Winning the Loser’s Game

Buch Winning the Loser’s Game

Zeitlose Strategien für Ihre erfolgreiche Geldanlage

Campus,


Rezension

In­vest­ment­ex­perte Charles D. Ellis wirft in seinem Werk einige angeblich allgemeingültige An­lageregeln über den Haufen. Es genügt seiner Meinung nach durchaus, nur einmal pro Quartal die Aktienkurse zu überprüfen. Das Geheimnis einer gewinnträchtigen Kap­i­ta­lan­lage liegt laut Ellis in einem langfristi­gen Zei­tho­r­i­zont und in der strikten Vermeidung von Fehlern. Die Thesen leuchten ein, zudem ist das Buch leicht verständlich geschrieben und dennoch faktenreich. Ellis begründet schlüssig, warum die Buy-and-hold-Strate­gie, also das Kaufen und Liegen­lassen solider Div­i­den­den­ti­tel, sich auszahlt. Besonders kritisch setzt sich der Autor mit aktiv gemanagten In­vest­ment­fonds auseinander. Auch ältere Menschen, so Ellis, sollten ihr Vermögen keinesfalls in kon­ser­v­a­tive Anlagen umschichten. Aktien seien selbst im Alter die richtige Wahl, schlicht weil sie langfristig eine höhere Rendite abwerfen als festverzinsliche Wertpapiere. Genüsslich nimmt der Autor die Strategie „buy low, sell high“ auseinander und warnt Pri­vatan­leger dringend vor dem Versuch, mit Mark­t­beobach­tung zum An­lageer­folg zu gelangen. BooksInShort meint: ein lesenswertes Gegengewicht zum üblichen „Al­tersvor­sorge leicht gemacht“-Einerlei der Fi­nanz­di­en­stleis­ter.

Take-aways

  • Fonds­ge­sellschaften wecken bei den Kunden Hoffnungen, die nicht erfüllt werden können. Ihre Performance ist lausig.
  • 85 % der Fonds­man­ager schneiden schlechter ab als ihr Ver­gle­ichsin­dex, wenn die gesamten Kosten des aktiven Fonds­man­age­ments berücksichtigt werden.
  • Wer in schwierigen Zeiten Aktien verkauft, läuft Gefahr, die besten Tage an der Börse zu verpassen – mit fatalen Folgen für die Gesamtren­dite.
  • Eine gute Methode zur Verbesserung des An­lageer­folgs ist die Vermeidung bestimmter Fehler.
  • Wer langfristig erfolgreich sein will, setzt auf Indexfonds. Das spart Zeit, Kosten und Mühen.
  • Die meisten Vermögen werden vernichtet, weil zu viel geliehenes Geld eingesetzt wurde.
  • Alternativ zu einem Indexfonds sind Exchange Traded Funds (ETFs) zu empfehlen.
  • Anleihen rentieren im Schnitt mit 5 %, Aktien dagegen mit rund 10 %. Je größer der Ak­tien­an­teil, desto höher fällt die Gesamtren­dite auf lange Sicht aus.
  • Vorsicht vor Inflation: Bei einer In­fla­tion­srate von 3 % ist die Kaufkraft unseres Geldes nach 24 Jahren halbiert.
  • Allerorten wird Älteren geraten, in defensive Investments umzuschichten. Tun Sie das nicht! Aktien sind immer die erste Wahl.
 

Zusammenfassung

Ein Spiel für Verlierer

Die meisten In­vest­ment­fonds schaffen es nicht, den Markt zu schlagen. Die Fonds­ge­sellschaften wecken bei den Kunden Hoffnungen, die nicht erfüllt werden können. Das hängt mit der Tatsache zusammen, dass sie als Institution Teil des Marktes sind. 85 % der Fonds­man­ager schneiden schlechter ab als ihr Ver­gle­ichsin­dex, wenn die gesamten Kosten des aktiven Fonds­man­age­ments berücksichtigt werden, also die Gebühren, Provisionen und Mark­t­ef­fekte der großen Transak­tio­nen. Die Kosten eines typischen Fonds betragen jeweils rund 1 % bei Kauf bzw. Verkauf einer Position. Hinzu kommt ein Aufschlag von 1,25 % für die Verwaltung. In der Summe kostet ein Fonds demzufolge 3,25 % pro Jahr. Es ist schwierig, diese Kosten in einem sehr effizienten Markt wieder here­inzu­holen. Der historische Marktertrag liegt bei 10 % Rendite. Will der Fonds dies ebenfalls schaffen, muss er demnach um 13,25 % zulegen. Einen Index wie den S&P 500 um ein Drittel zu übertrumpfen, gleicht einer Herkule­sauf­gabe. Wer also sein Geld Profis anvertraut, beteiligt sich an einem Spiel für Verlierer. Noch schlimmer steht es um die Ausbeute von Day-Tradern.

Probleme der Privat- und Profi­an­leger

Wir engagieren uns an den Wertpapiermärkten aufgrund von Anlässen, die nicht mit der Börse zu tun haben, sondern mit unseren persönlichen Umständen. Wir kaufen z. B. Aktien, weil wir geerbt oder einen hohen Bonus kassiert haben. Und wir verkaufen sie wieder, wenn Liquiditätsbedarf besteht, z. B. weil wir ein Haus bauen oder unser Kind mit dem Studium beginnt. Wegen dieser persönlichen Umstände zählen wir un­weiger­lich zu den Verlierern. Profi­an­leger dominieren den Börsenhandel zu 90 %, nur 10 % entfallen auf Pri­vatan­leger. Die Profis haben bessere In­for­ma­tion­squellen, sie nutzen Re­search-Di­en­ste sowie Nachrich­t­en­ter­mi­nals von Bloomberg und Reuters. Sie engagieren An­a­lysten­teams und haben erfahrene Führungskräfte. Ein gewichtiges Problem der hohen Tradin­gak­tivität ist, dass man leicht die besten Tage verpassen kann, wenn man sich aus Angst in einer schlechten Phase aus dem Markt treiben lässt. Rechnet man in der Zeit von 1980 bis 2008 die besten 30 Tage aus dem Gesamter­trag des S&P heraus, so schrumpft er um fast 40 % gegenüber einer Buy-and-hold-Strate­gie.

Der Schlüssel zum Erfolg liegt in der Fehlerver­mei­dung

Eine mögliche Methode zur Verbesserung des An­lageer­folgs ist die Vermeidung bestimmter Fehler: Oft suchen Anleger den schnellen Gewinn und gehen hierbei zu hohe Risiken ein. Dabei ist der langfristige Erfolg entschei­dend, nicht der kurzfristige. Je größer der Er­fol­gs­druck bei den Einze­lan­legern ist, desto enttäuschender fällt die Rendite aus. Eines der Kern­prob­leme ist, dass zu häufig getradet wird. Fi­nanzpro­fes­sor Terrance Odean von der University of California in Berkeley analysierte fast 100 000 Ak­tienorders von Kleinan­legern, die zwischen den Jahren 1987 und 1993 bei einem Dis­count-Bro­ker getradet hatten. Mit einem ernüchternden Resultat: Die gekauften Aktien verfehlten im Folgejahr im Schnitt um 2,7 Prozent­punkte die Mark­tren­dite, während die verkauften Papiere im Folgejahr um 0,5 Prozent­punkte den Markt übertrafen. Ähnlich enttäuschend fällt die Performance von Fonds­man­agern aus. Quintessenz: Verfolgen Sie unbedingt einen langfristi­gen Anlagestil. Achten Sie aber auch darauf, zu di­ver­si­fizieren; denn trotz sorgfältiger Auswahl kann es immer zu bösen Überraschun­gen kommen.

Die Lösung: Indexfonds

Wer langfristig erfolgreich sein will, setzt auf Indexfonds. Dieses An­lageve­hikel bildet den gesamten Markt ab. Und wer auf den Markt setzt, der kauft automatisch die Genies mit ein, denn sie sind Teil des Marktes. Dann haben Sie Gurus wie Warren Buffett, sein Geschäftspartner Charlie Munger, George Soros und all die Analysten der Wall Street ins Boot geholt. In einem Indexfonds haben Sie deren Expertise gebündelt. Die Gebühren der Indexfonds sind niedrig, die steuerliche Belastung gering. Im Gegensatz dazu sind die Kosten von Fonds­ge­sellschaften exorbitant hoch. Leider genießt das passive Investieren in einen Index nicht den Ruf, den es verdient, obgleich über längere Zeiträume deutlich mehr Gewinn zu er­wirtschaften ist, als die Mehrheit der Einze­lan­leger jemals erreichen kann. Vor allem sollten Sie sich überlegen, wie viel Zeit, Kosten und Mühen Sie sich sparen können. Mit Indexfonds müssen Sie das komplexe Spiel der Ak­tien­auswahl nicht mitmachen. Selbst Warren Buffett rät, über das so genannte Indexing nachzu­denken.

Die Risiken des Anlegers

Menschen handeln nicht immer rational. Wir setzen unser Geld im Kasino aufs Spiel oder lassen uns von Blasen beein­drucken. Wir nehmen kurzfristige Ereignisse tendenziell intensiver wahr als langfristige En­twick­lun­gen. Ständig suchen Menschen nach Bestätigungen bestimmter Thesen; Anleger richten oft die ganze Aufmerk­samkeit darauf. Die Wahrnehmung ist äußerst eingeschränkt, geradezu verzerrt. Immerzu glauben Anleger, mehr zu wissen, als es tatsächlich der Fall ist. Die folgenden Risiken sollten Sie vermeiden:

  • Zu wenig Einsatz: Zu wenig Einsatz entsteht dadurch, dass Renten oder Geld­mark­t­fonds im Portfolio überrepräsentiert sind.
  • Ungeduld: Eine Jahres­ren­dite von 10 % entspricht weniger als 1 % pro Monat. Bricht man die Entwicklung der Rendite auf einen Tag herunter, ist sie vernachlässigbar. Einmal im Quartal die Kurse zu prüfen, ist vollkommen ausreichend. Wer häufiger den Aktienkurs anschaut, befriedigt nur seine Neugier. Eine An­lageentschei­dung pro Jahr zu treffen, ist bereits zu häufig.
  • Vorsicht bei In­vest­ment­fonds: Wer sich trotz der hohen Kosten für einen Fonds entscheidet, sollte ihn mindestens zehn Jahre halten. Es sollte sich um einen Bund fürs Leben handeln. Die Krux ist nämlich, dass Anleger dazu neigen, In­vest­ment­fonds immer dann zu kaufen, wenn sie sich besonders gut entwickelt haben, während sie die An­teilss­cheine nach enttäuschenden Phasen abstoßen.
  • Zu viel Fremd­kap­i­tal: Die meisten Vermögen werden vernichtet, weil zu viel geliehenes Geld eingesetzt wurde.
  • Naiver Optimismus: Zu viel Hoffnung schadet bei Kap­i­ta­lan­la­gen nur. Bleiben Sie realistisch!
  • Stolz: Studien zeigen, dass sich Anleger immer wieder selbst überschätzen.
  • Emotionalität: Steigende und fallende Kurse bee­in­flussen die Gefühle und damit die Entschei­dun­gen.

Die Vorteile des Indexing

Da es nahezu unmöglich ist, im Voraus zu erkennen, welche Fonds­man­ager zu den 15 % gehören, die auf lange Sicht den Markt schlagen, entscheiden Sie sich lieber für einen Indexfonds – dann gehören Sie sicher zu den 15 % der Gewinner. Die Ver­wal­tungs­gebühren betragen nur 20 Basispunkte oder 0,2 % jährlich. Damit ist diese Anlageform äußerst kosten­ef­fizient. Die operativen Aufwen­dun­gen summieren sich beim Indexing auf lediglich fünf Basispunkte (0,05 %). Der Port­fo­lioum­satz ist überschaubar, dagegen werden aktive In­vest­ment­fonds schon mal zu 100 % jährlich umgedreht. Ein weiterer Vorteil: Ihr See­len­frieden. Sie brauchen nicht nervös oder besorgt zu sein.

„Unter dem Strich ist aktives Investieren stets mit einem negativen Vorzeichen behaftet.“

Alternativ zu einem Indexfonds sind Exchange Traded Funds, kurz ETFs, eine Überlegung wert. ETFs bilden ebenfalls einen Aktienkorb wie den S&P-500-Index nach und werden nicht von Fonds­ge­sellschaften angeboten, sondern an der Börse gehandelt. Es werden dann keine Gebühren fällig, aber dafür Mak­ler­pro­vi­sio­nen. Wer regelmäßig kleine Investments tätigt, sollte sich eher an Indexfonds halten; wer viel auf einmal investiert, kann ETFs kaufen. Nor­maler­weise investieren Anleger ihr Vermögen schw­er­punktmäßig in ihrem Heimatland. Um die Risiken zu reduzieren, sollten Sie daher einen ausländischen Indexfonds oder ETF ins Kalkül ziehen, sodass ihr Depot in­ter­na­tionaler aus­gerichtet ist. Europäer sollten die Hälfte des Portfolios außerhalb des EU-Währungsraums investieren.

Warum Aktien auf Dauer Anleihen schlagen

Anleihen rentieren im Schnitt mit 5 %, Aktien dagegen mit rund 10 %. Die höhere Ausbeute von Aktionären hängt mit höheren Risiken zusammen, die sie eingehen und für die sie entsprechend entlohnt werden möchten. Aus diesem Grund sollten Sie die Gewichtung Ihres Portfolios mit Bedacht wählen. Je größer der Ak­tien­an­teil, desto höher fällt die Gesamtren­dite auf lange Sicht aus. Die Gesamtren­dite eines Wertpapiers hat drei Be­standteile: den realen risikolosen Zins, den Aufschlag auf die risikolose Rendite als Ausgleich für die Ver­min­derung der Kaufkraft (Inflation) und den Aufschlag zur Entschädigung des Investors für das einge­gan­gene Risiko.

„Alle Investoren haben einen re­spek­te­inflößenden und allzu oft unterschätzten Feind: die Inflation.“

Der Zei­tho­r­i­zont des Investments ist eine entschei­dende Erfolgsgröße. Durch­hal­tev­ermögen kann aus einer un­at­trak­tiven Anlage ein reizvolles Investment machen. Wollen Sie Ihr Geld nur kurzfristig anlegen, sind Aktien nicht die richtige Wahl. Ein Tag, ein Monat, ein Jahr – das reicht für die Investition in Aktien nicht aus, denn die Ungewis­sheit ist zu groß. Es wäre Spekulation in Reinkultur. Konzen­tri­eren Sie sich auf lange Zeiträume. Der S&P 500 benötigte 16 Jahre, um seinen Höchststand aus dem Jahr 1966 wieder einzuholen. Noch mehr Zeit war nötig, um in­fla­tions­bere­inigt den Stand von 1929 wieder zu erreichen.

Warum die An­lage­poli­tik wichtig ist

Schreiben Sie Ihre langfristi­gen Ziele und Ihre An­lage­poli­tik auf. Damit schützen Sie Ihr Depot vor Ihnen selbst, denn so bleiben Sie auch in emotionalen Phasen rational. Sie vermeiden den Reflex, Ihre Positionen zu verkaufen, wenn sie stark gefallen sind. Rationale Menschen kaufen auch keinesfalls auf dem Höhepunkt des Marktes. Gegenteilig verhält sich die Masse: Wenn die Börse abrutscht und Aktien im Son­derange­bot zu haben sind, hört die Herde mit den Käufen auf und stößt ihre Papiere zu billigsten Preisen ab. Eine objektive Betrachtung der Ver­gan­gen­heit ist die beste Methode, die Märkte besser einschätzen zu können. Lesen Sie in einer Bibliothek einmal die Tageszeitun­gen aus den Jahren 1973, 1987, 1962, 1928/29, 1957, 2000 und 2008. Sie werden sehen, dass sich Bären- und Bullenmärkte stark ähneln. Stehen Sie den bunten Prospekten der Fonds­ge­sellschaft skeptisch gegenüber. Der Sta­tis­tik­ex­perte Barr Rosenberg rät beispiel­sweise, für eine schlüssige Per­for­mancemes­sung einen Zeitraum von 70 Jahren zu wählen. Nur so lasse sich feststellen, ob eine Überrendite von 2 % tatsächlich mit einer überlegenen An­lagev­er­wal­tung zu tun hat. Fonds­ge­sellschaften stellen jedoch gerne Anlagezeiträume von nur zwölf Monaten als außergewöhnliche Leistung dar – am liebsten tun sie das mit einer Ren­diteangabe von „etwa 27,58 %“. Die zwei Nachkom­mas­tellen wecken den Anschein der Legitimität und Genauigkeit.

Fazit für Pri­vatan­leger

Wir haben in unserem Ar­beit­sleben nicht viel Zeit, um Vorsorge für das Alter zu treffen. Unser größter Feind ist dabei die Inflation. Bei einer In­fla­tion­srate von 3 % halbiert sich die Kaufkraft unseres Geldes innerhalb von 24 Jahren. Für die Bürger ist das eine Her­aus­forderung. Vor allem Rentner leiden unter der Gelden­twer­tung, weil sie keine zusätzlichen Geldquellen haben. Wenn wir im Ar­beit­sleben stehen, haben wir oft andere Her­aus­forderun­gen zu meistern. Wir unterstützen unsere Familie sowie ältere Verwandte. Gle­ichzeitig möchten wir uns gegen Eventualitäten absichern. Besonders die Gesund­heitsver­sorgung im Alter ist ungewiss. Es wird zwar gebetsmühlenartig geraten, je älter man werde, desto mehr solle man in defensive Investments umschichten. Davon ist eindeutig abzuraten! Wir verzichten damit auf Rendite. Zudem wird gern übersehen, dass unser Zei­tho­r­i­zont ja über unseren Tod hin­aus­re­icht: Wir wollen schließlich den Erben ein Kap­i­talpol­ster hin­ter­lassen. Kurzum: Aktien sind immer die richtige Wahl.

Über den Autor

Charles D. Ellis ist Gründer von Greenwich Associates, einem Be­ratung­shaus für Fi­nanz­di­en­stleis­ter. Der Autor leitete den Branchen­ver­band der In­vest­mentin­dus­trie, das CFA Institute. Außerdem war er Vor­sitzen­der des In­vest­men­tauss­chusses der Universität Yale.