So finden Sie Ihr Dream-Team

Buch So finden Sie Ihr Dream-Team

Weg vom krampfhaften Networking – hin zu echten Beziehungen!

Börsenmedien,
Auch erhältlich auf: Englisch


Rezension

Net­work­ing-Ex­perte Keith Ferrazzi pflegt so genannte Ret­tungsanker-Beziehun­gen – und empfiehlt diese auch dem Leser. Der Grundgedanke: Man schart eine Gruppe von vertrauten Ratgebern um sich, tauscht sich mit ihnen ohne direkte Geschäftsin­ter­essen über Probleme und pro­fes­sionelles Verhalten aus und coacht sich so gegenseitig. Ob als Angestell­ter oder als Selbstständiger, jeder kann sich ein persönliches Ex­per­ten­team zusam­men­stellen, indem er offen und ehrlich auf andere zugeht. Zumindest stellt sich das Keith Ferrazzi so vor. Für eher reservierte Europäer klingt seine Vorge­hensweise aber bisweilen nicht re­al­is­tis­cher, als wenn man ein Stadion voll Fußballfans mit einer Gruppe schwuler Cheerleader animieren wollte. Ferrazzis Ansatz hat durchaus etwas für sich, aber man sollte seine Ansprüche nicht ganz so hoch schrauben wie er. Die zahllosen Beispiele aus seinem eigenen Umkreis, mit denen er sein Buch würzt, sind überaus anschaulich, dafür fehlt dem Buch die Fokussierung auf einige Haup­taus­sagen. Eine etwas un­struk­turi­erte, aber anregende Lektüre also – BooksInShort empfiehlt sie allen Aufstiegs- und Er­fol­gswilli­gen, die eine neue Variante von Networking aus­pro­bieren wollen.

Take-aways

  • Scharen Sie eine Gruppe von Vertrauten um sich, die Ihnen mit Rat und Erfahrung beistehen.
  • Damit sind gegen­seit­iges Feedback, Ansporn und Kontrolle der Zielvere­in­barun­gen gewährleistet.
  • Suchen Sie Partner, deren Kompetenzen Ihre eigenen sinnvoll ergänzen.
  • Geben Sie diesem Team eine Struktur: Etablieren Sie Regeln und regelmäßigen Treffen.
  • Die Grundlage der Zusam­me­nar­beit ist Vertrauen.
  • Seien Sie großzügig, bieten Sie anderen unaufge­fordert Ihre Hilfe an.
  • Indem Sie bereit sind, sich verletzlich zu zeigen und Fehler einzugeste­hen, schaffen Sie die er­forder­liche Nähe.
  • Offenheit und Ehrlichkeit auf Augenhöhe erzeugen den er­forder­lichen Respekt.
  • Dream-Teams un­ter­schei­den sich von anderen Fre­und­schaft­szirkeln durch gegen­seit­ige Kontrolle und Nachprüfbarkeit der vere­in­barten Ziele und Versprechen.
  • Ihr Dream-Team ist auch dazu da, die Schwächen und Ver­hal­tensweisen, die Ihrem Erfolg im Weg stehen, aufzudecken und zu beheben.
 

Zusammenfassung

Gemeinsam etwas verändern

Einige Kilos abzunehmen und sein Ide­al­gewicht zu halten ist nicht einfach. Jean Nidetch kam auf die Idee, dass neben einem guten Diätprogramm eine Gruppe gle­ich­gesin­nter Freundinnen hilfreich sein könnte, die sich regelmäßig treffen, um gegenseitig ihr Gewicht zu kon­trol­lieren, sich gemeinsame Ziele zu stecken und über Rückschläge und Probleme zu sprechen. So entstand Weight Watchers – mit­tler­weile ein börsen­notiertes Unternehmen. Auch die Anonymen Alkoholiker sind ähnlich struk­turi­ert und verfolgen ein ver­gle­ich­bares Ziel – mit Erfolg.

Ret­tungsanker-Beziehun­gen für das Leben

Wenn in Ihrem beruflichen Umfeld ein Problem auftaucht, können Sie natürlich Ihre Kollegen, Ihre Kunden, Ihren Chef, Ihren Anwalt oder Ihren Banker um Rat fragen. Aber solche Personen sind lediglich punktuelle Helfer. Es ist nicht so, dass Sie ständig jemanden an Ihrer Seite haben, dem Sie restlos vertrauen können, der Ihnen Feedback zu eventuellen Ver­hal­tens­fehlern gibt, der mit Ihnen ein komplexes Projekt Punkt für Punkt durchgeht und Sie notfalls durch seine Ratschläge vor dem Scheitern bewahrt. Was Sie brauchen, sind Ret­tungsanker-Beziehun­gen.

„Das Geheimnis zur Optimierung persönlicher Gaben ist eine enge Beziehung zu anderen Menschen.“

Eltern tauschen sich mit anderen Eltern über die schulischen Aktivitäten und Probleme ihrer Kinder aus. Staatspräsidenten haben neben Ihrer offiziellen Min­is­ter­riege ein so genanntes Küchenk­abi­nett. Das sind Zirkel – ob spontan gebildet oder von langer Hand geplant –, in denen man sich vor­be­halt­los und offen austauschen kann. So ein Küchenk­abi­nett können Sie auch haben – wenn Sie sich darum bemühen. Menschen, die am Ar­beit­splatz enge Freunde haben, sind um bis zu 50 Prozent zufriedener als andere. Sie haben Leute um sich, denen sie auf gleicher Augenhöhe begegnen können, mit denen sie sich austauschen können und die ihnen als Vertraute und Spar­ringspart­ner helfen. Im besten Fall unterstützen sich solche Ar­beit­splatzfre­unde gegenseitig dabei, ihre Talente bestmöglich zu entfalten. Drei Menschen bilden bekanntlich eine Gruppe, und das ist auch die Mindestzahl für Ihr Dream-Team. Wenn Sie es richtig angehen, können Sie sich so überall und jederzeit ein Team aufbauen.

Die vier Denkweisen

Um Ihr Dream-Team, Ihre Ret­tungsanker-Beziehungs­gruppe, zu etablieren, müssen Sie Vertrauen haben und Vertrauen schaffen. Die meisten Menschen haben durchaus eine soziale Ader, aber sie ist möglicher­weise verkümmert oder verschüttet. Lösen Sie diese Blockade, indem Sie erst einmal zu sich selbst Vertrauen haben – genug, um auf andere Menschen zuzugehen. Vier Denkweisen, die in­einan­der­greifen, sind die Grundlage dafür, dass Sie – bildlich gesprochen – aus Höhlen­men­schen Stammesmit­glieder machen können. Diese vier Denkweisen sind unabdingbar, damit Ret­tungsanker-Beziehun­gen überhaupt entstehen können:

  1. Großzügigkeit: Geben Sie lieber mehr, als man eigentlich von Ihnen erwartet. Sie müssen über das reine „Gibst du mir, geb ich dir“ bzw. „Eine Hand wäscht die andere“ hin­auskom­men. Ein guter Anfang ist immer die Frage: „Kann ich Ihnen helfen?“ Bieten Sie anderen Menschen Ihre Erfahrung, Ihre Hilfe, Ihre Ermutigung an. Offerieren Sie ganz einfach eine unerwartete Geste. Bringen Sie Kollegen eine Tasse Kaffee mit oder laden Sie jemanden zu einem gemütlichen Abendessen ein, an einem ruhigen Ort abseits des üblichen Getriebes. Zur Großzügigkeit gehört auch, sich von anderen helfen zu lassen. Es ist ermutigend und be­friedi­gend, Erfahrungen mit anderen zu teilen und auf deren En­thu­si­as­mus einzugehen. In Ihrer struk­turi­erten Gruppe, Ihrem Dream-Team, wird es später genauso sein.

  2. Ver­let­zlichkeit: Um eine Ver­trauensgrund­lage zu schaffen, müssen Sie auch die Bere­itschaft mitbringen, etwas von sich preiszugeben. Andere werden Ihnen nur dann helfen können, wenn sie Sie besser kennen. Nur in einem Umfeld von Vertrauen kann man über Fehler informieren und Misserfolge verarbeiten. In einer Ret­tungsanker-Beziehung müssen Sie Ihre Maske ablegen. Vertrauen bilden Sie schnell, indem Sie sich so geben, wie Sie sind, also authentisch bleiben und nicht etwa wichtigtuerisch auftreten. Sie sollten Vorurteile unterdrücken („Wie sieht die denn aus?“, „Ach, die Typen von der Fi­nan­z­abteilung“) und von Ihrer eigenen Botschaft überzeugt sein. Ihre wahren Lei­den­schaften dürfen Sie nicht ver­heim­lichen. Mit ihnen übertragen Sie Gefühle und schaffen gemeinsame Anknüpfungspunkte. Sprechen Sie über Ihre Ziele, Träume und Ängste und geben Sie auch Probleme und Fehler zu.

  3. Offenheit: „Offen“ und „ehrlich“ sind so genannte Wortzwill­inge; zur Offenheit gehört auch die Ehrlichkeit – nicht zuletzt die Ehrlichkeit gegenüber sich selbst. Das schließt ein, Konflikten nicht aus dem Weg zu gehen, nichts unter den Teppich zu kehren oder zu verschieben. Kon­flik­tver­mei­der isolieren sich sozial – in einer Ret­tungsanker-Gruppe ein absurdes Verhalten. Ehrlichkeit stärkt den gegen­seit­i­gen Respekt. An der Offenheit in einer solchen Gruppe zeigt sich auch der Unterschied zur Fre­und­schaft: Ein Freund kann sich aus guten oder auch aus falschen Gründen zur Rück­sicht­nahme veranlasst sehen. Ihre Ret­tungsanker-Grup­pen­mit­glieder müssen hingegen nicht unbedingt Ihre Freunde sein. Offenheit und Ehrlichkeit beruhen auf Gegen­seit­igkeit. Sie sollten die Wahrheit genauso gut ertragen wie aussprechen können. Außerdem hat jeder Mensch Stärken und Schwächen, kann dieses oder jenes besser – beides muss ehrlicher­weise zur Sprache kommen. Nehmen Sie sachliche Kritik dankbar an und zeigen Sie das auch. In emotionalen Schieflagen wie Wut, Ärger oder Scham kann Ehrlichkeit auch einmal unange­bracht sein. Lassen Sie sich in einem solchen Gefühlszustand nicht zu unüberlegten Handlungen hinreißen. Übrigens ist auch das diplo­ma­tisch gemeinte „Gut gemacht, aber ...“ nicht besonders ehrlich. Das Gegenteil von Offenheit ist Schme­ichelei. Wer sich mit Jasagern umgibt, erwartet keine offene Beziehung.

  4. Nachprüfbarkeit: Ein wesentlicher Er­fol­gs­fak­tor für eine Ret­tungsanker-Beziehung ist die Nachprüfbarkeit. Das un­ter­schei­det sie vom Umgang mit dem guten Kumpel, der besten Freundin oder der Stammtis­chrunde in der Kantine und verleiht ihr den spez­i­fis­chen Coach­ing-Charak­ter. In einer Ret­tungsanker-Gruppe wollen Sie Ziele erreichen. Sie können sie auf­schreiben oder ein Versprechen abgeben. Eines der Grup­pen­mit­glieder kann ihr enger Kon­troll­fre­und sein, der in kürzeren zeitlichen Abständen Ihre Fortschritte misst und notfalls Sanktionen verhängt – Ihnen einen „Tritt in den Hintern“ gibt. Ob es darum geht, ein bestimmtes Fit­nesslevel oder ein Umsatzziel zu erreichen oder ob Sie eine Verhaltensänderung herbeiführen wollen, die Kontrolle führt dazu, dass Sie wirklich Ergebnisse erzielen.

Wie Sie Ihr Dream-Team bilden

Wenn Sie selbst nicht wissen, wohin Sie wollen, kann Ihnen Ihr Rat­ge­berkreis auch nicht viel helfen. Ziel und Vision müssen Sie selbst definieren. Sonst wissen Sie ja nicht, welche Art von Berater Sie zu welchem Zweck um sich scharen. Gegenüber Ihrem Kreis müssen Sie Ihre Vision dann auch aussprechen: Wollen Sie Karriere machen, ein Unternehmen aufbauen oder erweitern, bestimmte Kenntnisse erlangen oder ganz private Wünsche ver­wirk­lichen? Letzteres ist natürlich völlig legitim. Denn auch für den Wunsch, einen Bauernhof umzubauen oder ein toller Tangotänzer zu werden, kann man Rat und Unterstützung gebrauchen.

Partner finden

Mitglieder für Ihr Dream-Team können Sie im Familien-, Freundes-, oder Kol­le­genkreis finden, aber generell ist für diesen Zweck etwas Distanz besser. Denken Sie z. B. an ehemalige Kollegen, die Sie ansprechen könnten. Wenn es um Geschäftliches geht, sollten Ihre Partner entsprechende Erfahrung haben, aber nicht zwingend im selben Bereich oder in der gleichen Branche. Oftmals ist ein Blick von außen sogar hilfreicher. Sie können Messen, Seminare, In­ter­net­plat­tfor­men oder alte Schul­verbindun­gen nutzen, Fremde ansprechen oder auch pro­fes­sionelle Coachs. Ihre Partner sollen sich Zeit für Sie nehmen, in­ter­essiert und engagiert sein, einschlägigen Sachver­stand haben, und Sie sollten gut miteinander kom­mu­nizieren können. Sympathie und Ver­trautheit können im Lauf der Zeit wachsen. Achten Sie bei der Zusam­men­stel­lung der Gruppe auf eine gewisse Ver­schieden­heit der Partner. Und verändern Sie die Gruppe, wenn einer der Partner zu passiv bleibt oder ein neuer vielver­sprechen­der Ratgeber auftaucht.

Der sichere Ort

Sorgen Sie beim Ken­nen­ler­nen und auch später für eine entspannte Atmosphäre außerhalb des gewohnten Ar­beit­sum­felds. Gehen Sie z. B. gemütlich Abend essen und arrangieren Sie später auch ein Treffen in der häuslichen Umgebung, vielleicht sogar eine gemeinsame Woch­enen­dun­ternehmung der Gruppe. Alle Treffen sollten immer an einem „sicheren Ort“ stattfinden, in einer vertrauensfördernden, störungsfreien Atmosphäre. Falls Ihnen einer Ihrer Berater sehr wichtig ist, er oder sie aber wenig Zeit hat, lassen Sie alles stehen und liegen, wenn ein Termin für ein Gespräch möglich ist.

Mit dem Team struk­turi­ert arbeiten

Hat sich Ihre Gruppe gebildet, verabreden Sie regelmäßige Treffen und Regeln. Dazu gehören vor allem Zuverlässigkeit, Ver­traulichkeit, Engagement und Sach­lichkeit. Eine derartige Sitzung dient nicht dem Small Talk, deshalb kann eine Tage­sor­d­nung hilfreich sein. Geschäftliche Transak­tio­nen zwischen den Grup­pen­mit­gliedern sollen hingegen aus­geschlossen werden. Und: Es sollten gemeinsame Ergebnisse erzielt werden, keine Kompromisse. Die Zusam­menset­zung der Gruppe kann sich durch gemeinsamen Beschluss natürlich auch ändern.

Sparring

Wenn wenigstens einer Ihrer Ratgeber zum echten Spar­ringspart­ner wird, haben Sie viel erreicht – und Sie erreichen durch diese Beziehung wiederum sehr viel. Der Spar­ringspart­ner, vielleicht auch die ganze Gruppe, sagt Ihnen unangenehme Dinge und arbeitet mit Ihnen, wobei beide Seiten stets die vier Denkweisen berücksichtigen. Alle Gesprächsteil­nehmer lassen einander ausreden und hören einander aktiv zu, das bedeutet, sie antworten nicht nur mit Ja oder Nein. Für die meisten Probleme und Fragen gibt es mehr als eine Antwort. Ein Sparring führt unter Umständen über das vorgegebene Thema hinaus und verändert vielleicht sogar die Zielfor­mulierung.

Verhalten ändern

Ein wesentlicher Baustein Ihres zukünftigen Erfolgs bzw. Ihrer Ziel­er­re­ichung sind Ihre Ver­hal­tensweisen. Sind Sie eher überdreht, verbissen, schüchtern, ein Dampf­plaud­erer, ein Schleimer, ein Einschüchterer? Ihre Ret­tungsanker-Gruppe soll Ihnen dabei helfen, die eigenen Fehler und Schwächen zu erkennen. Das Problem zu erkennen ist der erste Schritt zur Besserung. Ihr Team wird Sie ide­al­er­weise zur Verhaltensänderung ermutigen und Sie bei Rückfällen ermahnen oder Ihre Verhaltensänderung sonst in geeigneter Weise kon­trol­lieren.

Über den Autor

Keith Ferrazzi ist Gründer der Be­ratungs­firma Ferrazzi Greenlight. Er studierte in Yale und Harvard und arbeitete zuvor u. a. bei der Be­ratungs­firma Deloitte & Touche. Ferrazzi schreibt für das Wall Street Journal und die Harvard Business Review und wurde als Autor des Buches Geh nie alleine essen! bekannt.