Das IDEO Innovationsbuch

Buch Das IDEO Innovationsbuch

Wie Unternehmen auf neue Ideen kommen

Econ,
Auch erhältlich auf: Englisch


Rezension

Tom Kelley präsentiert die internen Ar­beitsweisen von IDEO, einer Designfirma und Ideenfabrik, und schafft das nahezu Unmögliche: Er liefert einzi­gar­tige Einblicke in Kreativität und Innovation. Um es in einfache Worte zu fassen: Werfen Sie sämtliche Bücher, die Sie je zu diesen Themen gekauft haben, aus dem Fenster und tauchen Sie ein in dieses her­vor­ra­gend geschriebene Werk. Kelley entwickelt aus den oftmals diffusen Konzepten von Brain­storm­ing und Teamwork Leitlinien mit An­wen­dungs­beispie­len aus dem wahren Leben. Seine Ansichten zur Entwicklung von Prototypen sind erfrischend, auf­schlussre­ich und prax­isori­en­tiert. Seine breit gefassten Erläuterungen ve­r­an­schaulichen nicht nur, wie Unternehmen In­no­va­tio­nen angehen sollten, sondern auch, wie leicht kreative Initiativen durch stumpf­sin­nige Bürokratie zerstört werden. Wenn überhaupt, so lässt sich an diesem Buch nur eins kritisieren: Es zu lesen ist ein bisschen so, wie ein Video über die Kinder eines Freundes anzuschauen - man erwartet geradezu von Ihnen, dass Sie in Begeis­terungsstürme ausbrechen. Davon einmal abgesehen empfiehlt BooksInShort das Werk als eines der ganz wenigen Bücher zum Thema Innovation und Kreativität, das Sie auf keinen Fall übergehen sollten.

Take-aways

  • Innovation beruht auf der Entwicklung von Prototypen, Brain­storm­ing und Beobachtung.
  • Die Entwicklung von Prototypen ist die Kurzform der Innovation.
  • Wie jede andere Tätigkeit wird auch Brain­storm­ing durch regelmässiges Üben effizienter.
  • Brain­storm­ing-Sitzun­gen an abgelegenen Orten sind zwar nett, aber nur begrenzt effektiv.
  • Brain­storm­ing sollte zu einem festen Bestandteil der täglichen Arbeit werden.
  • Eine sichere Art, eine Brain­storm­ing-Sitzung scheitern zu lassen, besteht darin, den Chef als Ersten reden zu lassen.
  • Die Ziel­grup­pen- und Mark­t­forschung wird häufig überbewertet.
  • Ein Produkt, das den Verbraucher vor Fehlern und Miss­geschicken schützt, ist grundsätzlich wertvoll.
  • Das eigenbrötlerische, innovative Genie ist im Grunde ein Mythos; heutzutage entstehen In­no­va­tio­nen aus Teamwork.
  • Es gibt keine Innovation ohne das Risiko eines Fehlschlags.
 

Zusammenfassung

Das In­no­va­tions-Out­sourc­ing

Warum lagern viele Unternehmen ihre Kreativitäts- und De­sign­funk­tio­nen aus? Die Erfahrungen der Ver­gan­gen­heit haben gezeigt, dass es hierfür vier Hauptgründe gibt:

  1. Kapazität: Die Unternehmen wollen mehr Innovation, als sie mit eigenen Mitteln schaffen können.
  2. Zeit­erspar­nis: Die Unternehmen können diese Funktionen zwar selbst erfüllen, benötigen jedoch schnellere Ergebnisse.
  3. Ex­perten­wis­sen: Es fehlt den Unternehmen an Fachken­nt­nis­sen auf einem bestimmten Gebiet, sodass sie Hilfe benötigen.
  4. Innovation: Die Unternehmen suchen einen Partner, der über den Tellerrand hin­aus­blickt.

Die Grenzen der Mark­t­forschung

Wenn Sie In­no­va­tio­nen generieren wollen, müssen Sie lernen, sich nicht auf die Mark­t­forschung, sondern auf Ihre eigenen Instinkte zu verlassen. Wenn Sie Ihre Gäste fragen, ob ihnen der Braten schmeckt, werden sie die Frage mit Sicherheit bejahen, selbst wenn es nur aus Höflichkeit ist. Dasselbe kann bei Ihren Produkten passieren. Daher sollten Sie sich an den Gedanken gewöhnen, dass Sie viele Ihrer Ideen aufgrund Ihrer eigenen Überzeu­gun­gen bewerten müssen. Auch Ziel­grup­pen­analy­sen können am Ziel vor­beis­chiessen. Wenn Sie wirklich wissen möchten, wie Sie ein besseres Produkt schaffen können, sollten Sie die Personen berücksichtigen, die es wirklich benutzen - nämlich die Kunden.

Das perfekte Brain­storm­ing

Die meisten Unternehmen wenden Brain­storm­ing-Tech­niken an, doch die wenigsten führen sie richtig durch. Viele Unternehmen haben weniger als ein Brain­storm­ing im Monat. Dieser Gedanke­naus­tausch sollte jedoch wöchentlich, wenn nicht gar täglich durchgeführt werden, und die Sitzungen sollten auf ca. 60 Minuten begrenzt sein, denn nach dieser Zeitspanne werden die Ideen langweilig und eintönig. Es folgen sieben Tipps für ein besseres Brain­storm­ing:

  1. Fokussieren Sie. Definieren Sie das Problem mit einer gezielten Aussage und achten Sie darauf, dass keiner vom Thema abweicht. Denken Sie daran: Der erste Schritt zur Lösung eines Problems besteht darin, das Problem genau zu definieren.
  2. Spielen Sie. Vermeiden Sie es, den Nutzen einer Idee bereits am Anfang zu diskutieren; dies kann den Ideen die Energie rauben.
  3. Verwenden Sie Zahlen. Nummerieren Sie Ihre Ideen durch. Dadurch erhalten Sie einen Massstab für die Anzahl der Ideen, die Sie gesammelt haben, und haben gle­ichzeitig die Möglichkeit, zwischen den einzelnen Ideen hin und her zu springen, ohne die Übersicht zu verlieren, da sich die Team­mit­glieder auf die Nummern beziehen können.
  4. Entwickeln und springen Sie. Diese Techniken sollte der Moderator anwenden, wenn das Brain­storm­ing an Impuls verliert. Entwickeln bedeutet, ein früheres Konzept wieder aufzu­greifen und gle­ichzeitig den nächsten Schritt zu präsentieren, der zur Vervollständigung der Idee unternommen werden muss. Springen bedeutet, eine komplett andere Richtung einzuschla­gen und eine vollkommen neue Lösung auszupro­bieren.
  5. Breiten Sie sich aus. Bedecken Sie jeden verfügbaren Platz mit Papier, sodass Sie Ihre Ideen im ganzen Raum auf­schreiben können. Dadurch erhalten Sie die Möglichkeit, Ideen voneinander abzugrenzen, indem Sie sie räumlich voneinander trennen.
  6. Führen Sie Gedächtnisübungen durch. Wenn eine Gruppe bisher noch nie zusam­mengear­beitet hat oder aus irgendeinem Grund un­konzen­tri­ert ist, kann es hilfreich sein, die Grup­pe­nar­beit mit einer Aufwärmübung zu beginnen. Ein guter Moderator hat mit Sicherheit Vorschläge für er­fol­gre­iche Übungen parat.
  7. Werden Sie körperlich aktiv. Die besten Brain­storming­ex­perten bedienen sich häufig ver­schieden­ster Gegenstände; es empfiehlt sich daher, Dinge wie Bauklötze oder Isolierband etc. mitzubrin­gen.

Teamwork und Innovation

Das Konzept des eigenbrötlerischen Genies, das wertvolle In­no­va­tio­nen erfindet, ist im Grunde ein Mythos. Heutzutage werden grossartige Projekte von grossar­ti­gen Teams oder „Hot Groups“ entwickelt. Ihr Team sollte ein klares Ziel und ein re­al­is­tis­ches Zeitlimit haben. Es gibt acht ver­schiedene Persönlichkeit­stypen, die in Ihren Teams eine zentrale Rolle spielen werden:

  1. Der Visionär. Er zählt oftmals zu den „Elder Statesmen“ und ist oft der Erste, der entscheidet, was als Nächstes zu tun ist. Diese Person steht meist über den alltäglichen Stre­it­igkeiten.
  2. Der Feuer­wehrmann. Dieses Team­mit­glied reagiert ungeduldig gegenüber den Fehlern anderer und kommt sofort zur Sache. Der Feuer­wehrmann ist frei von poli­tisch-diplo­ma­tis­chen Ängsten und kann auch schon mal bei anderen Team­mit­gliedern anecken. Sein Beitrag ist jedoch un­verzicht­bar.
  3. Der Bilderstürmer. Er ist das Grup­pen­mit­glied, das grundsätzlich alles auf seine eigene Weise angeht. Er hat häufig Recht und steht meist ein wenig abseits von der Gruppe.
  4. Der Pulsmesser. Diese Person stellt persönliche Beziehungen zu anderen Personen her und hält die Gruppe zusammen.
  5. Der Handwerker. Diese Person greift die Ideen auf und findet einen Weg, sie realistisch anzuwenden.
  6. Der Technologe. Er ist der Freak in der Gruppe. Heutzutage ist solch eine Person un­verzicht­bar. Er sucht oftmals nach dem tieferen Zusam­men­hang zwischen den Dingen.
  7. Der Unternehmer. Dieses Team­mit­glied greift die Ideen auf und setzt sie in die Tat um.
  8. Der Quere­in­steiger. Hierbei handelt es sich um eine Person, die sich auf einer Vielzahl von Gebieten auskennt. Sie ist in der Lage, Barrieren zu überwinden und Konzepte in ver­schiede­nen Bereichen umzusetzen.

Die Entwicklung von Prototypen

Die Entwicklung von Prototypen ist die Kurzform der Innovation. Sie ist die Grundlage der Problemlösung. Grundsätzlich kann jedes neue Produkt und jede Di­en­stleis­tung pro­to­typ­isiert werden.

„Die Unternehmen der Gegenwart scheinen einen un­still­baren Durst nach Wissen, Sachken­nt­nis, Methoden und Ar­beit­sprak­tiken zu haben, die der Innovation dienen.“

Das Wichtigste ist, die Sache erst einmal ins Rollen zu bringen. Sobald Sie damit beginnen, einen Prototyp herzustellen, haben Sie bereits einen Teil Ihres Ziels erreicht. Prototypen sind Testobjekte, die häufig zu bahn­brechen­den Einfällen führen und die ständige Verbesserung einer ursprünglichen Idee fördern, indem sie kon­tinuier­lich umgestaltet und überarbeitet werden.

„Versuchen Sie, Ihre Produkte und Di­en­stleis­tun­gen selbst zu ‚fahren’, so als würden Sie sie zum ersten Mal aus­pro­bieren.“

Das schnelle Entwickeln von Prototypen bedeutet handeln, bevor man Antworten gefunden hat; es bedeutet auch, Risiken einzugehen, kleinere Fehler zu machen und es am Ende doch richtig zu machen. Merke: Es gibt keine Innovation ohne Risiko. Risiken sind ganz einfach ein Teil des Prozesses. Wenn Sie oft scheitern, kann das dazu führen, dass Sie schneller Erfolg haben - diese Perspektive sollten Sie sich bei Ihrem Streben nach Innovation vor Augen halten.

Der bereichsübergreifende Ideenaus­tausch

Eine der wichtigsten Vo­raus­set­zun­gen für jede Innovation ist die Fähigkeit zum gegen­seit­i­gen Ideenaus­tausch, oder anders gesagt: zur Übertragung von Kenntnissen aus einem bestimmten Bereich auf eine völlig andere Situation. Es gibt ver­schiedene Möglichkeiten, diesen bereichsübergreifenden Ideenaus­tausch zu einem integralen Bestandteil Ihres Ar­beit­sall­t­ags zu machen:

  • Sammeln Sie begierig In­for­ma­tio­nen. Surfen Sie in Ihrer Freizeit im Internet und abonnieren Sie wichtige Fachzeitschriften.
  • Versuchen Sie sich als Regisseur. Nehmen Sie die Rolle eines Film­regis­seurs ein. Beobachten Sie Ihre Mitarbeiter bei der Arbeit und analysieren Sie, wie diese ihre Aufgaben erledigen.
  • Führen Sie immer ein offenes Haus. Laden Sie neue Köpfe in Ihre Mitte ein, z. B. aus anderen Abteilungen, damit sich diese Ihre Prototypen anschauen und Ihnen ihre Ideen mitteilen.
  • Fördern Sie Spezial­is­ten. Wenn sich jemand auf einem bestimmten Gebiet spezial­isiert hat, fordern Sie ihn auf, sein Wissen anzuwenden.
  • Fördern Sie eine gebietsübergreifende Ausbildung Ihrer Mitarbeiter. Sorgen Sie dafür, dass Ihre Mitarbeiter Kenntnisse auf neuen Gebieten erwerben.

Die Entwicklung grossar­tiger Produkte

Wie entwickelt man ein grossar­tiges Produkt? Folgende Schritte sollten Sie in diesem Zusam­men­hang berücksichtigen:

  1. Hin­ter­lassen Sie immer einen grossar­ti­gen ersten Eindruck. Ihr Produkt muss den Verbraucher unmittelbar ansprechen. Der Verbraucher sollte sich willkommen und wohl fühlen.
  2. Verwenden Sie Metaphern. Versuchen Sie, Ihr Produkt mit Metaphern zu beschreiben, die Ihre Design- und Pro­duk­tziele wider­spiegeln.
  3. Suchen Sie nach Produkten, die un­ent­behrlich sind. Ein gutes Beispiel hierfür wäre die herkömmliche Aktentasche. Dinge, die sowohl für die Arbeit als auch für die Freizeit von Bedeutung sind, werden immer Erfolg auf dem Markt haben.
  4. Farben inspirieren. Denken Sie an den Erfolg des iMac auf dem Markt. Farben können dafür eingesetzt werden, eine neue Pro­duk­tlinie in auffälliger Weise einzuführen.
  5. Der Back­stage-Ausweis. Sie können die Loyalität Ihrer Kunden gewinnen, indem Sie sie einmal hinter die Kulissen schauen lassen. Halten Sie sie auf dem Laufenden über Ihr Produkt und informieren Sie sie über Ihre Fortschritte.
  6. Vere­in­fachen Sie die Dinge. Denken Sie daran, dass ein Klick immer besser ist als zwei. Wann immer Sie einen Zwis­chen­schritt beseitigen können, schaffen Sie ein wertvolles Stück Be­quem­lichkeit für den Verbraucher.
  7. Machen Sie Ihr Produkt id­ioten­sicher. Denken Sie z. B. an die nützliche Funktion der au­toma­tis­chen Speicherung in Textver­ar­beitung­spro­gram­men oder an Befehle, die bestimmte Vorgänge rückgängig machen können. Ein Produkt, das den Verbraucher vor Fehlern und Miss­geschicken schützt, ist ein wertvolles Produkt.
  8. Seien Sie ver­braucher­fre­undlich. Richten Sie sich nach den Wünschen Ihrer Kunden und gestalten Sie Ihr Produkt be­nutzer­fre­undlich.
  9. Erstellen Sie eine Checkliste. Sie sollten eine Checkliste der wichtigsten Merkmale und Vorteile erstellen, die Ihr Produkt erhalten soll, bevor Sie mit dem Design beginnen. Überprüfen Sie diese Liste regelmässig, um sicherzustellen, dass Sie nichts vergessen haben.
  10. Bieten Sie grossartige Extras. Manchmal können grossartige Accessoires den gesamten Erfolg eines Produkts ausmachen. Versuchen Sie, den Wert Ihres Produkts durch her­aus­ra­gende Zusatzmerk­male zu steigern.

Über die Autoren

Tom Kelley ist General Manager von IDEO, einem führenden De­sign-Con­sult­ing-Un­ternehmen, das sich auf die Bereiche Pro­duk­ten­twick­lung und Innovation spezial­isiert hat. Er beteiligt sich aktiv am Brain­storm­ing und an der Entwicklung von Prototypen in seiner Firma. Jonathan Littmann ist der Autor von The Fugitive Game und The Watchman und schreibt Beiträge für die Zeitschrift Red Herring.