Rework

Buch Rework

Business intelligent & einfach

Riemann,


Rezension

Die Autoren Jason Fried und David Heinemeier Hansson lieben die Philosophie der Schlichtheit und übertragen sie auf die Bereiche Arbeit und Un­ternehmer­tum. Sie zeigen auf, wie man mit einfachen Mitteln und durch Reduzierung auf das Wesentliche große Wirkungen erzielen kann. Diese Haltung wenden sie auf alle relevanten Un­ternehmens­bere­iche und -aspekte an, etwa Wachstum, Entwicklung, Kultur, Werbung, Kun­denkom­mu­nika­tion oder Per­son­al­we­sen. Dabei werfen sie auch die eine oder andere als sicher geltende Regel oder Selbstverständlichkeit über den Haufen. Allerdings gehen die Autoren oft von ihren eigenen Erfahrungen in der Soft­ware­branche aus. Die Frage ist, inwieweit diese sich auf andere Bereiche und Unternehmen übertragen lassen. Das Buch ist übersichtlich gestaltet und spiegelt die Philosophie der Autoren wider: Sie präsentieren ihre Grundsätze und Erläuterungen in vielen mundgerechten Häppchen – kein Un­terkapi­tel ist länger als drei Seiten. BooksInShort empfiehlt dieses flott geschriebene und kurzweilige Handbuch allen Un­ternehmern und jedem, der mit dem Gedanken spielt, ein Unternehmen zu gründen, zur Inspiration.

Take-aways

  • Dank der tech­nol­o­gis­chen Entwicklung kann jeder mit wenig Geld sein eigenes Unternehmen gründen.
  • Größe ist längst nicht mehr alles: Kleine Unternehmen können heutzutage genauso erfolgreich sein wie große.
  • Bieten Sie etwas an, was Sie selbst beflügelt und anderen nützt.
  • Laufen Sie nicht Moden hinterher, sondern setzen Sie auf Altbewährtes.
  • Sie arbeiten am pro­duk­tivsten, wenn Sie für ein störungsfreies Ar­beit­sum­feld sorgen.
  • Kümmern Sie sich nicht zu sehr um die Konkurrenz, sondern verfolgen Sie Ihre eigene Vision.
  • Ziehen Sie Kunden nicht mit teurer Werbung an, sondern durch Vermittlung nützlicher In­for­ma­tio­nen.
  • Stellen Sie erst dann Mitarbeiter ein, wenn es ohne sie gar nicht mehr geht.
  • Sorgen Sie dafür, dass alle Mitarbeiter, ins­beson­dere die Pro­duk­ten­twick­ler, mindestens sporadisch Kontakt zum Kunden haben.
  • Entwerfen Sie keine künstliche Un­ternehmen­skul­tur. Diese entwickelt sich von selbst, wenn Sie ihr die nötige Zeit zum Wachsen geben.
 

Zusammenfassung

Die Zeiten ändern sich

Die neuen Kom­mu­nika­tion­stech­nolo­gien haben die In­fra­struk­tur der Unternehmen umgekrem­pelt. Techniken, die früher beinahe uner­schwinglich waren, bekommen Sie heute für wenig Geld oder gar kostenlos. Und was früher eine ganze Abteilung in Anspruch genommen hat, können Sie dank technischer Unterstützung inzwischen alleine bewältigen. Heute brauchen Sie sich nicht mehr abzurackern, bis Sie umfallen, mitunter bewältigen Sie Ihre Arbeit in nur zehn Wochen­stun­den. Sie müssen auch nicht mehr unbedingt in die Firma – durch die digitale Vernetzung kann Ihr Büro immer dort sein, wo Sie gerade sind.

Hindernisse

Aller Freude über die Segnungen der Moderne zum Trotz: Neue Ideen haben es nach wie vor nicht immer leicht, sich durchzuset­zen. Lassen Sie sich vom so genannten Realismus – oder besser: Pessimismus – Ihrer Mitmenschen nicht herun­terziehen. Orientieren Sie sich am Erfolg statt am Misserfolg. Er­fol­gre­iche Unternehmen werden in der Regel immer er­fol­gre­icher. Unternehmen, die von vornherein in Schwierigkeiten stecken, haben es dagegen schwer, auf einen grünen Zweig zu kommen. Planen Sie nicht allzu weit in die Zukunft. Sie wiegen sich damit nur in einer Schein­sicher­heit. Die Realität besteht aus vielen un­berechen­baren Faktoren. Die meisten In­for­ma­tio­nen gewinnen Sie während eines Projekts und nicht in der Phase davor.

Los geht’s

Machen Sie etwas, was Sie beflügelt und anderen Menschen nützt. Im Bereich des Internets haben es Einzelper­so­nen geschafft, ganze Branchen zu rev­o­lu­tion­ieren und steinreich zu werden. Wenn Sie ein Produkt entwickeln, das Sie selbst brauchen, z. B. eine spezielle Software, Kosmetika oder leichtere Sportschuhe, können Sie auf Fokus­grup­pen und Mark­t­forschung­sun­ternehmen verzichten. Sie wissen selbst am besten, ob die von Ihnen entwickelte Lösung etwas taugt. Finden Sie zu einer Überzeugung, mit der Sie hinter Ihrem Produkt stehen und die sein ideelles Rückgrat bildet. Wann immer Sie eine Haltung nach außen kom­mu­nizieren, finden Sie Kritiker, aber auch Befürworter und Anhänger. Verzichten Sie, soweit es geht, auf Geldgeber: Sonst machen Sie sich abhängig und müssen sich für das, was Sie tun, recht­fer­ti­gen. Gerade im Di­en­stleis­tungssek­tor können Sie rasch damit loslegen, selbst Geld zu verdienen. Setzen Sie sich vor allem am Anfang enge Schranken hin­sichtlich der Anzahl Ihrer Mitarbeiter, eines eigenen Büros, der Lager­hal­tung, einer Wer­beagen­tur usw. Fragen Sie sich immer, was Sie tatsächlich brauchen und was Sie selbst erledigen oder auslagern können.

Fortschritt und Entwicklung

Konzen­tri­eren Sie sich auf das Wesentliche Ihres Geschäfts und verlieren Sie sich nicht in De­tail­fra­gen. Schieben Sie Entschei­dun­gen nicht auf die lange Bank, in der Hoffnung, dass die Zukunft Ihnen bessere Entschei­dung­shil­fen servieren wird. Sie wird es nicht tun. Jeder Entschluss ist ein Stein, auf den Sie bauen können. Entschei­dun­gen, die sich als ungünstig erweisen, können Sie revidieren. Rennen Sie nicht ir­gendwelchen Moden oder Trends hinterher, sondern verlassen Sie sich auf Bewährtes und Beständiges. Was Verbraucher schon vor 30 Jahren geschätzt haben, dürften sie auch in Zukunft anerkennen. Konzen­tri­eren Sie sich auf Ihr Kerngeschäft, aber übersehen Sie deshalb nicht die gewinnbrin­gen­den Neben­pro­dukte, die ohnehin anfallen. So produziert die Holzin­dus­trie zwangsläufig Sägemehl. Vielleicht produzieren Sie Erfahrungen, die Sie weitergeben können.

„Unsere Kritiker verstehen nicht, wie ein Unternehmen Wachstum, endlose Be­sprechun­gen, Budgets, Vorstände, Werbung, Verkauf­sper­sonal und ‚die reale Welt‘ ablehnen und dennoch gedeihen kann.“

Halten Sie an Ihren wichtigsten Ideen fest und lassen Sie sie reifen. Machen Sie sich in Bezug auf die Pro­duk­ten­twick­lung nicht zum Sklaven einer bestimmten Kun­den­gruppe, wenn Ihr Produkt dadurch für andere Kunden un­in­ter­es­sant wird. In Hinblick auf eine langfristige Kun­den­bindung ist es weniger wichtig, dass Ihr Produkt im Geschäft oder in der Werbung eine gute Figur macht, als dass es den Nutzer bei sich zu Hause vollkommen zufrieden­stellt.

Wachsen oder nicht wachsen?

Lassen Sie Ihr Unternehmen nicht wachsen, nur um Ihr Ego zu polieren. Ein kleines Unternehmen ist flexibel und leichter zu handhaben. Große Unternehmen dagegen sind meist träge und deren Chefs wünschen sich mitunter, sie wieder zu verkleinern. Aber dazu müssten sie Mitarbeiter auf die Straße setzen, was am Image kratzen würde. Denken Sie auch an die hohen Ausgaben, die in großen Unternehmen für Mieten, Ausstattung und Verwaltung anfallen. Viel zu arbeiten wertet vielleicht Ihr Ansehen auf, aber ob es die Qualität Ihrer Arbeit steigert, steht auf einem anderen Blatt. Verlieren Sie den Respekt vor dem überladenen Wort „Unternehmer“. Heute sind die Vo­raus­set­zun­gen günstig genug, dass jeder einfach etwas machen und damit Geld verdienen kann.

Produktivität

Erledigen Sie jeweils nur eine einzige Aufgabe und konzen­tri­eren Sie sich ganz auf sie. Verhindern Sie Störungen und Un­ter­brechun­gen. Selbst Telefonate, Gespräche mit Kollegen und das Checken von E-Mails beinträchtigen Ihre Konzen­tra­tion. Richten Sie ruhig einmal pro Tag eine störungsfreie Zeitspanne für alle Mitarbeiter ein oder erklären Sie einen Tag innerhalb der Ar­beitswoche zum störungsfreien Tag. E-Mails sind als Kom­mu­nika­tion­s­mit­tel sinnvoller als Gespräche und Telefonate, weil sie dem Adressaten die Wahl überlassen, wann er die In­for­ma­tio­nen abruft oder Fragen beantwortet. Be­sprechun­gen sind Zeit- und Produktivitätsfresser. Setzen Sie sie daher nur dann an, wenn sie unbedingt notwendig sind. Beschränken Sie sich auf die nötigsten Teilnehmer, damit Sie Ihre Belegschaft nicht zu sehr vom Tagesgeschäft abhalten. Halten Sie die Be­sprechun­gen kurz. Suchen Sie immer nach einfachen Problemlösungen, die bei geringstem Aufwand hohe Wirksamkeit erzielen.

„Wenn Sie richtig inspiriert sind, können Sie die Arbeit von zwei Wochen in 24 Stunden erledigen.“

Lang dauernde Projekte beeinträchtigen oft die Motivation. Wenn solche Langläufer un­ver­mei­d­bar sind, sorgen Sie wenigstens für möglichst zahlreiche und schnelle Er­fol­gser­leb­nisse. Haben Sie den Mut, Projekte, die ins Leere laufen bzw. mehr Zeit und Ressourcen ver­schlin­gen als geplant, zu begraben. Schlafen Sie ausreichend, denn dann können Sie zehnmal mehr leisten und kreativer sein, als wenn Sie sich die Nächte mit Arbeit um die Ohren schlagen.

Konkurrenz

Verfolgen Sie Ihre persönlichen Ideen und sammeln Sie Ihre eigenen Erfahrungen, damit Sie das, was Sie machen, von Grund auf verstehen. Fremde Ideen und Produkte zu imitieren ist nur während des Lernens und Studierens sinnvoll. Schützen Sie sich davor, dass man Ihre Erzeugnisse kopieren kann. Lassen Sie hierfür etwas Einzi­gar­tiges in Ihre Produkte oder Di­en­stleis­tun­gen einfließen, sei es ein besonders aufmerk­samer Kun­denser­vice oder eine spezielle Weltan­schau­ung. Auf einer Biofarm in Virginia etwa sind Kunden jederzeit eingeladen, sich überall umzusehen. Mit einer Antihaltung gegenüber der Konkurrenz oder der Branche können Sie Fans um sich scharen, denn Konflikte wecken meist Interesse, und Feindbilder fokussieren die Aufmerk­samkeit. Versuchen Sie aber nicht, wie im Kalten Krieg Ihre Konkur­renten in allen möglichen Details zu übertrumpfen. Mit dieser Taktik würden Sie in die Defensive geraden. Überzeugen Sie dagegen durch bewusst schlichte Produkte und überlassen Sie komplexe Funktionen und lange Ausstat­tungslis­ten Ihren Mit­be­wer­bern. Das spart obendrein noch Kosten. Schenken Sie der Konkurrenz insgesamt nicht zu viel Aufmerk­samkeit, folgen Sie lieber Ihrer eigenen Vision.

Werbung

Investieren Sie keine hohen Summen in die Kun­dengewin­nung. Lassen Sie die Kunden zu Ihnen kommen, bauen Sie ein Publikum auf. Vermitteln Sie z. B. nützliche Tipps in In­ter­net­blogs, Vorträgen, Artikeln oder Videos. Gewähren Sie In­ter­essen­ten auch Einblicke hinter die Kulissen Ihres Un­ternehmens, beispiel­sweise in die Herstellung. Damit fördern Sie Loyalität, Vertrauen und Nähe Ihrer möglichen Kunden und erhöhen damit deren Bindung an Sie. Geben Sie sich nicht perfekt. Die Menschen wollen andere Menschen mit ihren Fehlern und Macken sehen und keine lang­weili­gen Roboter in Anzügen.

„Kultur kann man nicht aus dem Nichts schaffen. Sie entsteht allmählich.“

Verfassen Sie statt Pressemit­teilun­gen, die mit Spam ver­gle­ich­bar sind, persönliche Briefe. Wenden Sie sich an Jour­nal­is­ten, die über mit Ihrem Produkt verwandte Themen schreiben. Tun Sie etwas Außergewöhnliches, worüber es sich zu berichten lohnt. Kon­tak­tieren Sie zunächst kleinere Medien – deren Zu­gangs­bar­ri­eren sind niedriger als die der großen Häuser. Handhaben Sie es wie die Dro­gen­dealer: Geben Sie den In­ter­essen­ten eine kleine Gratiskost­probe und machen Sie sie süchtig nach Ihrem Produkt. Bedenken Sie noch etwas Wichtiges: Marketing ist nicht auf eine Abteilung beschränkt. Alles, was Sie tun, jedes Telefonat und jede E-Mail, ist Marketing. Und haben Sie Geduld: Der Erfolg kommt meist nicht über Nacht. Gewöhnen Sie sich an ein langsames und maßvolles Wachstum.

Mitarbeiter einstellen

Wenn Sie Mitarbeiter einstellen wollen, probieren Sie deren Aufgabe zunächst selbst aus. Dann wissen Sie über die Tätigkeit und ihre eventuellen Schwierigkeiten aus erster Hand Bescheid. Stellen Sie erst dann Leute ein, wenn es nicht mehr anders geht, wenn Ihnen z. B. die Arbeit über den Kopf wächst und die Qualität darunter zu leiden beginnt. Die Atmosphäre in einer kleinen Belegschaft ist intimer und ehrlicher als in Großunternehmen. Bei Bewerbern verrät das mehr oder weniger persönliche Anschreiben mehr als die Auflistung aller möglichen Tätigkeiten und Zahle­nangaben im Lebenslauf. Stellen Sie Leute ein, die wirklich anpacken, und nicht solche, die lieber delegieren oder nur im Be­sprechungsraum aufblühen. Müssen Sie sich zwischen mehreren Bewerbern entscheiden, setzen Sie auf den, der am besten schreiben kann. Klares Schreiben deutet nämlich auf klares Denken hin. Gute Schreiber wissen, was wichtig und was nebensächlich ist. Verzichten Sie nicht deshalb auf gute Leute, weil sie weit entfernt wohnen. Die modernen Kom­mu­nika­tion­stech­nolo­gien machen vieles möglich. Verlassen Sie sich nicht allein auf Be­wer­bungs­ge­spräche, sondern stellen Sie einen infrage kommenden In­ter­essen­ten zur Probe bzw. für ein kleines Projekt ein.

Schadens­be­gren­zung

Vertuschen Sie Fehler nicht. Sonst öffnen Sie Gerüchten und Speku­la­tio­nen Tür und Tor. Kom­mu­nizieren und erläutern Sie Probleme offen und entschuldigen Sie sich, falls Sie für Schwierigkeiten ve­r­ant­wortlich sind. Reagieren Sie auf Kun­de­nan­fra­gen und -beschw­er­den rasch. Das allein kann die Kun­den­stim­mung ins Positive wenden. Gehen Sie auf den Kunden persönlich ein und verwenden Sie keine vorge­fer­tigten Floskeln. Entschuldigen Sie sich in persönlicher Form, gestehen Sie Fehler ein, übernehmen Sie die Ve­r­ant­wor­tung und tragen Sie die Kon­se­quen­zen. Sorgen Sie dafür, dass alle Mitarbeiter Ihres Un­ternehmens, vor allem die Pro­duk­ten­twick­ler, zumindest sporadisch Kun­denkon­takt haben. Auf diese Weise lernen sie die Sorgen und Wünsche ihrer Käufer unmittelbar kennen.

Un­ternehmen­skul­tur

Entwerfen Sie keine künstliche Un­ternehmen­skul­tur. Lassen Sie ihr Zeit, sich selbst zu entwickeln. Sorgen Sie lieber für ein optimales Ar­beit­sum­feld, damit sich Ihre Mitarbeiter wohlfühlen und her­aus­ra­gende Leistungen erbringen können. Achten Sie auch darauf, dass Ihre Mitarbeiter genügend Freizeit haben. Denn nur wenn sie einen Ausgleich haben, können sie effizient arbeiten. Seien Sie mit Vorschriften und Ver­wal­tungsaufwand so sparsam wie möglich. Verschanzen Sie sich nicht hinter Funktionen, sondern sprechen und schreiben Sie zu Ihren Mi­tar­beit­ern und Kunden direkt, einfach und persönlich.

Über die Autoren

Jason Fried und David Heinemeier Hansson sind Begründer der Soft­ware­firma 37Signals. Sie verfassen den populären In­ter­net­blog Signal vs. Noise.