Basics der Unternehmensplanung

Buch Basics der Unternehmensplanung

Ein Ausweg aus der Methodenfalle

Orell Füssli,


Rezension

Klaus Oesch vertritt die These, dass es nicht immer unbedingt brandneue Methoden sein müssen, die die Planung im Unternehmen verbessern. Methoden sind für ihn ohnehin nur Mittel zum Zweck. Deshalb hat Oesch ausdrücklich kein Meth­o­d­en­buch geschrieben, sondern eines, aus dem in erster Linie seine Erfahrung als Führungskraft und Mitwirk­ender in Ver­wal­tungsrats­gremien spricht. Obwohl das Werk ohne auss­chweifende Meth­o­d­enexkurse oder wis­senschaftliche Erläuterungen auskommt, muss man Zeit und Konzen­tra­tion mitbringen, um den darge­bote­nen Weg zur in­di­vidu­ellen Lösung in­di­vidu­eller Probleme verin­ner­lichen zu können. Wer mit Fachtexten vertraut ist, wird mit der recht trockenen Sprache keine Probleme haben. BooksInShort empfiehlt das Werk Un­ternehmern und Managern, die sich darauf besinnen wollen, dass sie diejenigen sind, von deren Planungen und Entschei­dun­gen das Geschick des Un­ternehmens abhängt.

Take-aways

  • Planung ist die Grund­vo­raus­set­zung für die Zukun­fts­gestal­tung Ihres Un­ternehmens und das Erreichen Ihrer Ziele.
  • Planung ist ein Denkprozess, in dem Sie den vor Ihnen liegenden Weg analysieren und festschreiben.
  • Es müssen nicht immer neue Methoden für die Un­ternehmen­spla­nung herange­zo­gen werden. Besser ist es, Altbewährtes effektiver einzusetzen.
  • Definieren Sie zuerst Ihr Problem und wählen Sie dann die Pla­nungsmeth­ode aus.
  • Meiden Sie die Meth­o­d­en­falle: Wer ihr verfällt, plant um der Methode willen, aber nicht, um sein Problem zu lösen.
  • Definieren Sie im Team Schlüssel­be­griffe der Planung, damit Sie alle den gleichen Aus­gangspunkt haben.
  • Holen Sie sich externe Unterstützung für die Analysen. Sie werden vom unabhängigen Blick der Berater profitieren.
  • Setzen Sie sich ein Zeitlimit, innerhalb dessen Sie die Planung konzen­tri­ert durchführen.
  • Halten Sie die Planung schriftlich fest, dann ist sie verbindlicher.
  • Überprüfen Sie Ihre Planung abschließend auf Plausibilität, bevor sie ihre praktische Um­set­zbarkeit unter Beweis stellen muss.
 

Zusammenfassung

Wozu Pläne und Pla­nungsmeth­o­den?

Möchten Sie die Zukunft Ihres Un­ternehmens aktiv gestalten? Haben Sie ein Problem oder möchten Sie ein bestimmtes Ziel erreichen? Die Planung ist der Denkprozess, der Ihnen die Lösung des Problems und den Weg zum Ziel oder allgemein in die Zukunft Ihres Un­ternehmens zeigt. Planung ist die Au­seinan­der­set­zung mit der Zukunft. Zwar planen die meisten Menschen durchaus, aber das passiert oft un­struk­turi­ert und manchmal sogar unbewusst. In Unternehmen, wo ver­schiedene Menschen, Un­ternehmens­bere­iche und Ziele miteinander vereinbart werden müssen, braucht es eine pro­fes­sionelle Planung.

„Planung ist die Vo­raus­set­zung für eine ziel­gerichtete Handlung. Die Fähigkeit zu planen zeichnet den Menschen gegenüber anderen Lebewesen aus.“

Nun gibt es Berater, die in ihrem eigenen Interesse immer neue Methoden entwickeln und sie verkaufen. Doch nicht die Methoden sind der Schlüssel zu einem guten Un­ternehmen­splan. Deshalb sollten Sie sich auf keinen Fall zuerst für eine Methode entscheiden und danach in deren Rahmen planen. So geraten Sie nämlich in die Meth­o­d­en­falle. Sind Sie darin gefangen, planen Sie nur um der Methode willen und nicht für das konkrete Problem, das Ihren Pla­nung­sprozess angestoßen hat. Wichtig ist, dass Sie klar definieren, was Ihre Prob­lem­stel­lung ist. Dazu passend wählen Sie dann die geeignete Methode aus. Und selbst dann kann Ihnen eine Methode nicht alle Arbeit abnehmen, sondern Sie werden immer eine in­di­vidu­elle Lösung finden müssen – auch und gerade mit al­t­bekan­nten Methoden. Rennen Sie also nicht neuesten Pla­nungstrends hinterher. Damit ver­schwen­den Sie nur wertvolle Ressourcen.

„Es ist zu empfehlen, die strate­gis­che Planung konzen­tri­ert mit engen Zeitlimits zu führen. Ein lang andauernder Pla­nung­sprozess verhindert eine saubere Ermittlung von autonomen Zielen.“

Als Führungskraft sind Sie ständig damit beschäftigt, zu analysieren und zu planen. Sie erkennen den Anlass, der die Planung notwendig macht, und lösen diese dann aus. Genau das ist der Grund, warum sich Planung immer am Problem orientieren sollte und nicht an der Methode. Sie planen selbstverständlich nur aus einem aktuellen Bedürfnis heraus, etwa weil eine An­gele­gen­heit so komplex ist, dass sie nicht einfach zu überschauen ist. Das ist beispiel­sweise. immer dann der Fall, wenn Kosten und angestrebte Erträge miteinander abgeglichen werden.

Klären Sie Schlüssel­be­griffe

Meist werden Sie eine Planung im Team angehen. Un­ter­schiedliche Menschen bringen ver­schiedene Erfahrungen in den ohnehin schon komplexen Pla­nung­sprozess ein. Eine wichtige Vo­raus­set­zung für die Planung im Team ist deshalb, dass Sie alle ein gemeinsames Verständnis der Schlüssel­be­griffe haben. Dazu gehört beispiel­sweise, dass Sie festlegen, welche Ziele, Absichten, Aufträge und Vorgaben im Team gelten. Eine Vorgabe wird von einem Vorge­set­zten bestimmt und muss befolgt werden (beispiel­sweise: Steigerung des Umsatzes um mindestens 10 %). Ein frei gewähltes Ziel dagegen können Sie in dem Ihnen vorgegebe­nen Rahmen bee­in­flussen (beispiel­sweise: die Verkauf­sor­gan­i­sa­tion peilt ein Plus von 14 % an). Eine Absicht könnte etwa der Wille sein, etwas zu tun; aus ihr lässt sich ein konkreter Auftrag ableiten, oder die Absicht kann auch wieder fallen gelassen werden. Ein Mitarbeiter kann also eine Absicht haben, die sich für ihn aus einem Ziel ergibt. Aber erst wenn eine konkrete Aufgabe an ihn delegiert wurde, ist er ve­r­ant­wortlich für deren Ausführung.

Pla­nungss­chritt 1: Prozessauslösung

Eine Planung ist ein struk­turi­erter Prozess, der in ver­schiede­nen aufeinan­der­fol­gen­den Phasen abläuft. Diese lassen sich nicht absolut festschreiben und können von un­ter­schiedlich starker Ausprägung sein. Achten Sie einfach weniger auf die Vorgaben, sondern durchlaufen Sie die Phasen angepasst an Ihre Fakten und deren Zusammenhänge. In der ersten Phase lösen Sie die Planung aus. Dafür gibt es immer einen konkreten Anlass. Dabei kann es sich um einen externen Anlass handeln, etwa wenn sich Ihre Konkurrenz verändert hat oder wenn neue Technik auf den Markt kommt. Interne Anlässe sind aktuelle Lage­beurteilun­gen oder Ar­beit­saufträge von Vorge­set­zten. In manchen Unternehmen werden Planungen durch Termine ausgelöst, beispiel­sweise bei Budgets. Besser ist es jedoch, im Rahmen des strate­gis­chen Con­trol­lings die bestehende Planung regelmäßig zu überprüfen. Wenn das Controlling zu dem Ergebnis kommt, dass es eine größere Veränderung gab, lösen Sie eine Neuplanung aus. Vergessen Sie dabei nicht, dass jeder Pla­nung­sprozess struk­turi­ert werden muss. Legen Sie den Ablauf, die Erwartungen an die Planung und die die Rollen der Beteiligten fest.

Pla­nungss­chritt 2: Lage­beurteilung

Die Lage­beurteilung bildet die Basis für die Planung. Erfassen und ak­tu­al­isieren Sie Fakten aus Ihrem Unternehmen und Ihrem Umfeld. Fakten aus Ihrem Umfeld sind Prognosen über Mark­t­poten­ziale, Wettbewerb usw. Im zweiten Schritt analysieren Sie die Fakten. Alle Beteiligten müssen gut darüber informiert werden. Denn nur wenn Sie eine gemeinsame Datenbasis haben, die Sie im gleichen Sinn in­ter­pretieren, ziehen Sie und alle Beteiligten die gleichen Schlüsse für die kommenden Pla­nungss­chritte. Ganz wichtig dabei: Verstehen Sie die Lage­beurteilung bitte immer als einen eigenständigen Pla­nungss­chritt. Vermischen Sie sie nicht mit anderen Schritten. Nur so können Sie wirklich klare Problemlösungsmöglichkeiten entwickeln. Achten Sie darauf, dass Sie alle wichtigen Einflussgrößen einbeziehen. Werden Sie sich klar, wie sie auf Ihr Problem wirken und wie sie mit anderen Einflussgrößen zusammenhängen.

Pla­nungss­chritt 3: Zielplanung und Bestimmung der Spielwiese

Ziele geben Ihnen Ori­en­tierung, denn sie definieren Ergebnisse, die erreicht werden sollen. Einfache und kurzfristige Ziele lassen sich leicht aus überge­ord­neten Plänen ableiten. Strate­gis­che Ziele dagegen, die das Gesam­tun­ternehmen oder eine autonome Abteilung betreffen, setzen einen größeren Rahmen. Entsprechend lassen sie sich schwerer definieren. Es darf sich dabei nicht um überkomplexe Konstrukte handeln, die kein Mensch versteht. Ein erster An­halt­spunkt für ein griffiges Ziel ist sein Neuigkeits­ge­halt: Ein Ziel sollte immer eine Veränderung enthalten, wobei Sie natürlich beachten müssen, dass es Veränderungen nicht in un­be­gren­ztem Umfang gibt. Fangen Sie damit an, eine so genannte Spielwiese zu definieren. Ihre Spielwiese besteht aus der Branche, in der Sie sich bewegen, dem Kun­den­nutzen, den Kun­denseg­menten oder auch Ihren Geschäftsmodellen. Stellen Sie sich dabei z. B. ein Fußballfeld vor. Auf diesem wird Fußball gespielt, aber Rugby eben nicht. Die Spielwiese Ihres Un­ternehmens grenzt Ihre Aktivitäten ein und gibt Ihnen gle­ichzeitig genug Raum, Ihr Unternehmen weit­erzuen­twick­eln. Auf dieser Spielwiese siedeln Sie Ihre Ziele an; im Idealfall entwickeln Sie mehrere – als Optionen. Bevor Sie dann zum nächsten Schritt kommen, der Maßnah­men­pla­nung, wählen Sie Ziele aus und vereinbaren Sie sie gemeinsam mit allen Führungsver­ant­wortlichen.

Pla­nungss­chritt 4: Maßnah­men­pla­nung

Was müssen Sie tun, um die vere­in­barten Ziele zu erreichen? Diese Frage beantworten Sie schriftlich im vierten Pla­nungss­chritt. Sie entwickeln einen Ablaufplan mit konkreten, ter­minierten Aufträgen an Stellen oder Personen. Dann legen Sie Meilen­stein­sitzun­gen fest. Die flankieren den Pla­nung­sprozess und geben Ihnen Gelegenheit, ko­r­rigierend einzu­greifen. Halten Sie sich die Möglichkeit offen, jederzeit eine Beurteilung der aktuellen Lage vorzunehmen. Für den Fall, dass Korrekturen nötig werden, legen Sie ein entsprechen­des Prozedere fest. Zuletzt bestimmen Sie das Berichtswe­sen und die Pro­tokol­lierung. Achten Sie hier gerade auch auf die Zeit nach Pla­nungsab­schluss. Über das Pla­nungsende hinaus muss weiter pro­tokol­liert und berichtet werden. Als Resultat haben Sie einen Plan. Natürlich ist es gerade bei anspruchsvollen Zielen empfehlenswert, ver­schiedene Varianten zu entwickeln, aber nur, wenn Sie sich auch frühzeitig für eine bestimmte entscheiden. Der Aufwand für mehrere Pläne ist schlicht zu groß.

Pla­nungss­chritte 5 und 6: Entschei­dung und Gestaltung des Fahrplans

Bevor ein Plan tatsächlich umgesetzt wird, müssen Sie ihn beschließen. Kommt das Team zu dem Schluss, dass der Plan plausibel ist und nicht nach­bear­beitet werden muss, folgt der fünfte Schritt: Ausgehend vom Budget werden Details festgelegt. Konkrete Einzelaufträge werden verbindlich an die Ve­r­ant­wortlichen vergeben, Termine werden fixiert und damit wird der Übergang von der Planung zur Re­al­isierung geschaffen. Dass das schriftlich geschieht, sollte für Sie selbstverständlich sein. Der sechste und letzte Schritt kann schon mit dem fünften einhergehen oder kurz danach gemacht werden: Er nennt sich Prozess­de­sign und liefert den konkreten Fahrplan der Umsetzung. Er beschreibt die Phasen, die Meilen­steine, die Teilnehmer mit ihren Rollen und Aufträgen, die Entschei­dungskri­te­rien und das, was als Resultat erwartet wird.

Hausbau und Urlaub – zwei Beispiele aus dem privaten Bereich

Auch wenn man im Privatleben eher un­struk­turi­ert plant: Es gibt zwei schöne Beispiele, die einen Pla­nung­sprozess il­lus­tri­eren. Denken Sie an den Bau eines Eigenheims: Auslöser für diesen Plan ist ein Wunsch bzw. eine Absicht. Danach beurteilen Sie die Lage. Die gibt Ihnen Aufschluss über Standorte, Bodenpreise usw. Sie legen das Ziel fest, wählen den Standort aus und beschreiben das Objekt. In der Maßnah­men­pla­nung wählen Sie einen Architekten aus, planen den Bau und lassen diesen bewilligen. Anschließend geht es an die Umsetzung: Sys­tem­planer und Handwerker erhalten ihre Aufträge. Ähnlich ist es bei der Urlaub­s­pla­nung: Die Lage­beurteilung ergibt den Urlaubstyp, etwa ob Sie in den Süden an den Strand fahren, ob Kultur im Vordergrund steht usw. Das Ergebnis ist die Schnittmenge aus den Wun­schvorstel­lun­gen der Mitreisenden. Die Vorstel­lun­gen werden mit den Urlaub­sange­boten abgeglichen, und Sie entscheiden sich für ein Angebot. Zuletzt werden die Details und Maßnahmen geplant und ausgelöst. Sie bereiten Ihren Urlaub materiell und geistig vor. Und was Sie in diesen beiden Fällen intuitiv tun, können Sie auch auf Ihr Geschäft übertragen.

Komplexität herun­ter­brechen

Weil im Unternehmen mehr Menschen und un­ter­schiedliche Strukturen in einen Pla­nung­sprozess involviert sind, gestaltet sich dieser natürlich entsprechend schwieriger als im privaten Bereich. Noch schwieriger wird es, wenn Sie einen Plan zum Beispiel erstmalig erstellen, wenn er einen hohen In­no­va­tion­s­grad hat oder wenn er ein gesamtes Unternehmen betrifft. Einzelpläne und Stan­dard­prozesse reduzieren die Komplexität. Sie können sie aber auch durchaus verringern, indem Sie ein vere­in­fachen­des Modell bilden: Stellen Sie nur die wichtigsten unter den externen wie internen Variablen dar, auf die Sie keinen Einfluss haben. Sie können beispiel­sweise die Inflation als Annahme festschreiben. Damit haben Sie eine veränderliche Variable weniger und machen den Pla­nung­sprozess einfacher. Wählen Sie auch nur die wesentlichen unter denjenigen Variablen aus, die Sie selbst gestalten und steuern können. Beweisen Sie Mut zur Lücke. Keine Angst, das optimale Ergebnis erhalten Sie sowieso nie!

Der richtige Rahmen

Die Planung wird Sie fordern. Wenn Sie schon Erfahrung oder the­o­retis­ches Wissen haben, sind Sie im Vorteil. In jedem Fall kann es hilfreich sein, externe Unterstützung her­anzuziehen. Berater bringen Fachwissen und Erfahrung ein. Sie erleichtern Ihnen die aufwändigen Analysen und ermöglichen einen un­ver­stell­ten Blick auf die Lage. Wenn es allerdings um die Finanzen und die Entschei­dung für Ziele geht, müssen interne Mitarbeiter die Aufgaben erledigen. Missver­ste­hen Sie die Unterstützung von außen also nicht: Die Planung und die Entschei­dun­gen können Sie auf niemand anderen abwälzen. Verschieben Sie sie auch nicht und sorgen Sie dafür, dass die Planung konzen­tri­ert durchgeführt wird. Setzen Sie sich hierfür ein Zeitlimit, sonst können Sie nicht sauber Ziele erarbeiten. Sollten Un­sicher­heiten bei der Planung auftauchen, müssen Sie mehrere Al­ter­na­tivpläne entwickeln. Dafür können Sie das Zeitlimit ausdehnen, aber nicht zu sehr. Haben Sie Mut zur Lücke und konzen­tri­eren Sie sich auf das Wesentliche der Planung. Und halten Sie sie immer schriftlich fest. Dann ist sie für alle Beteiligten verbindlicher.

Über den Autor

Klaus Oesch war Führungskraft und Ver­wal­tungsrat in großen Schweizer Unternehmen, aktuell ist er VR-Präsident der Orell Füssli Holding. Er ist auch Autor des Buches Ver­wal­tungsrat und Un­ternehmen­skrise.