Optimales Trading

Buch Optimales Trading

Wie Sie die besten Tradingerfolge erzielen

FinanzBuch,
Auch erhältlich auf: Englisch


Rezension

Wer als Trader erfolgreich sein will, muss nicht stundenlang Bilanzen studieren. Es kommt auf das Bauchgefühl an, sagt Startrader Curtis M. Faith. In seinem Buch zeigt er, was einen er­fol­gre­ichen Spekulanten ausmacht: Er ist intuitiv, entschei­dungs­freudig, selb­st­be­wusst und zugleich vorsichtig. Faith warnt davor, vor jedem Trade zeitaufwändige Analysen durchzuführen – das dauert seiner Meinung nach nicht nur zu lange, sondern führt letzten Endes auch zu schlechten Ergebnissen. Gleichwohl sollten Aktienhändler gewisse Kursmuster und Herdenphänomene verfolgen und diese zu ihrem eigenen Vorteil nutzen. Das Buch beschreibt anschaulich, was die Gründe für euphorische Kursausbrüche sind und wie schnell sich der Optimismus an der Börse wieder verflüchtigen kann. Gerade Einsteigern gibt das Buch einen schönen Überblick über die Werkzeuge, die jeder Trader nutzen sollte, und über die Fallen, die es zu umgehen gilt. Die Lektüre macht richtig Lust, ein Trad­ingkonto zu eröffnen und loszulegen. Was allerdings fehlt, ist ein ausführliches Kapitel zu den Kosten und Risiken des Tradings. BooksInShort empfiehlt das Buch allen, die einen Neben­ver­di­enst als Trader erzielen wollen.

Take-aways

  • Übertriebenes Nachdenken beim Trading schadet nur – hören Sie lieber auf Ihre Intuition.
  • Die rechte Gehirnhälfte verarbeitet Erfahrungen emotional und in Sekun­den­schnelle, die linke dagegen geht analytisch und in geordneten Bahnen vor.
  • Optimales Trading erfordert den Einsatz beider Gehirnhälften.
  • Hören Sie nicht auf Nachrichten in den Zeitungen und im Fernsehen, das lenkt nur ab.
  • An der Börse agieren die Menschen am liebsten in Massen und lösen so Blasen aus. Dieses Her­den­ver­hal­ten legen er­fol­gre­iche Trader ab.
  • Unterstützungs- und Wider­stand­slin­ien sind wichtige Werkzeuge für Trader.
  • Ein ideales Trad­ing­w­erkzeug ist die Re­bound-Swing-Meth­ode: tiefer Einstieg an der Unterstützungslinie, dann abwarten, bis der Kurs nach oben in Richtung Wider­stand­slinie ausbricht.
  • Swing­trad­ing, das sich jeweils über ein paar Tage erstreckt, ist für die meisten Menschen die ideale Form des Tradings. Daytrading ist zu zeitaufwändig.
  • Es kommt nicht auf die Masse der Trades an. Wenige, aber dafür richtig gute Trades sind entschei­dend.
  • Wenn Sie bei einem Trade Bedenken haben – auch unbegründbare –, lassen Sie ihn bleiben.
 

Zusammenfassung

Die Macht des Bauchgefühls

Trading ist ver­gle­ich­bar mit einer Partie Poolbillard. Je mehr man über jeden einzelnen Stoß nachdenkt, desto schlechter spielt man letztlich. Übertriebenes Nachdenken kann schaden. Insofern ist es am besten, auf sein Bauchgefühl zu hören und den Stoß zügig auszuführen. Ähnlich wie er­fol­gre­iche Bil­lard­spieler agieren auch die besten Trader unserer Zeit. Von George Soros ist bekannt, dass er auf seine Intuition hört. So schrieb er in seiner Au­to­bi­ografie, er achte auf seine „an­i­malis­chen Instinkte“. Dank seiner Intuition weiß Soros beispiel­sweise, wenn der Markt vor einer Korrektur steht.

„Bewusste Entschei­dun­gen stehen einer Spitzen­per­for­mance zwangsläufig im Weg.“

Un­ter­suchun­gen der Psychologie und Neurologie haben gezeigt, dass unser Bauchgefühl ein starkes Werkzeug zur Entschei­dungs­find­ung ist. Unser Gehirn verarbeitet Tausende In­for­ma­tio­nen und Erfahrungen in Sekun­den­schnelle. Die Ve­r­ar­beitung dieser In­for­ma­tio­nen findet in der rechten Gehirnhälfte statt – sie erzeugt das so genannte Bauchgefühl. Das Besondere daran ist, dass wir die Gründe, warum wir so und nicht anders entschieden haben, nicht benennen können. Worauf ist das zurückzuführen? Wir verarbeiten eine Vielzahl von Erfahrungen, die uns nicht bewusst sind. Manche unserer Annahmen beruhen aber genau auf diesen verborgenen Er­fahrungsschätzen. Im Gegensatz dazu dient die linke Gehirnhälfte der Analyse, der Ordnung und dem linearen Denken. Hier ordnen wir die Welt in Strukturen und schaffen ein klares, logisches System. Wir legen Kategorien an, bilden Theorien und bringen alles, was wir erlebt haben, in geordnete Bahnen und in eine Reihenfolge. Leider geraten rechte und linke Gehirnhälfte, intuitives und an­a­lytis­ches Denken nicht selten miteinander in Konflikt.

„Das Beste am Bauchgefühl ist, dass es uns Zeitver­schwen­dung mit der falschen Methode erspart und unseren bewussten, rationalen Verstand auf das wirklich Wichtige konzen­tri­ert.“

Beim Großen Preis von Monaco, einem der berühmtesten Autorennen der Welt, vertraute der Argentinier Juan Manuel Fangio im Jahr 1950 auf seine Intuition: Als er aus dem Tunnel ans Tageslicht fuhr, bremste er, statt zu beschle­u­ni­gen, und warnte die nach­fol­gen­den Autos mit seiner Hand. So vermied er einen Auf­fahrun­fall. Vor ihm waren in einer nicht einsehbaren Kurve acht Fahrzeuge in­einan­derge­fahren. Wie hatte er das ahnen können? Anhand der aufgeregten Gesichter der Zuschauer, die in Richtung des Unfalls blickten statt auf seinen Rennwagen. Der Fall zeigt, dass Intuition durchaus rational sein kann. Sie ist alles andere als eine primitive Form der Entschei­dungs­find­ung. Das Gute an der Intuition ist, dass sie blitzschnell eine Entschei­dung liefert – ideal für hektische Märkte, wenn man keine Zeit hat, die Lage zu analysieren.

Rechte und linke Gehirnhälfte beim Traden

Forscher aus der Com­put­er­wis­senschaft bildeten in den 70er und 80er Jahren das Gehirn mit simulierten Ner­ven­zellen nach. Mittels eines Soft­ware­pro­gramms schufen sie künstliche neuronale Netze. Diese funk­tion­ierten wie unsere rechte Gehirnhälfte: Sie kamen zwar zu schnellen Entschei­dun­gen, niemand wusste jedoch, worauf diese basierten. Beim Menschen hängen Entschei­dun­gen von der Persönlichkeit ab. Der Psychologe und Psychiater Carl Gustav Jung untersuchte deshalb die Persönlichkeiten von Menschen. Er teilte die Individuen nach ihren Gedanken und Gefühlen ein. Im Kern unterschied er die Probanden danach, wie sie die rechte und die linke Gehirnhälfte nutzten.

„Das Wissen, dass der Kurs ein psy­chol­o­gis­ches Phänomen ist, ist entschei­dend für das Verständnis der Mark­t­struk­tur.“

Die größte Gruppe der Trader bilden die Sys­tem­trader, die ausschließlich mit der linken Gehirnhälfte arbeiten. Ihre Entschei­dun­gen basieren auf bestimmten Regeln, sie wissen also genau, warum sie ihre Trades durchführen. Für extrem kurzfristiges Trading braucht man jedoch die rechte Gehirnhälfte, denn für um­fan­gre­iche Analysen ist keine Zeit. Swingtrader wiederum, die Engagements für ein paar Tage oder Wochen eingehen, setzen das gesamte Gehirn ein.

Fluch und Segen der Intuition

Viele große Ent­deck­un­gen basieren auf der Intuition, beispiel­sweise der Impfstoff gegen Polio (Kinderlähmung). Jonas Salk entwickelte ihn in den 1950er Jahren aus abgestor­be­nen Viren. Die renom­miertesten Forscher arbeiteten damals nur mit aktiven Virenstämmen. Salk hörte jedoch auf sein Bauchgefühl und kam auf die Idee mit den deak­tivierten Viren.

„Einer der nach meiner Beobachtung ver­bre­it­et­sten Fehler bei Tradern ist der, dass sie jeden möglichen Trade durchführen wollen.“

Das Gute am Bauchgefühl ist, dass es Ihnen jede Menge Zeit spart, da Sie Wege, die keinen Erfolg versprechen, gar nicht erst einschlagen. Um auf Ihr Bauchgefühl hören zu können, müssen Sie jedoch einiges erlebt haben, denn es speist sich aus Erfahrungen. Als Trader müssen Sie sich davor hüten, statt auf Ihre Erfahrung zu sehr auf aktuelle Nachrichten zu hören. An der Börse werden täglich Meldungen produziert, die kaum einen Wert haben. Solche Nachrichten werden lediglich lanciert, um die Zeitungen und die TV-Sendun­gen zu füllen. Ignorieren Sie sie. Als guter Trader müssen Sie sich auf die wirklich wichtigen Aspekte konzen­tri­eren und nicht auf das belanglose Kurzfutter, das Ihnen jeden Tag aufgetischt wird. Auch sollten Sie nicht blindlings auf Gurus hören, schalten Sie lieber Ihr eigenes Gehirn ein. Trader, die überwiegend mit der rechten Gehirnhälfte arbeiten, haben den Vorteil, dass sie kreativ sind und viele neue Ideen entwickeln. Ein struk­turi­erter Trader würde solche Ideen vielleicht gar nicht umsetzen, weil er keinen vernünftigen Grund dafür sähe. Kreativität kann Fluch und Segen zugleich sein: ein Segen, weil man früh gewisse Trends erkennt, die andere nicht sehen; ein Fluch, weil unerfahrene Kreative oft von falschen Annahmen ausgehen und dann mit ihren Trad­ing­wet­ten Verluste einfahren.

Gute und schlechte Trader

An der Börse lässt sich sehr viel Geld verdienen, weil die Menschen am liebsten in Gruppen agieren. Es ist ein natürliches Bedürfnis, gle­ichgerichtet mit anderen zu handeln, und das wird sich niemals ändern. Insofern sollten Sie sich mit Massenphänomenen beschäftigen, die auf immer gleichen Mustern beruhen. Außerdem müssen Sie sich klarmachen, dass die meisten Trader Geld verlieren. Daraus wiederum lässt sich ableiten, dass man anders als die Masse der Trader handeln muss. Wollen Sie der Herde nicht folgen, haben Sie zwei Möglichkeiten: Sie bleiben ihr fern, agieren also passiv, oder Sie stemmen sich ihr entgegen. Der Irrglaube, dass das, was die Masse macht, gefahrlos sein muss, ist weit verbreitet. Aus unserem sozialen Umfeld nehmen wir ständig Anregungen auf und folgen diesen. Dies wird als Mitläufereffekt bezeichnet – ein gefährliches Phänomen, führt es doch zu Speku­la­tions­blasen, die später wiederum panikartige Verkauf­swellen zur Folge haben.

„Wenn Ihnen Ihre Intuition bezüglich einer bestimmten Handlung oder einer persönlichen Beziehung Warnsignale aufzeigt, dann rate ich Ihnen dringend, diese Anzeichen nicht zu ignorieren.“

Noch etwas müssen Sie ablegen, nämlich die Angst. Wer als Trader stets Risiken vermeiden will, wird nicht erfolgreich sein. Er­fol­gre­iche Trader gehen bewusst Risiken ein, sie sehen sie als Chancen. Allein die Tatsache, dass ein Trade Ihnen aufgrund der Risiken schwerfällt, spricht dafür, dass viele andere das gleiche Problem haben und den Trade nicht ausführen werden – und dass Sie also möglicher­weise zu den wenigen Gewinnern zählen könnten.

„Ihr Verstand und Ihr Instinkt müssen sich auf halbem Weg treffen und einander unterstützen, wenn Sie eine optimale Leistung erreichen wollen.“

Was machen erfolglose Trader falsch? Einerseits steigen sie zu spät ein, wenn sich Chancen bieten. An­der­er­seits verlassen sie einen Trade zu langsam, wenn sich die Chancen verflüchtigt haben. Gute Trader steigen ein, bevor sich ein klarer Trend abzeichnet. Man muss auch akzeptieren, dass man ab und zu daneben­liegt. Die Kunst ist es, Verluste frühzeitig zu realisieren und nicht so lange zu warten, bis sich der Verlust zu einer großen Summe aus­gewach­sen hat. Exzellente Trader sind entschei­dungs­freudig. Sie führen ihre Trades zügig aus und haben eine starke Überzeugung. Der Masse der Trader fällt genau das schwer.

Die Struktur der Märkte

Es ist wichtig, über die Struktur der Märkte Bescheid zu wissen. Gute Trader beobachten den gesamten Markt und richten ihre einzelnen Transak­tio­nen darauf aus. Sie entdecken Kursmuster und nutzen diese Kenntnisse zu ihrem Vorteil. Kurse spiegeln eine psy­chol­o­gis­che Grund­stim­mung wider. Zu drama­tis­chen Kursstürzen kommt es z. B., wenn Anleger panikartig aussteigen. Bei einer solchen Massen­flucht lohnt es sich, einfach abzuwarten, bis sich der Staub gelegt und der Kurs sich aufgefangen hat, um dann einzusteigen. Grundsätzlich gibt es zwei Stim­mungs­bilder: die Marktträgheit und das Momentum. Beim Momentum jagt der Kurs machtvoll in eine Richtung, angetrieben von einer Ket­ten­reak­tion. Diese Treibjagd endet wie bei einem Buschfeuer, wenn das Brennholz ausgeht. Alles dreht sich an den Märkten um Zyklen: Die Dinge kommen und gehen. Die Kurse bewegen sich so lange in eine bestimmte Richtung, bis sie eine Pause einlegen, um danach in die andere Richtung zu drehen. Je nachdem haben die Optimisten oder die Pessimisten die Oberhand.

„Setzen Sie nicht zu viel ein – dann leiden Sie nicht so sehr, wenn sich eine Entschei­dung als falsch erweist.“

Unterstützungs- und Wider­stand­slin­ien in Kurscharts sind sehr wichtig für den Trader. Solche Linien zeichnen sich ab, wenn ein bestimmter Kurs für mehrere Tage nicht über- oder unterboten wird. Nach oben hin bildet sich der Widerstand aus, der den Kurs nicht ausbrechen lässt, und nach unten hin begrenzt die Unterstützung den weiteren Kursverfall. Es scheint, als ob der Kurs stets an diesen Linien abprallt. Ein anderes Kursmuster ist der vertikale Anstieg: Wenn der Kurs für mehrere Tage kerzenger­ade anzieht, ist Vorsicht geboten, denn solche emotionalen Kur­sex­plo­sio­nen enden immer mit einem Rückfall.

Geschick beim Trading

Die Trend­fol­gemeth­ode eignet sich für die meisten Trader nicht, weil sie zu wenig Geld haben und weil sie Rückschläge emotional nicht verkraften. Für den Großteil der Trader ist das Swing­trad­ing ideal, das jeweils einen Horizont von ein paar Tagen hat. Hierbei bleibt genug Zeit für andere Dinge wie Job und Hobbys. Daytrading dagegen ist zu zeit­in­ten­siv, es ist im Grunde ein Vollzeitjob. Gute Trader wissen, dass Kurse nicht rational entstehen, sondern von den Gefühlen der Menschen bestimmt werden. Die daraus folgenden unkorrekten Preis­bil­dun­gen können Sie zu Ihrem Vorteil nutzen, wenn Sie diese psy­chol­o­gis­chen Marktphänomene studieren. Wenn Kurse in die Höhe schnellen, können Sie auf eine Rückkehr wetten. Vorsicht: Unter Tradern besteht die falsche Annahme, je mehr Trades man durchführe, desto besser. Weniger ist manchmal mehr! Machen Sie wenige, aber dafür richtig gute Trades. Ein ideales Modell ist die Re­bound-Swing-Meth­ode. Die Kernidee ist, an der Unterstützungslinie, also bei einem tiefen Kurs, einzusteigen und dann abzuwarten, bis der Kurs nach oben – bis zur Wider­stand­slinie – ausbricht. Grund­vo­raus­set­zung ist: Der Kurschart hat eine starke Wider­stands- bzw. Unterstützungszone. Es muss eine deutliche Differenz zwischen beiden Linien bestehen, damit sich der Trade lohnt.

Vier Grundregeln fürs Trading

Sie müssen beim Trading ständig die Risiken im Auge behalten, insofern sollten Sie nicht zu viel aufs Spiel setzen. Die Hebel­wirkung ist unbedingt zu begrenzen, damit Sie im schlimmsten Fall nicht alles verlieren. Außerdem ist es wichtig, die Strategie so einfach wie möglich zu halten. Wenn Sie anfangen, sind vier Grundregeln zu befolgen:

  1. Untersuchen Sie das Marktumfeld daraufhin, ob der Zeitpunkt gut für Long- oder Short­po­si­tio­nen ist.
  2. Die Aktien müssen in dieses Umfeld passen. Ideal sind natürlich sehr liquide Wertpapiere, mit denen Sie Kauf- und Leerverkauf­s­po­si­tio­nen aufbauen können.
  3. Legen Sie im Vorfeld bestimmte Kurspunkte fest, bei denen Sie in Aktion treten.
  4. Bereiten Sie Ihre Aufträge vor, um schnell agieren zu können, wenn es so weit ist.

Über den Autor

Curtis M. Faith verdiente mit Anfang 20 im Rahmen eines Experiments mehr als 30 Millionen Dollar als Mitglied der Turtles, einer bekannten Trad­ing­gruppe in Chicago. Später gründete er mehrere Software- und High­tech-Un­ternehmen. Er ist auch Autor des Buches Die Strategien der Turtle Trader.