Managementleistungen richtig beurteilen

Buch Managementleistungen richtig beurteilen

Unternehmensplanung und Führungskräftebeurteilung im globalen Umfeld

Gabler,


Rezension

Zwar wecken der Titel und der Klappentext dieses Ratgebers Erwartungen im Hinblick auf ein sehr aktuelles Thema, nämlich die Frage nach der richtigen Entlohnung für Manager, aber der Autor Peter Maier bleibt diesbezüglich über weite Strecken des Buches einiges schuldig. Stattdessen holt er weit aus, erläutert An­forderun­gen an Manager, Führungsmeth­o­den und Un­ternehmensstruk­turen und handelt das eigentliche Thema – die Kopplung von Un­ternehmen­splan und Führungskräfte­beurteilung – schließlich doch nur recht oberflächlich ab. Immerhin illustriert Maier die Bedeutung des In­no­va­tion­s­man­age­ments, das er als festen Pla­nungs­be­standteil betrachtet und von dem er meint, dass es nicht dem Zufall überlassen werden sollte. Best-Prac­tice-Empfehlun­gen liefern dazu in­ter­es­sante Ansätze, auch wenn die meisten größeren Unternehmen mittels Teilnahme an Bench­markpro­gram­men solche Inputs bereits seit Längerem gezielt nutzen. BooksInShort empfiehlt das Buch allen Managern, die ein besseres Verständnis für die grundsätzlichen Zusammenhänge zwischen Un­ternehmen­spla­nung und persönlicher Leis­tungs­beurteilung entwickeln möchten; sei es, weil es im eigenen Unternehmen noch keine fundierte Leis­tungs­beurteilung gibt, oder weil diese von den Planzielen losgelöst ist.

Take-aways

  • Fehlende Planung ist die Haup­tur­sache falscher Man­age­men­thand­lun­gen.
  • Die Führung des Un­ternehmens ist nicht nur Aufgabe des Top­man­age­ments, sondern findet auf allen Ebenen statt.
  • Die Basis guter Planung sind klare Jobbeschrei­bun­gen. Aufgaben und Kompetenzen von Managern müssen fest­ge­hal­ten werden.
  • Nur Manager, die in den Pla­nung­sprozess mitein­be­zo­gen werden, iden­ti­fizieren sich mit dessen Zielen.
  • In­no­va­tions­freude ist eine entschei­dende Eigenschaft er­fol­gre­icher Manager.
  • Innovative Unternehmen planen ihre die Entwicklung neuer Produkte gezielt. Das Ideen­man­age­ment ist ein un­ternehmerischer Kernprozess.
  • Für die Kontrolle der Plan­erre­ichung bietet sich ein Man­age­ment-In­for­ma­tion­ssys­tem mit Leis­tungsindika­toren an.
  • Die Erreichung von Zielen mit monetären Anreizen zu verbinden, kann prob­lema­tisch sein: Manager versuchen dann, ihren Lohn nicht mit zu ehrgeizigen Zielen zu gefährden.
  • Zur umfassenden Leis­tungs­beurteilung eines Managers gehört neben der Kontrolle der geplanten Leis­tungsziele auch die Analyse seines Führungsver­hal­tens.
  • Best-Prac­tice-Ver­gle­iche können sinnvolle Inputs zur Neugestal­tung des heute oft zu komplexen und bürokratis­chen Pla­nung­sprozesses geben.
 

Zusammenfassung

Er­fol­gs­fak­tor Manager

Angesichts rasch wechselnder Wet­tbe­werbs- und Kon­junk­turbe­din­gun­gen sind Manager und deren Leistungen die zentralen Er­fol­gs­fak­toren im Unternehmen geworden. Es stellt sich die Frage: Welche Führung­seigen­schaften muss ein Manager im 21. Jahrhundert haben? Für zukünftige Führungskräfte wird beispiel­sweise In­no­va­tions­freudigkeit eine entschei­dende Qualität sein. Es sind allgemein Führungspersönlichkeiten gefragt, die visionär, risikobereit und engagiert handeln. Gle­ichzeitig verändern sich auch die Unternehmen: Die Entwicklung geht weg vom herrschaftlichen Denken und hin zu einem part­ner­schaftlichen Miteinander.

„Un­ternehmen­spla­nung ist kein Strategie- oder Zahlenspiel, sondern die in­di­vidu­elle Her­aus­forderung an alle Führungskräfte, ihre künftigen Leistungen zu planen.“

Die grundle­gende Aufgabe der Un­ternehmensführung bleibt jedoch immer die gleiche: Sämtliche Entschei­dun­gen müssen das Ziel haben, den Un­ternehmenser­folg zu sichern – in der kurzen wie in der langen Frist. Die Führung des Un­ternehmens ist dabei nicht nur Aufgabe des Top­man­age­ments, sondern findet auf allen Hi­er­ar­chi­estufen statt. Jeder Vorgesetzte hat Maßnahmen zu ergreifen, die der Ex­is­ten­zsicherung Rechnung tragen. Die Pla­nungs­funk­tion ist es­sen­zieller Bestandteil der Führungsauf­gabe; die Mi­tar­beit­erführung ist das Mittel zur Umsetzung der Planung.

„Un­ternehmensführung findet auf allen Ebenen statt. Sie ist der objektive Bestandteil jeder Vorge­set­z­tentätigkeit.“

Erbringt eine Führungskraft freiwillig eine bestimmte Leistung und fühlt sie sich gar dazu verpflichtet, so ist in der modernen Un­ternehmen­skul­tur von Man­age­ment-Com­mit­ment die Rede. Es äußert sich darin, dass sich der Manager persönlich mit der Un­ternehmen­spla­nung iden­ti­fiziert, auch wenn sich dieses Engagement nicht direkt in seinem Lohn niederschlägt. Nötig dagegen ist die Integration der Manager in den Pla­nung­sprozess, denn sie iden­ti­fizieren sich nur mit den geplanten Zielen, wenn sie beim Zu­s­tandekom­men mitgewirkt haben. Führungskräfte wollen ihre Kreativität nutzen.

Bedeutung der Planung

Warum hat die Planung in einem Unternehmen so viel Gewicht? Ein Grund liegt in den zu treffenden In­vesti­tion­sentschei­dun­gen: Langfristige Planung berücksichtigt die Un­sicher­heiten der zukünftigen Ein- und Ausgaben, um das Risiko falsch gebundener Mittel zu minimieren. Ähnliches gilt für die Einschätzung neuer Tech­nolo­gien; auch hier ist das Risiko einer fehlgeleit­eten Kap­i­ta­lan­lage hoch. Ein weiterer Grund schließlich liegt in den häufigen Man­ager­wech­seln, die den Wunsch nach einer vertrauenswürdigen Planung verstärken.

„Die Glob­al­isierung hat die Planung zu einem sehr ernst zu nehmenden Spiel mit in­ter­na­tional zu wenig Bekanntem gewandelt.“

Wie laufen Entschei­dung­sprozesse und deren Planung in den Unternehmen ab? Manche Or­gan­i­sa­tions­for­men fördern den Einfluss der Planung, andere behindern ihn. Die heute noch häufige Com­mand-and-Con­trol-Or­gan­i­sa­tion mittelständischer Unternehmen erleichtert die Planung durch tra­di­tionelle Funk­tion­s­gliederung und klare Auf­gaben­zuord­nung. Demgegenüber steht die in­ter­na­tionale, mehrdi­men­sion­ale Konz­ern­struk­tur: mul­ti­kul­turelle Vielfalt, um­fan­gre­iche Head­quar­ter- und Ser­vice­funk­tio­nen sowie multiple Führungs- und Kom­mu­nika­tion­sebe­nen haben den Pla­nung­sprozess oft stark aufgebläht und bürokratisiert. Hinzu kommt, dass diese Or­gan­i­sa­tio­nen häufigen Veränderungen unterworfen sind. Es existiert keine kon­tinuier­liche Un­ternehmen­spla­nung, womit die Grundlage für eine nachhaltige Man­ager­beurteilung fehlt.

Klare Auf­gaben­de­f­i­n­i­tion

Führungskräfte mit klar definierten Aufgaben bilden die Basis einer umfassenden Un­ternehmen­spla­nung. In den Auf­gabenbeschrei­bun­gen müssen zumindest die Man­age­men­tauf­gabe, die damit verbundenen Entschei­dungskom­pe­ten­zen und die Rolle im un­ternehmensweiten Man­age­ment­berichtswe­sen definiert sein.

„Die erreichte Führungsleis­tung ist nur dann gut, wenn die kurzfristig erreichten Ergebnisse nicht auf Kosten strate­gis­cher Ziele entstanden.“

Häufig beschränkt sich die Planung nur auf die Bud­getierung und finanzielle Bewertung der Führungsleis­tun­gen. Viel wichtiger jedoch ist die Planung der zugrunde liegenden Führung­shand­lun­gen sowie die Evaluation möglicher Al­ter­na­tiven: So wird es z. B. kaum zielführend sein, das Um­satzwach­s­tum im Vergleich zum Vorjahr mit 10 % zu definieren, ohne entsprechende Maßnahmen, etwa bezüglich Produkt- und Mar­ket­ing­mix, festzulegen.

„In einer freien Wirtschaft kann den Führungskräften nicht ihre Pla­nungsauf­gabe genommen werden.“

Eine den Dialog fördernde, offene Un­ternehmen­skul­tur hilft, In­for­ma­tio­nen auszu­tauschen und das tatsächliche Leis­tungspoten­zial des Un­ternehmens zu erfassen. Am Ende eines solchen Prozesses werden mit den Führungskräften Leis­tungsziele vereinbart (z. B. Um­satzwach­s­tum, Kun­den­zufrieden­heit usw.). Es gilt Leis­tungs­stan­dards zu definieren, also das Verhältnis von Aufwand und Erfolg.

Messbare Leistungen

Der Erfolg einer Führungskraft beschränkt sich nicht auf die Qualität ihrer Planung, sondern zeigt sich im Wesentlichen in deren Re­al­isierung. Die gle­ichzeit­ige Ve­r­ant­wor­tung für Planung und Ausführung sorgt für einige Span­nungs­felder. Prob­lema­tisch ist es ins­beson­dere, die Re­sul­tater­re­ichung mit monetären Leistungen zu verknüpfen: Als Folge davon versuchen Manager, ihre Saläre nicht mit allzu op­ti­mistis­chen Plan­er­wartun­gen zu gefährden. Es braucht daher bestimmte Vo­raus­set­zun­gen, um eine Führungsleis­tung erfolgreich zu planen:

  • klare un­ternehmen­spoli­tis­che Zielset­zun­gen,
  • einen abge­gren­zten Ve­r­ant­wor­tungs­bere­ich,
  • Mitarbeiter und Autorität,
  • aus­re­ichende In­for­ma­tio­nen sowie den
  • notwendigen Entschei­dungsspiel­raum.
„Der Manager ist gle­ichzeitig in zwei Aufgaben involviert, er ist das wichtigste Element der Planung wie auch der Re­al­isierung.“

Fehlt eines oder mehrere dieser Kriterien, drohen Anstren­gun­gen in die falsche Richtung und damit Frustration und En­ergiev­ergeudung auf Seiten der Manager. Darüber hinaus fehlt der objektive Leistungsmaßstab zur Beurteilung der Man­ager­leis­tung. Als Analy­se­in­stru­ment werden in der Regel Man­age­ment-In­for­ma­tion­ssys­teme eingesetzt, die Führungskenn­zahlen, Plan­ab­we­ichun­gen und Trends als Beurteilungsmaßstäbe anbieten. Die in solchen Systemen dargestell­ten Führungsindika­toren erlauben es, die Man­ager­leis­tung kon­tinuier­lich zu beurteilen und zu überprüfen, ob die meist operativen Handlungen auch den langfristig gesetzten strate­gis­chen Zielen entsprechen. Die Indikatoren – die so genannten Key Performance Indicators (KPI) – müssen ausgewogen sein und alle Un­ternehmens­bere­iche abdecken, die wesentlich zum Un­ternehmenser­folg beitragen. Nur so lässt sich die Akzeptanz bei den Führungskräften erreichen, die auf Basis der KPI ihre Ve­r­ant­wor­tungs­bere­iche zu steuern haben.

Keine Innovation ohne Planung

Es darf nicht erwartet werden, dass neue Ideen und In­no­va­tio­nen von selbst, also ohne Planung entstehen. Innovative Unternehmen pflegen eine offene Un­ternehmen­skul­tur, die alle Un­ternehmensfunk­tio­nen einbezieht. Die Pro­duk­ten­twick­lung gehört zu einem der wichtigsten un­ternehmensübergreifenden Kern­prozesse, deren Er­fol­gsindika­toren ebenfalls Eingang in das Man­age­ment-In­for­ma­tion­ssys­tem finden. Zur Steuerung des In­no­va­tion­sprozesses werden häufig Tech­nolo­gie-Roadmaps eingesetzt. Das Ideen­man­age­ment ist un­ab­d­ing­bare Führungsauf­gabe.

Die Führungskräfte­beurteilung

Die Un­ternehmen­spla­nung ist der Aus­gangspunkt aller individuell abgeleit­eten Leis­tungsziele. Ein Man­age­ment-Beurteilungssys­tem muss sich daran orientieren. Erzielte Leistungen können erst nach der Re­al­isierung tatsächlich überprüft werden, in der Regel nach Ablauf der Geschäftsperiode. Während im Controlling mit Plan­re­vi­sio­nen und Forecasts die laufende Un­ternehmenss­teuerung erfolgt, geht es im Beurteilungs­ge­spräch mit dem betroffenen Manager um die so genannte erkennbare Gesamtleis­tung, wobei regelmäßig vom Orig­i­nalplan ausgegangen wird. Die Beurteilung des Managers erfolgt im Hinblick auf die über einen längeren Zeitraum hinweg beobacht­bare Leis­tungsen­twick­lung.

„Viele Manager empfinden die während der Planung stat­tfind­ende allseitige Prognosewut als arge Belastung.“

Ein Führungsin­for­ma­tion­ssys­tem beinhaltet die notwendigen In­for­ma­tio­nen für die in­di­vidu­elle Leis­tungsqual­i­fika­tion. Dazu werden in der Praxis, ausgehend von den Planzielen, so genannte Erfüllungs­band­bre­iten definiert. So ergibt beispiel­sweise eine Ziel­er­re­ichung von mehr als 110 % fünf Punkte, eine Erreichung zwischen 105 und 110 % vier Punkte usw. Die Definition solcher Bandbreiten ist notwendig, um exzessiven Diskus­sio­nen zur Ursache von Plan­ab­we­ichun­gen vorzubeugen.

„Eine Planzahl ist als Wegweiser und nicht als Einbahnstraße zu verstehen. Pla­nungstreue soll nicht den Erfolg gefährden, wenn Flexibilität gefragt ist.“

Die Einführung eines Management by Objectives setzt Un­ternehmen­spla­nung, ein Man­age­ment­berichtswe­sen und eine Leis­tungs­beurteilung voraus. Für Letztere sollten während des Jahres Kon­trollge­spräche geführt werden: Das erste Gespräch dient der Selb­stein­schätzung der Leistung im abge­laufe­nen Jahr, das zweite ist ein persönliches En­twick­lungs­ge­spräch, das die mehrjährige strate­gis­che Planung the­ma­tisiert, und das dritte beinhaltet den persönlichen Führungs­beitrag auf Basis der operativen Planung des Folgejahres.

„Neue Mi­tar­bei­t­erideen sind kein Fallobst, das einge­sam­melt werden muss.“

Neben der Erfassung der rein quan­ti­ta­tiven Leistung mithilfe von Erfüllungs­band­bre­iten geht es bei der Beurteilung des Managers auch um eine Ver­hal­tens­analyse, die die qual­i­ta­tiven Er­fol­gs­fak­toren seines Führungsver­hal­tens berücksichtigt. Dazu muss der Vorgesetzte des zu beurteilen­den Managers relevante Beispiele aus dessen alltäglichem Führungsver­hal­ten kennen. Die Analyse erfolgt anhand er­fol­gsrel­e­van­ter Kriterien. Das sind u. a. Motivation, Innovation, Ve­r­ant­wor­tungs­del­e­ga­tion und Er­fol­gskon­trolle, aber auch Information und Kom­mu­nika­tion.

„Die Förderung neuer Ideen und innovativer Prozesse sind un­verzicht­bare Elemente moderner Man­age­men­tkul­tur und Un­ternehmensführung.“

Ob die Ergebnisse der Leis­tungs­beurteilung schließlich ihren Nieder­schlag im Man­agereinkom­men finden, bleibt den einzelnen Unternehmen überlassen. Mo­ti­va­tions- und Leistungsförderung kann auch auf viele andere Arten stattfinden. In Einzelfällen werden variable Vergütungen angeboten, um das Risiko hoher Fixkosten bei den Löhnen zu minimieren.

Best Practices

Man­age­mentleis­tun­gen sind allgegenwärtig und beanspruchen enormen zeitlichen und qual­i­ta­tiven Aufwand. Aus diesem Grund erscheint es nur fol­gerichtig, dass viele Unternehmen sich nach ähnlichen Partnern umsehen, um Vergleiche anzustellen und von den Besten zu lernen. Bei einem Best-Prac­tice-Ver­gle­ich des Ideen­man­age­ments besticht die Deutsche Bahn mit ihrem Ansatz: Anstelle eines chaotischen und fehleranfälligen be­trieblichen Vorschlagswe­sens wurde ein neuer Prozess zur Förderung der Innovation initiiert: Man rief regionale Ideen­man­age­ment-Teams ins Leben, deren Mitglieder kon­tinuier­lich qual­i­fiziert werden und sich vollständig der Ideenförderung widmen können. Das Ideen­man­age­ment erhielt dadurch den ihm gebührenden hohen Stellenwert.

Über den Autor

Peter Maier ist Gründer und CEO eines in­ter­na­tionalen Con­sult­ingnet­zw­erks. In seinen Büchern setzt er sich vor allem mit Prob­lem­stel­lun­gen einer länderübergreifenden Managertätigkeit auseinander.