Yes she can

Buch Yes she can

Die Zukunft des Managements ist weiblich

Redline,


Rezension

Zwar macht die Lektüre dieses Buches aus einer Frau noch lange keine Spitzen­man­agerin. Doch wer es liest, wird für die besonderen Probleme, die Frauen auf dem Weg an die Spitze haben, sen­si­bil­isiert. Und dieses Wissen ist nicht nur für die Frauen wichtig, die es in die Topetagen schaffen wollen, sondern auch für alle Manager, die Ve­r­ant­wor­tung für die Zukunft ihres Un­ternehmens tragen. Denn die blumigsten Konzepte und wohlk­lin­gend­sten Strategien für mehr weibliche Beschäftigte bringen nichts, solange in den Köpfen der Angestell­ten kein Umdenken stattfindet. Die Autorin, selbst im oberen Management erfolgreich, zeigt an einigen Beispielen auf, woran es in der Belegschaft häufig mangelt, damit aus Konzepten Realität werden könnte. Frauen bekommen außerdem nützliche Tipps an die Hand, um ihren Weg an die Spitze zu finden. Auffällig ist, dass das heikle Thema Kinder und Karriere komplett „ausgelagert“ und von einer Gastautorin bearbeitet wurde. Ganz so sauber ex­ter­nal­isieren wie hier vorgemacht lassen sich Kinder im echten Leben zumeist nicht. Trotzdem empfiehlt BooksInShort das Buch unterm Strich allen Frauen, die Karriere machen wollen, allen HR-Abteilun­gen und den Vorständen, die ein zukun­fts­festes Unternehmen haben möchten.

Take-aways

  • In Deutschland stehen kaum Frauen an Un­ternehmensspitzen – und diejenigen, die es geschafft haben, verdienen deutlich weniger als Männer.
  • Das ist nicht nur bedauerlich, sondern wird in den kommenden Jahren für die deutsche Wirtschaft ein echtes Problem werden.
  • Weil die Bevölkerung abnimmt, werden deutsche Unternehmen künftig zu wenig qual­i­fizierte Arbeitskräfte haben, wenn sie weiterhin auf Frauen verzichten.
  • Studien belegen, dass Firmen, die Männer und Frauen gleichermaßen beschäftigen und befördern, höhere Gewinne erzielen und innovativer sind.
  • In vielen Unternehmen verhindern Männer­seilschaften, dass Frauen eingestellt werden.
  • Frauen, die an die Spitze wollen, müssen ihr Ziel strategisch angehen und sich Hilfe bei einem Mentor oder Coach holen.
  • Außerdem sollten sich auf­stiegswillige Frauen intensiv mit den Grundregeln der Kom­mu­nika­tion und des Wis­sens­man­age­ments beschäftigen.
  • Frauen, die Kind und Karriere unter einen Hut bringen wollen, brauchen auch heute noch gute Nerven und viel Or­gan­i­sa­tion­stal­ent.
  • Frauen, die früh erfolgreich sind, sollten die Fam­i­lien­pla­nung nicht vergessen.
  • Für Frauen wie Männer gilt: Wenn der Schwerpunkt des Lebens langfristig auf der Arbeit liegt, läuft etwas schief.
 

Zusammenfassung

Ohne Frauen in die Krise

Bis vor wenigen Jahrzehnten mussten Frauen in Deutschland ihre Männer noch fragen, ob sie Geld verdienen dürfen. Auch ein Konto bei der Bank durften sie nur einrichten, wenn ihr Mann die Zustimmung gab. Und das, obwohl die Gle­ich­berech­ti­gung der Geschlechter schon seit über 60 Jahren im Grundgesetz verankert ist. Seither hat sich zwar viel getan. Trotzdem werden Frauen in der Wirtschaft noch immer be­nachteiligt. Beispiel­sweise sind weit über 90 % der deutschen Chefetagen männlich besetzt. Außerdem verdienen Frauen nach wie vor nicht so viel wie Männer.

„Je höher der Frauenan­teil, desto höher das Be­trieb­sergeb­nis.“

Das sollte sich nicht nur ändern, wirtschaftlich betrachtet muss es das sogar. Sonst hat Deutschland bald ein Problem. Schließlich geht die Bevölkerungszahl in der Bun­desre­pub­lik ständig zurück. Davon sollten alle Firmen alarmiert sein, denn es bedeutet, dass es schon bald an guten Ar­beit­nehmern mangeln wird, und das auf allen Ebenen. Schon 2015 sollen 3 Millionen Arbeitskräfte fehlen. Wer das nicht glaubt, sollte sich mit den Fakten au­seinan­der­set­zen: Weil die Lebenser­wartung steigt, werden die Deutschen immer älter. Die Zahl der Neuge­bore­nen ist seit Jahren sehr niedrig. Außerdem wandern mehr Leute aus als ein. Das hat zur Folge, dass die Größe der arbeitenden Bevölkerung schrumpft. Wer in dieser Situation noch zusätzlich auf Frauen als Arbeitskräfte verzichtet, schneidet sich ins eigene Fleisch. Ob auch Ihr Unternehmen in die de­mografis­che Falle zu tappen droht, können Sie schnell überprüfen: Steigt das durch­schnit­tliche Alter Ihrer Ar­beit­nehmer? Wie entwickeln sich die Zahlen der Bewerber, werden sie mehr oder weniger? Bewerben sich bei Ihnen immer weniger potenzielle Mitarbeiter und nimmt der Al­ters­durch­schnitt in der Belegschaft zu, dann sollten Sie sehr schnell handeln.

Viele gute Gründe

Andere Länder sind besser aufgestellt als Deutschland: In den USA beispiel­sweise gibt es schon längst nichts mehr zu reden, wenn eine Frau für eine Spitzen­po­si­tion eingestellt wird; es ist schlicht normal. Auch in Schweden gehören Frauen im Management schon lange zum Alltag. Das hat einen Grund: Unternehmen mit gemischten Teams erzielen nämlich die besseren Ergebnisse. Die London Business School hat her­aus­ge­fun­den, dass sie auch innovativer sind. Es geht hier also nicht nur um Emanzi­pa­tion und Frauenpower. Die Firmen, die mehr weibliche Führungskräfte einstellen, schneiden im Vergleich zur männer­do­minierten Konkurrenz auch viel besser ab. Das haben Un­ter­suchun­gen der Un­ternehmens­ber­atun­gen McKinsey und Accenture ergeben.

„Gehen beim Unternehmen weniger Bewerbungen ein als in der Ver­gan­gen­heit, dann ist das keine Mo­men­tauf­nahme, sondern der Indikator für eine zukünftige Bedrohung.“

Arbeitende Frauen sind übrigens auch gut fürs gesellschaftliche Klima. Denn je mehr Frauen in den Chefetagen sitzen, desto stärker gehen die Schei­dungsraten zurück und sinkt die häusliche Gewalt. Trotzdem scheint es eine Art undurchlässige Sperre (die berühmte „gläserne Decke“) zu geben, die Frauen den Weg nach ganz oben versperrt. Schuld daran sind – wie so oft – Männer. Männliche Entscheider lassen sich folgendermaßen ty­pol­o­gisieren:

  • Der erste Typus will grundsätzlich keine Frauen im Management. Er hält an alten Traditionen fest.
  • Der zweite fördert zwar die Gle­ich­berech­ti­gung, findet aber Frauen in Führungsrollen unweiblich. Er denkt außerdem, sie könnten die dort herrschende Härte nicht ertragen.
  • Dem dritten Typ geht es ausschließlich um das Können. Karriere ist nur ohne Pause möglich, denkt er. Und somit scheiden Frauen aus dem Kar­ri­ere­fluss aus, zumindest, wenn sie Kinder bekommen.
„Erst wenn zukünftige Bonuszahlun­gen davon abhängen, wie viele weibliche Führungskräfte an den Un­ternehmen­szie­len mitarbeiten, wird sich das System verändern.“

Unabhängig davon gibt es den ho­mosozialen Faktor, der dazu führt, dass wir Leute bevorzugen, die uns ähnlich scheinen. Das ist mit ein Grund, warum Männer lieber Männer einstellen oder befördern. Für Frauen ist es daher schwierig, diesen Kreislauf zu durch­brechen.

Wie Frauen es an die Spitze schaffen

Es kommt nicht allein darauf an, was eine Frau ist und was sie kann, wenn sie es an die Spitze schaffen will. Vielmehr geht es darum, wie sie sich verhält. Wer Karriere machen möchte, muss beispiel­sweise Konkurrenz ertragen und Macht anstreben. Eng damit verbunden ist Neid. Es sind nicht immer nur Frauen, die andere Frauen beneiden, oft sind auch Männer neidisch auf sie. Besonders, wenn es um die wenigen und begehrten Plätze ganz oben geht. Darum sind Beziehungen im Unternehmen meist rein geschäftlicher Natur. Harmonie oder gar Fre­und­schaft wird, je höher Sie kommen, immer seltener. Umso mehr kommt es auf diplo­ma­tis­ches Geschick an. Dazu gehört, dass Sie die Sach- von der Beziehungsebene trennen. Versuchen Sie außerdem, immer geduldiger als Ihr Gegenüber zu sein. Führen Sie sich niemals wie ein Sieger auf, das hilft dem Widersacher, sein Gesicht zu wahren.

„Wenn ich als Frau nicht selb­st­be­wusst auftrete und von meinen Fähigkeiten überzeugt bin, dann kann ich auch andere nicht von mir und meinen Leistungen überzeugen.“

Gehen Sie Ihre Karriere strategisch an und warten Sie nicht darauf, dass jemand Sie befördert, nur weil Sie gut sind. Zeigen Sie, was Sie können, werben Sie für sich und bleiben Sie hartnäckig. Frauen, die den Weg nach ganz oben gehen möchten, sollten zudem gezielt nach einem Coach oder Mentor Ausschau halten, der ihnen behilflich ist. Beim Mentoring geht es darum, Wissen auszu­tauschen und sich weit­erzuen­twick­eln. Mentoring kann auch un­ternehmensübergreifend stattfinden. Ein Coach dagegen hilft der Führungskraft gezielt dabei, ihre Erfahrungen aufzuar­beiten und ihre Ziele zu erreichen. Er steht ihr zur Seite, um Misserfolge zu analysieren und neuen Optimismus für die Zukunft zu finden. Da es in der Zusam­me­nar­beit mit einem Coach oft um sehr persönliche Dinge geht, ist es wichtig, dass eine Ver­trauens­ba­sis entsteht.

„Frauen, die Familie und Karriere managen, müssen mit Löwenkräften aus­ges­tat­tet sein, um diese Dop­pel­be­las­tung zu bewältigen.“

Außerdem sollten Frauen verstärkt netzwerken. Das ist u. U. nicht so einfach, denn Männer sind, was Netzwerke anbelangt, den Frauen gegenüber klar im Vorteil. Immerhin gibt es bereits das European Women’s Management Development In­ter­na­tional Network. Die Nase vorn haben Frauen, wenn es um bestimmte Ver­hal­tensweisen geht. Respekt und Höflichkeit beispiel­sweise liegen Frauen eher als Männern. Auch weil sie im Umgang mit anderen ihre Offenheit bewahren und authentisch bleiben, punkten sie gegenüber Männern auf der gleichen Hi­er­ar­chi­estufe. Und: Frauen können sich und ihr Können besser einschätzen als Männer. Beim Weg an die Spitze geht es nicht zuletzt um Selb­st­mar­ket­ing; streuen Sie also ganz gezielt die In­for­ma­tio­nen, die Sie in einem positiven Licht erscheinen lassen. Offenbaren Sie z. B. wichtige Bekan­ntschaften aus Ihrem Netzwerk. Kon­trol­lieren Sie Ihr Bild in der Öffentlichkeit, indem Sie Themen besetzen. Schaffen Sie Ihren eigenen Stil und kleiden Sie sich de­mentsprechend. Besuchen Sie Rhetorik­sem­inare, in denen Sie auch Ihre Körpersprache und Stimme schulen. Behalten Sie immer Folgendes im Gedächtnis:

  • Zu jeder Kom­mu­nika­tion gehören zwei.
  • Wichtig ist, was bei Ihrem Gegenüber ankommt, nicht, was Sie sagen.
  • Die ersten Sekunden eines Gesprächs sind die wichtigsten.
  • Wer seinem Gegenüber zeigt, dass er aufmerksam zuhört, gewinnt Freunde.
  • Befehle, ironische Bemerkungen oder Ratschläge kommen beim Gegenüber nicht gut an.

Der weibliche Führungsstil

Frauen, die es nach oben geschafft haben, pflegen einen anderen Führungsstil als Männer. Sie denken weniger an sich selbst als an die Firma und die Angestell­ten. Sie gehen auf ihr Team ein und legen Wert darauf, die Kollegen an Entschei­dun­gen zu beteiligen, um so eine möglichst große Auswahl an Sichtweisen zu bekommen. Damit sind sie dem Ziel, eine gute Führungskraft zu sein, schon sehr nah. Von Bedeutung für ihren Erfolg als Man­agerin­nen ist außerdem, Ve­r­ant­wor­tung zu übernehmen und sich auf das zu konzen­tri­eren, was möglich ist. Die Gefahren in den Vordergrund zu stellen, würde auf einen falschen Weg führen. Ganz wichtig: Gerät das Unternehmen in eine schwierige Situation, müssen Frauen umschwenken. Ihr par­tizipa­tiver Führungsstil kann die Firma sonst noch mehr in eine Schieflage bringen. Je prob­lema­tis­cher die Lage, desto hi­er­ar­chis­cher muss geführt werden.

„Wer als Mutter Karriere machen will, hat ide­al­er­weise einen Partner, der seine Vaterpflichten ernst nimmt und bereit ist, dies auch in seinem Beruf zu leben.“

Außerdem ist es wichtig, möglichst viel Wissen auf den einzelnen Positionen, aber auch im ganzen Unternehmen anzuhäufen und dieses auch intelligent zu nutzen. So gilt es beispiel­sweise, seine Kunden, die Konkurrenz und die Geschäftspartner zu kennen, aber auch die rechtliche Seite darf nicht außer Acht gelassen werden. Je mehr Wissen in einem Unternehmen steckt, desto weniger macht es sich von externen Kräften abhängig. Gute Chancen auf eine er­fol­gre­iche Karriere haben Sie, wenn Sie Wis­sens­man­age­ment mit Kom­mu­nika­tion koppeln. Wenn Sie unsicher sind, ob Sie Ihren Job richtig machen, werfen Sie einen Blick auf Ihre Mitarbeiter. Denn ob Chefinnen dort gut ankommen, zeigt sich schnell an deren Verhalten: Je mehr Leute häufig krank sind oder abwandern, desto eher gibt es mit der Vorge­set­zten ein Problem. Anonyme Befragungen der Belegschaft führen zu ver­w­ert­baren Ergebnissen, was die Man­age­men­tkul­tur im Unternehmen anbelangt.

Frauen und Familie

Ein Problem, das viele Frauen belastet, ist die Vere­in­barkeit von Kind und Beruf. Nach Erken­nt­nis­sen der Ber­tels­mann-Stiftung hält die Dop­pel­be­las­tung viele Frauen davon ab, den Karriereweg einzuschla­gen. Denn selbst wenn die Betreuung der Kleinen geregelt ist, heißt das nicht, dass sich der Rest von allein ergibt. In der Kinder­garten­zeit beispiel­sweise werden Kinder häufig krank, sodass spontan eine Betreuung gefunden werden muss. Im Schulalter ist es wichtig, dass die Schule nach Un­ter­richtss­chluss eine Betreuung anbietet. Gibt es keinen Platz an einer solchen Schule, geht die Problemlösungssuche wieder von vorne los. Ist alles so organisiert, dass es passt, haben viele Frauen trotzdem mit ihren Emotionen und Schuldgefühlen zu kämpfen. Allerdings ergänzen sich Mut­ter­schaft und Management insofern ganz gut, als ganz ähnliche Probleme immer wieder auftauchen – das eine Mal eben im Konzern, das andere Mal in der Familie.

„Wer kon­tinuier­lich seine Grenzen überschre­itet, sich auspowert und jedes Maß dafür verloren hat, dass das Leben außer Konferenzen, Laptop und Smartphones auch Familie, Freunde, Sport und Kulturelles zu bieten hat, riskiert seine Gesundheit und wird nicht auf lange Sicht erfolgreich sein.“

Frauen, die studiert haben, wollen häufig mit Anfang 30 erstmal Karriere machen. Wenn dann der Kinder­wun­sch in den Vordergrund rückt, ist man möglicher­weise schon nahe an der 40. Das ist biologisch betrachtet nicht die beste Zeit, um Mutter zu werden, für viele ist es tatsächlich schon zu spät. Auch die Partnerwahl wird in diesem Alter schwieriger, denn Männer heiraten im Schnitt bereits mit Anfang 30. Hinzu kommt, dass bei der Part­ner­suche andere Faktoren zählen als bei der Karriere: Während in­tel­li­gente Frauen, die sich durchsetzen können, gute Chancen im Beruf haben, haben sie weniger Erfolg bei Männern.

„Während Männer für ihre Entschlossen­heit und Durch­set­zungsstärke bewundert werden, werden dieselben Eigen­schaften bei Frauen kritisch gesehen.“

Heute zeichnet sich geschlechterübergreifend die Tendenz ab, dass immer weniger Angestellte und Manager ihr Privatleben für den Job komplett aufgeben wollen. Das ist eine gesunde Entwicklung, denn es ist wichtig, die Balance zu halten. Dafür gibt es einen Trick: Je viel­seit­iger ein Mensch lebt, desto eher kann er sich gegen eine alles vere­in­nah­mende Firma durchsetzen. Eine weitere Möglichkeit ist, die Arbeit besser zu or­gan­isieren. Dazu gehört beispiel­sweise, Konferenzen straffer zu planen. Das würde vielen Managern helfen, bei der Arbeit Zeit zu sparen, die sie stattdessen mit ihrer Familie verbringen können. Wie wichtig das ist, zeigen Beispiele von Angestell­ten, die körperlich oder seelisch erkranken, weil die Arbeit ihr Leben ist. Damit Ihnen das nicht passiert, sollten Sie sich erreichbare Ziele setzen und immer wieder einmal innehalten, um über Ihre aktuelle Lebenssi­t­u­a­tion nachdenken.

Über die Autorin

Marianne Heiß ist European Finance Director bei der Wer­beagen­tur BBDO. Sie hat Be­trieb­swirtschaft studiert, und ihre Diplo­mar­beit wurde von einer öster­re­ichis­chen Wirtschafts­fachjury aus­geze­ich­net.