei­t­ende kann also der Besitzer die Anleihen zu einem vorab bestimmten Preis in neue Aktien eintauschen. So wird aus einem Geldvermögen ein Sachvermögen.
  • Gold und Silber können bei der Wert­sicherung helfen. Investieren Sie aber nicht mehr als 15–20 % Ihres Vermögens in Edelmetalle.
  • Eine selbst genutzte Immobilie eignet sich zur Zukun­ftssicherung. Mindestens 20–30 % des Vermögens sollten Sie in Immobilien anlegen. In Deutschland gibt es immer mehr Sin­gle-Haushalte, das löst in den kommenden Jahren einen Nach­frageschub nach Wohnungen aus, die Preise werden wahrschein­lich steigen.
  • Diese sechs Anti-Krisen-Ak­tien können als wichtige Bausteine für Ihr Depot dienen: British American Tobacco, Coca-Cola, L’Oréal, McDonald’s, Nestlé, Procter & Gamble.

Über die Autoren

Janne Jörg Kipp ist Chefredak­teur des Neuen Deutschen Gel­dan­lage­briefs. Der Ökonom hat sich auf Un­ternehmens­ber­atung und Kap­i­talschutz spezial­isiert. Rolf Morrien leitet seit 2002 als Chefredak­teur den Börsendienst Der De­pot-Op­ti­mierer.