Fairness und Vertrauen in der Finanzberatung

Buch Fairness und Vertrauen in der Finanzberatung

Spielregeln für ein partnerschaftliches Miteinander von Kunden und Beratern

Gabler,


Rezension

Wenn es ums Geld geht, hört der Spaß auf. Gerade seit der Finanzkrise schauen Anleger lieber dreimal hin, bevor sie ihr schwer verdientes Vermögen jemand anvertrauen. Glaubwürdigkeit und Seriosität stehen hoch im Kurs. Was Fi­nanzber­ater tun müssen, um diese Eigen­schaften zu vermitteln, erklären die Autoren dieses Buches. Fachliche Aspekte wie Rechtssicher­heit oder Port­fo­lio­di­ver­si­fizierung machen allerdings den kleineren Teil aus. Drei Viertel des Ratgebers behandeln Ver­hal­tensregeln, etwa bezüglich Small Talk, Tis­chmanieren oder Kleidung. Das ist zwar interessant, aber der richtige Umgang mit dem Austernbesteck oder die Abstimmung der Kleidung auf den eigenen Hauttyp haben mit der im Titel aufgeführten Fi­nanzber­atung nicht mehr viel zu tun. Das weckt den Verdacht, dass ein wenig ergiebiges Thema mithilfe von Exkursen auf Buchlänge aufgeblasen wurde. Hilfreich und leicht umzusetzen sind die Tipps aber dennoch. Deshalb empfiehlt BooksInShort das kurzweilig und locker geschriebene Buch Fi­nanzber­atern, die sich in Know-how, Stil und Etikette den letzten Schliff geben wollen.

Take-aways

  • Als Fi­nanzber­ater müssen Sie eine Motivation für Ihre Tätigkeit finden, die über dem reinen Geld­ver­di­enen steht.
  • Nur wenn Sie die Anlageziele des Kunden genau kennen, können Sie ihn zufrieden­stellen.
  • Noch besser als richtige Prognosen ist ein effizientes Risiko­man­age­ment, das das Portfolio des Kunden krisen­sicher macht.
  • Stellen Sie sicher, dass Sie die rechtlichen Aspekte kennen. Mit der Richtlinie über Märkte für Fi­nanzin­stru­mente (MiFID) hat die EU den Schutz der Anleger erhöht.
  • MiFID zufolge muss der Kunde über sämtliche Provisionen des Beraters informiert werden. Andernfalls kann der Berater für Verluste haftbar gemacht werden.
  • Ihr Erfolg wird zu 90 % durch Image, Auftreten und Bekan­ntheits­grad beeinflusst.
  • Vertrauenswürdigkeit basiert auf Kompetenz, innerer Zufrieden­heit und Integrität.
  • Gekonnter Small Talk öffnet häufig die Tür zu guten Geschäften. Er zeugt von sozialer Kompetenz.
  • Ob E-Mail oder klassischer Brief: Korrekte Rechtschrei­bung und positive For­mulierun­gen sind un­verzicht­bar.
  • Kom­mu­niziert wird auch mit der Kleidung. Achten Sie auf ein dezentes, gepflegtes Auftreten und wenig nackte Haut.
 

Zusammenfassung

Finden Sie Ihre Motivation

Der Beruf des Fi­nanzber­aters erfordert Vertrauenswürdigkeit und Seriosität. Diese Eigen­schaften sind ins­beson­dere dann gegeben, wenn Sie eine Motivation haben, die über dem des Geld­ver­di­enens steht. Gerade in persönlichen Krisen offenbaren sich schnell die Grenzen dieses rein materiellen Motivs. Letztlich verbirgt sich hinter dem Wunsch, viel Geld zu verdienen, etwas anderes: der Wunsch nach Anerkennung, Zuwendung oder innerem Frieden. Lassen Sie sich von diesen Motiven leiten. Nur wer mit sich selbst im Reinen ist, kann langfristig erfolgreich sein.

Sieben Regeln guter An­lage­ber­atung

Zwar existieren viele ver­schiedene Be­ratungsansätze, doch lassen sich sieben allgemeingültige Regeln aufstellen:

  1. Minimieren Sie die Kosten: Nicht nur die Rendite sollte im Vordergrund Ihrer Bemühungen um die beste Beratung Ihrer Kunden stehen, sondern auch die anfallenden Gebühren. Bei einem Sparer, der über 30 Jahre hinweg monatlich 100 € anlegt, können 0,5 % weniger Gebühren über die gesamte Zeit ca. 8500 € ausmachen. Empfehlen Sie darum kostengünstige Fonds – diese sind er­fahrungs­gemäß nicht schlechter als teure – und werben Sie damit, Gebühren und andere Kosten zu sparen.
  2. Finden Sie die Anlageziele Ihrer Kunden heraus: Nur wenn Sie diese kennen und verfolgen, stellen Sie den Kunden mit Ihrer Beratung zufrieden. Die wahren Ziele gehen oft über die Rendite hinaus. So wünscht sich ein Selbstständiger mit schwank­en­dem Einkommen in der Regel ein sicheres Polster für schlechte Zeiten und ist mit hochriskan­ten Produkten schlecht beraten.
  3. Halten Sie sich mit Prognosen zurück: Niemand kann in die Zukunft blicken, und eine falsche Prognose wird das Vertrauen in Sie und Ihre Fähigkeiten mindern.
  4. Machen Sie Vorschläge fürs Risiko­man­age­ment: Besser noch als mit Prognosen richtig zu liegen ist es, dem Kunden ein gesundes Risiko­man­age­men­tkonzept vorzustellen: Was ist zu tun, wenn seine Geldanlage in die Verlustzone rutscht?
  5. Di­ver­si­fizieren Sie das Kundenvermögen: Achten Sie auf eine breite Streuung der Anlagen.
  6. Stehen Sie zu Ihren Eigen­in­ter­essen: Klären Sie den Kunden darüber auf, welche Ziele Sie verfolgen. Die Bezeichnung „unabhängiger Berater“ trifft in den seltensten Fällen zu.
  7. Bilden Sie sich ständig weiter: Nur so können Sie Ihren Kunden permanent die besten Dienste erweisen.
„Viele Menschen arbeiten und arbeiten und häufen Geld an, ohne sich zu fragen, was sie letztlich antreibt.“

Zu einer ver­trauensvollen Kun­den­beziehung gehören ferner Ehrlichkeit, Respekt, ein gutes Beschw­erde­m­an­age­ment und regelmäßige In­for­ma­tio­nen über die Entwicklung der Geldanlagen.

Rechtssicher­heit

Fi­nanzber­ater tragen eine große Ve­r­ant­wor­tung für das Vermögen ihrer Kunden. Wer rechtswidrig handelt, setzt seine Existenz aufs Spiel. Informieren Sie sich darum umfassend über die rechtlichen Aspekte der An­lage­ber­atung und kon­sul­tieren Sie sicher­heit­shal­ber einen Fachanwalt. 2007 hat die Europäische Kommission den Schutz der Anleger mit einer Richtlinie über Märkte für Fi­nanzin­stru­mente (MiFID – Markets in Financial Instruments Directive) erhöht. Ihr zufolge handelt es sich dann um eine An­lage­ber­atung, wenn ein Fi­nanzber­ater seinem Kunden ein ganz konkretes Papier zum Kaufen, Verkaufen oder Halten empfiehlt. Dafür ist nach dem Kred­itwe­sen­ge­setz eine auf­sicht­srechtliche Erlaubnis er­forder­lich. Jeder Fi­nanzber­ater muss das Vorwissen seines Kunden erfragen und berücksichtigen, sogar dann, wenn der Kunde ausdrücklich auf eine Beratung verzichtet. Ordert dieser eine Aktie, obwohl er mit riskanten Wert­pa­pieren keine Erfahrung hat, muss der Fi­nanzber­ater ihn darauf hinweisen, dass Aktien nicht die richtige Anlageform für ihn sind. Bei einer Beratung muss der Fi­nanz­di­en­stleis­ter seinen Kunden nach dessen Erfahrungen und Kenntnissen mit Wert­pa­piergeschäften fragen, ebenso nach den Vermögensverhältnissen und An­lagezie­len.

„Gebühren sind alles andere als eine Lappalie. Und die Idee, dass sich ein teures Fonds­man­age­ment aufgrund einer besseren Performance lohnt, lässt sich empirisch kaum bestätigen.“

MiFID fordert zudem, dass der Kunde über sämtliche Provisionen aufgeklärt wird. Versäumt der Berater dies, kann der Kunde ihn später, wenn die Papiere in die Verlustzone rutschen sollten, haftbar machen und wenigstens die Provisionen für sich einklagen. Ferner sind Berater seit Inkraft­treten der MiFID verpflichtet, die Be­ratungs­ge­spräche zu pro­tokol­lieren. Das schriftliche Protokoll muss dem Kunden unmittelbar nach der Beratung und noch vor Geschäftsab­schluss vorgelegt werden.

Der erste Eindruck

Durch die Krise sen­si­bil­isiert, schauen Anleger besonders aufmerksam hin, bevor sie sich in die Hände eines An­lage­ber­aters begeben. Der erste Eindruck zählt mehr denn je. Laut einer Studie von IBM bee­in­flussen Leistungen den Erfolg eines Menschen gerade mal zu 10 %. Den Rest bestimmen Image, Auftreten und Bekan­ntheits­grad. Das richtige Image ist keinem An­lage­ber­ater angeboren. Aber Sie können daran arbeiten. Achten Sie darauf, dass es Ihrem Naturell entspricht, und dass Sie sich dafür nicht verbiegen müssen. Überlegen Sie, was Sie einzigartig macht. Welche positiven Eigen­schaften möchten Sie weit­er­en­twick­eln? Und sprechen diese Ihre Wun­schkun­den auch an? Wie möchten Sie wahrgenom­men werden? Achten Sie neben der Büroausstat­tung auch auf Kleidung, Figur und Gesund­heit­szu­s­tand.

Vertrauen schaffen

Das A und O einer guten Kun­den­beziehung im Fi­nanzsek­tor ist Vertrauen – schließlich geht es um Geld. Vertrauenswürdigkeit lässt sich nicht antrainieren. Sie kommt von innen heraus und nährt sich von Kompetenz, innerer Zufrieden­heit und Integrität. Stellen Sie sicher, dass Sie wissen, worüber Sie reden. Qual­i­fizieren Sie sich und werben Sie damit. Haben Sie einen MBA-Ab­schluss? Er gehört auf die Vis­itenkarte. Teilen Sie Ihr Wissen zudem in einem Newsletter oder in einem Blog mit. Sprechen Sie zu Ihren Kunden so, dass diese Sie verstehen. Bemühen Sie sich um Ruhe, wenn Sie in ein Kundengespräch gehen. Wenn Sie in letzter Minute gehetzt auftauchen, hin­ter­lassen Sie den Eindruck von Unzuverlässigkeit. Vertrauen genießt, wer glaubwürdig handelt: Ihren Worten müssen Taten folgen. Für einen An­lage­ber­ater muss es selbstverständlich sein, Zusagen einzuhalten. Sollte Ihnen das einmal nicht möglich sein, informieren Sie Ihren Kunden rechtzeitig darüber.

„Stil ist Aufgabe und Requisite für eine zielführende Repräsentation.“

Eine nachhaltige Beratung ist für die Ver­trauens­bil­dung unerlässlich. Nur langfristiger Vermögenszuwachs sorgt dafür, dass Ihre Kunden bei Ihnen bleiben. Dafür sollten Sie Ihre kurzfristi­gen Interessen, wie schnellen Gewinn, zurückstellen. Informieren Sie über alle Vor- und Nachteile einer Geldanlage. Dämpfen Sie un­re­al­is­tis­che Erwartungen. Versprechen Sie nur das, was Sie auch halten können. Nichts schmälert das Vertrauen so sehr wie enttäuschte Hoffnungen. Und ganz wichtig: Plaudern Sie keine In­for­ma­tio­nen über andere Kunden aus. Für Ihren Gesprächspartner wäre sonst klar, dass Sie auch mit seinen Daten nicht diskret umgehen.

Small Talk

Gekonnter Small Talk kann dem Fi­nanzber­ater so manche Tür zu guten Geschäften öffnen, sei es auf einem Empfang oder am Telefon mit einem poten­ziellen Kunden. Schließlich beweisen Sie mit gutem Small Talk Ihre Sozialkom­pe­tenz Sie sorgen dafür, dass sich der Gesprächspartner in Ihrer Gesellschaft wohlfühlen kann. Wenn Sie sich auf einem Empfang zu einer Gruppe gesellen, hören Sie zunächst zu, über welches Thema gesprochen wird, und reden Sie erst dann mit. Werden Sie einer fremden Person vorgestellt, lässt sich ein Gespräch über den Anlass oder das Umfeld des Empfangs beginnen. Oder Sie fragen Ihr Gegenüber nach seinem Beruf und Unternehmen. Am Telefon ist Small Talk nur dann zu empfehlen, wenn beide Gesprächspartner nicht unter Zeitdruck stehen. Fragen Sie darum als Einstieg immer, ob der Zeitpunkt günstig ist. Grundsätzlich sollte sich Small Talk um alltägliche und unverfängliche Themen drehen, z. B. Natur, Geburtsort, Reisen, Hobbys, Wein, Beruf oder Kunst und Kultur. Unbedingt vermeiden sollten Sie Themen wie Krankheiten, Tod, Geld, Religion, Un­ternehmensin­terna oder private Probleme.

Bürokom­mu­nika­tion

Trotz des Siegeszugs der E-Mail hat der tra­di­tionelle Brief noch lange nicht ausgedient. Wichtige Dokumente und In­for­ma­tio­nen werden nach wie vor mit der Post verschickt. Der Brief ist eine Art Aushängeschild, deshalb sollte er alle For­man­forderun­gen erfüllen. Dazu gehören: eine korrekte Anschrift, das Datum, die Be­tr­e­f­fzeile und Ihre Un­ter­schrift. Un­verzicht­bar ist zudem eine korrekte Rechtschrei­bung, da diese auf eine exakte Ar­beitsweise des Absenders schließen lässt. Lesen Sie darum jeden Brief Korrektur, bevor er Ihr Büro verlässt. Achten Sie auf freundliche und positive For­mulierun­gen, ins­beson­dere bei Mahnungen. Schreiben Sie nicht: „Sie haben Ihre Kreditlinie überschrit­ten“, sondern: „Es ist sicherlich Ihrer Aufmerk­samkeit entgangen, dass Sie die vereinbarte Kreditlinie überschrit­ten haben.“ Zwar sind die Regeln für E-Mails etwas weniger streng, dennoch sollten Sie auch hier vollständige und korrekte Sätze verwenden und auf Smileys oder Um­gangssprache verzichten. Viele Absprachen werden am Telefon getroffen. Bereiten Sie Ihre Telefonate sorgfältig vor: Was wollen Sie erreichen? Und worauf will Ihr Gesprächspartner vermutlich hinaus? Welche Fragen müssen Sie stellen? Machen Sie sich Notizen und fassen Sie das Gespräch am Ende in wenigen Punkten zusammen.

Knigge bei Tisch

Seriosität zeigt sich auch in tadellosem Benehmen bei Tisch. Da Fi­nanzber­ater und Banker häufig zu Geschäftsessen laden oder geladen werden, haben Sie oft Gelegenheit, Ihre guten Manieren bei Tisch unter Beweis zu stellen. Wenn Brot gereicht wird, schneiden Sie es nicht auf, um es mit Butter oder Quark zu bestreichen. Brechen Sie stattdessen stets nur mundgerechte Stücke ab und bestreichen Sie dann diese. Das Besteck wird immer von außen nach innen benutzt und grundsätzlich vor dem Trinken auf dem Teller abgelegt. Stielgläser halten Sie nur am Stiel. So bleibt das Glas frei von Fin­ger­spuren. Wassergläser werden nur am unteren Drittel angefasst. Un­ap­peti­tliche Fettspuren vermeiden Sie zudem, indem Sie Ihren Mund vor dem Trinken mit der Serviette abtupfen, die danach unter dem Tisch auf den Schoß gelegt wird. An Ihrem Hals hat sie nichts zu suchen. Raucher dürfen während des Aperitifs und nach dem Dessert ihrem Laster frönen. Wer jedoch zwis­chen­durch den Tisch verlässt, um vor der Tür zu rauchen, stört nicht nur die Gesel­ligkeit, sondern bringt danach auch den Rauchgeruch mit. Werden bei einem Stehempfang Häppchen gereicht, nehmen Sie immer nur eines und essen Sie es in Ruhe. Keineswegs sollten Sie versuchen, sich vom Häppchentablett endlich einmal ordentlich satt zu essen.

Aussehen

Auch mit der Kleidung kom­mu­nizieren Sie. Fi­nanzber­a­terin­nen liegen mit einem Kostüm oder Hosenanzug immer richtig, ihre männlichen Kollegen mit einem einfarbigen Anzug. Schmuck ist den Frauen zwar erlaubt, sollte aber dezent sein und zur Trägerin passen. Das Gleiche gilt für die Krawatte beim Herrn. Geschlossene Schuhe sind ein Muss, auch wenn es noch so heiß ist. Schrille oder aufreizende Kleidung hat im Geschäftsleben nichts zu suchen. Männer wie Frauen sollten wenig Haut zeigen. Die Haut an den Händen sollte nicht rissig und die Fingernägel sollten immer sauber und kurz geschnitten sein. Männer sollten darauf achten, immer einen korrekt aus­rasierten Nacken zu haben. Gepflegte Haare sind selbstverständlich für jeden seriös und kompetent auftre­tenden Berater.

Über die Autoren

Hannes Peterreins promovierte an der Lud­wig-Max­i­m­il­ians-Uni­ver­sität in München in den Fächern Mathematik und Philosophie. Seit 1998 leitet er die Dr. Peterreins Portfolio Consulting GmbH. Doris Märtin ist Expertin in den Bereichen Un­ternehmenssprache und Poten­zia­len­twick­lung. Sie arbeitet als Autorin und Beraterin. Maud Beetz ist Spezial­istin für moderne Um­gangs­for­men und Un­ternehmens­ber­a­terin.